Lebensdaten
1876 – 1936
Geburtsort
Schwäbisch Gmünd
Sterbeort
Stuttgart
Beruf/Funktion
Zigarettenfabrikant ; Gründer der ersten Waldorf-Schule
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118734628 | OGND | VIAF: 5726114
Namensvarianten
  • Molt, Emil
  • Molt, Hugo Emil Jakob
  • Molt, Hugo Emil Jacob

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Zitierweise

Molt, Emil, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118734628.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Conrad (1840–83), Konditor;
    M Marie Göller (1840–89) aus Waldenburg;
    Calw 1899 Bertha (1876–1939), T d. Georg Heldmaier, Schlossermeister in Calw;
    1 S Walter Georg Konrad (* 1906), Kaufm.; 1 Adoptiv-S.

  • Biographie

    Nach dem frühen Tod der Eltern verbrachte M. seine Kindheit und Schulzeit in Alfdorf, Stuttgart und zuletzt in Calw, wo er 1891 das Realgymnasium mit dem Einjährigen-Diplom abschloß. Es folgte in Calw eine dreijährige kaufmännische Lehre bei der Firma Emil Georgii, einem Laden-, Bank- und Versicherungsgeschäft mit angegliederter Auswanderungsagentur. 1895/96 leistete M. seinen Militärdienst in Neu-Ulm ab. Danach ging er nach Patras, um den Welthandel bei der damals bedeutendsten griech. Exportfirma Hamburger & Co. Nachf. von Fels & Co. kennenzulernen. Die dort erworbenen Sprachkenntnisse ermöglichten ihm später auf seinen Geschäftsreisen die Verständigung mit den griech. Tabakpflanzern. 1898 nach Stuttgart zurückgekehrt, trat er in die Zigarettenfabrik Georgii & Harr ein, deren Gesellschafter er persönlich aus seiner Calwer Zeit kannte. Sie hatten ebenfalls Stellungen bei griech. Exportfirmen bekleidet, bevor sie die Produktion der neu aufgekommenen Zigarette aufnahmen. M. war zunächst Reiseinspektor, dann Buchhalter, 1901 erhielt er Prokura und wurde ein Jahr später in den Vorstand der in eine Aktiengesellschaft umgewandelten Vereinigten Zigarettenfabriken AG berufen.

    Entscheidend für seinen weiteren beruflichen Werdegang war die Geschäftsverbindung mit der Hamburger Zigarrengroßhandlung M. Müller jr. Diese hatte 1905 die Firmenbezeichnung „Waldorf-Astoria Company“ samt Warenzeichenrechten von der amerikan. Waldorf-Astoria Cigar Store Company erworben. M. erkannte, daß sich auf dieser Basis ein neues, gewinnbringendes Geschäft aufbauen ließ. Der Zeitpunkt für eine Firmengründung war günstig, zumal die Einführung einer Tabaksteuer die ausländische Konkurrenz einschränkte. Nachdem er einen weiteren Partner in dem Hamburger Großhändler und Zigarettenimporteur Heinrich Abraham & Co. gefunden hatte, kam es 1906 zur Gründung der Waldorf-Astoria Company mbH Zigarettenfabrik mit Hauptsitz in Hamburg und Zweigstelle in Stuttgart. M. kündigte seine alte Stellung und übernahm in Stuttgart als Teilhaber die Leitung der Produktion und den Vertrieb, zunächst nur für Süddeutschland und die Schweiz. Seit 1913 führte er den Gesamtbetrieb als Generaldirektor. Das Unternehmen entwickelte sich rasch zu einem Großbetrieb mit Produktionsstätten in Zuffenhausen und Königsberg, beide gegründet 1907, und zählte 1915 über 1000 Beschäftigte. Gestützt auf erfahrene Tabakfachleute aus Griechenland, Ägypten und Armenien, ließ M. überwiegend in Handarbeit qualitativ hochwertige Tabakmischungen herstellen, die er aus den klassischen Anbaugebieten in Mazedonien, Smyrna und Samara bezog. M. erkannte die Bedeutung des Markenartikels und legte großen Wert auf die äußerliche Kennzeichnung der Zigarettensorten durch eine ansprechende, künstlerisch gestaltete Verpackung. Ebenso nutzte er moderne Werbemethoden zur Steigerung des Absatzes im In- und Ausland. Auf M.s Betreiben wurde unter Mitwirkung der Württ. Vereinsbank 1918 die GmbH in eine AG umgewandelt. Während M. in den ersten zwei Jahrzehnten als Unternehmer erfolgreich agierte, gelang es ihm nicht, die Währungs- und Wirtschaftskrisen der 1920er Jahre zu überstehen. Das Unternehmen wurde 1929 liquidiert.

    Eine zentrale Rolle in M.s Leben spielte der Begründer der Anthroposophie, Rudolf Steiner, mit dem ihn eine enge Freundschaft verband. M. engagierte sich für die Verwirklichung von Steiners Idee von der Dreigliederung des sozialen Organismus, d. h. für eine Gesellschaftsordnung, die dem kulturellen Bereich mit seinen Institutionen volle Selbstverwaltung einräumt. Im eigenen Unternehmen schuf er vorbildliche Sozialeinrichtungen. Um den Kindern seiner Arbeiter bessere berufliche Aufstiegschancen zu eröffnen, gründete M. 1919 im Zusammenwirken mit Rudolf Steiner die erste „Freie Waldorfschule“, die rasch über den Rahmen einer Fabrikschule hinauswuchs und sich zur größten nichtkonfessionellen Privatschule Europas entwickelte.|

  • Auszeichnungen

    KR;
    Dr. rer. pol. h. c. (Tübingen 1928).

  • Werke

    E. M., Entwurf meiner Lebensbeschreibung, 1972 (P);
    Dr. Rudolf Steiner u. d. Waldorfschule, in: Die Drei, Monatszs. f. Anthroposophie, Dreigliederung u. Goetheanismus, Jg. 1925, H. 1, S. 361-71.

  • Literatur

    Waldorf-Astoria Company m.b.H., Cigarettenfabrik Stuttgart-Hamburg, in: Dt. Industrie, Dt. Kultur, Jg. 10, Nr. 10, 1916, S. 10-23;
    Waldorf-Astoria-Zigarettenfabrik, in: Stuttgarter goldenes Firmenbuch 1229-1929, 1929, S. 220 f.;
    Schwäb. Merkur, 1936, Nr. 139;
    150 J. Promotion an d. Wirtsch.wiss. Fak. d. Univ. Tübingen, 1984;
    Rhdb. (P).

  • Autor/in

    Anneliese Hermann
  • Zitierweise

    Hermann, Anneliese, "Molt, Emil" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 9-10 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118734628.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA