Lebensdaten
1870 – 1949
Geburtsort
Schweinhausen bei Biberach/Riß
Sterbeort
Rottenburg
Beruf/Funktion
Bischof von Rottenburg
Konfession
-
Normdaten
GND: 118752316 | OGND | VIAF: 15565106
Namensvarianten
  • Sproll, Joannes Baptista
  • Sproll, Johannes Baptista
  • Sproll, J. B.
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Zitierweise

Sproll, Joannes Baptista, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118752316.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus um B. u. im württ. Allgäu ansässiger Bauernfam.;
    V Josef, Straßenwärter, Kleinbauer in Sch.;
    M Anna Maria Frener, aus Burg b. Sch., Kleinbäuerin in Sch.; 13 jüngere Geschw (4 früh †) u. a. Maria, Lehrerin.

  • Biographie

    S. besuchte 1882–86 die Lateinschule in Biberach, danach bis zum „Konkurs“ 1890 Konvikt und Gymnasium in Ehingen. 1890 trat er in das Wilhelmsstift ein und studierte bis 1894 kath. Theologie in Tübingen. 1895 zum Priester geweiht, wirkte er an verschiedenen Stellen in Oberschwaben als Kaplan, bevor er 1898 Repetent am Wilhelmsstift wurde. Noch im selben Jahr wurde er in Tübingen mit einer rechtshistorischen Arbeit über das Tübinger St. Georgen-Stift zum Dr. phil. promoviert. Seit 1900 war S. Subregens am Priesterseminar Rottenburg, seit 1909 Pfarrer in Kirchen (bei Ehingen), seit 1912 Domkapitular und seit 1913 Generalvikar für Bf. Paul Wilhelm v. Keppler (1852–1926). 1916 ernannte ihn Papst Benedikt XV. zum Weihbischof von Rottenburg (Titularbf. v. Almira). Seit 1926 Kapitularvikar, wurde er 1927 als Nachfolger Kepplers zum siebenten Bischof von Rottenburg gewählt.

    Politischen Einfluß nahm S. 1919/20 als Vertreter des Zentrums in der Verfassungsgebenden Landesversammlung in Stuttgart, wo er sich als Gegner des Staatskirchentums präsentierte. Zudem beteiligte er sich maßgeblich an der Ausarbeitung des „Gesetzes über die Kirchen“ (1924). Bei den Feiern zum 100jährigen Bestehen des Bistums 1928 trat er mit dem württ. Staatspräsidenten und späterem Mitglied des Goerdeler-Kreises, Eugen Bolz (1881-1945), auf, mit dem ihn gegenseitige Wertschätzung verband. S. begrüßte das Reichskonkordat 1933, ging aber bald auf Distanz zu den Nationalsozialisten. Deren Kirchenfeindlichkeit lehnte er ebenso ab wie die Auflösung der Rechtsstaatlichkeit. In veröffentlichten Denkschriften, Protesten bei Regierungsstellen im Land und im Reich sowie in seinen Predigten bekannte sich S. offen als Gegner des NS-Regimes. Daher auf Geheiß des Reichsjustizministers im Okt. 1937 beim Sondergericht Stuttgart ein Ermittlungsverfahren wegen Verstoßes gegen das „Heimtückegesetz“ eingeleitet.

    Nachdem S. am 10.4.1938 als einziger dt. Bischof der Volksabstimmung und Wahl zum Reichstag ferngeblieben war, kam es zu mehreren, von den Nationalsozialisten organisierten Demonstrationen gegen ihn, bei denen am 23. Juli das bischöfliche Palais verwüstet wurde. Als sich S. am 24.8.1938 weigerte, seiner Ausweisung aus dem Gau Württemberg-Hohenzollern – und damit aus seiner Diözese – Folge zu leisten, wurde er gewaltsam nach Freiburg (Br.) verbracht. Von hier flüchtete er über Augsburg, Bad Wörishofen und München in das Benediktinerkloster St. Ottilien. Dem Drängen der Berliner Nuntiatur, von seinem Amt zu resignieren oder den Beistand eines Koadjutors zu akzeptieren, widersetzte er sich. Nach einem Krankenhausaufenthalt in München 1940/41 begab sich der von Multipler Sklerose gezeichnete S. zu den Ursberger St. Josefsschwestern in das Heilbad Krumbad. Am 12.6.1945 kehrte S. in sein Bistum zurück und leitete dessen Wiederaufbau. S. gilt wie Michael v. Faulhaber und Clemens August v.|Galen als Bekennerbischof, ist aber im Unterschied zu diesen heute im öffentlichen Bewußtsein weniger präsent. Sein Nachfolger wurde Carl Joseph Leiprecht (1903–81).

  • Auszeichnungen

    o. Mitgl. d. Württ. Komm. f. Landesgesch. (seit 1914, ao. Mitgl. seit 1905);
    Ehrenmitgl. d. Kath. Studentenverbindung Alamannia (seit 1922);
    – Gedenktafel am bfl. Palais, Rottenburg (seit 1983).

  • Literatur

    E. Kaim, Der Bf. ist wieder da, 1945;
    A. Späth, J. B. S., Der Bekennerbf., ²1963;
    P. Kopf u. M. Miller (Hg.), Die Vertreibung v. Bf. J. B. S. v. Rottenburg 1938–1945, 1971 (Qu);
    P. Kopf, Auf Kollisionskurs mit d. Regime, J. B. S. u. seine Auseinandersetzung mit d. NS, in: Rottenburger Jb. f. KGesch. 1, 1982, S. 11–20;
    ders., Bf. J. B. S. auf d. Flucht, ebd. 15, 1996, S. 231–42;
    ders., in: Lb. Schwaben 13, 1977, S. 442–69 (L, P);
    ders., in: Zeitgesch. Lb. V, 1982, S. 104–17 (P);
    ders., J. B. S., Leben u. Wirken, 1988 (Qu, P);
    B. Hanssler, Bf. J. B. S., Der Fall u. seine Lehren, 1984 (P);
    D. Bauer u. A. P. Kustermann (Hg.), Gelegen oder ungelegen, Zeugnis f. d. Wahrheit, Zur Vertreibung d. Rottenburger Bf. J. B. S. im Sommer 1938, 1989;
    F. X. Schmid, Bf. S. u. d. Kunst, 2004 (P);
    Hubert Wolf, „Die Affäre S.“, Die Rottenburger Bf.wahl v. 1926/27 u. ihre Hintergründe, 2009 (P);
    Personenlex. Drittes Reich;
    Biogr. Hdb. Württ. LT;
    Lex. d. dt. Gesch.;
    LThK³;
    Gatz I (W, L, P);
    Gatz V (L, P);
    Lex. Widerstand;
    BBKL X (W, L).

  • Porträts

    P Ölgem. v. R. Schlichter, 1933 (Rottenburg, Foyer d. Bf.hauses), Abb. in: Hanssler, 1984;
    Ölgem. v. A. Vogt, vor 1938 (Heilbad Krumbad, Bf.zimmer), Abb. in: Kopf, 1988;
    Lith. v. W. Geyer, 1949, Abb. ebd. u. in: Schmid, 2004 (s. L).

  • Autor/in

    Stefan Jordan
  • Zitierweise

    Jordan, Stefan, "Sproll, Joannes Baptista" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 767-768 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118752316.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA