Dates of Life
1731 – 1803
Place of birth
Saulgau (Schwaben)
Place of death
Wien
Occupation
Arzt ; Pharmakologe ; Leibarzt der Kaiserin Maria Theresia ; Protomedicus ; Leiter des Medizinalwesens in den österreichischen Ländern
Religious Denomination
katholisch
Authority Data
GND: 118755498 | OGND | VIAF: 56631887
Alternate Names
  • Störck, Anton Freiherr von
  • Störck, Anton (bis 1775)
  • Störk, Anton
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Relations

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Places

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Citation

Stoerck, Anton Freiherr von (seit 1775), Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118755498.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogy

    V Franz Anton S. (1693–1741), aus S., Schmied ebd., übernahm 1720 d. väterl. Kupferschmiede ebd.;
    M Maria Anna Haas (1694–1734;
    Stief-M Regina Volk (* 1702, 2] Michel Beck);
    Ov Johann Melchior S., Pfarrer in Eichenbrunn b. W.;
    10 Geschw u. Halb-Geschw u. a. B Johann Melchior S. (1721–56, Dr. med., Physicus, Prof. f. allg. Pathol., Therapie u. Arzneimittellehre in W., k. k. HR, führte u. a. Krankenbeobachtungen u. Sektionen im Großarmenhaus in W. durch, Halb-B Mathias (Matheus, Mathäus) Frhr. v. S. (1739–1815, österr. Adel u. Frhr. 1779), Dr. med., Leibarzt d. Ehzg. Leopold v. Toscana (Ks. Leopold II.);
    Maria Theresia Edle v. Smitner (1746–87);
    3 S (1 früh †) u. a. Jakob Josef (1774–1819), k. k. priv. Großhändler, 3 T (1 früh †) Maria Anna (1773–1841, Leopold v. Helm de Rakitowetz, 1851), Maria Theresia (1776–1847, Johann Karl Frhr. v. Löhr, 1837, k. k. Kammerherr, Reg.rat).

  • Biographical Presentation

    Nach dem Tod des Vaters wurde S. nach 1741 in die Obhut seines Onkels Johann Melchior Störck gegeben und später in einem Waisenhaus aufgezogen. Nach dem Besuch des Gymnasiums studierte er Philosophie (Magister 1752), dann Medizin bei Anton de Haën (1704–76) und Gerard van Swieten (1700–72), bei dem er 1757 mit der Arbeit „De conceptu, partu naturali, difficili et praeternaturali“ zum Dr. med. promoviert wurde. Seit 1758 leitete er als Erster Physicus das Parzmayr’sche Krankenhaus in Wien und avancierte 1760 zum ksl. Hof- und Leibmedicus. Nach mehreren Reisen mit Angehörigen des Kaiserhauses und der Behandlung der 1767 an den Pocken erkrankten Kaiserin Maria Theresia wurde S. 1760 Professor der Medizin an der Univ. Wien (1765 Dekan, 1768 Rektor). 1772 ernannte die Kaiserin S. zu ihrem Leibarzt, 1779 wurde er Protomedicus und Leiter des gesamten Medizinalwesens in den österr. Ländern.

    S.s Stellung ermöglichte ihm eine Reform des Medizinstudiums im Sinne der Iatrophysik bzw. Iatromechanik, einer Lehre, die die Lebensvorgänge mechanistisch-physikalisch zu erklären versuchte. Er folgte hier Vorstellungen Herman Boerhaaves (1668–1738) und van Swietens. 1775 erschienen die neuen Fakultätsstatuten (Instituta facultatis medicinae Vindobonensis), die eine Aufwertung der Naturwissenschaften für das Medizinstudium und des Unterrichts am Krankenbett zur Folge hatten. Um die oftmals verwirrende Vielfalt der Arzneimittel zu verringern, verlangte S., einfache Medikamente aus einheimischen Pflanzen zu verwenden, die vorher einer empirischen Prüfung unterzogen worden waren. Daher widmete er verschiedenen, meist hochwirksamen Pflanzen, darunter Herbstzeitlose (Colchicum autumnale), Stechapfel (Datura stramonium) oder Eisenhut (Aconitum napellus) eigene Studien. Vor allem seine Abhandlung über den Schierling (Conium maculatum), der „Libellus, quo demonstratur non solum usu interno tutissime exhiberi, sed esse simul remedium valde utile in multis morbis“ (1760), erregte Aufsehen. S.s Methode, Pflanzen oder Pflanzenextrakte empirisch zunächst im Tierversuch, dann im Selbstversuch und zuletzt am Patienten zu erproben und ggf. in die Therapie einzuführen, wurde international kontrovers diskutiert. S. bearbeitete zudem gemeinsam mit Nicolaus Joseph v. Jacquin (1727–87) und Johann Jakob v. Well (1725–87) die „Pharmacopoea Austriaca-provincialis“ (1774), die sich durch eine rigide Bereinigung des Arzneimittelschatzes, insbes. der zusammengesetzten Präparate, auszeichnet. Als strikter Empiriker bekämpfte er den „animalischen Magnetismus“, den Franz Anton Mesmer (1734–1815) aufgrund der angeblichen Heilung der erblindeten Pianistin Maria-Theresia v. Paradi(e)s, die vorher von S. erfolglos behandelt worden war, propagierte. Schließlich untersagte S. Mesmer die weitere Behandlung der Patientin. In seiner „Abhandlung von der Einpfropfung der Kinds-Blattern“ (1771) setzte er sich für das Inokulationsverfahren ein, das erst nach der Veröffentlichung von Edward Jenners (1749–1823) Schrift „An inquiry into thew causes and effects of the variolae vaccinae“ (1798) zugunsten der Kuhpockenimpfung abgelöst wurde.

  • Awards

    A Mitgl. d. botan. Ges. in Florenz (1767), d. Gel. Ges. in Gießen (1768), d. Med. Ges. in Paris (1776), d. Med. Kollegiums in Edinburgh (1776), d. Ak. d. Wiss. in Neapel (1780), d. Phil.-med. Inst. in Venedig (1798), u. d. Med. Kollegiums in Madrid (1798);
    Aufnahme in d. niederösterr. Herrenstand (1777).

  • Literature

    ADB 36;
    E. Lesky, Österr. Gesundheitswesen im Za. d. aufgeklärten Absolutismus, in: Archiv f. österr. Gesch. 122, 1959, H. 1;
    dies., Die Wiener Med. Schule im 19. Jh., 1965, ²1978, S. 16 u. 90;
    S. Krezdorn, A. v. S., Neubegründer d. , in: Lb. Schwaben IX, 1963, S. 69–84 (P);
    B. Zumstein, A. S. u. seine therapeut. Versuche, Diss. Zürich 1968;
    C. Probst, Der Weg d. ärztl. Erkennens am Krankenbett, Herman Boerhaave u. d. Ältere Med. Schule, 1972, S. 140–42 u. 165–72;
    K.-W. Schweppe, Experimentelle Arzneimittelforsch. in d. Älteren Wiener Schule u. d. Streit um d. Schierling als Medikament, Diss. TU München 1976;
    ders., A. S. u. seine Bedeutung f. d. Ältere Wiener Schule, in: Med.hist. Journal 17, 1982, S. 342–56;
    Wurzbach (W);
    BLÄ (P);
    Personenlex. Österr.

  • Portraits

    zahlr. Bildnisse in d. Österr. Nat.bibl. Wien.

  • Author

    Wolf-Dieter Müller-Jahncke
  • Citation

    Müller-Jahncke, Wolf-Dieter, "Stoerck, Anton Freiherr von" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 393-394 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118755498.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographical Presentation

    Stoerck: Anton Freiherr v. St., Arzt, wurde am 21. Februar 1731 als Sohn eines Schmieds zu Sulzau im vorderösterreichischen Schwaben geboren. Er kam frühzeitig nach Wien, wurde als Waise im Armenhause erzogen, studirte an der Wiener Universität Medicin und erlangte hier 1757 unter van Swieten die Doctorwürde mit der Abhandlung „De conceptu, partu naturali, difficili et praeternaturali“. Bald darauf wurde er de Haën's Assistent und im folgenden Jahre übernahm er die ärztliche Besorgung des Parzmayr’schen Hospitals, wie man damals das Bäckenhäusel nannte (ursprünglich Versorgungsanstalt für alte, gebrechliche Mitglieder der Bäckerzunft, seit 1656 Unterkunftsstätte für verarmte Wiener Bürger), nachdem die Pfleglinge des ehemaligen Parzmayr’schen Hauses am Tiefen Graben, welches als Stadtkrankenhaus verwendet wurde, dahin versetzt, worden waren. 1760 wurde St. zum k. k. Hof- und Leibmedicus ernannt und hatte als solcher einzelne Mitglieder der kaiserlichen Familie auf Reisen zu begleiten; 1766 erhielt er die Würde eines Decans der medicinischen Facultät, 1768 diejenige eines Rectors der Universität. Zur Erleichterung des mit Geschäften überbürdeten van Swieten wurde St. 1771 ferner zum Assessor bei der k. k. Studien- und Bücherrevisions-Hofcommission, nicht lange danach zum 2. Präses, Director der medicinischen Facultät und des medicinischen Studiums an der Wiener Hochschule, in demselben Jahre außerdem noch zum Protomedicus und 1772 zum 1. Leibarzt mit dem Hofrathstitel ernannt, 1775 wurde er in den österreichischen Freiherrnstand erhoben und 1777 in den niederösterreichischen Herrenstand aufgenommen. St., der am 11. Februar 1803 starb, verdankte seine rasche Carrière zum großen Theile der bemerkenswerthen litterarischen Thätigkeit, die er auf einem bisher nur wenig bearbeiteten Gebiete entfaltete, nämlich dem der experimentellen Erforschung der Wirkungen der Arzneistoffe. Indem er erkannte, daß „die Kluft zwischen der medicinischen Theorie und Praxis durch die Pharmacodynamik überbrückt werden müsse, faßte er das große Ziel ins Auge, die Arzneiverordnungslehre aus einer empirischen Kunst in eine nach bestimmten Gesetzen geordnete Wissenschaft umzuwandeln“. Er experimentirte mit dem Schierling, dem Stechapfel, Bilsenkraut, Eisenhut, der Herbstzeitlose, Waldrebe u. v. a., indem er zunächst die betreffenden Medicamente bei Thieren anwandte und dann durch Versuche an sich selbst die physiologische Wirkung, d. h. die am gesunden Organismus statthabende feststellte, um dann erst die passende Anwendung am Krankenbett folgen zu lassen. Daß er hierbei nicht zu ganz richtigen und nur mangelhaften Resultaten gelangte, lag daran, daß er es nicht verstand aus den Untersuchungsergebnissen die richtigen Schlüsse zu ziehen. Die Titel einiger hierauf bezüglichen Schriften sind: „Libellus quodemonstratur, cicutam non solum usu interno tutissime exhiberi etc.“ (Wien 1760—61; deutsch: 1774; französisch: 1771); „Libellus quo demonstratur: Stramonium, Hyoscyamum, Acconitum non solum tuto posse exhiberi etc.“ (Ebd. 1762, 1776; deutsch von G. Neuhofer, Augsburg 1763; 2. Uebersetzung: Zürich 1763; französisch: Paris 1763); „Libellus quo demonstratur: Colchici autumnalis radicem non solum tuto posse exhiberi hominibus etc.“ (Ebd. 1773); „Libellus quo demonstratur: Herbam veteridus dictam flammulam Jovis posse tuto et magna cum utilitate exhiberi aegrotantibus“ (1769, deutsch von S. Schintz). Außerdem verfaßte St. u. a. noch: „Medicinisch-praktischer Unterricht für die Feld- und Landwundärzte der österreichischen Staaten“ (2 Thle., 1776; 1786; 1789; lateinisch von J. M. Schosulan, 1776; 1791); „Abhandlung von der Einpfropfung der Kinderblattern“ (1771; französisch 1778) und gab zusammen mit Schosulan und Jacquin 1794 die „Pharmacopoea Austriacoprovincialis emendata“ heraus. — Auch als energischer Reformator des österreichischen Medicinal- und Unterrichtswesens machte sich St. speciell in seiner Eigenschaft als Oberdirector des allgemeinen Krankenhauses und Präsident des gesammten medicinischen Studiums verdient. Ihm ist u. a. auch die Wahl Stoll's als Leiters der medicinischen Universitätsklinik zu verdanken.

    • Literature

      Vgl. Puschmann, Die Medicin in Wien während der letzten 100 Jahre (Wien 1884) an verschiedenen Stellen. — Biogr. Lexikon hervorr. Aerzte, herausg. von A. Hirsch und E. Gurlt V, 546.

  • Author

    Pagel.
  • Citation

    Pagel, Julius Leopold, "Stoerck, Anton Freiherr von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 36 (1893), S. 446-447 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118755498.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA