Lebensdaten
geboren vor 1500 , erwähnt 1536
Geburtsort
Freiburg (Breisgau)
Sterbeort
Straßburg
Beruf/Funktion
Zeichner für den Holzschnitt ; Illustrator ; Holzschneider
Konfession
-
Namensvarianten
  • Weiditz, Hans der Jüngere
  • Weiditz, Hans
  • Weiditz, Hans der Jüngere

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Zitierweise

Weiditz, Hans, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz139708.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Vvermutl. Hans Wydyz (s. 1);
    B vermutl. Christoph (s. 2).

  • Biographie

    Über W.s Kindheit und Jugend ist nichts Gesichertes bekannt. Angenommen wird, daß der in Freiburg (Br.) 1497–1510 nachweisbare Bildhauer gleichen Namens der Vater ist. Seine Lehrzeit verbrachte W. wohl um 1515 in Straßburg, womit sich ein Geburtsdatum vor 1500 ergäbe. Insbesondere den Einfluß des Straßburger Meisters HF, der mit Hans Frank (tätig in Straßburg 1517) identifiziert wurde, hat M. Grünwald 1923 detailliert nachgewiesen; des weiteren sind Einflüsse von Hans Wechtlin (* um 1485; noch tätig 1526) feststellbar. Ein 1517 publizierter Entwurf für den „Theuerdank“ wird W. zugeordnet. 1518 in der Augsburger Werkstatt von Hans Burgkmair (1473–1531) tätig, wird er von G. Seelig als dessen „wichtigster Schüler“ bezeichnet. Zu dem im selben Jahr von Albrecht Dürer (1471–1528) entworfenen Holzschnittbildnis Ks. Maximilians I., das anläßlich des Augsburger Reichstags in Auftrag gegeben wurde, gestaltete W. den prunkvollen Rahmen der vierten Fassung mit ornamental-dekorativem Schmuck.

    1904 wurde W. von H. Röttinger mit dem Petrarcameister identifiziert und ihm somit als zentrales und wichtigstes Werk die umfangreichen Illustrationen zu Petrarcas „De remediis utriusque fortunae“ (1519 / 20, publiziert 1532) zugeschrieben. Diese These wurde weitestgehend akzeptiert (G. Bartrum). Erheblichen Anteil an den Bildfindungen W.s hatte Sebastian Brant (1457 / 58–1521), Autor des „Narrenschiffs“ von 1494, der in der dt. Ausgabe unter dem Titel „Von der Artzney bayder Glück“ mit, wie im Vorwort beschrieben, „visierlichen Angebungen“ auftrat. Die Illustrationen gehören zu den wichtigsten Augsburger Bildfindungen der Zeit. Nach diesem Hauptwerk wandte sich W. dem Studium Dürers zu, wodurch sein Stil geschmeidiger wurde. Zwischen 1518 und 1522 erschienen|die meisten der Buchholzschnitte W.s in Augsburg bei Grimm und Wirsung. 1521 entwarf er eine große, von acht Stöcken gedruckte Augsburger Stadtansicht, die das erste dt. Panorama dieser Art darstellt. In diese Zeit fallen auch über 20 karikaturhafte Holzschnitte, die, mit Sinnsprüchen versehen, auf Völlerei und andere Verderbtheiten hinweisen und eines der Kinderalphabete, letzteres gedruckt von Jost de Negker ( um 1548).

    Ab 1522 ist W. erneut in Straßburg nachweisbar. Hier arbeitete er v. a. für Johannes Schott (1477–1548), aber auch für verschiedene andere Verleger wie Wolf Köpf(f)el ( 1554?) und Johannes Knoblo(u)ch ( 1528). Zusätzlich wurden bis in die 1530er Jahre weiterhin auch in Augsburg Arbeiten von ihm publiziert. Sein wichtigstes Werk der späten Zeit ist das „Herbarum vivae eicones“, das Kräuterbuch von Otto Brunfelds (1488–1534), bei Schott 1530–36 erschienen, in dessen Vorwort er als der „hochberühmte meyster Hans Weyditz von Straßburg“ (Joannes pictor Guidictius) gepriesen wird. Neben den großen Schnittfolgen waren es v. a. Rahmen und Leisten, die W. für den Buchdruck lieferte; er schuf aber auch weiterhin Porträts oder Kopien nach anderen Meistern, wie 1525 die 20 Kopien nach Hans Holbeins „Apokalypse“, erschienen bei Th. Wolff in Basel. Da nach 1536 keine Illustrationen mehr greifbar sind, wird davon ausgegangen, daß W. um diese Zeit seine Tätigkeit als Zeichner beendete (H. Röttinger). Urkundliche Belege über seinen Tod fehlen. Nur zwei seiner Holzschnitte sind signiert (G. Bartrum), auch dies wird immer wieder für das schnelle Vergessen des Meisters angeführt. W., ausgestattet mit einer Reihe prominenter Aufträge, gehört zu den originellsten und schöpferischsten Talenten der Zeit. Sein Werk wie sein Leben sind bis heute noch nicht umfassend erforscht.

  • Literatur

    |R. Muther, Die dt. Bücherill. d. Gotik u. Frührenaissance (1460–1530), 2 Bde., 1884;
    H. Röttinger, H. W., d. Petrarcameister, Stud. z. dt. Kunstgesch. 50, 1904;
    ders., Neues z. Werke H. W., Mitt. d. Ges. f. vervielfältigende Kunst (Beil. d. Graph. Künste) 2, 1911;
    M. Grünwald, Die Beziehungen d. jungen H. W. zu Hans Frank, in: Jb. d. preuß. Kunstslgg. 44, 1923, S. 26–36;
    W. Rytz, Die Pflanzenaquarelle d. H. W. aus d. J. 1529, Die Originale z. d. Holzschnitten im Brunfels’schen Kräuterbuch, 1936;
    L. Behling, Die Pflanze in d. ma. Tafelmalerei, 1957, S. 157–63;
    J. Wirth, H. W., illustrateur de la réforme à Strasbourg, in: Von d. Macht d. Bilder, hg. v. E. Ullmann, 1983, S. 299–318;
    H.-J. Raupp, Die Ill. z. Francesco Petrarca: „Von d. Artzney Bayder Glueck d. Guten u. Widerwertigen“ (Augsburg 1532), in: Wallraf-Richartz-Jb. XLV, 1984, S. 59–112;
    G. Bartrum, German Renaissance prints 1490–1550, Ausst. British Mus. London 1995, Kat. Nr. 163, S. 160 f.;
    G. Seelig, Burgkmair, Hans (1473), in: AKL 15, 1997, S. 216;
    Albrecht Dürer, e. Künstler in seiner Stadt, Ausst.kat. Stadtmus. Fembohaus Nürnberg, bearb. v. M. Mende, 2000, S. 316;
    A. Röver-Kann (Bearb.), Künstler u. Ks., Albrecht Dürer u. Ks. Maximilian I., Der Triumph d. röm. Ks.hofes, Ausst.kat. Kunsthalle Bremen, 2003;
    Ch. Vogt, Das druckgraph. Bild n. Vorlagen Albrecht Dürers (1471–1528), Zum Phänomen d. graph. Kopie (Reproduktion) z. Lebzeiten Dürers nördl. d. Alpen, 2008;
    H. Röttinger, in: ThB 35, S. 265;
    Dict. of Art;
    Augsburger Stadtlex.

  • Autor/in

    Christine Vogt
  • Zitierweise

    Vogt, Christine, "Weiditz, Hans" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 582-583 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz139708.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA