Lebensdaten
1867 – 1946
Geburtsort
Hamburg
Sterbeort
New York
Beruf/Funktion
Bankier
Konfession
jüdisch
Namensvarianten
  • Warburg, Max Moritz
  • Warburg, Max
  • Warburg, Max Moritz

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Zitierweise

Warburg, Max, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz139057.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    B Aby (s. 3), Paul (s. 5);
    1899 Alice (1873–1960), aus H., T d. Hermann Levin Magnus (1825–77), auf Gorsen, Kaufm., u. d. Charlotte (Lola) Schorstein;
    1 S Eric M. (s. 6), 4 T u. a. Lola (1901–89, Rudolf Hahn, 1897–1964, Industr., Teilh. d. Hahnschen Röhrenwerke, emigrierte 1938 n. Großbritannien, s. BHdE I; NDB VII*), Renate (1904–84, 1] Richard Samson, 1900–43, Dr., 2] Walter Strauss, * 1908, Dr., 3] Sir William M. Calder, 1881–1960, Archäol., Altertumswiss., Prof. in Aberdeen, Edinburgh u. Oxford, Mitgl. d. Brit. Ac., s. Scottish Biographies, 1938);
    Verwandter Sir Siegmund G. (s. 7).

  • Biographie

    W. legte 1886 an einem Hamburger Realgymnasium das Abitur ab und absolvierte anschließend Lehrjahre in Banken in Frankfurt/M., Amsterdam, nach Unterbrechung durch den Militärdienst 1888–90 in Paris und zuletzt 1891 in London (N M Rothschild & Sons). Da sein älterer Bruder Aby auf die Leitung des väterlichen Bankhauses „M.M. Warburg & Co.“ verzichtete, trat W. 1893 als persönlich haftender Gesellschafter in die Bank ein, die er nach dem Tod seines Vaters 1910 allein führte. Als Teilhaber einer der größten dt. Privatbanken war W. bis zum Beginn des 1. Weltkriegs an bedeutenden Anleiheemissionen im europ. und außereurop. Ausland beteiligt. Hierzu gehörten Anleihen der Bagdad-Bahn und Staatsanleihen für Japan und Liberia. Von diesen geschäftlichen Engagements profitierte auch die dt. Außenpolitik.

    Obwohl M.M. Warburg & Co. als „merchant bank“ auf den internationalen Wertpapierhandel und die Finanzierung des Außenhandels spezialisiert war und in diesen Feldern zu den führenden dt. Banken gehörte, spielte das Bankhaus auch im dt. Kreditgeschäft mit Industrie- und Handelsunternehmen wie der Reederei HAPAG eine erhebliche Rolle.

    Durch den Eintritt seines Bruders Felix in das New Yorker Bankhaus „Kuhn, Loeb & Co.“ war W. nicht nur geschäftlich, sondern auch familiär mit der amerik. Bankierselite vernetzt. 1903–19 gehörte er als Mitglied der Nationalliberalen Partei der Hamburger Bürgerschaft an. Er war gelegentlich finanzpolitischer Berater Ks. Wilhelms II., 1918 auch des Reichskanzlers Max v. Baden, 1919–33 war er Mitglied der Finanzdeputation, die den Hamburger Senat in Wirtschafts- und Finanzfragen beriet. Er agierte als aktives und förderndes Mitglied in zahlreichen jüd. und überkonfessionellen philantrophischen Vereinigungen seiner Heimatstadt, war an der Gründung der Hamburg. Wissenschaftlichen Stiftung 1907 beteiligt, betrieb mit Werner v. Melle (1853–1937) 1908 die Gründung des Hamburg. Kolonialinstituts und förderte die Gründung der Univ. Hamburg 1919.

    Nach dem Ende des Kaiserreichs trat W. der Dt. Volkspartei (DVP) bei, die er im Herbst 1931 wegen ihres antirepublikanischen Rechtsrucks verließ. 1919 nahm er mit seinem jüd. Teilhaber Carl Melchior (1871–1933) als Mitglied der dt. Delegation an den Versailler Friedensverhandlungen teil und sprach sich mit dieser gegen eine Vertragsunterzeichnung aus. Im Herbst 1918 und 1922 lehnte er Angebote, Reichsfinanzminister zu werden, wegen antisemitischer Tendenzen ab: Auf dem Höhepunkt des Rechtsterrorismus in der frühen Weimarer Republik wurde er wiederholt von rechtsextremistischen Organisationen bedroht. 1919 wurde er von der Reichsregierung in den Zentralausschuß, 1924 in den achtköpfigen, für die Geldpolitik mitverantwortlichen Generalrat der Reichsbank berufen, dem er bis zu seiner Auflösung im Herbst 1933 angehörte.

    Das Bankhaus Warburg überstand unter W.s Führung dank seiner vorsichtigen Kreditvergabe, breiten Risikostreuung und finanzieller Hilfen von „Kuhn, Loeb & Co.“ in Millionenhöhe die Bankenkrise von 1931 ohne gravierende Kapitaleinbußen und wurde im Unterschied zu den Großbanken nicht von Reichshilfen abhängig. Es gehörte Anfang 1933 zu den fünf größten dt. Privatbanken und war eines der bedeutendsten Institute im Geschäftsfeld der Außenhandelsfinanzierung. Unmittelbar nach der NS-Machtübernahme mußte W. aus der Hamburg. Finanzdeputation, der Handelskammer und dem Vorstand der Hamburger Wertpapierbörse ausscheiden, im Sommer 1933 auch aus dem Aufsichtsrat der Hamburger Reederei HAPAG. Sein im Mai 1933 mit mehreren nichtjüd. Unternehmern an die NS-Reichsregierung gerichteter Appell, die Gleichberechtigung der jüd. Deutschen in der Privatwirtschaft nicht anzutasten, wurde nicht beantwortet. W. organisierte als Vorsitzender (seit 1928) des „Hilfsvereins der dt. Juden“ und anderer jüd. Organisationen finanzielle Hilfen für die Auswanderung und arrangierte im Sommer 1933 mit Melchior ein Transferabkommen zwischen dem Dt. Reich und der Jewish Agency zur Erleichterung des Kapitaltransfers bei der Auswanderung nach Palästina. Gleichzeitig organisierte er den Umzug der kunsthistorischen Warburg-Bibliothek, die sein verstorbener Bruder Aby aufgebaut hatte, nach London.

    W. verlor bis 1936 durch die freiwillige Anpassung vieler Unternehmensvorstände an die NS-Rassenpolitik einen großen Teil seiner Aufsichtsratsmandate (HAPAG, Dt. Atlantik-Telegraphen-Ges.) und zahlreiche Ehrenämter (Philharmon. Ges., Inst. f. Weltwirtsch., Kiel). Trotz der erschwerten politischen Rahmenbedingungen führte er sein Bankhaus so lange wie möglich fort, um die jüd. Mitarbeiter und Kunden zu schützen. Der Ausschluß aus dem Reichsanleihekonsortium und die beginnende rechtliche Diskriminierung nach dem Rücktritt des Reichswirtschaftsministers Hjalmar Schacht (1877–1970) im Aug. 1937 zwangen ihn jedoch zur Übergabe der Bank an nichtjüd. Eigentümer. Im Frühjahr und Sommer 1938 gelang ihm die Übertragung des Kapitals an nichtjüd. Kommanditisten und die persönlich haftenden Gesellschafter Rudolf Brinckmann (1899–1974) und Paul Wirtz (1881–1946). Ungeachtet der formell einvernehmlichen „Arisierung“ durch die ihm freundlich gesonnenen Neueigentümer verhinderte das Reichswirtschaftsministerium eine Übernahme zu einem fairen und marktgerechten Verkaufspreis und untersagte 1941 den neuen Eigentümern, das Bankhaus unter dem Namen Warburg zu führen; es firmierte fortan unter „Brinckmann, Wirtz & Co“. Im Spätsommer 1938 emigrierte W. in die USA zu seinem Sohn Eric (Erich), 1944 wurde er US-amerik. Staatsbürger.

  • Auszeichnungen

    |Mitglied d. Hamburg. Franz-Rosenzweig-Gedächtnisstiftung, d. Reichsvertretung d. dt. Juden, d. Beirats d. Hamburg. Welt-Wirtsch.-Archivs (1908–33), d. Vorstands d. Dt. Kolonialges. (1908), d. Börsenausschusses im Reichsamt d. Innern (1908), d. Vorstands d. jüd. Gde. Hamburg (1910–38), d. KWG (1922–37), d. Vorstands d. Centralver. dt. Staatsbürger jüd. Glaubens (1927), d. Beirats d. Jewish Agency f. Dtld. (1929), d. Vorstands d. Zentralausschusses d. dt. Juden f. Hilfe u. Aufbau (1933), d. Vorstands d. Talmud-Thora-Schule (1910–34);
    Vors. d. Dt.-Israelit. Waisenhauses (1910), d. Hamburger Ortskomitees f. d. Wiss. v. Judentum;
    Dr. h. c. (Hamburg 1921);
    Goldene Medaille d. Handelskammer Hamburg (1927);
    W.-Str., Hamburg-Rotherbaum (1947).

  • Werke

    |Aus meinen Aufzz., 1952 (Privatdruck).

  • Literatur

    |E. Rosenbaum u. A. J. Sherman, Das Bankhaus M. M. Warburg & Co., 1798–1938, 1976;
    R. Chernow, Die Warburgs, Odyssee e. Fam., 1994;
    Ch. Kopper, Bankiers unterm Hakenkreuz, 2005, bes. S. 67–82;
    D. Hauser u. Ch. Kreutzmüller, in: Dt. Bankiers d. 20. Jh., hg. v. H. Pohl, 2008, S. 419–32 (P);
    G. Hoffmann, M. W., 2010;
    B. Roeck, Die Warburgs, in: Dt. Familien, hg. v. V. Reinhardt, 2010, S. 275–306 (P);
    K. Michels, „Es muß besser werden!“, Aby u. M. W. im Dialog über Hamburgs geistige Zahlungsfähigkeit, 2015 (Qu, L, P);
    Hamburg. Biogr. II (W, L, P);
    Biogr. Lex. Weimarer Rep.

  • Zitierweise

    Kopper, Christopher, "Warburg, Max" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 425-426 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz139057.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA