Söderbaum, Kristina
- Lebensdaten
- 1912 – 2001
- Geburtsort
- Stockholm
- Sterbeort
- Hitzacker (Niedersachsen)
- Beruf/Funktion
- Schauspielerin ; Photographin ; Filmschauspielerin ; Fotografin
- Konfession
- mehrkonfessionell
- Normdaten
- GND: 118748653 | OGND | VIAF: 6863148997698059870002
- Namensvarianten
-
- Södernbaum, Kristina Beate Margarete
- Harlan, Kristina (verheirate)
- "Reichswasserleiche" (Spottname)
- Söderbaum, Kristina
- Södernbaum, Kristina Beate Margarete
- Harlan, Kristina (verheirate)
- harlan, kristina
- "Reichswasserleiche" (Spottname)
- "reichswasserleiche"
- Söderbaum, Kristina
- Soederbaum, Kristina
- Söderbaum, Beata Margareta Kristina
- mehr
Literatur(nachweise)
- Katalog des Bibliotheksverbundes Bayern (BVB)
- Deutsche Digitale Bibliothek
- Normdateneintrag des Südwestdeutschen Bibliotheksverbundes (SWB)
- * Deutsches Literaturarchiv Marbach - Kallías
- Österreichischer Bibliothekenverbund (OBV)
- Gemeinsamer Verbundkatalog (GBV)
- * Literaturnachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
- * Werknachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
- * Bibliothek des Instituts für Zeitgeschichte München - Berlin
- Personen im Fachinformationsdienst Darstellende Kunst
- * Jahresberichte für deutsche Geschichte - Online
Objekt/Werk(nachweise)
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Genealogie
V →Henrik Gustaf (1862–1933), aus Kalmar, 1899 Prof. d. Chemie u. Vorstand d. agrikulturchem. Laboratoriums d. Ak. d. Landwirtsch. in Stockholm, 1898 Mitgl., seit 1923 Ständiger Sekr. d. Schwed. Ak. d. Wiss., Vors. d. Komitees f. d. Nobelpreis, Mitgl. d. Dt. Chem. Ges. u. d. Dt. landwirtsch. Ges. (s. Wi. 1928; Pogg. IV–VI), S d. Anders Gustaf (Andreas Gustav), Dr. med., prakt. Arzt, u. d. Emilia Matilda (Mathilde) Braun;
M Margareta Charlotta Katarina (1887–1933), T d. Harald Lunddahl, Pfarrer, u. d. Ulrika (Ulla) Rosenmüller;
1 B Gustaf (1907–60), 2 Schw u. a. Ulrike Emilie (* 1908), →Ulla (* 1915), Tänzerin, Mitgl. d. Ballets Jooss;
– ⚭ 1939 →Veit Harlan (1899–1964, ev., seit 1964 kath., ⚭ 1] →Dora Gerson, 1899–1943, Schausp., Kabarettistin, Chansonniere, emigrierte 1936, 2] →Hilde Körber, 1906–69, Regisseurin, Schausp., Schriftst. 1946–50 Mitglied d. Stadtverordnetenverslg. in Berlin (CDU), Schausp., Drehbuchautor, Filmregisseur, 1943 Prof. (s. NDB VII);
2 S →Christian Veit (Ps. Tian) (* 1939), Industriedesigner, Architekt, →Caspar (Harlen) (* 1946), Regisseur, Kinder- u. Jugendfilmer, 1 Stief-S →Thomas Harlan (* 1929), Schriftst., Regisseur, 2 Stief-T →Maria Körber (Harlan-Körber, Kerzel-Körber) (* 1930, ⚭ 1] →Walter Buschhoff, 2] →Joachim Kerzel), Schausp., →Susanne Körber (1932–69), Schausp. -
Biographie
S. verbrachte eine behütete Kindheit in Stockholm. Nach der Schule besuchte sie verschiedene Internate, 1929 für ein Jahr das Collège feminin du Bouffémont in Paris. Als die Mutter schwer erkrankte, kehrte S. nach Schweden zurück und versorgte nach deren Tod den Vater, bis dieser ein Jahr später starb. Im Sept. 1934 war S. erstmals zu einem Besuch in Berlin, begann ein Studium der Kunstgeschichte und nahm Sprechunterricht bei der Reinhardt-Schauspielerin Margarethe Wellhoener. Im Juni 1935 siedelte sie endgültig nach Berlin über und wurde Schülerin an Lily Ackermanns Schauspielschule und bei Rudolf Klein-Rogge. Ein Ufa-Nachwuchswettbewerb trug ihr 1936 eine Nebenrolle in Erich Waschneks Film „Onkel Bräsig“ ein. Ein Jahr später holte Veit Harlan die Schwedin auf Hinweis seines Freundes →Paul Bildt (1885–1957) für die Verfilmung von Max Halbes „Jugend“; die Arbeit wurde der erfolgreichste Film des Jahres 1938 und machte S. schlagartig bekannt. Im April 1939 heirateten sie und Harlan, im Okt. kam ihr Sohn zur Welt. Als Hauptdarstellerin der Filme Harlans, in langen Einstellungen obsessiv aufgenommen, machte S. in der Folge rasch Karriere (Verwehte Spuren, 1938; Unsterbliches Herz, Die Reise nach Tilsit, beide 1939). Nur 1,60 m groß, verkörperte die vorzügliche Reiterin und Schwimmerin ein vom Nationalsozialismus propagiertes Rasseideal: Kindfrau mit heller Stimme, blond, blauäugig, von unverfälschter Natürlichkeit, zudem eine treue Gefährtin des Mannes und bereit zur Selbstaufgabe. Darüber hinaus gab sie das empfindsame Opfer von Intrigen und Unverständnis ihrer Mitmenschen und anerzogener Schuldgefühle. Harlan inszenierte S. volksnah als Gegenentwurf zur „femme fatale“ ihrer glamouröseren Landsmännin →Zarah Leander (1907–81). In „Jud Süß“ spielte S. 1940 eine der Hauptrollen an der Seite von Heinrich George (1893–46) und Werner Krauss (1884–1959). Ihr häufiger Film-Tod durch Ertrinken trug ihr im Volksmund den Spottnamen „Reichswasserleiche“ ein. 1942 erhielt S. in Venedig den Preis der Biennale als beste ausländische Schauspielerin für ihre Rolle der Anna in „Die Goldene Stadt“, Harlans Melodram im aufsehenerregenden zweiten dt. Farbfilm. 1943 unternahm S. nach dem Film „Immensee“ eine Vortragsreise durch Schweden – ein vergeblicher Versuch, vor Kriegsende nach Schweden auszuweichen.
Die Historienepen, Melodramen und Durchhaltefilme „Der Große König“ (1941), „Opfergang“ (1944), „Kolberg“ (1945), zuvorderst aber der antisemit. Propagandafilm „Jud Süß“, setzten S. und Harlan nach dem Krieg öffentlicher Ächtung aus. S. trat auf einer Hamburger Gastspielbühne in (anonymen) Inszenierungen Harlans (Gaslicht; Wie es Euch gefällt; Augen der Liebe) auf. Angebote aus Italien und Schweden lehnte sie ab, solange Harlan unter Berufsverbot, dann seit 1948 in Hamburg unter Anklage stand. Trotz seiner Entlastung als „Mitläufer“ im April 1950 konnte das Künstlerpaar nicht mehr an den früheren Filmruhm anknüpfen. Zwar realisierten beide bis 1958 noch weitere Spielfilme, darunter „Unsterbliche Geliebte“ (1951), „Hanna Amon“ (1951) und „Anders als Du und Ich“ (1957), erlebten jedoch mehrere Mißerfolge und zogen sich 1959 verschuldet vom Haus am Starnberger See in ein Bauernhaus nach Degerndorf/Inn zurück. Eine Theatertournee 1962–63 mit „Ein Traumspiel“ und „Der Biberpelz“ unter der Regie Harlans wurde von dessen Gegnern boykottiert. Nach Harlans Tod 1964 und fehlenden Filmangeboten mußte S. auch ihr Degerndorfer Haus verkaufen. Eine neue Existenz baute sie sich nach einer Ausbildung bei „Photo Porst“ in Nürnberg auf mit Gesellschafts-, Porträt- und Modefotografien, die sie 1972 in einer Grazer Ausstellung zeigte. 1966/67 gastierte sie ein letztes Mal am fränk. Theater (in Schloß Maßbach) mit „Die begnadete Angst“ von Bernanos. In Filmrollen sah man sie nur noch selten, TV-Porträts in den 70er und 80er Jahren verschufen ihr ein bescheidenes Comeback, ein letztes widmete ihr 1993 →Hans Christoph Blumenberg. Ihre späteren Jahre verbrachte S. in München und zuletzt in der Nähe des Sohnes →Caspar bei Gorleben.
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Auszeichnungen
Ehrenstudentin d. Univ. Uppsala (1943).
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Werke
Weitere W u. a. Filmrollen: Die Blaue Stunde, 1952;
Sterne über Colombo, 1953;
Die Gefangene d. Maharadschas, 1953;
Verrat an Dtld.|, 1954;
Ich werde Dich auf Händen tragen, Regie jeweils V. Harlan, 1958;
Zwei Herzen im Mai, Regie: G. v. Bolvary, 1957;
Karl May, Regie: H.-J. Syberberg, 1974;
Let's Go Crazy, Regie: G. Christallini, 1986;
Nachtzug nach Venedig, Regie: C. U. Quinterio, 1993;
– Autobiogr.:
Nichts bleibt immer so, Rückblenden auf e. Leben vor u. hinter der Kamera, 1983, mit e. Vorw. v. J. Seitz (Filmogr., P);
K. S., Erinnerungen, aufgezeichnet v. J. Seitz, Neuaufl. 1992 (Filmogr., P);
– Fernseh-Dokumentationen:
B. Schauer, Die große Rolle, 2. Jud Süß – die Alptraumrolle, 1973;
P. Weyrich, Das ist ihr Leben, K. S., 1977;
C. Pauli, Frauengeschichten, K. S., 1983/84;
→H.-Ch. Blumenberg, Wenn ich sonntags in mein Kino geh' ..., 1992, u. „Die Reise nach Schweden“, 1993;
TV (Serie): K. Gendries, Der Bergdoktor, 1992, 1. Staffel, 1 Folge;
TV (Doku-Drama) H. Königstein, Jud Süss – Ein Film als Verbrechen?, 2000/01. -
Literatur
H. C. Opfermann (Hg.), Veit Harlan, Im Schatten meiner Filme, 1966;
F. Noack, Veit Harlan, 2000;
K. Brinker, Nord. Filmsterne, Zarah Leander, K. S., Ingrid Bergmann, Greta Garbo, 1938 (P);
F. Courtade u. P. Cadars, Gesch. d. Films im Dritten Reich, 1975 (P);
C. Romani, Die Filmdivas d. Dritten Reiches, 1982 (P);
K. Kreimeier, Die Ufa-Story, 1992 (P);
F. Beyer, Die Ufa-Stars im Dritten Reich, 1991, S. 196–241 (P);
H.-M. Bock u. M. Töteberg (Hg.), Das Ufa-Buch, 1992 (P);
K. L. Neumann, Idolfrauen oder Idealfrauen?, K. S. u. Zarah Leander, in: Th. Koebner (Hg.), Idole d. dt. Films, Eine Gal. v. Schlüsselfiguren, 1997, S. 231–44 (P);
A. Ascheid, Hitler's Heroines, Stardom and Womanhood in Nazi Cinema, 2003, S. 42–97 (P);
U. J. Klaus, Dt. Tonfilme, Lex. d. abendfüllenden dt. u. dt.sprachigen Spielfilme 1929–1945, 1987 ff.;
K. H. Wendtland, Geliebter Kintopp, Sämtl. Dt. Spielfilme v. 1929– 1945, Mit zahlr. Künstlerbiogrr., 1995 ff. (Filmogr.);
K. Weniger (Hg.), Das Gr. Personenlex. d. Films, 2001 (Filmogr.);
Klimesch;
Munzinger;
Kulturlex. Drittes Reich;
– Nachrufe:
FAZ, NZZ u. SZ v. 14. 2. 2001. -
Porträts
Fotoggr., Werk- u. Szenenfotogrr. (Fotoslg., Dt. Kinemathek, Mus. f. Film u. Fernsehen, Berlin).
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Autor/in
Brigitte Bruns -
Zitierweise
Bruns, Brigitte, "Söderbaum, Kristina" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 526-527 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118748653.html#ndbcontent