Lebensdaten
vermutlich um 1414 oder 1397 – 1497
Geburtsort
Straßburg
Sterbeort
Gaming (Niederösterreich)
Beruf/Funktion
Kartäuser ; Schriftsteller
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118815393 | OGND | VIAF: 74649842
Namensvarianten
  • Nikolaus von Straßburg
  • Nikolaus de Argentina
  • Kemp de Argentina, Nikolaus (in der ADB)
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Kempf, Nikolaus, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118815393.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V N. N.;
    M Elisabeth ( 1461);
    B Matthias ( 1474);
    Schw Elisabeth ( 1467).

  • Biographie

    K. wurde möglicherweise erst um 1414 und nicht, wie meist angenommen, 1397 in Straßburg geboren. Spätestens seit 1433 studierte und lehrte er an der Wiener Universität; 1437 wird er als magister actu regens erwähnt. Am 6.9.1440 trat er in die Kartause Gaming ein. Seine Beziehungen zu Angehörigen der Universität Wien brachen jedoch nicht ab; in den nächsten Jahren folgte ihm eine ganze Reihe von Magistern und Studenten in die Kartause. K. wirkte als Prior in den Kartausen Gairach (1447–51, 1467-90), Gaming (1451–58) und Pleterje (1462–67). In dieser Zeit erwarb er sich auch außerhalb seines Ordens großes Ansehen. Er, der schon während seines Studiums einige Werke verfaßte (zum Beispiel „Disputata super libros posteriorum Aristotelis“), entwickelte nach seinem Ordenseintritt eine breite literarische Tätigkeit. Von seinen über 35 Arbeiten ist nur etwa die Hälfte erhalten. Neben ausgedehnten Predigtreihen stehen Abhandlungen und Übersetzungen (unter anderem Gerson), die sich vornehmlich mit rechtlichen, liturgischen und spirituellen Aspekten des monastischen Lebens befassen. Besondere Aufmerksamkeit verdient der „Tractatus de discretione“ (vor 1449), ein gutes Beispiel für die Eigenart der spätmittelalterlichen Gewissenseröffnung. Die „discretio“ ist ein Zentralbegriff seiner asketischen Erfahrungen und Lehren. In seinem verbreitetsten Werk, dem „Tractatus de proponentibus religionis ingressum“, hat er die „discretio“ als Grundlage des geistlichen Lebens beschrieben. K.s umfangreiche „Expositiones mysticae in cantica canticorum“ sind bisher fast unbeachtet geblieben. In diesem Hoheliedkommentar werden ähnlich wie in seinem klar gegliederten „Tractatus de mystica theologia“ Formen und Stufen der mystischen Einigung expliziert. Pseudodionysius, Hugo von Sankt Viktor, Bernhard von Clairvaux, Bonaventura und Hugo von Balma sind seine wichtigsten Gewährsleute. K. hat sich nicht nur mit Fragen des Ordenslebens befaßt. Seine Beachtung in neuerer Zeit verdankt er seinem originellsten Werk, dem für Wiener Studenten geschriebenen „Dialogus de recto studiorum fine ac ordine“ (1447). Es ist der engagierte Beitrag eines Mönchs zur Krise der spätmittelalterlichen Theologie, der Praxis und Motivation des Universitätsstudiums einer heftigen Kritik unterzieht. Im „Dialogus“ fordert K. eine Neuorientierung der Theologie als einer praxisbezogenen Wissenschaft, die ganz von ihren biblischen Grundlagen bestimmt sein muß. So wird eine intensivere, allerdings sehr spezifische Bildung des Klerus für K. eine ebenso wichtige Voraussetzung, die Mißstände in der Kirche zu überwinden, wie Gebet und mystische Kontemplation, die er in seinen Schriften vor allem zu fördern versuchte.

  • Werke

    u. a. (die meisten liegen nur hs. vor) gedr.: B. Pez, Bibl. ascetica antiquo-nova, 1723-40: Dialogus, Bd. 4, De discretione, Bd. 9, Hoheliedkommentar. Bd. 11 u. 12;
    dt. Übers. d. Dialogus: A. Rösler, Der Kartäuser N. K. u. s. Schr.: Über d. rechte Ziel u. d. rechte Ordnung d. Unterrichts, in: Bibl. d. kath. Päd. 7, 1894, S. 259-348;
    Tractatus de mystica theologia, hrsg. v. K. Jellouschek, J. Barbet u. E. Ruello, 2 T., 1973.

  • Literatur

    C. A. Kneller, Eine ma. Abh. üb. d. Gewissensrechenschaft, in: Zs. f. Aszese u. Mystik 1, 1926, S. 92-95;
    N. Paulus, Der Kartäuser N. K. v. Straßburg u. s. Schr. üb. d. rechte Art u. Weise zu studieren, in: Archiv f. elsäss. KG 3, 1928. S. 22-46;
    A. Hörmer, Der Kartäuser N. K. als Seelenführer, theol. Diss. Wien 1959.

  • Autor/in

    Heinrich Rüthing
  • Zitierweise

    Rüthing, Heinrich, "Kempf, Nikolaus" in: Neue Deutsche Biographie 11 (1977), S. 486 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118815393.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA