Kaiser, Hermann
- Lebensdaten
- 1885 – 1945
- Geburtsort
- Remscheid
- Sterbeort
- Zuchthaus Berlin-Plötzensee
- Beruf/Funktion
- Widerstandskämpfer ; Offizier ; Pädagoge ; Gymnasiallehrer
- Konfession
- evangelisch-lutherisch
- Normdaten
- GND: 119112027 | OGND | VIAF: 37719562
- Namensvarianten
-
- Kaiser, Hermann Friedrich Paul
- Kaiser, Hermann
- Kaiser, Hermann Friedrich Paul
- Caiser, Hermann
- Caiser, Hermann Friedrich Paul
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Kaiser, Hermann Friedrich Paul
1885 – 1945
Widerstandskämpfer, Offizier
Als nationalkonservativ orientierter Beamter und Offizier begrüßte Hermann Kaiser die nationalsozialistische Machtübernahme, ehe er seit 1934 eine oppositionelle Haltung zum NS-Regime einnahm. Seit Juni 1940 im Stab des Chefs der Heeresrüstung und Befehlshaber des Ersatzheeres, Friedrich Fromm (1888–1945), eingesetzt, wurde Kaiser ein wichtiger Vermittler zwischen dem militärischen und zivilen Widerstand. Nach dem von ihm mit vorbereiteten Attentat auf Adolf Hitler (1889–1945) vom 20. Juli 1944 wurde er im Januar 1945 zum Tode verurteilt und hingerichtet.
Lebensdaten
Hermann Kaiser, BSB / Bildarchiv / Fotoarchiv Hoffmann (InC) -
Autor/in
→Bernhard R. Kroener (Schallstadt-Mengen) / Peter M. Kaiser (Hameln)
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Zitierweise
Kroener, Bernhard R. / Kaiser, Peter M., „Kaiser, Hermann“ in: NDB-online, URL: https://www.deutsche-biographie.de/119112027.html#dbocontent

Kaiser wuchs in Wiesbaden und seit 1901 in Kassel auf, wo er 1903 das Abitur erhielt. Anschließend studierte er in Halle an der Saale, seit 1909 in Göttingen neben Mathematik und Physik auch Geschichtswissenschaft, Kunstgeschichte und Sport. Seit 1912 arbeitete er als Lehrer am Realgymnasium an der Oranienstraße (heute Oranienschule) in Wiesbaden. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 rückte Kaiser als Offiziersanwärter mit dem 1. Nassauischen Feldartillerieregiment „Oranien“ Nr. 27 an die Westfront, wurde rasch in den Adjutantendienst übernommen und diente seit Juni 1915 als Regimentsadjutant an der russischen und rumänischen Front, später als Ordonnanzoffizier in der 76. Artilleriebrigade. Hier kam er mit seinem späteren Vorgesetzten, dem Brigadeadjutanten Friedrich Fromm (1888–1945), in Kontakt.
Nach Kriegsende kehrte Kaiser als Studienrat an seine alte Wirkungsstätte in Wiesbaden zurück. Nationalkonservativ eingestellt, stand er der parlamentarischen und liberalen Demokratie der Weimarer Republik ablehnend gegenüber und befürwortete eine von ihm idealistisch überhöhte gesellschaftliche Wehrhaftmachung im Geist der Befreiungskriege von 1813 sowie die Rückgewinnung der durch den Vertrag von Versailles verlorenen Gebiete. Auch aufgrund seines antibolschewistischen Denkens begrüßte Kaiser die nationalsozialistische Machtübernahme und trat im Mai 1933 in die NSDAP ein, ehe ihn der sog. Röhm-Putsch 1934 und die staatlichen Angriffe auf die christlichen Kirchen zunehmend in Distanz zum NS-Regime brachten.
Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs als Oberleutnant der Reserve und Regimentsadjutant beim Kavallerieregiment 6 in Darmstadt verwendet, wurde Kaiser im Juni 1940 auf Betreiben Fromms als Kriegstagebuchführer in den Stab des Chefs der Heeresrüstung und Befehlshaber des Ersatzheeres versetzt. Hier hatte er die Aufgabe, nach Maßgabe seines Vorgesetzten Fromm der nächsthöheren Führungsebene Rechenschaft über die getroffenen Entscheidungen seiner Dienststelle abzulegen. Seine Tätigkeit ermöglichte es Kaiser, mit anderen Mitarbeitern des Stabs, darunter Claus Schenk Graf von Stauffenberg (1907–1944), in Kontakt zu treten und auf diese Weise ihre Einschätzung zum Kriegsverlauf zu erkunden. Ende 1940 kam er zudem in Kontakt mit Friedrich Meinecke (1862–1954), wenig später mit Ludwig Beck (1880–1944) und Carl Goerdeler (1884–1945).
Infolge der militärischen Krise an der Ostfront im Herbst 1941 entwickelte sich Kaiser zu einem Netzwerker des Widerstands. Seit Anfang 1943 vermittelte er geschickt zwischen den unterschiedlichen Positionen und führenden Persönlichkeiten des zivilen und militärischen Widerstands. Kaisers schwierigste Aufgabe bestand darin, gesprächsweise in Erfahrung zu bringen, welche Offiziere sich für eine mögliche widerständige Tätigkeit eigneten. Dabei exponierte er sich so weit, dass eine im Sommer 1943 gegen ihn gerichtete Denunziation wegen „Wehrkraftzersetzung“ nur durch das Eingreifen Fromms und des Stadtkommandanten von Berlin, Paul von Hase (1885–1944), abgewendet werden konnte.
Von den zivilen Verschworenen für das Amt des Staatssekretärs im Kultusministerium vorgesehen, wurde Kaiser von Stauffenberg als Verbindungsmann zum Generalkommando seines Heimatwehrkreises XII (Wiesbaden) eingesetzt. Am 20. Juli 1944, dem Tag des Attentats auf Adolf Hitler (1889–1945), hielt er sich zu einem Familientreffen in Kassel auf, wo er am 21. Juli verhaftet wurde. Anschließend in der Berliner Gestapo-Zentrale sowie später in Berlin-Tegel inhaftiert, wurde Kaiser am 17. Januar 1945 vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und am 23. Januar im Zuchthaus Berlin-Plötzensee hingerichtet.
1903 | Mitglied der schlagenden Burschenschaft Alemannia auf dem Pflug zu Halle (heute Burschenschaft der Pflüger zu Halle in Münster) |
1914–1918 | Eisernes Kreuz II. und I. Klasse |
1914–1918 | Österreichisches Militärverdienstkreuz III. Klasse mit Schwertern und Kriegsdekoration |
Nachlass:
Privatbesitz Dr. Peter M. Kaiser.
Gedruckte Quellen:
Peter M. Kaiser (Hg.), Mut zum Bekenntnis. Die geheimen Tagebücher des Hauptmanns Hermann Kaiser 1941/1943, 2010.
Monografie:
Deutsche und französische Artillerie in der Schlacht bei Bertrix. 22. August 1914, hg. v. Eberhard von Reckow, 1937.
Herausgeberschaften:
Festschrift zur Erinnerung an die Weihe des Denkmals des I. Nassauischen Feldartillerie-Regiments Nr. 27 Oranien und seiner Kriegstruppenteile, 1934.
Aus der Kriegsgeschichte Deutscher Divisionen und des Oberkommandos der 10. Armee. Kriegserinnerungen von Mitkämpfern Nassauischer, Hessischer, Thüringischer und Rheinischer Truppen 1914–1918, 1940.
Ger van Roon, Hermann Kaiser und der deutsche Widerstand, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 24 (1976), S. 259–286. (Onlineressource)
Lothar Bembenek (Hg.), Dem Vaterland getreue bis in den Tod. Drei Wiesbadener Biografien: Jürgen Stroop, Dr. Hermann Kaiser, Dr. Hans Buttersack, 1989, S. 58–98.
Bernhard R. Kroener, Hermann Kaiser. Opposition aus konservativer Verantwortungsethik, in: Bernd Heidenreich/Sönke Neitzel (Hg), Der militärische Widerstand gegen Hitler. Der Beitrag Hessens zum 20. Juli 1944, 2005, S. 37–49. (P) (Onlineressource)
Gerhard Ringshausen, Drei Brüder. Heinrich, Hermann und Ludwig Kaiser, in: ders. Widerstand und christlicher Glaube angesichts des Nationalsozialismus, 2007, S. 261–300.
Peter M. Kaiser, Einleitung, in: ders. (Hg.), Mut zum Bekenntnis. Die geheimen Tagebücher des Hauptmanns Hermann Kaiser 1941/1943, 2010, S. 33–53.
Linda von Keyserlingk-Rehbein, Nur eine „ganz kleine Clique“? Die NS-Ermittlungen über das Netzwerk vom 20. Juli 1944, 2018.
Fotografien, 1905–1945, Abbildung in: Peter M. Kaiser (Hg.), Mut zum Bekenntnis. Die geheimen Tagebücher des Hauptmanns Hermann Kaiser 1941/1943, 2010, S. 19–32.