Lebensdaten
um 1420 – 1491
Geburtsort
Coesfeld (?)
Sterbeort
Münster
Beruf/Funktion
Maler
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118991175 | OGND | VIAF: 121651738
Namensvarianten
  • Koerbecke, Johann
  • Johann, Koerbecke
  • Coerbecke, Johann
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Zitierweise

Koerbecke, Johann, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118991175.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V wohl Hinrik (erw. 1435), Maler (?);
    M N. N.;
    1) N. N., 2) Elseke ( n. 1495);
    2 S.

  • Biographie

    Unter den Malern, die den Frührealismus in Westfalen eingeleitet haben, ist K. der bedeutendste. Er ist auch der erste in Münster nachweisbare Künstler, mit dem sich Werke namentlich in Verbindung bringen lassen. Neuere Forschungen machen es wahrscheinlich, daß K. etwas später als bisher angenommen geboren wurde und mit seinem Vater, der vielleicht sein Lehrherr war, frühzeitig nach Münster kam. 1443 ist er als wohnhaft in Münster mit seiner Frau zusammen nachweisbar. Die Stelle, an der K.s Wohnhaus stand, ist noch heute bekannt. Als angesehener Bürger hat er hier gelebt. Sein Name wird mehrfach als Zeuge und in Geldgeschäften genannt. Im Nekrolog des Zisterzienserklosters Marienfeld, wohl seines wichtigsten Auftraggebers, wird er als „Joannes Korbecke de Coesfeldia“ bezeichnet.

    In der Geschichte der westfälischen Tafelmalerei des 15. Jahrhunderts vertritt K. als erster den Stil, der eine Generation vor ihm in den südlichen Niederlanden von Malern wie Robert Campin, Jan van Eyck und Dirk Bouts eingeleitet worden war. Dafür zeugen schon die sicher noch in den 40er Jahren für das Augustinerinnenkloster Langenhorst im westlichen Münsterland entstandenen Altarflügel mit Passionsdarstellungen (Münster, Landesmuseum). Die Hinwendung zur Realität und zu den Details von Gewandung, Waffen, Landschaft läßt sich hier konstatieren. Kennzeichnend ist die leuchtende Farbigkeit vor dem traditionellen Goldgrund, ebenso wie die lebensvolle Charakteristik der Köpfe, die Erschließung des Raumes durch eine gefühlte, noch nicht konstruierte Perspektive und die frühlingshaft frische Wiedergabe der Landschaft.

    Die reife Leistung seines Lebens, soweit uns das Werk überliefert ist, stellen die Flügel des großen Altars dar, den er im Auftrage des Abts Arnold von Bevern (1443–77) für das begüterte Kloster Marienfeld im östlichen Münsterland um 1456/57 ausführte (heute in mehrere Länder verstreut).

    Den Mittelteil des Altars bildete ein (heute bis auf die Figur einer thronenden Muttergottes verlorener, im einzelnen nicht rekonstruierbarer) Reliquienschrein. Die Flügel sind in der in Westfalen üblichen Form innen und außen mit je vier Darstellungen bemalt. Von diesen 16 Bildern, die nach der Aufhebung des Klosters 1803 zerstreut wurden, sind noch 15 bekannt. Die Innenseiten stellten Szenen aus dem Leben Marias, der Patronin von Marienfeld, die Außenseiten Szenen aus der Leidensgeschichte Christi dar. Jene beginnen mit dem Tempelgang Marias und enden mit ihrer Himmelfahrt, diese beginnen mit der Gefangennahme Christi und enden mit seiner Auferstehung. Die Szenen aus der Passion Christi führen den Stil des Langenhorster Altars im Sinne des frühen Realismus weiter, während sich die Szenen aus dem Leben Marias eng an Stephan Lochners Spätwerk, den „Darbringungsaltar“ und teilweise auch an Konrad von Soests Spätwerk, den „Marienaltar“ in Dortmund, anlehnen. So erscheinen die Innenseiten konservativ in feierlicher Repräsentation, die Außenseiten dagegen modern im Sinne des Zeitstils.

    Vom späteren Werk K.s wissen wir nur wenig. Um 1470 mag ein Altar mit Szenen aus dem Leben Johannes des Täufers entstanden sein, dessen Mittelbild Christus und Johannes nebeneinander zeigt. Seitlich ist links die Taufe Christi durch Johannes, rechts die Enthauptung des Täufers mit Salome dargestellt (Münster, Den Haag). Eine Reihe von Altären muß der Werkstatt oder dem Umkreis K.s zugeordnet werden, etwa der Amelsbürener Altar (Münster, Landesmuseum), der Steinhagener Altar (Steinhagen bei Halle/Westfalen, Pfarrkirche) und der sogenannte Schlägler Altar (Cleveland/Ohio, Museum of Art).

  • Literatur

    J. Prinz, Urkundliches z. Gesch. d. Malerfam. K., in: Westfalen 26, 1941, S. 99;
    K. H. Kirchhoff, Maler u. Malerfamilien in Münster zw. 1350 u. 1534, ebd. 55, 1977, S. 101;
    P. Pieper, Kat. d. Ausstellung „Westfäl. Maler d. Spätgotik 1440-90“, 1952, Nr. 43-75;
    ders., Ein Johannesaltar v. J. K., in: Pantheon 21, 1963, S. 354;
    A. Stange, Dt. Malerei d. Gotik VI, 1954, S. 14;
    ders., Krit. Verz. d. dt. Tafelbilder vor Dürer I, 1967, Nr. 497-500;
    Kindlers Malerei Lex.;
    ThB.

  • Autor/in

    Paul Pieper
  • Zitierweise

    Pieper, Paul, "Koerbecke, Johann" in: Neue Deutsche Biographie 12 (1980), S. 373-374 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118991175.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA