Lebensdaten
1870 – 1935
Geburtsort
Lindau im Bodensee
Sterbeort
Gießen
Beruf/Funktion
Dermatologe
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 119417863 | OGND | VIAF: 47571150
Namensvarianten
  • Jesionek, Albert
  • Jesionek, A.

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Zitierweise

Jesionek, Albert, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119417863.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Hieronymus (* 1829, kath.), franz. Sprachlehrer, S d. Albert in Scharzig Prov. Posen u. d. Maria Pyezaveka;
    M Elisabeth (* 1828, ev.), T d. Schiffsmeisters Matthäus Jundt in L. u. d. Catharine Rechsteiner;
    München 1906 Irmgard (1884–1944), T d. Pathologen Otto v. Bollinger ( 1909, s. NDB II); kinderlos.

  • Biographie

    J. studierte Medizin in Kiel, Tübingen und München, wo er 1894 promovierte und 6 Jahre Assistent am Städt. Krankenhaus war. Seit 1900 stellv. Oberarzt an der Hautklinik in München unter Posselt, habilitierte er sich 1901 und wurde 1906 zum ao. Professor ernannt. Im gleichen Jahr erhielt er den Ruf nach Gießen, dem 1918 die Ernennung zum o. Professor folgte. Hier wirkte J. als Direktor der Hautklinik bis zu seiner Emeritierung 1935. Die Leitung der Lupusheilstätte hat er bis zuletzt behalten.

    J., der früh die Bedeutung der Arbeiten von Doutrelepont und Finsen zur lichttherapeutischen Behandlung bei Lupus und Hauttuberkulose erkannte, hatte sich schon in München mit Tappeiner und Jodlbauer lichtbiologischen Studien zugewandt und 1904 die erste Bestrahlungslampe für Dermatosen vorgestellt. Mit der Berufung nach Gießen fanden diese Versuche zur Lichtbiologie und -therapie ihre systematische Fortsetzung. Bereits die ersten großen Monographien (Lichtbiologie, 1910; Lichtbiologie und Lichtpathologie, 1912), in denen J. zahllose Beobachtungen über Lichteinflüsse zusammentrug, zeigen deutlich seine biologische Grundauffassung, deren streng experimentelle Ausrichtung durch eine umfassende klinische Erfahrung ergänzt wurde. Zugleich Krönung und Programm seines Schaffens im Kampf gegen den Lupus war die 1913 in Gießen als Lichtheilstätte unter seiner Leitung eröffnete erste deutsche Lupusheilstätte, der 1914 der Neubau der Hautklinik folgte. Ausgehend von den Erfahrungen mit der Heliotherapie, denen Bernhard und Rollier in der Schweiz große Erfolge verdankten, sammelte J. hier durch seine über Finsen hinausgehende allseitige Lichtbehandlung in Form von Lichtbädern mit den nach ihm benannten Hallenlampen wichtige Erkenntnisse über die Lichteinwirkung bei Hauttuberkulose (Biologie der gesunden und kranken Haut, 1916). In diesem Rahmen entstand hier auch das erste klinisch-therapeutische Sonnenbad Deutschlands. Während der Kriegsjahre führte J. als fachärztlicher Beirat des 18. Armeekorps die Lichtbehandlung von Verletzungen und des Tetanus durch. Seit 1920 beschäftigte er sich in einer großen Zahl von Arbeiten mit der Immunitätsbiologie, wobei für ihn die Frage nach der Pathogenese der Hauttuberkulose im Vordergrund stand. Die Ergebnisse, die wie seine Arbeiten über die Heilwirkung der Tuberkuline und die in langen Versuchsreihen erprobte Diätbehandlung der Hauttuberkulose mit der Sauerbruch-Herrmannsdorfer-Gerson Kostform auf eine Verbesserung der Therapie abzielten, legte er nach schwerer Krankheit und unter großen persönlichen Opfern in seinem Buch „Tuberkulose und Haut“ (1929) vor, das er selbst als sein Lebenswerk bezeichnet hat. Trotz des therapeutischen Fortschritts der letzten Jahrzehnte bleibt es J.s Verdienst, der Heilkraft des Sonnenlichts innerhalb der Hauttuberkulose-Therapie einen Platz zugewiesen zu haben. Seine Anschauung von der Behandlung des gesamten Menschen und nicht nur des erkrankten Organs besitzt weiterhin Gültigkeit.

    Der mit Intuition begabte Forscher und scharfe Beobachter, der trotz glänzender Rhetorik zurückgezogen lebte und als Arzt sich im Dienst am Kranken verzehrte, war Ehrenmitglied mehrerer Gesellschaften und Träger der Bollinger-Plakette. Im Festband der „Strahlentherapie“ (1930) wurde dem verdienten Wissenschaftler und beliebten Lehrer, dessen Name im Gießener „Albert Jesionek-Krankenhaus“ fortlebt, zum 60. Geburtstag für seine Arbeiten zur Lichttherapie gedankt.

  • Literatur

    C. v. Eicken, in: Klin. Wschr. NF 15, 1936, S. 359;
    E. Hofmann, in: Dermatologica 73, 1936, S. 122 f.;
    E. Meyer, in: Schweizer. Med. Wschr. 66, 1936, S. 294 f.;
    W. Schultze, in: Strahlentherapie 55/56, 1936, S. 1 f.;
    ders., in: Münchener Med. Wschr. 83, 1936, S. 191 (P);
    A. Stühmer, in: Zs. f. Tuberkulose 74, 1936, S. 359 (P);
    R. Sommer, Erinnerungen an A. J., in: Nachrr. d. Gießener Hochschulges. 11, 1936/37, S. 29-34;
    R. M. Bohnstedt, Die dermatolog. Klinik, in: Festschr. z. 350-J.feier d. Univ. Gießen, 1957, S. 67 f. (P);
    C. Arold, Das A. J.-Krankenhaus, ebd., S. 79-81;
    H.-H. Eulner, Die Entwicklung d. med. Spezialfächer an d. Universitäten d. dt. Sprachgebietes, 1970, S. 247;
    Dt. Dermatologenkal., hrsg. v. E. Riecke, 1929, S. 105-07 (W-Verz.);
    Fischer (W).

  • Porträts

    Ölgem. (Gießen, Univ.-Hautklinik), v. O. Jung, 1915 (ebd., Albert-Jesionek-Krankenhaus).

  • Autor/in

    Jost Benedum
  • Zitierweise

    Benedum, Jost, "Jesionek, Albert" in: Neue Deutsche Biographie 10 (1974), S. 420 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119417863.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA