Lebensdaten
um 1325 oder 1327 – 1380
Geburtsort
Leiden
Sterbeort
Leiden
Beruf/Funktion
Jurist
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118975552 | OGND | VIAF: 70425650
Namensvarianten
  • Philipp van Leiden
  • Philip von Leiden
  • Philippus von Leiden
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Philipp von Leiden, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118975552.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V N. N., Schöffe in L.;
    M N. N.

  • Biographie

    P.s Vater gehörte einer der führenden Familien von Leiden an. Jüngstes von 15 Kindern, wird P. urkundlich erstmals 1342 im Zusammenhang mit dem Erbe seines Vaters genannt. Man darf annehmen, daß er für den geistlichen Beruf bestimmt war und sich zunächst dem Studium der „artes“ zuwandte. Anschließend studierte er in Orléans kanonisches Recht, vermutlich aber auch einige Zeit Zivilrecht. 1349 wird er als „licentiatus in decretis“ bezeichnet. Seinen Lebensunterhalt bestritt er aus einer Reihe von Präbenden: 1357 erhielt er ein Kanonikat an der St. Marienkirche von Condé (Hennegau); es folgten weitere in Leiden (1366), Den Haag (vermutl. 1369) und Utrecht (1371). Seit 1352 war P. leitender Mitarbeiter in der Kanzlei des Grafen von Holland zu Den Haag. 1357 mit einer längeren Mission an den päpstl. Hof in Avignon betraut, hielt er seit 1365 an der juristischen Fakultät der Univ. Paris die Dekretalenvorlesung. Hier erwarb er 1369 auch den Doktorgrad im kanonischen Recht. Danach wieder in Leiden, wirkte P. als Schatzmeister im Kapitel von St. Pancras, an dessen Gründung 1366 er beteiligt war. 1371 unternahm er im Auftrag von Hzg. Albrecht eine weitere Legation an den päpstl. Hof in Avignon. Seit 1372 war er als Mitarbeiter des Bischofs von Utrecht tätig. Am 7.3.1372 machte P. in Utrecht sein Testament. Nach 1376 dürfte er sich in Leiden zur Ruhe gesetzt haben, wo er am 2.6.1382 sein Testament änderte. P. hinterließ eine umfangreiche, im 16. Jh. zerstreute Bibliothek von 42 Bänden, die in seinem ersten Testament beschrieben wird. Aufbewahrt in seinem Wohnhaus beim St. Peters-Friedhof in Leiden, sollte sie zum Studium bereitgehalten werden. Neben glossierten Textausgaben des röm. und kanonischen Rechts standen hier die Werke großer Rechtslehrer wie Henricus de Segusio (Hostiensis), Guillelmus Duranti (Speculator), Guido de Baysio (Archidiaconus) und Henricus Bohic, ferner liturgische Bücher für den persönlichen Gebrauch und u. a. auch die Dekretsumme des Huguccio, Boethius' „De consolatione philosophiae“, Statutenbücher von Utrecht sowie Handschriften seiner eigenen Werke.

    Von P.s Werken ist an erster Stelle sein „Tractatus de cura reipublicae et sorte principantis“ zu nennen. Dieses in den 1350er Jahren begonnene Hauptwerk wurde von der Geschichtswissenschaft lange fälschlich als eine Art Fürstenspiegel verstanden. Erst die Arbeiten von Feenstra haben deutlich gemacht, daß es sich um eine legistische Bearbeitung von römischrechtlichen Quellen handelt. Der 1. Teil (casus 1-34) beschäftigt sich mit den „Tres libri“ (Codex Justinians), der 2. Teil (casus 43-70) hat Texte aus dem „Authenticum“ (Novellen Justinians) zum Gegenstand. Diese beiden Blöcke bildeten wohl den ursprünglichen Kern des Werkes, während die weiteren Teile (casus 35-42 u. 71-85), in denen wiederum Fälle aus dem Codex Justinians behandelt werden, wohl in späteren Jahren hinzugefügt wurden. Das Werk ist dem jungen Herrscher Wilhelm V. gewidmet und enthält ca. 2100 Zitate aus den beiden „Corpora iuris“, ferner auch Teile eines älteren Fürstenspiegels („Speculum morale“ des Johannes Caligator, 1358). Es sollte vermutlich Wilhelm V. Hilfe zur Lösung aktueller rechtlich-politischer Streitfragen im Hinblick auf den Ausbau der Landesherrschaft in Holland bieten. Die Aussagen über|die Stellung des Fürsten sind zwar in erster Linie auf den antiken Staat bezogen, doch waren Vergleiche und Parallelen zum sich formierenden Territorialstaat des 14. Jh. sicher beabsichtigt.

  • Werke

    De cura reipublicae et sorte principantis: Editio princeps Leiden 1516 (diese Ausg. enthält auch d. v. P. selbst erstellten Kurzfassungen, d. „Tabula“ u. d. „Tractatus de formis et semitis reipublicae utilius et facilius gubernandae“.), krit. (aber verkürzte) Ausg. hg. v. R. Fruin u. P. C. Molhuysen, 1900 (Nachdr. 1915);
    Nachdr. d. Editio princeps v. 1516 mit e. Einf. v. R. Feenstra, 1971;
    Die hs. überlieferte Schr. „Exordium collegii Sancti Pancratii et quorum auxilio et qualiter collegium fuit institutum“ ed. v. P. Leupen (Appendix III, S. 245-58, s. L).

  • Literatur

    R. Fruin, Over P.s v. L. en zijn werk De cura reipublicae et sorte principantis, in: Verslagen en mededeelingen der Koninklijke Ak. van Wetenschappen, 1865, S. 220-86;
    H. Wilfert, P. v. L., Ein Btr. z. Vorgesch. d. modernen Staates, 1925;
    A. S. de Blécourt, P. v. L. en het zeventuig, in: Tijdschr. voor rechtsgeschiedenis 8, 1928, S. 336-58;
    J. M. J. Chorus, Over de receptie van Filips v. L. in de zeventiende eeuw, ebd. 58, 1990, S. 319-26;
    W. Berges, Die Fürstenspiegel d. hohen u. späten MA, 1938, S. 249-66 u. 348 f.;
    B. N. Leverland, P.s v. L., ca. 1328–1382, kanunnik van St. Pancras, zijn verwanten, zijn stichtingen, in: Jaarboekje voor geschiedenis en oudheidkunde van Leiden en omstreken 57, 1965, S. 61-94;
    R. Feenstra, P. of L. and his treatise De cura reipublicae et sorte principantis, 1970, wieder in: ders., Le droit savant au moyen âge et sa vulgarisation, 1986, Abschn. VI, S. 19-80 (Nachdr. d. Ausg. v. 1970) u. Addenda VI, S. 17-20;
    ders., P. v. L. en zijn bibliotheek, 1994;
    P. Leupen, P. of L., A Fourteenth Century Jurist. A Study of his Life and Treatise „De cura reipublicae et sorte principantis“, 1981;
    H.-J. Becker, in: HRG III. 1984, S. 1746-49;
    C. M. Cappon, in: Zestig juristen, 1987, S. 91-96;
    Lex. MA.

  • Autor/in

    Hans-Jürgen Becker
  • Zitierweise

    Becker, Hans-Jürgen, "Philipp von Leiden" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 388-389 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118975552.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Philipp von Leyden, Jurist, am 8. Juni 1380 in seiner Vaterstadt Leyden. Er stammte aus einer adligen Familie — sein Vater wird Petrus de filiis Gobburgi genannt —, studirte und docirte zu Orleans und Paris, hier von 1369 an als Doctor decretorum, wurde 1373 Generalvicar des Bischofs Arnold v. Hoorn von Utrecht, war auch Rath des Herzogs Albert von Baiern, welcher für seinen irrsinnigen Bruder Wilhelm als Grafen von Holland die Regentschaft führte (s. A. D. B. I, 230), und wurde von ihm einmal zu Papst Gregor XI. (1370—78) nach Avignon geschickt. Seine Bibliothek vermachte er dem Utrechter Capitel; der interessante Katalog derselben ist in der Hist. episcopatuum Foederati Belgii (von H. F. van Heussen, Antw. 1733) I, 469 abgedruckt. Seine Schriften wurden zuerst zu Leyden 1516 gedruckt, dann 1705 zu Amsterdam von Seb. Petzold herausgegeben, mit Notizen über sein Leben von Fr. van Vroede. Der Quartband enthält: „De cura reipublicae et sorte principantis“, 85 Rechtsfälle enthaltend (mit einer Widmung der Universität Orleans an den Grafen Wilhelm von Holland); eine „Compilatio brevis“ dieser Schrift, für Philipp's Bruder Peter geschrieben; einen kleinen „Tractatus de formis et semitis reipublicae utilius et facilius gubernandae“ nebst einer (einem Bernard zugeschriebenen) kleinen Abhandlung „De modo et regula rei familiaris facilius gubernandae“.

    • Literatur

      Foppens, Biblioth. belg. II, 1307. — Journal des Savans 34, 453.— Le Clerc, Biblioth. choisie I, 41.

  • Autor/in

    Reusch.
  • Zitierweise

    Reusch, Heinrich, "Philipp von Leiden" in: Allgemeine Deutsche Biographie 26 (1888), S. 72 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118975552.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA