Lebensdaten
erwähnt 15. Jahrhundert
Beruf/Funktion
Verfasser einer Glaubens- und Morallehre in Reimpaarversen
Konfession
-
Normdaten
GND: 104160489 | OGND | VIAF: 29962431
Namensvarianten
  • Sproll, Hans
  • Hans, Sproll

Quellen(nachweise)

Zitierweise

Sproll, Hans, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd104160489.html [25.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Außer seinem Namen, den der Schlußpassus seines einzigen bekannten Werks nennt, ist über S. nichts bekannt. Seine mit dem Spaziergangtopos allegorisch einsetzende Lehrdichtung umfaßt 360 Verse und ist in dem um 1516/18 entstandenen Familienbuch des St. Galler Amtmanns Hans Vogler d. Ä. (1442–1518), fortgesetzt von dessen Sohn Hans d. J. (1498–1567), überliefert. Eine aus spätmittelalterlichen Minne- und Ehrenreden bekannte Einleitung führt – der Vogelgesang leitet zu den Chören der lieben Engel über – zum religiösen Grundthema. Symbolzahlen und biblisch-dogmatische Reihen durchziehen den Text mit der Funktion, den als pervertiert wahrgenommenen Sitten der Zeitgenossen die göttlich gefügte Ordnung der Schöpfung und Heilsgeschichte entgegenzusetzen. Gelehrte und Ungelehrte, Kleriker und Laien, Bauern und Adlige, Männer und Frauen werden zum Zielpunkt der Moraldidaxe e contrario. Anklänge an|die Totentanz-Ikonographie sind kein Zufall, vanitas-Topik verbindet sich auch bei S. mit einem schroffen Memento mori (hier u. U. auf eine aktuelle Seuche bezogen: 127v). Doch wird die Jenseitsperspektive in ein Postulat innerweltlicher Umkehr in konsequenter imitatio Christi umgelenkt, wofür das letzte Drittel Christi Worte und Lehren (weithin im bibl. Wortlaut) als Richtschnur und Norm offeriert.

    Die theol. Substanz des Gedichts erfordert keinen geistlichen Autor. Was der Text entfaltet, gehört zum Bestand spätmittelalterlicher Laiengelehrsamkeit. Auch der Stil und eine mehr assoziative als konzise Argumentation lassen auf einen laikalen Gelegenheitsdichter schließen. S.s durchgängiger Gestus aber ist der eines Buß- und Mahnpredigers, der auch das Schlußgebet an die Trinität und Maria (in dem der Verfassername fällt) nicht persönlich, sondern stellvertretend für die zeitgenössisch-christliche humanitas formuliert.

  • Werke

    Zentralbibl. Zürich, Ms S 318 (Fam.buch Hans Voglers d. Ä., d. J.), f. 123r-129r, vgl. L. C. Mohlberg, Kat. d. Hss. d. Zentralbibl. Zürich 1: Ma. Hss., S. 366 f.;
    Ed. v. A. Renggli (im Druck).

  • Literatur

    L J. Häne, Das Fam.buch zweier rheintal. Amtmänner d. 15. u. 16. Jh, in: Jb. f. Schweizer. Gesch. 25, 1900, S. 43–80;
    T. Hammer, Das Fam.buch d. rheintal. Amtmänner Hans Vogler d. Ä. u. Hans Vogler d. J., in: Unser Rheintal 42, 1985, S. 92–95;
    A. Renggli, Das Fam.buch Hans Voglers d. Älteren u. d. Jüngeren aus d. St. Galler Rheintal, Diss. Univ. Zürich 2006;
    dies., Das Fam.buch Hans Voglers d. Älteren u. d. Jüngeren, Entstehung u. prakt. Bedeutung, in: B. Studt (Hg.), Haus- u. Fam.bücher in d. städt. Ges. d. SpätMA u. d. Frühen Neuzeit, 2007, S. 61–86;
    Kosch, Lit.-Lex.³;
    Vf.-Lex. MA².

  • Autor/in

    Mathias Herweg
  • Zitierweise

    Herweg, Mathias, "Sproll, Hans" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 766-767 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd104160489.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA