Lebensdaten
1874 – 1943
Geburtsort
Groß-Voigtsberg (Sachsen)
Sterbeort
Mexico City
Beruf/Funktion
Schriftsteller ; Maler ; Pädagoge ; Politiker
Konfession
andere
Normdaten
GND: 118750275 | OGND | VIAF: 76322003
Namensvarianten
  • Rühle, Karl Heinrich Otto
  • Steuermann, Carl (Pseudonym)
  • Trimero, Carlos (Pseudonym)
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen in der NDB Genealogie

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Rühle, Otto, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118750275.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V N. N., sächs. Eisenbahnbeamter;
    M N. N.;
    1) N. N. ( 1920), 2) 1921 Alice Gerstel (s. 2);
    1 T aus 1) Margarete R.-Bach (1903–90).

  • Biographie

    R. erhielt aufgrund seiner guten Schulleistungen eine Freistelle am prot. Volksschullehrer-Seminar in Oschatz (1889–95). Als er 1896 der sozialdemokratischen Partei beitrat, verlor er seine Stelle und mußte sich als Hauslehrer, Wanderredner und freier Schriftsteller durchschlagen. Er publizierte über das Kinderelend und zur Schulreform und arbeitete seit 1899 als Redakteur bei verschiedenen Arbeiterzeitungen. 1912 für die SPD in den Reichstag gewählt, stimmte er bei|der 2. Abstimmung über die Kriegskredite am 20.3.1915 neben Karl Liebknecht (1871–1919) als einziger dagegen. Als Liebknecht 1916 aus der SPD-Fraktion ausgeschlossen wurde, trat R. ebenfalls aus. Am 8.11.1918 in den Vorstand des Dresdener Arbeiter- und Soldatenrats gewählt, beteiligte R. sich am Sturz der sächs. Monarchie. Er nahm am Gründungsparteitag der KPD in Berlin teil und gründete im Jan. 1919 die Pirnaer Ortsgruppe der KPD. Bereits Ende 1919 wegen Linksradikalismus aus der KPD ausgeschlossen, arbeitete er kurz in der KAPD mit, publizierte in Franz Pfemferts Zeitschrift „ Die Aktion“ und gründete schließlich die „Allgemeine Arbeiterunion (Einheitsorganisation)“. Parallel zu den niederländ. Rätekommunisten Anton Pannekoek und Hermann Gorter entwickelte R. mit radikalen Betriebsräten vorwiegend aus Sachsen eine linkskommunistische Linie, die den Parlamentarismus als Verrat an der Revolution ablehnte. Er kritisierte sowohl die erstarrten Organisationsformen der dt. Sozialdemokratie als auch die Politik Lenins und der Sowjetunion und forderte eine proletarische „Einheitsorganisation“ auf betrieblicher Basis, in der die Trennung zwischen Partei und Gewerkschaft, politischem Kampf und Lohnkampf aufgehoben sein sollte (Von d. bürgerl. z. proletar. Rev., 1924).

    Unter dem Einfluß und in enger Zusammenarbeit mit seiner zweiten Frau wandte sich R. wieder pädagogischen und nun auch psychologischen Fragen zu. 1932 emigrierten beide nach Prag, 1935 nach Mexiko, wo R. einen Posten als pädagogischer Berater der Regierung erhielt, bis er 1939 – wohl aufgrund von Denunziationen – entlassen wurde. In Mexiko knüpfte er (wie schon um 1919/20 in Dresden zum Kreis um d. Expressionisten Conrad Felixmüller, 1897–1977) Kontakte zu Künstlern wie Diego Rivera (1886–1957), der ihn auch porträtierte. Trotz politischer Differenzen pflegte R. Freundschaft mit dem ebenfalls nach Mexiko geflohenen Leo Trotzki (1879–1940). Nach R.s Tod infolge eines Herzschlags wählte seine Frau den Freitod.

    R. war ein bedeutender Pädagoge und ein mitreißender Redner. Als Politiker vertrat er eine rätekommunistische Position, die ihn schon in den 20er Jahren marginalisierte. Seine „Illustrierte Kultur- und Sittengeschichte des Proletariats“ (I, 1930, II, 1977, hg. v. H. Jacoby) stellt eine Pionierleistung der Sozialgeschichte dar. In den 1960er und 1970er Jahren wurde R. als pädagogischer und politischer Autor von der Studentenbewegung wiederentdeckt. – Otto-Rühle-Archiv an d. soz.päd. Fak. d. TU Dresden (seit 1999).

  • Werke

    u. a. Die Volksschule, wie sie ist, 1903;
    Die Volksschule, wie sie sein soll, 1903;
    Arbeit u. Erziehung, 1904;
    Kinder-Elend, 1906;
    Das proletar. Kind, 1911;
    Die Rev. ist keine Parteisache, 1920;
    Die Revolutionen Europas, 3 Bde., 1927;
    Karl Marx, Leben u. Werk, 1928;
    Der Mensch auf d. Flucht, 1932;
    Schrr., Perspektiven e. Rev. in hochindustrialisierten Ländern, hg. v. G. Mergner, 1971;
    Baupläne f. e. neue Ges., hg. v. H. Jacoby, 1971;
    -Nachlaßsplitter: IfZ.

  • Literatur

    H. Jacoby u. I. Herbst, O. R. z. Einf., 1985;
    H. Groschopp, Utopie v. „neuen Menschen“, Eine biogr.-bibliogr. Studie über O. R. als Kulturwiss., in: Weimarer Btrr. 33, 1987, H. 12, S. 1953-70;
    G. Stecklina u. J. Schille (Hg.), O. R., Leben u. Werk, 2003 (Bibliogr.);
    Rhdb.;
    Vollmer;
    Kürschner, Lit.-Kal., Nekr. 1936-1970, 1973;
    BHdE I;
    Paul;
    Biogr. Hdwb. Erwachsenenbildung.

  • Autor/in

    Diethart Kerbs
  • Zitierweise

    Kerbs, Diethart, "Rühle, Otto" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 217-218 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118750275.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA