Lebensdaten
1645 – 1686
Geburtsort
Radolfzell am Bodensee
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Bildhauer ; Maler
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118749234 | OGND | VIAF: 27866834
Namensvarianten
  • Rauchmüller, Johann Mathias
  • Rauchmiller, Mathias
  • Rauchmüller, Johann Mathias
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Zitierweise

Rauchmiller, Mathias, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118749234.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Mathias ( 1671), Metzger in R., vielleicht aus Tirol zugewandert;
    M Agatha Schmid (vor 1610-75), „virtuosa“;
    Mainz 1670 Anna Maria ( frühestens 1686), T d. Heinrich Münch, Kaufm. u. Bürger in Mainz;
    1 S (Johann) Heinrich Ernst R. v. Ehrenstein (1671–1739, Reichs- u. erbländ. Rr. mit Prädikat „Edler v. Ehrenstein“, 1705/06), ksl. Kammerdiener, Bürger in W., 2 T;
    N (?) Johann Michael (* 1667), Maler in W. (s. L).

  • Biographie

    R. erhielt seine erste Ausbildung wohl von der Bildhauerfamilie Schenk in Konstanz. Wer ihn malerisch schulte, bleibt ungewiß, da der schlechte Zustand seiner Fresken kein Urteil erlaubt. Seine plastischen Entwürfe verraten in ihrer Lebendigkeit und geistvollen Dynamik fläm. Einfluß, v. a. von Rubens. R. wird erstmals 1671 in Mainz faßbar im Zusammenhang mit dem Auftrag Johann Philipps v. Schönborn (1605–73), Kf. und Ebf. von Mainz, für das Epitaph seines Bruders Philipp Erwein ( 1668) in Geisenheim. Von den einheimischen Bildhauern und Malern 1669 und 1670 verklagt, da er ohne zünftigen Abschluß Arbeit annehme, dürfte R., wie später in Wien, den Status eines Hofkünstlers genossen haben. Im Auftrag Johann Philipps v. Schönborn, zugleich Fürstbf. in Würzburg, entwarf R. 1673 ein mit der üblichen Ikonographie brechendes Grabmal für den Würzburger Fürstbf. Franz v. Hatzfeldt (1596–1642), dessen Ausführung unterblieb. R. fügte nicht nur der knieenden Bischofsfigur erstmals einen monumentalen Schutzengel hinzu, sondern verwertete auch die Blumenmetaphorik der Leichenpredigt. Vollendet wurde jedoch noch vor 1675 das in der Trierer Liebfrauenkirche unvollständig erhaltene Grabmal für den Chorbf. Karl v. Metternich ( 1636) mit einer ins Lesen vertieften Liegefigur abseits aller dt. Konventionen.

    Seit dem 18.3.1675 ist R. in Wien nachweisbar, als er den Vertrag für die Deckenfresken der Dominikanerkirche unterzeichnete (im 19. Jh. stark überarbeitet). 1676 datierte und signierte R. sein Meisterwerk, den geschnitzten Elfenbeinhumpen in Vaduz (Slgg. d. Reg. Fürsten v. Liechtenstein) mit der Darstellung des Raubs der Sabinerinnen. Den außergewöhnlichen Rang dieser Arbeit unterstreicht ein hymnisches Preisgedicht von Daniel Caspar v. Lohenstein (1635–83), der sich damals in Wien aufhielt und vielleicht auch der Erstbesitzer war. Lohensteins Programm für das Mausoleum der Piasten im schles. Liegnitz (Legnica, Polen) setzte R. 1677/79 mit Fresken und den vier lebensgroßen, Alabaster-Statuen Hzg. Christians II v. Liegnitz und seiner Familie um. Zwei Grabmäler in der Breslauer Maria-Magdalenenkirche für den ksl. Rat Adam Caspar von Arzat und den Knaben Octavio Pestaluzzi (letzteres fragmentar. erhalten; beide in situ) schlossen sich 1678/79 an. 1679 erreichte R. der Auftrag für die von Ks. Leopold I. gestiftete Dreifaltigkeitssäule (Pestsäule) am Graben in Wien (vollendet 1694) nach Plänen von J. B. Fischer von Erlach und L. Burnacini). R.s Grundidee, die bis dahin übliche Säule durch eine Pyramide über dreieckigem Grundriß zu ersetzten, blieb erhalten, wie auch drei lebensgroße, lesende und musizierende Engel von androgyner Leiblichkeit. Um 1681 entstand der Bozzetto (Gips, Nat.gal. Prag) des hl. Nepomuk, dessen Ausführung in Bronze durch Johann Brokoff und den Gießer Hieronymus Herold auf der Prager Karlsbrücke zum Prototypen unzähliger Nepomukstatuen (als Brückenheiliger) in ganz Nordeuropa wurde. Während der Arbeit an den Deckenfresken in den Seitenkapellen des Passauer Domes (seit Juli 1685) verstarb R.

    R. zählt zu den wenigen dt. Barockbildhauern internationalen Ranges. Sein Sinn für das virtuos Intime, weniger das Monumentale, sein Geschick in der Darstellung menschlicher Affekte und die berückende Schönheit seiner Figuren sicherten ihm Bewunderung noch bis weit in die Zeit des Klassizismus.

  • Literatur

    E. W. Braun-Troppau, in: Oberrhein. Kunst, 9, 1940, S. 78-109 u. 10, 1942, S. 119-50 (auch zu [Johann] Heinrich Ernst u. Johann Michael);
    Ch. Theuerkauff, Studien z. Elfenbeinplastik d. Barock, M. R. u. Ignaz Elhafen, Diss. Freiburg 1964;
    V. Birke, M. R., Leben u. Werk, 1981 (auch zu [Johann] Heinrich Ernst);
    S. Appuhn-Radke, Das Thesenbl. im Hochbarock, 1988, S. 11-15;
    K. Kalinowski, Barock in Schlesien, Gesch., Eigenart u. heutige Erscheinung, 1990, S. 36, 97, 128;
    I. Schemper-Sparholz, Die Bedeutung Schlesiens f. d. Wiener Barockplastik, Neue Erkenntnisse zu M. R. u. Matthias Steinl, in: J. Wrabeca (Hg.), Michal Klahr Starszy i jego srodowisko kulturowe, 1995, S. 123-32;
    dies., Skulptur u. dekorative Plastik, in: Gesch. d. bildenden Kunst in Österreich, IV, 1999, S. 308, 467 f., 479, 500;
    T. Kossatz, Entwurf f. d. Grabmal d. Würzburger Fürstbf. Franz v. Hatzfeldt (um 1673), in: Von teutscher Not zu höf. Pracht 1648-1701, Ausst.kat. d. German. Nat.mus. Nürnberg, 1998, S. 279 f. mit Abb.;
    ders., Die Plastik v. späten Manierismus bis z. Klassizismus, in: P. Kolb, E.-G. Krenig (Hg.), Unterfränk. Gesch. IV/2, 1999, S. 395 ff. (Abb.);
    N. Beyer, Das Werk d. Johann Wolfgang Krölicher, Ein Btr. z. barocken Skulptur im Dtld. d. 17. Jh., 1999, S. 238 ff., 248 ff., Abb. 116, 125-27;
    ThB;
    Dict.of Art.

  • Autor/in

    Tilman Kossatz
  • Zitierweise

    Kossatz, Tilman, "Rauchmiller, Mathias" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 200-201 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118749234.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA