Lebensdaten
1874 – 1968
Geburtsort
Seifhennersdorf (Lausitz)
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Maler ; Architekt ; Entwerfer
Konfession
-
Normdaten
GND: 118739557 | OGND | VIAF: 52484711
Namensvarianten
  • Kellermann, Horst (Pseudonym)
  • Paul, Bruno
  • Kellermann, Horst (Pseudonym)
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Zitierweise

Paul, Bruno, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118739557.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Gustav Eduard (1836–1897), Kaufrn. in S., S d. Krämers Johann Gotthelf u. d. Christiane Dorothee Weiß in S.;
    M Johanne Juliane Auguste Jentsch (1836–1901), T d. Gerichtsältesten Christian Friedrich u. d. Johanne Rahel Berndt;
    1) 1899 Paula Maria Graf ( 1946), T e. Bankiers, 2) 1941 Ursula (Ulla) (1907–57), T d. Landvermessers Richard Schnitt (1872–1946) u. d. Agnes Dienelt, Anwaltssekr.; 1 Taus 1) Hilda Walter (1900–90), 2 T aus 2) Julia Graf (* 1941), Psychoanalytikerin, Susanne Droste (* 1945), Graphikerin; Schwager Franz Weber (1884–1936), Architekt.

  • Biographie

    Nachdem seine älteren Brüder in kaufmännischen Berufen tätig waren, sollte P. zum Lehrer ausgebildet werden. Er besuchte seit 1886 das Kreuzgymnasium in Dresden, anschließend das Friedrichstädter Lehrerseminar. Aufgrund seiner zeichnerischen Begabung folgten 1890-93 eine Ausbildung an der Kunstgewerbeschule Dresden, ein Semester an der dortigen Akademie und ein Praktikum in einem Baubüro. Seit April 1894 studierte er in München bei Paul Höcker an der Akademie der Bildenden Künste und besuchte Vorlesungen an der TH.

    Nach ersten Illustrationen in sozialistisch orientierten Zeitungen schuf P. 1896-1900 für die „Jugend“ und 1897-1906 für den „Simplicissimus“ zahlreiche satirische Karikaturen zu Mißständen in Politik und Gesellschaft, ferner Buchillustrationen zu Werken Ludwig Thomas u. a. sowie Werbekunst und Ausstellungsplakate.

    Mit Entwürfen für Möbel, Textilien, Tapeten, Teppiche und Metallarbeiten (Lampen, Leuchter, Beschläge) trat P. in den Kreis der Künstler der 1898 gegr. Vereinigten Werkstätten für Kunst im Handwerk (V.W.) und wurde mit seinem von der Geometrie bestimmten Stil 1904-10 einer ihrer dominierenden Mitarbeiter. Zur propagandistischen Unterstützung der neuen Wohnkultur im Sinn eines Gesamtkunstwerkes gründete P. zusammen mit Fritz Aug. Otto Krüger, Jakob Julius Scharvogel, Franz Hoch, Fritz Erler, Carl Ule, Theo v. Gosen, Hermann Obrist, Hans Eduard v. Berlepsch-Valendas und Martin Dülfer 1903 die „Münchner Vereinigung für angewandte Kunst“, deren Ziele bereits die Bestrebungen des Deutschen Werkbunds vorausnahmen, zu dessen Gründungsmitgliedern P. 1907 ebenfalls gehörte.

    Auszeichnungen für komplette Raumausstattungen in Paris (1900), St. Louis (1904) und Dresden (1906) unterstützten 1907 seine Berufung als Leiter der Unterrichtsanstalt am Kunstgewerbemuseum in Berlin durch Wilhelm v. Bode, der Veränderungen in Organisationsstruktur und Lehrkörper als dringend notwendig erachtete und sich angesichts der regimekritischen Karikaturen P.s aus früheren Jahren sogar gegen Kaiser Wilhelm II. durchsetzte. Mit einer großzügigen Raumfolge auf der Berliner Kunstausstellung 1907 sowie Bau und aufwendiger Ausstattung von „Haus Westend“ für den Direktor der Berliner Filiale der V.W. 1908 wurde P. zu einem wichtigen Architekten des Berliner Großbürgertums. P.s respräsentativer Anspruch setzte sich auch in seiner Ausstattung von Schiffen des Norddeutschen Lloyd (u. a. „Prinz Friedrich Wilhelm“ 1908, „George Washington“ 1909) fort. Villen, Landsitze, Geschäfts-, Museums- und Ausstellungbauten folgten - neben dem Berliner Raum im Rheinland.

    1908 entwickelte P. das erste „Typenmöbel-Programm“ für die V.W., 1911 die „Serien-Möbel“. Entsprechend einem stilistischen Grundkonzept wurden die Kombinations- und Anbaumöbel erstmals aus „abgesperrten Tafeln“ in Schichtholztechnik gefertigt und konnten über Jahre ergänzt werden. 1911-42 führten die Deutschen Werkstätten (DeWe) in Dresden-Hellerau zahlreiche Einzel- und Serienmöbel aus, darunter seit 1935 das Anbausystem „Die Wachsende Wohnung“, das bis Ende der 50er Jahre hergestellt wurde. Ein Einzelstück der DeWe blieb das. anläßlich der Dresdner Siedlungsausstellung 1925 in Hellerau errichtete, erste „Plattenhaus“ mit Flachdach aus vorgefertigten Eternit-Zementtafeln.

    Nach seiner Aufnahme in die Preuß. Akademie der Künste 1919 verstärkte P. seine Bemühungen um pädagogische Reformen und konnte 1924 die Verschmelzung der Unterrichtsanstalt und der Hochschule der bildenden Künste zur „Vereinigten Staatsschule für freie und angewandte Kunst“ (heute „Hochschule der Künste“) abschließen. 1921 gründete er ein Atelier in Köln, das von seinem Schwager, dem Architekten Franz Weber, geleitet wurde. 1925 erwarb er das „Richmodishaus“ in Köln und richtete in Berlin eine eigene Lampenproduktion als „Vereinigte Zoo-Werkstätten“ ein, die später auch Möbel herstellten.

    Erfolge seiner Raumschöpfungen auf Ausstellungen in München (1922), Dresden (1925), Berlin (1927/28) und Düsseldorf (1928) sowie in Monza (1925/27) und New York (1928) bestätigten seine führende Rolle auf dem Gebiet der angewandten Kunst, gegen die Vertreter der freien Künste an der Akademie schon vor 1933 derart opponierten, daß P. sein Amt als Direktor am 1.1.1933 niederlegte und als „politisch unzuverlässig“ 1937 zusammen mit Ernst Barlach, Ernst Ludwig Kirchner, Ludwig Mies van der Rohe und Emil Rudolf Weiß aus der Preuß. Akademie der Künste ausgeschlossen wurde. Anonym wirkte P. bis 1945 als Architekt und Entwerfer für einige langjährig verbundene Hersteller (z. B. Deutsche Werkstätten, Hellerau). Nach den Zerstörungen des Krieges wandte sich P. in Höxter und Düsseldorf aktiver Aufbauarbeit als Architekt von Ingenieurbauten zu. Eine Berufung als Präsident der Deutschen Akademie in Berlin-Ost 1948 lehnte er aus politischen Gründen ab.|

  • Auszeichnungen

    BVK (1954);
    Mitgl. d. Ak. d. Künste in Berlin (1955).

  • Werke

    Weitere W Graphiken f. d. Simplicissimus (München, Graph. Slg.), Möbel u. Kunsthandwerk (München, Stadtmus.;
    Kunstgewerbemuseen in Berlin, Dresden, Hamburg, Karlsruhe u. Köln;
    Krefeld, Kaiser Wilhelm Mus.;
    London, Victoria & Albert Mus.;
    New York, Metropolitan Mus.);
    Bauten u. Ausstattungen in: Berlin (u. a. Zollernhof, 1910/11, Hochhaus am Kleistpark, 1928–30), Dresden, Bitterfeld, Dessau, Prag, Bonn (u. a. Heilanstalt Pützchen in Beuel, 1911/12), Köln (u. a. Verw.bau d. Gerling-Konzerns, 1930), Düsseldorf, Duisburg, Gelsenkirchen, Essen, Frankfurt/M. (u. a. Nellinistift), Wiesbaden. Königstein, Wetzlar, Soest, Hamburg, Nürnberg, München, Schloß Börnicke, Mark Brandenburg (1909/10), Weserbrücke b. Holzminden (1949/50), Schwimmdock 5 in Hamburg, Rosshafen (1952/54), Drehbrücke üb. d. Nil zw. Sohag u. Achmîn (1954). – Teilnachlaß: Nürnberg, German. Nat.mus.

  • Literatur

    J. Popp, B. P, 1916;
    F. Ahlers-Hestermann, B. P. od. d. Wucht d. Komischen, 1960, ²1994;
    Pankok -Riemerschmid – P., Ausst.kat. München Villa Stuck 1970 (P);
    B. P., Ein Zeichner d. Simplicissimus, Ausst.kat. Tegernsee 1980;
    S. Günther, Interieurs um 1900, Bernhard Pankok, B. P. u. Richard Riemerschmid als Mitarbeiter d. Vereinigten Werkstätten f. Kunst u. Handwerk, 1971;
    dies., B. P. (Die Stadt, Mhh. f. Wohnungs- u. Städtebau, Okt. 1982, Sonderh., W-verz.);
    dies., B. P. 1874-1968, 1992;
    K. B. Hiesinger (Hg.), Die Meister d. Münchner Jugendstils, Ausst.kat. Stadtmus. München 1989;
    A. Ziffer (Hg.), B. P.Dt. Raumkunst u. Architektur zw. Jugendstil u. Moderne, Ausst.kat. Stadtmus. München 1992 (W-Verz.);
    ders. u. Ch. De Rentiis (Hg.), B. P. u. d. Dt. Werkstätten Hellerau, Ausst.kat. Dresden-Hellerau 1993 (W-Verz.);
    J. Schäfer, B. P. in Soest, Villen d. 20er J. u. ihre Ausstattung, 1993;
    ThB;
    Vollmer;
    Dict. of Art.

  • Porträts

    Fotos sowie Medaille v. L. Gies, 1924, Abb. in: Ausst.kat. München 1992.

  • Autor/in

    Alfred Ziffer
  • Zitierweise

    Ziffer, Alfred, "Paul, Bruno" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 112-113 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118739557.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA