Lebensdaten
1902 – 1988
Geburtsort
Lahr (Schwarzwald)
Sterbeort
Heidelberg
Beruf/Funktion
Ingenieur ; Erfinder
Konfession
evangelisch
Namensvarianten
  • Wankel, Felix Heinrich
  • Wankel, Felix
  • Wankel, Felix Heinrich

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Zitierweise

Wankel, Felix, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz138980.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Rudolf (1867–1914 ⚔), Oberförster in Donaueschingen, Reserveoffz., S d. Heinrich (1827–1911),|Bijouteriefabr. in Pforzheim, u. d. Bertha Weber (1828–92);
    M Gertrud (Gerty) Heidlauff (1879–1934), aus L.;
    Lindau 1936 Emma (Emmi, Mi) Kirn (1905–75);
    kinderlos;
    Ov Theodor (1864–1932), Fabr., Privatier in Pforzheim;
    Schwager Arthur Kirn, Werkstattleiter d. Motorenversuchsanstalt d. Wankel-Versuchs-Werkstätten (WVW) in Lindau, Führer d. NSDAP-Ortsgruppe Lahr.

  • Biographie

    W. beendete die Gymnasialzeit 1921 und eine Ausbildung als Verlagskaufmann bis 1926 ohne Abschluß. Mit Jugendfreunden arbeitete er um 1920 in einer Heidelberger Hinterhofwerkstatt an der Optimierung starker Scheinwerfer, später reparierten sie in ihrer Freizeit Motorfahrzeuge. W. interessierte sich für Abdichtungsverfahren konventioneller Hubkolbenmotoren und seit etwa 1926 für die zu dieser Zeit völlig unklare Möglichkeit der Realisierung viertaktender Rotationskolbenmaschinen.

    Seit Anfang der 1920er Jahre in lokalen und regionalen völkisch-nationalistischen Jugendorganisationen und im Umfeld der NSDAP aktiv, eröffnete die Rüstungspolitik der Nationalsozialisten W. nach 1933 eine außergewöhnliche Karriere (Mitgl. d. NSDAP 1922, Ausschluß 1932, Obersturmbannführer d. SS 1940–42). 1936 finanzierte ihm das Reichsluftfahrtministerium ein eigenes Forschungsinstitut, die Wankel-Versuchs-Werkstätten (WVW) in Lindau, wo er bis 1945 an der Abdichtung leistungsstarker Motoren wie auch an seinem zweiten zentralen Interessengebiet, motorisierten Gleitflächenbooten mit geschlossener Kabine, forschte. Kontinuierliche Unterstützung sicherte ihm Hitlers zeitweiser Wirtschaftsberater und späterer Staatssekretär im Auswärtigem Amt, Wilhelm Keppler (1882–1960), den W. seit Ende der 1920er Jahre kannte. 1951 wurde er als „Mitläufer“ eingestuft.

    W.s nun als TES 51 (Technische-Entwicklungs-Stelle) bezeichnetes Büro erhielt zu dieser Zeit erste Aufträge aus der Automobilindustrie, nachdem er bereits seit 1934 Arbeiten an Flugzeugmotoren für BMW und Daimler-Benz ausgeführt hatte. Bald intensivierte er die Suche nach konstruktiven Möglichkeiten von viertaktenden Kreiskolbenmotoren. Eine 1954 entwickelte, vielversprechende Variante wurde in den folgenden Jahren in vereinfachter Form von den Neckarsulmer Motoren-Werken (NSU) realisiert. 1957 schloß W.s Geschäftspartner Ernst Hutzenlaub (* 1914) einen für beide äußerst günstigen Lizenzvertrag mit NSU. Bald darauf erwarben fast alle großen Motorenhersteller und Automobilfirmen weltweit Lizenzen auf die als zukunftsweisend angesehene Erfindung.

    Mit der öffentlichen Präsentation des Kreiskolbenmotors 1959 wurde W. schlagartig berühmt. Sein Forschungsinstitut wurde 1961 als „Technische Entwicklungsstelle“ (TES) in die Fraunhofer-Gesellschaft aufgenommen. In den 1960er Jahren trug W. mit seinen Forschungen zur Lösung der „Kinderkrankheiten“, insbesondere der materialtechnisch schwierigen Abdichtung der rotierenden Brennkammern, des NSU/Wankelmotors bei. Einfluß auf Entscheidungen für die Massenproduktion von Fahrzeugen mit Kreiskolbenmotor, als deren berühmtestes Beispiel die avantgardistische Mittelklasselimousine NSU Ro 80 gilt, gewann er jedoch nie. Nachdem NSU 1969 unter dem Dach von VW mit Audi fusioniert worden war, wurde der Kreiskolbenmotor nicht mehr offensiv vermarktet. Als gewichtiger Nachteil galten spätestens seit der Ölkrise 1973 / 74 die vergleichsweise hohen Verbrauchswerte. 1981 stellte VW die Entwicklungsarbeiten ein. Dem japan. Lizenznehmer Mazda gelangen hingegen Verkaufserfolge, er stellte bis 2012 über 2 Mio. PKW mit Kreiskolbenmotor her. 1971 verkaufte W. seine Rechte an dem Motor an den engl. Mischkonzern „Lonrho“ und widmete sich in der Folge bis ins hohe Alter Prototypen seines Gleitflächenbootes „Zisch“.

    Öffentliche Beachtung fand W.s Engagement für den Tierschutz. Mit Bernhard Grzimek (1909–87) engagierte er sich bereits Mitte der 1970er Jahre für das Verbot von Legebatterien in der Hühnerhaltung. Die von ihm begründete „Felix-Wankel-Stiftung“ vergibt seit 1973 den „Felix-Wankel-Tierschutz-Forschungspreis“ zur Vermeidung von Tierversuchen.

    W. gilt aufgrund seiner eigensinnigen und streitbaren Persönlichkeit als idealtypische Verkörperung des genialen Erfinders, der ohne jegliche formale Ausbildung und abseits von gängigen Entwicklungspfaden über Jahrzehnte unbeirrt an der technischen Realisierung einer Idee arbeitet. Die wechselhafte Industriegeschichte des von ihm erfundenen Kreiskolbenmotors war vielfach Gegenstand der technikhistorischen Forschung; bis heute wird die Einschätzung als „gescheiterte“ oder „erfolgreiche“ Innovation ebenso kontrovers diskutiert wie die Gründe für den ausgebliebenen Siegeszug als Automobilantrieb.

  • Auszeichnungen

    |Ehrenzeichen d. Ver. Dt. Ingenieure (1969);
    Dr.-Ing. E. h. (TU München 1969);
    Gr. BVK (1970);
    Bayer. Verdienstorden (1973);
    Ehrenbürger d. Stadt Lahr (1981);
    Goldener Ehrenring d. Dt. Mus. (1986);
    Diesel-Medaille in Gold d. Dt. Inst. f. Erfindungswiss. (1986);
    Hon.professur d. Landes Baden-Württ. (1987);
    Werner v. Siemens-Ring (1987).

  • Werke

    W Einteilung d. Rotations-Kolbenmaschinen, 1963, komm. Neuaufl. 2011;
    zahlr. Patente.

  • Literatur

    |D. Korp, Der Wankelmotor, Protokoll e. Erfindung, 1975 (P);
    A. Knie, Technik- u. ind.pol. Probleme hochvermachteter Branchen, verdichtet in Biogrr. v. Erfindern, d. Bsp. F. W., in: Biogr. u. Technikgesch. hg. v. W. Füssl u. St. Ittner, BIOS, Zs. f. Biogr.forsch. u. Oral Hist., Sonderh. 1998, S. 189–97;
    U. Ch. Knapp, W. auf d. Prüfstand, Ursprung, Entwicklung u. Niedergang e. innovativen Motorenkonzeptes, 2006 (P);
    M. Popplow, F. W., mehr als e. Erfinderleben, 2011 (P);
    S. Becker, Spiel, Technik u. Krieg, Das „Maschinenspielkind“ F. W. u. d. NS 1918–1950, 2013 (P);
    Baden-Württ. Biogrr. I;
    Munzinger;
    Nachlaß: Technoseum Mannheim.

  • Autor/in

    Marcus Popplow
  • Zitierweise

    Popplow, Marcus, "Wankel, Felix" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 407-409 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz138980.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA