Lebensdaten
1758 – 1824
Geburtsort
Freiburg (Br.)
Sterbeort
Freiburg (Br.)
Beruf/Funktion
katholischer Theologe
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118764322 | OGND | VIAF: 13103239
Namensvarianten
  • Wancker, Ferdinand Geminian
  • Wanker, Ferdinand
  • Wancker, Ferdinandus Geminianus
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Zitierweise

Wanker, Ferdinand Geminian, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118764322.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus ursprüngl. salzburg. Fam., d. über Bayern 1710 n. F. einwanderte;
    V Johann, Wachswarenhersteller u. -verkäufer in F.;
    M Anna Strom;
    1 Schw.

  • Biographie

    Nach dem Besuch der Normalschule und des Stadtgymnasiums im vorderösterr. Freiburg (Br.) (seit 1806 Teil d. Ghzgt. Baden) immatrikulierte sich W. 1772 an der Phil. Fakultät der Univ. Freiburg, wo er sich umfangreiche Kenntnisse der Aufklärungsphilosophie aneignete (seit 1773 als Stipendiat d. Collegium Sapientiae). Sein anschließendes Theologiestudium stand seit 1776 im Zeichen der sog.

    Rautenstrauch’schen Studienreform. Nach dem theol. Studienabschluß als Bakkalaureus 1781 trat er in das Priesterseminar des Bm. Konstanz ein (Priesterweihe 25. 5. 1782). Es folgten kurze Tätigkeiten als Pfarreiseelsorger und Pädagoge. 1783–90 bekleidete W. das Amt des 1. Vizerektors des Freiburger Generalseminars und wurde kurz vor seiner theol. Promotion 1788 zudem als o. öff. Professor für Moraltheologie an die Univ. Freiburg berufen.

    W.s Antrittsvorlesung „Über die Ursachen, warum die Moral des Christenthums bei den Bekennern desselben so selten ihre herrlichen Früchte hervorgebracht hat“ (1798) ließ bereits einen wesentlichen Schwerpunkt seiner späteren wissenschaftlichen Werke erkennen: Das Verhältnis von Vernunft- und Offenbarungsmoral. Wachsendes Ansehen erwarb er durch sein Hauptwerk „Christliche Sittenlehre oder Unterricht vom Verhalten des Christen, um durch Tugend wahrhaft glücklich zu werden“ (2 T., 1794), das – nach staatlichen Vorgaben aus der Zeit Josephs II. ausgearbeitet – rasch zu einem offiziellen Lehrbuch avancierte. Während die 1. Auflage noch ganz im Stil einer aufklärungsnahen Vollkommenheits- bzw. Glückseligkeitsmoral verfaßt ist, gelten die späteren Ausgaben (²1803 / 04, ³1810 / 11) als stark überarbeitete und von Immanuel Kants kritischen Hauptschriften deutlich beeinflußte Neufassungen.

    W.s postum erschienene „Vorlesungen über Religion“ (1828) lassen hingegen wieder eine gewisse Distanz zu Kant und eine Annäherung an theozentrische Tendenzen der Übergangszeit zur Romantik erkennen (z. B. an Johann Michael Sailer, 1751–1832).

    W.s hohes Ansehen manifestierte sich auch in seinen Ämtern. So fungierte er u. a. seit 1800 als Zensor für theologische Schriften, war achtmaliger Dekan der theol. Fakultät, Prorektor der Universität und Leiter zweier Stiftungen (u. a. seit 1811 Dir. d. Heinrich Sautier’schen Stiftung). 1823 leitete der bad. Ghzg. Ludwig I. eine diplomatische Initiative ein, um W. als Erzbischof des neuen Ebm. Freiburg vom Papst bestätigen zu lassen. Pius VII. wies jedoch den Bestätigungsantrag ab.

    W.s Tod ließ Überlegungen zu einer Revision hinfällig werden. Theologiegeschichtlich bedeutend wurde W. v. a. durch seine intensive Auseinandersetzung mit zeitmächtigen philosophischen Ansätzen auf der Höhe des wissenschaftlichen Standards seiner Zeit, um sie für eine Neufundierung theologischer Ethik fruchtbar zu machen.

  • Auszeichnungen

    |ghzgl. bad. Geistl. Rat (1811).

  • Werke

    Weitere W Vorlesungen über Rel. n. Vernunft u. Offenbarung f. Akademiker u. gebildete Christen, 1828;
    Ges. Schrr., hg. v. W. Weick, 4 Bde., 1830–33 (Biogr. in Bd. 4).

  • Literatur

    |ADB 41;
    E. Münch, F. W., Prof. d. Moral u. designierter Ebf. v. Freiburg, in: ders., Biogr.-hist. Stud., 1836, Bd. 2, S. 257–312;
    W. Heinen, Die Anthropol. in d. Sittenlehre F. G. W.s (1758–1824), 1955;
    H. J. Münk, Der Freiburger Moraltheol. F. G. W. (1758–1824) u. I. Kant, Hist.-vgl. Stud. unter Berücksichtigung weiteren Phil.-theol. Gedankenguts d. Spätaufklärung, 1985, ²2006 (W-Verz., L);
    ders., Zur theol.-eth. Rezeption d. Pflichtenkreislehre in d. theresian.-josephin. Stud.reform, in: Gliederungssysteme angew. Ethik, Ein Hdb., hg. v. W. Korff u. M. Vogt, 2016, S. 544–95;
    LThK³;
    Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L);
    ÖBL.

  • Porträts

    |Punktierstich v. G. F. Vogel, 1819 (Platte: München, Staatl. Graph. Slg.);
    Grabmal v. J. A. Knittel, Freiburg (Br.), Alter Friedhof.

  • Autor/in

    Hans J. Münk
  • Zitierweise

    Münk, Hans J., "Wanker, Ferdinand Geminian" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 409 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118764322.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Wanker: Ferdinand Geminian W., katholischer Theologe, geboren zu Freiburg im Breisgau am 1. October 1758, daselbst am 19. Januar 1824. Er studirte als Stipendiat des Collegium sapientiae von 1777 an zu Freiburg Theologie, bestand nach Vollendung seiner Studien die Rigorosa, wurde am 23. Mai 1782 zu Konstanz von dem Fürstbischof Max Christoph v. Rodt zum Priester geweiht, war kurze Zeit Vicar zu Feldkirch bei Freiburg, dann Erzieher eines jungen Adeligen zu Freiburg, dann Pfarrer der der Universität gehörenden Pfarrei Wendelsheim. Am 3. October 1783 wurde er zum Subrector des von der österreichischen Regierung errichteten Generalseminars ernannt und hatte als solcher die homiletischen und katechetischen Uebungen zu leiten und den liturgischen Unterricht zu ertheilen. 1788 wurde er zum Professor der Moraltheologie an der Universität ernannt. Seine am 9. October gehaltene Antrittsrede ('über die Ursachen, warum die Moral des Christenthums bei den Bekennern desselben so selten ihre herrlichen Früchte hervorgebracht hat') ist in S. Ruef's Freiburger Beiträgen abgedruckt. Bald darauf ließ die Regierung, wie bei anderen Fächern, so auch für die Bearbeitung eines Lehrbuches der Moraltheologie eine öffentliche Einladung ergehen. Der von W. vorgelegte Entwurf, obschon in deutscher Sprache abgefaßt, erhielt die Approbation und W. im Juni 1793 den Auftrag, denselben als bei den theologischen Lehranstalten einzuführendes Compendium auszuarbeiten. Die „christliche Sittenlehre“ erschien zuerst in zwei Bänden zu Ulm 1794, in zweiter Auflage 1803, in dritter 1810, in vierter 1836. 1804 erschien die kleine Schrift „Ueber Vernunft und Offenbarung in Hinsicht auf die moralischen Bedürfnisse der Menschheit“, 1806—1810 lieferte W. einige Beiträge für das Wessenberg’sche Archiv des Bisthums Konstanz: „Ueber die Verbindung der wissenschaftlichen mit der sittlichen Cultur der Geistlichen“ (1806), „Beiträge zur Geschichte der Polygamie und der Ehetrennungen“ (1810). Ein größeres Werk, „Vorlesungen über Religion nach Vernunft und Offenbarung. Für Akademiker und gebildete Christen', erschien erst 1828 nach dem Tode Wanker's. Eine Gesammtausgabe seiner Schriften veröffentlichte Fr. Weick 1830—33 in vier Bänden: die zwei ersten Bände enthalten die Sittenlehre, der dritte die „Vorlesungen“, der vierte die kleinen Schriften und eine Biographie. — Das Gutachten der Freiburger theologischen Facultät vom Jahre 1794 über die Amtsverrichtungen der französischen Geistlichen, die den Verfassungseid geleistet (herausgegeben von H. Amann, Freiburg 1832) ist von W. als Decan zuerst unterzeichnet, aber nicht von ihm verfaßt. Unter dem 4. December 1806 sandten Prorector und Consistorium an den Großherzog eine Vorstellung gegen den Plan, J. L. Hug und Bernard Boll von der Freiburger Universität zu entfernen, um für die von Heidelberg dahin versetzten Professoren Dereser und Schmitt Platz zu machen. Die Vorstellung, die Erfolg hatte, war von W. als Decan der theologischen Facultät verfaßt. — Von 1811 bis zu seinem Tode war W. Director der H. Sautter’schen Stiftung (s. A. D. B. XXX, 423), der er auch ein Capital vermachte. 1810 veröffentlichte er eine „Nachricht von der Sautter’schen Stiftung zu Freiburg“.

    Als es sich um die Besetzung des neu errichteten Erzbisthums Freiburg handelte, forderte die badische Regierung die Landdecane auf, drei Candidaten zu bezeichnen. Sie bezeichneten an erster Stelle Wessenberg, an zweiter W. Nachdem Wessenberg vom Papste verworfen worden, schlug die Regierung im J. 1822 W. vor. Auch ihm wurde anfangs in Rom die Bestätigung verweigert, weil man an der Wahl durch die Decane Anstoß nahm, dann aber auch, weil man W. beschuldigte, er habe das erwähnte Gutachten von 1794 verfaßt und er habe|zu der Frankfurter Kirchenpragmatik seine Zustimmung erklärt. W. erklärte, er habe sich zu nichts bekannt und werde sich zu nichts bekennen oder verpflichten, was der Papst bei den Verhandlungen mit den vereinten Höfen und Rom verwerfe. W. würde allem Anscheine nach schließlich in Rom bestätigt worden sein, starb aber vor dem Ende der Verhandlungen.

    • Literatur

      J. L. Hug, Rede auf Herrn Wanker, Director u. Professor der Theologie, Großh. Geistl. Rath und bestimmten Erzbischof, Freiburg 1824. — E. Buchegger im Freiburger Kirchenlexikon 11, 808. —
      F. Koessing in Weech's badischen Biographien 2, 423. —
      J. König im Freiburger Diöcesan-Archiv 10, 110, 269, 289, 299. —
      Longner, Oberrheinische Kirchenprovinz, S. 519, 548. — Katholische Zustände in Baden 1841, S. 37.

  • Autor/in

    Reusch.
  • Zitierweise

    Reusch, Heinrich, "Wanker, Ferdinand Geminian" in: Allgemeine Deutsche Biographie 41 (1896), S. 157-158 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118764322.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA