Lebensdaten
erwähnt 1468, gestorben 1505
Sterbeort
Ulm
Beruf/Funktion
Maler
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118867172 | OGND | VIAF: 229395827
Namensvarianten
  • Schühlin, Hans
  • Schiechlin, Hans
  • Schielin, Hans
  • mehr

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen in der NDB Genealogie
Personen im NDB Artikel

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Schüchlin, Hans, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118867172.html [20.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V vermutl. Hans, erw. 1430-68 als Zimmermann in U.;
    M N. N.;
    N. N. Rebmann; Schwager Albrecht Rebmann, erw. 1474, aus Nürnberg, Maler in Rottenburg/Neckar (s. ThB);
    S Daniel, Lukas (Lux), Thoman, 1487-1510 alle als Maler in U. erw., vermutl. in d. Werkstatt d. Vaters tätig, Werke d. Söhne sind nicht nachweisbar, Jakob, erw. 1491 in U., 1523-28 Bildhauer in Stuttgart;
    Schwieger-S Bartholomäus Zeitblom (um 1455/60-1518/22, 1] Spes. T d. Friedrich Herlin, um 1430–1500, Maler in Nördlingen u. Rothenburg/Tauber, s. NDB VIII), Maler in U. (s. ADB 45; ThB; BBKL).

  • Biographie

    S., der als Maler ebenso Anstreicharbeiten, Faßmalereien und Vergoldungen übernahm, ist einer der namhaftesten Künstler Ulms in der zweiten Hälfte des 15. Jh. und stand dort einer der größten und produktivsten Werkstätten vor. Berühmt wurde er mit dem Tiefenbronner Hochaltarretabel von 1469 (Tiefenbronn, Pfarrkirche St. Maria u. Magdalena). In diesem Frühwerk zeigt er sich der Kunst des Meisters des Sterzinger Retabels, der sich am Niederländischen Realismus orientierte, stark verbunden. Der namentlich unbekannte, doch bemerkenswerte Ulmer Maler hatte 1456-59 mit Hans Multscher zusammen am Sterzinger Retabel gearbeitet. S. folgt stilistisch und technisch diesem Meister und verwendet identische Mustermodel, wie etwa mit Zinnfolie unterlegte Preßbrokatmuster. Neben dieser besonderen Eigenheit lassen sich auch weitere Musterentsprechungen nachweisen, was die Vermutung nahelegt, daß S. die Werkstatt seines Ulmer Lehrmeisters übernommen und in dessen Sinn weitergeführt hat.

    Von der ersten urkundlichen Nennung S.s bis zu seinem Tod 1505 ist ein steter gesellschaftlicher Aufstieg festzustellen. 1481 übernahm er neben Michel Erhardt und Paul Lebzelter die Bürgschaft für den Bildhauer Niklaus Weckmann, seit 1491 fungierte er abwechselnd als Spitalpfleger, Bettelherr, Ainunger, Ratsmitglied, Pfleger der Schützenbruderschaft und Pfarrkirchenbaupfleger. In der 1499 verfaßten Bestätigung der Lukasbruderschaftsordnung wird er als erster der namhaften Künstler Ulms in der Mitgliederliste aufgeführt und als alter Zunftmeister bezeichnet. Unumstritten ist die politische und die damit verbundene gesellschaftliche Stellung des Malers in der Reichsstadt. Es war wohl auch der Ruhm S.s, der es bewirkte, daß jüngere Maler wie Bernhard Strigel oder Hans Holbein nach Ulm kamen, um bei ihm zu lernen.

    S. erhielt viele unterschiedliche Aufträge, die nur noch urkundlich belegt sind. So lieferte er für die Marktkirche in Rottenburg (1474) und für Kloster Lorch (1495). Vermutlich trat der Maler Bartholomäus Zeitblom in den Betrieb seines Schwiegervaters ein, denn er spielte in seinen ersten Ulmer Jahren eine eher untergeordnete Rolle. Als sich S. mehr und mehr politisch in der Stadt engagierte, übernahm Zeitblom wohl die Führung der Werkstatt, signierte mit eigenem Namen aber erst 1494 am Kilchberger Retabel. Deshalb ist es auch plausibel, S., dessen Handschrift an einigen Tafeln des Blaubeurer Hochaltarretabels zu erkennen ist, als den verantwortlichen Meister dieses Retabels von 1493 anzusehen.

  • Werke

    Weitere erhaltene W Hausener Retabel, 1488 (Stuttgart, Württ. Landesmus.);
    vier Tafeln eines Marienretabels (München, Bayer. Staatsgem.slgg., Zweigmus. Kempten).

  • Literatur

    ADB 32;
    W. Boeck, Der Lauterbacher Altar, Ein Frühwerk d. H. S.?, in: Zs. f. Kunstgesch. 15, 1952, S. 128 ff.;
    A. Stange. Dt. Malerei d. Gotik 8, 1957, S. 13 ff.;
    E. Buchner, Eine Kaufbeurer Katharinenlegende, in: Die sieben Schwaben 6, 1956, S. 118-22;
    G. Piccard, Der Maler H. S. v. Ulm, in: Btrr. z. Landeskunde 2, 1969, S. 1-6;
    A. Stange, Krit. Verz. d. dt. Tafelbilder vor Dürer 2, hg. v. N. Lieb, 1970, S. 127 f.;
    D. Gfn. v. Pfeil, Die Stellung H. S.s in d. Ulmer Malerei, in: Meisterwerke massenhaft, Die Bildhauerwerkstatt d. Niklaus Weckmann u. d. Malerei in Ulm um 1500, Ausst.kat. Württ. Landesmus., Stuttgart 1993, S. 161-67;
    D. Gropp, Der Ulmer Hochaltar, Ein Gemeinschaftswerk v. Jörg Syrlin d. Ä. u. H. S.?, in: Michel Erhart u. Jörg Syrlin d. Ä., Spätgotik in Ulm, Ausst.kat. Ulmer Mus., 2002, S. 66-75;
    A. Moraht-Fromm, Das Maler-Kollektiv:|S., Zeitblom, Striegel, in: Kloster Blaubeuren, Der Chor u. sein Hochaltar, hg. v. A. Moraht-Fromm u. W. Schürle, 2002, S. 205 ff.;
    ThB;
    Dict. of Art.

  • Autor/in

    Daniela Gräfin von Pfeil
  • Zitierweise

    Pfeil, Daniela Gräfin von, "Schüchlin, Hans" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 628-629 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118867172.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Schüchlin: Hans S. (Schühlin, Schiechlin, Schielin), Maler in Ulm, geboren in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts, zu Anfang des Jahres 1505 (s. Klemm), hat eine ehrenvolle Stellung in der Kunstgeschichte des Mittelalters, obwohl die Zeit nur zwei inschriftlich bezeugte Werke von ihm übrig gelassen hat. Davon scheint das eine, ein Flügelaltar, den er zusammen mit seinem Schwiegersohn Barth. Zeitblom für die Kirche des Dorfes Münster bei Augsburg malte (jetzt Nr. 185 in der Nationalgalerie zu Pest), wegen „völliger Uebermalung“ für die Schätzung seiner Kunst kaum mehr in Betracht zu kommen; das andere, der Hochaltar, in dem Dorfe Tiefenbronn OA. Pforzheim, hat zu verschiedenen Zeiten wenigstens verständige Restauratoren gehabt. Auf den Außenseiten der Flügel sind die Verkündigung, die Heimsuchung, die Geburt Christi und die Anbetung der Könige dargestellt; die (gewaltsamer als die übrigen Tafeln restaurirte) Staffel zeigt das Brustbild Christi als Weltherrscher mit seinen Aposteln; in der Mitte des Schreines steht die Kreuzabnahme und Christi Leichnam auf dem Schooße Mariens in Holzschnitzerei; auf den|Innseiten der Flügel sind gemalt: die Verspottung Christi, die Kreuzschleppung, die Grablegung und die Auferstehung. Die Rückseite des Schreins ist, wie man annehmen muß, von Gehülfenhänden mit Brustbildern von vier Kirchenvätern und an der Wand mit sechs überlebensgroßen Heiligengestalten bedeckt. Auf der Hinterseite der Staffel steht: Anno dom̄i M.CCCCLXViiii Jare ward diszi daffel uff gesetz un̄ gantz usz gemacht zu ulm vō hannszē schüchlin mālern. Das Werk läßt erkennen, daß S. durch die Schule der Niederdeutschen und Niederländer gegangen ist, aber auch die fränkische Kunst ist dem Meister, der einen Schwager in Nürnberg hatte, nicht fremd geblieben. Doch verstand er es, gegenüber von allen diesen Einflüssen seine künstlerische Eigenart zu wahren. Ungezwungen in der Composition, reich an edlen und anmuthigen Gestalten, maßvoll und mild im Ausdruck jeder Empfindung, mit zarten Farben auch malerisch zur Rührung stimmend, üben diese Bilder eine ergreifende Wirkung aus und verlohnen für sich allein eine Wallfahrt nach der auch sonst an Kunstschätzen reichen Kirche. Je schneller dieser Altar seit seiner Entdeckung und sofort richtigen Würdigung durch Karl Grüneisen (s. das Cottaische Kunstblatt Jahrg. 1840 S. 413 f.) ein Liebling der Kunstfreunde und Forscher geworden war, um so näher lag alsbald der Wunsch, weitere Werke dreses Meisters aufzufinden. Jedoch seine harmonische, weder mit guten noch mit schlimmen Sonderzügen scharf ausgestattete Künstlernatur scheint die Wiedererkennung seiner Werke zu erschweren. Janitschek in seiner vortrefflichen Charakteristik Schüchlin's (Geschichte der deutschen Malerei S. 256 ff.) nennt als Arbeiten, die „stilistisch auf ihn weisen“, nur die große Kreuzigung in St. Georg zu Dinkelsbühl — „wahrscheinlich früher als das Tiefenbronner Altarwerk“ —, ferner eine Beweinung Christi auf Schloß Meffersdorf in Schlesien von 1483 und eine Grablegung, Nr. 10 in der Galerie zu Bamberg. Manche andere ehemals S. zugeschriebene Werke sind ihm inzwischen wieder abgesprochen worden, so z. B. die sieben Darstellungen aus dem Leben der Maria im fürstl. hohenzollerischen Museum zu Sigmaringen (vgl. Lehner, Verzeichniß der dortigen Gemälde und dazu Strauch, Pfalzgräfin Mechtild S. 35). Die Hypothese von Harzen (im Archiv f. d. zeichn. Künste, Jahrg. 6, S. 29), daß S. Formschneidern Risse geliefert und die vorzüglicheren Stöcke z. B. die Initialen der sogen. vierten deutschen Bibel selbst geschnitten haben möge, hat keine Unterstützung gefunden, was wir nach Untersuchung dieser Bibel nur billigen können. Wichtiger für das Verständniß unseres Meisters wäre es, wenn ihm ein Wandgemälde sicher zugewiesen werden könnte. In der That hat auch ein erfahrener Kenner der schwäbischen Kunst, Prälat Dr. v. Merz, das wiederaufgedeckte jüngste Gericht über dem Triumphbogen im Mittelschiff des Ulmer Münsters als sein Werk erkennen wollen (s. Christliches Kunstblatt, Jahrg. 1880, Nr. 9) Wir vermögen aber dieser Aufstellung nicht beizustimmen und verweisen auf die guten Gründe, die Lübke in der Zeitschrift für bildende Kunst, Jahrg. 18, S. 201 ff. dagegen ins Feld geführt hat. (Einen Wiederabdruck der Aufsätze von Merz und Lübke, nebst einer Abbildung des jüngsten Gerichts siehe in Heft 3 u. 4 der (Ulmer) Münsterblätter.)

    Als bezeugte aber untergegangene oder wenigstens noch nicht wiederaufgefundene Werke von S. sind noch anzuführen: eine „Tafel, gesetzt und ganz aufgemacht auf St. Lucastag des Pabsts“ im J. 1468 (nach Weyermann), ein Altargemälde, das er für die dem h. Mauritius geweihte Grabcapelle der Freiherren v. Wöllwarth in der Klosterkirche zu Lorch in Württemberg im J. 1495 für 68 Gulden gemalt hatte (s. Beschreibung des OA. Welzheim, S. 185), und eine Altartafel für den Chor der St. Martinskirche zu Rottenburg a. N., welche ihm zusammen mit seinem Schwager, dem Maler Albrecht Rebmann zu Nürnberg, um 425 Gulden im J. 1474 verdingt wurde (s. Strauch, Pfalzgräfin Mechtild, S. 4 und S. 34 Anm. 13). Leichter als über den Verlust dieser Kunstwerke wird man sich trösten über den Untergang von 12 „Botten-Büchsen“ mit St. Jörgenkreuz, die S. (nach Weyermann) im J. 1491 für den schwäbischen Bund um 1 Pfund und 8 Schilling im J. 1491 bemalt hat. Von der Lebensgeschichte Schüchlin's ist wenig bekannt. Nach den von ihm selbst geführten Zinsbüchern des Ulmer Münsters gehörte er der Baupflege dieser Kirche von 1496—1502 an und muß nach denselben Büchern auch dafür gearbeitet haben. Er war Mitglied des Ulmer Raths und Zunftmeister der Lukasbrüderschaft (Künstlerconfraternität) im Kloster zu den Mengen. Durch die Zinsbücher wird Zeitblom, der als sein Schüler gilt, obwohl wir nicht wissen, ob er das von Anfang an war, als sein Schwiegersohn bestätigt. Dagegen ist noch nicht archivalisch nachgewiesen, was Haßler „nach Urkunden“ an Passavant (s. Cottaisches Kunstblatt, Jahrg. 1846, S. 178) mitgetheilt hat, daß Zeitblom seine „ältere“ Tochter und zwar im J. 1483 geheirathet habe, während die „jüngere“ die Frau des Malers Martin Schaffner (s. A. D. B. XXX, 549) geworden sei. Sicher ist nur (nach Klemm), daß Schaffner sich im J. 1512 im Besitze des beim Kornhause gelegenen Hauses von S. befand, das vom Jahre 1507 an des Meisters Sohn Daniel S. besessen hatte; aber Schaffner konnte es ebenso gut durch freien Kauf überkommen haben, als durch Uebernahme in der Familie oder Erbschaft.

    Daniel S. war gleichfalls Maler. Man weiß von ihm aber nur, daß er im J. 1497, damals „seßhaft zu Urach“, das Gewölbe der Stadtkirche in Blaubeuren ausgemalt hat, sowie daß er von 1506—1508 wieder in Ulm, von da an aber aufs neue auswärts war. Die um dieselbe Zeit in Ulm vorkommenden Maler Erasmus und Lukas S. mögen als seine Brüder anzusehen sein.

    • Literatur

      Vgl. Weyermann, Neue Nachrichten von Gelehrten und Künstlern — — aus Ulm, S. 476 und 512 — Weber, Die gothische Kirche zu Tiefenbronn. —
      Mauch, Beiträge zur ulmischen Kunstgeschichte (SA. a. d. Verh. des Vereins f. Kunst u. Alterth. in Ulm und Oberschwaben, Heft 6, 1855). —
      Haßler, Ulms Kunstgeschichte im Mittelalter, S. 117 (in: Die Kunst des Mittelalters in Schwaben, herausg. von C. Heideloff). —
      Schnaase, Gesch. der bildenden Künste VIII, 421 ff. —
      Klemm in: Münsterblätter, herausg. von Beyer und Pressel, 3. u. 4. Heft, S. 92 ff. — Bazing u. Veesenmeyer, Urkunden zur Geschichte der Pfarrkirche in Ulm (Reg.).

  • Autor/in

    Wintterlin.
  • Zitierweise

    Wintterlin, "Schüchlin, Hans" in: Allgemeine Deutsche Biographie 32 (1891), S. 641-643 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118867172.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA