Lebensdaten
1634 oder 1635 – 1696
Geburtsort
Wiener Neustadt
Sterbeort
Madrid
Beruf/Funktion
Erzherzogin von Österreich ; Königin von Spanien
Konfession
katholisch?
Normdaten
GND: 118781863 | OGND | VIAF: 289063098
Namensvarianten
  • Maria Anna von Österreich (geborene)
  • Mariana
  • Mariana von Österreich (geborene)
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Zitierweise

Maria Anna, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118781863.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus d. Hause Habsburg;
    V Kaiser Ferdinand III. ( 1657, s. NDB V);
    M Maria Anna (1606–46), T d. Kg. Philipp III. v. Spanien (1578–1621) u. d. Erzhzgn. Margarethe ( 1611, s. NDB 16);
    B Ferdinand IV. (1633–54). dt. Kg., Kaiser Leopold I. ( 1705, s. NDB 14);
    Schw Eleonore Marie Josepha (1653–97, 1] Kg. Michael v. Polen, 1673, 2] Hzg. Karl V. v. Lothringen, 1690, s. NDB XI);
    - Novalcarnero b. Madrid 1649 Kg. Philipp IV. v. Spanien (1605–65);
    4 S, 2 T (2 S, 1 T früh †), u. a. Karl II. (1661–1700, Kg. seit 1665, 1] 1679 Marie Louise, 1689, T d. Hzg. Philipp v. Orléans, 2] 1690 Maria Anna, 1740, s. NDB 16, T d. Kf. Philipp Wilhelm v. d. Pfalz), Margarethe ( 1673, s. NDB 16, Kaiser Leopold I., 1705);
    Stief-T Maria Teresa (1638–83, 1660 Kg. Ludwig XIV. v. Frankreich, 1715);
    E Maria Antonia ( 1692, s. NDB 16, 1685 Kf. Maximilian II. Emanuel v. Bayern, 1726, s. NDB 16);
    Ur-E Joseph Ferdinand (1692–99), Kurprinz v. Bayern.

  • Biographie

    Nach dem Tod der aus der span. Linie stammenden Kaiserin Maria Anna, der Mutter M.s, waren sowohl Ferdinand III. wie auch Philipp IV. bestrebt, neue familiäre Bande zu knüpfen; entsprechend der von Karl V. empfohlenen Politik, durch Wechselheiraten zwischen der span. und der österr. Linie die gegenseitige Erbfolge zu sichern, wurde M. eilends – noch nicht 12jährig – mit dem span. Thronfolger Balthasar Carlos verlobt (1646). Der Tod des Infanten kurz darauf zwang Philipp IV., aus dynastischen Gründen eine neue Ehe einzugehen. Auf Vorschlag des Kaisers wurde M. nun mit Philipp IV., dem fast 30 Jahre älteren Vater ihres verstorbenen Bräutigams und gleichzeitigen Onkel, verheiratet. Dieser bemühte sich anfänglich auch, seiner jugendlichen Gemahlin etwas Zuneigung entgegenzubringen, ehe er sich erneut seinen Leidenschaften für Theater, Jagd und schöne Frauen hingab.

    1651 wurde M. von einer Tochter, Margarita Maria Teresa, entbunden, danach gebar sie noch ein Mädchen und zwei Knaben, die jedoch nur kurze Zeit lebten. 1657 schließlich kam Felipe Próspero zur Welt, mit dem der Bestand der Dynastie in Madrid gesichert schien. Zugleich schwand die Aussicht, daß die Infantin Maria Teresa (1638–83) aus der ersten Ehe Philipps mit Isabella von Bourbon (1602–44) den Thron erben würde; daher fand Philipp sich nun bereit, einen Plan Mazarins aus dem Jahr 1656 wiederaufzunehmen und einem Ehebündnis zwischen Ludwig XIV. und der Infantin zuzustimmen. M., die sich in der Fremde an ihre nur um vier Jahre jüngere Stieftochter besonders angeschlossen hatte und mit Nachdruck die Interessen Wiens und ihres Bruders Leopold, der die Infantin selbst ehelichen wollte, vertrat, opponierte heftig, konnte die Verbindung letztlich aber nicht verhindern. Nach zähen Verhandlungen kam es 1659 zum Abschluß des Pyrenäenfriedens zwischen Frankreich und Spanien und zur Verlobung der Infantin mit Ludwig XIV. Nicht zuletzt auf Betreiben M.s verzichtete Maria Teresa auf alle Erbansprüche. Seinen kaiserlichen Schwager entschädigte Philipp im Februar 1660 mit der Hand seiner Tochter Margarita. 1661 starb der Infant Felipe Próspero – für die Königin und das gesamte Haus Österreich ein schwerer Schlag. M. war um diese Zeit hochschwanger und wurde wenige Tage später von einem Knaben entbunden, der den Namen Carlos (Karl II.) erhielt. Die Entwicklung dieses stets schwachen und kränklichen Kindes wurde von den europ. Höfen mit großer Aufmerksamkeit verfolgt, zumal sich auch bei Philipp seit einiger Zeit unverkennbare Alterserscheinungen zeigten.

    Als der König 1665 starb, war von der überragenden Stellung, die Spanien im 16. Jh. innegehabt hatte, nichts mehr übrig. Der Zwelfronten-Krieg gegen Holland und Frankreich, vor allem aber die – erfolglosen – Versuche, das abgefallene Portugal wieder zurückzugewinnen, hatten die wirtschaftlichen und militärischen Kräfte des Landes vollkommen aufgebraucht. Mehrere schwere Epidemien ließen die Bevölkerung weiter zurückgehen und führten zu einem Rückgang der landwirtschaftlichen und gewerblichen Produktion. Für M., die nach der testamentarischen Verfügung Philipps zur Regentin für ihren unmündigen Sohn Karl bestimmt worden war, bot sich damit kaum Handlungsspielraum. Immerhin sorgte sie dafür, daß Margarita im April ihre Reise nach Wien antreten konnte, und erreichte schließlich – gegen das Betreiben Ludwigs XIV. – den Abschluß eines Notfriedens mit Portugal (1668).

    Während dieser Zeit stützte sie sich vor allem auf den aus Österreich stammenden Jesuiten Johann Eberhard Nithart (Neidhard),|der sie seinerzeit als Beichtvater nach Madrid begleitet und auch das Wohlwollen des Königs erworben hatte. M. befaßte ihn mit staatlichen Agenden, ernannte den Landfremden 1666 zum Mitglied des Staatsrats und schließlich zum Generalinquisitor und einflußreichsten Minister. Mit seiner Hilfe suchte zunächst Don Juan de Austria, den Philipp als einziges seiner außerehelichen Kinder öffentlich anerkannt hatte, bei der Regentin eine führende Rolle in der Politik zu erhalten. Von Philipp waren ihm früh höchste Ämter und Aufgaben übertragen worden, die Würde eines Infanten von Spanien jedoch bis zuletzt versagt geblieben, und M., die den Bastarden ohnehin nie geschätzt hatte, lehnte sein Ansinnen ebenfalls ab. Don Juan machte Nithart dafür verantwortlich und betrieb den Sturz des Fremden mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln. Im Februar 1669 mußte M. in das Entlassungsgesuch des Staatsrats einwilligen, Nithart ging nach Rom und wurde auf dringlichen Wunsch M.s von Clemens IX. zum Kardinal ernannt. Don Juan konnte die Ernennung zum Vizekönig von Aragon durchsetzen, doch blieb ihm Madrid verschlossen. Das Vertrauen der Königinwitwe gewann nun ein Emporkömmling aus niederem Adel, Fernando de Valenzuela; er wurde erster Minister und endlich Grande de España. Sein Aufstieg verstärkte die Spannungen zwischen der Regentin und dem hohen Adel, auf dessen Seite sich sofort auch Don Juan stellte.

    Es gelang dieser Gruppe, den Einfluß der Mutter auf Karl II., der am 6.1.1675 die Selbstregierung angetreten hatte, auszuschalten; Valenzuela wurde gestürzt und M. im Januar 1677 ins Exil nach Toledo verbannt. Don Juan, zum leitenden Minister ernannt, konnte nun gegen die Absicht M.s, ihren Sohn mit der jüngsten Tochter Kaiser Leopolds I. zu verheiraten, den Plan einer neuerlichen Eheverbindung zwischen Paris und Madrid weiter verfolgen: Karl II. sollte die Nichte Ludwigs XIV., die Prinzessin Marie-Louise aus dem Hause Orléans, ehelichen. Die Hochzeit per procurationem fand noch im Sommer 1679 statt, doch wandte sich der König nun wieder stärker den verbannten Adeligen und seiner Mutter zu. Noch während man den Sturz Don Juans plante, starb dieser am 17.9.1679. Unmittelbar danach suchte Karl II. seine Mutter in Toledo auf, und M. kehrte im Triumph nach Madrid zurück. Ihr einst inniges Verhältnis zum kaiserlichen Bruder in Wien war inzwischen, bedingt durch die Tatsache, daß er ihr in der Auseinandersetzung mit Don Juan keinerlei Hilfe gesandt hatte, merklich abgekühlt. Dagegen entwickelte sie eine herzliche Zuneigung zu der bourbon. Schwiegertochter, die 1689 nach zehnjähriger kinderloser Ehe starb. Noch im selben Jahr gab Karl II. seine Verlobung mit der 1667 geborenen Prinzessin Maria Anna von Pfalz-Neuburg bekannt, eine Verbindung, die vom kaiserlichen Hof in Wien eifrig betrieben worden war. Da auch diese Ehe unfruchtbar blieb, wurde eine Regelung der span. Sukzession zu einem immer drängenderen Problem. Die Pfälzerin setzte sich für die Söhne Leopolds I. aus seiner zweiten Ehe mit ihrer Schwester ein, während M. mit Nachdruck die Erbrechte ihres Enkels, des Kurprinzen Joseph Ferdinand von Bayern vertrat. Seinen überraschenden Tod am 6.2.1699 erlebte sie nicht mehr. Danach gewannen, was M. immer befürchtet hatte, die Erbrechte der Nachkommen Ludwigs XIV. aus seiner Ehe mit Maria Teresa wieder an Bedeutung.

  • Literatur

    A. Astrain, Padre Nidhart, 1920;
    M. Hume, Queens of Old Spain, 1921;
    Adalbert v. Bayern, Das Ende d. Habsburger in Spanien, 2 Bde., 1929;
    ders., Maria de Neoburgo, reina de España, 1938;
    L. Pfandl, Karl II., Das Ende d. span. Machtstellung in Europa, 1940;
    B. Hamann (Hrsg.), Die Habsburger, 1988 (P).

  • Porträts

    Gem. v. F. Luycx, D. Velézquez u. J. Carreño de Miranda (alle Wien, Kunsthist. Mus.) sowie v. letzterem (Harrachsche Gem.gal., Schloß Rohrau, Niederösterreich).

  • Autor/in

    Gottfried Mraz
  • Zitierweise

    Mraz, Gottfried, "Maria Anna" in: Neue Deutsche Biographie 16 (1990), S. 203-204 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118781863.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA