Lebensdaten
1865 – 1959
Geburtsort
Stuttgart
Sterbeort
Stuttgart
Beruf/Funktion
klassischer Philologe ; Philosoph ; Pädagoge ; Gymnasiallehrer
Konfession
evangelisch?
Normdaten
GND: 118738534 | OGND | VIAF: 41935051
Namensvarianten
  • Nestle, Wilhelm Albrecht
  • Nestle, Wilhelm
  • Nestle, Wilhelm Albrecht
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Zitierweise

Nestle, Wilhelm, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118738534.html [12.10.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Christian Gottlieb (s. Gen. 1);
    M Marie (1812–89), T d. Friedrich Steudel (1779–1837), D. theol., Prof. d. Theologie in Tübingen (s. ADB 36), u. d. Luise Liesching (1796–1864);
    Halb-B Christoph Eberhard (s. 1);
    Ulm 1899 Klara (1877–1950), T d. Eugen Neuffer (1843–1915), Rektor am Realgymnasium in Ulm, u. d. Luise Plochmann;
    2 S Walter (1902–45), Prof. d. klass. Philol. an d. Univ. Frankfurt/Main, Rudolf (1903–73), Dr.-Ing., Oberreg.rat, Leiter d. Landeswetteramtes in St., 1 T; Vorfahre-m Johann Albrecht Bengel (1687–1752), Prälat, Oberkonsistorialrat in St. (s. NDB II).

  • Biographie

    Nach dem Besuch des Eberhard-Ludwigs-Gymnasiums in Stuttgart studierte N. 1883-87 in Tübingen und 1887/88 in Berlin Philosophie, klassische Philologie, Deutsch und|Geschichte, vor allem bei Alfred v. Gutschmid und Erwin Rohde. Nach der Promotion zum Dr. phil. in Tübingen 1889 sowie einer Reise nach Griechenland und Italien wurde N. 1900 Professor am Gymnasium in Schwäb. Hall, 1903 am ev.-theol. Seminar Schöntal, 1909 am Karls-Gymnasium in Stuttgart. Seit 1913 leitete er das Gymnasium Heilbronn/Neckar, seit 1919 das Karls-Gymnasiums in Stuttgart. 1932 trat er in den Ruhestand, den er in Stuttgart-Degerloch verbrachte. 1933 wurde er zum Honorarprofessor der philosophischen Fakultät der Univ. Tübingen ernannt.

    Abgesehen von einer ersten Veröffentlichung über Funde antiker Münzen im Kgr. Württemberg 1893 (mit Nachträgen in den „Fundberichten aus Schwaben“ I-XV, 1893–1907) befaßten seine Schriften sich mit der griech. Philosophie, speziell der klassischen Zeit. Sein erstes Werk war: „Euripides, der Dichter der griech. Aufklärung“ (1901, Neudr. 1969, 1985), begleitet von „Untersuchungen über die philosophischen Quellen des Euripides“ (Philologus, Suppl. VIII, 1902). Mit O. Crusius bearbeitete N. den 19. Band der großen Ausgabe von Nietzsches Werken (Philologica III, 1913). Dann wurde ihm die Neubearbeitung von Ed. Zellers „Philosophie der Griechen in ihrer geschichtlichen Entwicklung“ (Bd. I, ⁶1919, ⁷1922; Bd. II, 1920) übertragen und ebenso von dessen „Grundriß der Geschichte der griech. Philosophie“ (121920, 131928, engl. 1931). Aus dieser Beschäftigung mit der gesamten griech. Literatur entstanden seine eigene „Geschichte der griech. Literatur“ (1923, ²1942/43, ³1961-63, bearb. v. W. Liebich; span. 1930) und „Die griech. Religiosität in ihren Grundzügen und Hauptvertretern von Homer bis Proklos“ (1930-34). Hervorzuheben ist vor allem sein großes Werk „Vom Mythos zum Logos, Die Selbstentfaltung des griech. Denkens von Homer bis auf die Sophistik und Sokrates“ (1940, ²1942, Neudr. 1975, 1986).

    Neben seiner nicht nur für die Fachgelehrten, sondern auch für einen weiteren, humanistisch interessierten Leserkreis bestimmten philologischen Forschung begleitete N. mit wachem und kritischem Interesse die Entwicklung des Christentums, besonders der ev. Kirche. Im Fall des mit ihm befreundeten, 1892 aus dem württ. Kirchendienst entlassenen Pfarrers Christoph Schrempf (1860–1944) trat N. für diesen ein und verfaßte Beiträge für dessen Monatsschrift „Die Wahrheit“. Aus einer skeptischen Haltung heraus entstand sein viel beachtetes Buch „Die Krisis des Christentums in der modernen Welt“ (1947). Durch das Festhalten an alten Dogmen und wegen der Unfähigkeit, das antike philosophische Weltbild zu erfassen, sei das Ziel einer wahren humanitas im Sinn der christlichen Liebesethik in die Ferne gerückt.|

  • Auszeichnungen

    Kuno Fischer-Preis d. Univ. Heidelberg (1946).

  • Werke

    Weitere W u. a. Vorsokratiker in Ausw. übers. u. hg., 1908, ³1929;
    Die Sokratiker, 1922;
    Die Nachsokratiker, 2 Bde., 1922/23;
    zusammengefaßt u. d. T. Die griech. Philosophen, in Auswahl übers. u. hg. (Neudr. 1968/69);
    Platons Hauptwerke, ausgew., übers. u. eingel., 1934, ⁴1942;
    Aristoteles, 1934, ⁴1952;
    Griech. Geistesgesch. v. Homer bis Lukian in ihrer Entfaltung v. myth. z. rationalen Denken, 1944 (Neudr. 1949, ²1956);
    Griech. Weltanschauung in ihrer Bedeutung f. d. Gegenwart, Vortrr. u. Abhh., 1946 (Neudr. 1969);
    Griech. Stud., Unterss. z. Rel., Dichtung u. Philos. d. Griechen, 1948 (Neudr. 1968);
    Griech. Lebensweisheit u. Lebenskunst, aus d. Qu. zusammengest., übers. u. mit e. Nachw. versehen, 1949. – W-Verz.:
    Rudolf Nestle, W. N. …, e. Verz. sämtl. Schrr., auch d. unveröff. Mss., 1965. |

  • Nachlass

    Nachlaß: Stadt- u. Univ.bibl. Göttingen.

  • Literatur

    Kosch, Lit.-Lex.³

  • Porträts

    Gem. v. F. Dähn, Abb. in: Die Krisis d. Christentums, 1947.

  • Autor/in

    Erwin Nestle
  • Zitierweise

    Nestle, Erwin, "Nestle, Wilhelm" in: Neue Deutsche Biographie 19 (1999), S. 79-80 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118738534.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA