Lebensdaten
1823 – 1900
Geburtsort
Dessau
Sterbeort
Oxford
Beruf/Funktion
Indologe ; Sprach- und Religionswissenschaftler ; Orientalist ; Indogermanist ; Linguist ; Autor
Konfession
evangelisch?
Normdaten
GND: 118737449 | OGND | VIAF: 9893606
Namensvarianten
  • Müller, Friedrich Max
  • Müller, Max
  • Müller, Friedrich Max
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Zitierweise

Müller, Max, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118737449.html [14.10.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Wilhelm (s. 1);
    Bray/Themse (Gfsch. Berkshire) 1859 Georgina (1831–1916, s. W), T d. Riversdale Grenfell in Ray Lodge b. Maidenhead;
    1 S, 3 T, u. a. William, brit. Diplomat.

  • Biographie

    M. besuchte 1836-41 die Nikolaischule in Leipzig, legte aber sein Abitur in Zerbst ab, um ein Stipendium von der Anhalter Regierung zu erhalten. Seit 1841 studierte er an der Univ. Leipzig klassische Philologie und Philosophie sowie oriental. Sprachen, darunter Sanskrit bei Hermann Brockhaus, und wurde 1843 mit einer Dissertation über das 3. Buch der Ethik Spinozas zum Dr. phil. promoviert. 1844 ging M. an die Univ. Berlin, wo er Philosophie bei Friedrich v. Schelling, Persisch bei Friedrich Rückert und Vergleichende Sprachwissenschaft bei Franz Bopp studierte. Im März 1845 übersiedelte er nach Paris, wo er als Schüler von Eugène Burnouf Sanskrit-Handschriften abschrieb und kollationierte. Burnouf regte ihn zur Edition des Ṛgveda mit dem Kommentar des Sāyaṇa an. Im Juni 1846 ging M. nach London, wo er die Veda-Handschriften des East India House studierte. Er wurde gefördert durch den preuß. Gesandten Karl v. Bunsen, der die Direktoren der East India Company zur Finanzierung dieser editio princeps gewann (1849-74, 6 Bde., ²1890-92, 4 Bde.). Im Mai 1848 übersiedelte M. nach Oxford, um den Druck zu überwachen. Seit 1850 las er hier über neuere europ. Sprachen und Literaturen (seit 1854 als Taylorian Professor) und wurde 1858 zum Fellow des All Souls' College ernannt. 1860 unterlag er M. Monier-Williams bei der Bewerbung um die Boden-Sanskritprofessur, 1868 erhielt er die für ihn geschaffene Professur für „Comparative Philology“, ließ sich aber schon 1876 emeritieren. Im Sommersemester 1872 las er als Gastprofessor in Straßburg, lehnte aber einen Ruf dorthin ab.

    Wie kein zweiter popularisierte M. die Vergleichende Sprach- und Religionswissenschaft. Viele seiner Bücher sind aus Vorträgen erwachsen, darunter „Lectures on the Science of Language“ (1861/63), „Chips from a German Workshop“ (1867-75, dt. 1869-76), „On the Origin and Growth of Religion“ (Hibbert Lectures, 1878, dt. 1880). In den Gifford Lectures an der Univ. Glasgow unterschied er „Natural Religion“ (1889), „Physical Religion“ (1891), „Anthropological Religion“ (1892) und „Theosophy or Psychological Religion“ (1893, dt. 1890-95). Als Ursprung der Religion erkannte M. die „Wahrnehmung des Unendlichen“ durch den Menschen. Seine Interpretationen der vedischen Religion und der mythologischen Vergleiche beruhen nicht selten auf falschen Etymologien und wurden früh kritisiert. Bis heute verwendet wird hingegen seine Wortprägung „Henotheismus“ für die Eigenart der vedischen Hymnen, den jeweils angerufenen Gott als höchsten zu verehren. Sein christlicher Standpunkt näherte sich dem des Brahmo Samaj von einer monotheistischen Universalreligion und dem Monismus des Vedānta („Three Lectures on the Vedanta Philosophy“, 1894; „Ramakxishna“, 1898). Seine „History of Ancient Sanskrit Literature“ (1859) widmet sich vor allem den vedischen und nachvedischen Texten. Vorlesungen in Cambridge vor Kandidaten des Indian Civil Service („India, what it can teach us“) erschienen 1882. Hier warnte M. vor Vorurteilen und schilderte den hohen Stand der ind. Kultur, entwickelte aber auch die früh widerlegte Theorie von einer „Renaissance der Sanskritliteratur“ nach einer „leeren“ Zeit zwischen 100 v. und 300 n. Chr. Aus dem|Sanskrit übersetzte M. 1844 den Hitopadeśa und 1847 den Meghadūta ins Deutsche. Als Grundlage der Vergleichenden Religionswissenschaft und zum genaueren Verständnis der orientalischen Religionen initiierte er die epochale Übersetzungssammlung der „Sacred Books of the East“ (50 Bde., 1879 ff.). Hierin stammen von M. engl. Übersetzungen von vedischen Hymnen (Bd. 32), von Upanischaden (Bd. 1 u. 15), des Dhammapada (Bd. 10), der Yajñaparibhāṣātras des Āpastamba (in Bd. 30), von Mahāyānasūtras (in Bd. 49). In „Anecdota Oxoniensia“ (I-V, 1881–85) gab er Sanskrittexte des Mahāyāna-Buddhismus mit Bunyiu Nanjio heraus, wobei er Handschriften aus Japan, China und Nepal zugrundelegte (V, 1885, „Dharma-Saṃgraha“, enthält ein Verzeichnis buddhistischer Termini). Sein letztes größeres Werk „The Six Systems of Indian Philosophy“ (1899) förderte die Kenntnis der Hindu-Philosophie.

    M., der selbst nie nach Indien kam, leistete viel für das Verständnis der ind. Kultur im Westen und trug dazu bei, daß der Eigenwert der östlichen Religionen anerkannt wurde. Wegen seiner Ausgabe des Ṛgveda und der „Sacred Books of the East“ gilt er für viele Inder als verdienstvollster Deutscher. Das Goethe- Institut in Indien führt seit 1957 den Namen „Max Mueller Bhavan“. M. bemühte sich auch um eine deutsch-engl. Annäherung. So gab er das Lesebuch „The German Classics …“ (1858) heraus und übersetzte Kant (Critique of Pure Reason, 1881). Im deutsch-dän. Krieg 1864 und im deutsch-franz. Krieg 1870/71 warb er für den deutschen Standpunkt (Briefe an die „Times“ und an W. Gladstone), im Burenkrieg für den englischen (Dt. Revue, 1900).|

  • Auszeichnungen

    Orden Pour le mérite f. Wiss. u. Künste (1874);
    Privy Councillor (1896);
    Dr. h. c. (u. a. Dublin u. Edinburgh);
    Ehrenmitgl. d. Dt. Morgenländ. Ges.;
    Mitgl. d. Kgl. Sardin. Ak. (1865), d. Ac. des Inscriptions et Belles Lettres (1869), d. Preuß. Ak. d. Wiss. u. d. Bayer. Ak. d. Wiss.

  • Werke

    Weitere W A Sanskrit Grammar, 1866 (dt. 1868);
    Rig-Veda-Prātiśākhya, 1869;
    Schillers Briefwechsel mit d. Hzg. Friedrich Christian v. Schleswig-Holstein-Augustenburg, 1875;
    Science of Thought, 1887 (dt. 1888);
    Contributions to the Science of Mythology, 1896/97 (dt. 1898/99);
    Georgina Müller (Hrsg.), Life and Religion, 1905. – Biogr. Schrr.: Auld Lang Syne, 2 Bde., 1898/99 (dt.: Alte Zeiten, alte Freunde, 1901);
    My Autobiography, A Fragment, 1901 (dt.: Aus meinem Leben, 1902). – Briefe: Georgina Müller (Hrsg.), The Life and Letters of … M. M., 2 Bde., 1902. |

  • Nachlass

    Nachlaß: Bodleian Library, Oxford.

  • Literatur

    The Times v. 29.10.1900;
    E. Windisch, Gesch. d. Sanskritphilol. II, 1920, S. 270-304;
    J. H. Voigt, F. M. M., The Man and his Ideas, 1967 (P), ²1981;
    ders., F. M. M., in: Schleswig-Holstein. Biogr. Lex. IV, 1976, S. 166-68;
    N. C. Chaudhuri, Scholar Extraordinary, 1974 (P);
    H. Rau (Hrsg.), F. M. M. – What he can teach us, 1974 (W-Verz., P);
    R. N. Dandekar, M. M., A Tribute, in: Max Mueller Bhavan, New Delhi, Yearbook 1977;
    G. W. Trompf, F. M. M. as a Theorist of Comparative Religion, 1978;
    R. W. Neufeldt, M. M. and the Ṛg-Veda, 1980;
    C. Camporesi, M. M., La malattia del linguaggio e la malattia del pensiero, 1989;
    J. Irmscher, M. M., d. Biograph Wilh. Müllers, in: Kunst kann d. Zeit nicht formen, hrsg. v. U. Bredemeyer u. Ch. Lange, 1996, S. 231-35;
    V. Stache-Rosen, German Indologists, 1981, S. 66-68;
    RGG²;
    LThK³;
    Bursian-BJ 115, S. 7;
    BJ V;
    TRE.

  • Porträts

    Stahlstich in: Orden Pour le mérite f. Wiss. u. Künste, Die Mitgll. d. Ordens, I, 1975, S. 335;
    Gem. v. G. F. Watts, 1894 (Nat. Gallery, London), Abb. in: Die gr. Deutschen im Bild, 1937, S. 387;
    Gem. v. H. v. Herkomer (All Souls' College, Oxford);
    Statue (Fam.bes., London).

  • Autor/in

    Friedrich Wilhelm
  • Zitierweise

    Jäger, Hans-Wolf, "Müller, Max" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 322-323 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118737449.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA