Lebensdaten
1480 – 1530
Geburtsort
Brüssel
Sterbeort
Mecheln
Beruf/Funktion
Erzherzogin von Österreich ; Statthalterin der Niederlande
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118730983 | OGND | VIAF: 24583358
Namensvarianten
  • Margarete
  • Marguerite
  • Margaretha von Österreich
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Zitierweise

Margarethe, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118730983.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus d. Geschl. d. Habsburger;
    V Kaiser Maximilian I. ( 1519, s. NDB 16);
    M Maria v. Burgund (1457–82), Erzhzgn. v. Österreich (s. NDB 16), T d. Hzg. Karl d. Kühnen v. Burgund (1433–77) u. d. Isabella v. Bourbon ( 1465);
    B Erzhzg. Philipp d. Schöne (1478–1506), Hzg. v. Burgund. Kg. v. Kastilien; - verlobt Amboise 1483 Dauphin Karl (VIII.) v. Frankreich (1470–98);
    1) Mecheln 1495/Burgos 1497 Infant Juan v. Spanien (1478–97), S d. Ferdinand v. Aragon ( 1516) u. d. Isabella v. Kastilien ( 1504), 2) Romainmôtier 1501 Hzg. Philibert d. Schöne v. Savoyen (1480–1504), S d. Hzg. Philipp I. v. Savoyen u. d. Margarethe v. Bourbon; kinderlos;
    N Kaiser Karl V. ( 1558, s. NDB XI), Kaiser Ferdinand I. ( 1564, s. NDB V).

  • Biographie

    Im Frieden von Arras, den die niederländ. Stände 1482 nach dem Tod Hzgn. Marias von Burgund mit Kg. Ludwig XI. von Frankreich schlossen, wurde Maximilian gezwungen,|seine Tochter M. mit dem Dauphin Karl (VIII) zu verloben und sofort nach Frankreich auszuliefern, wo sie unter der Obhut der Anne de Beaujeu eine sorgfältige Erziehung genoß. 1491 vermählte sich Karl VIII. jedoch mit Hzgn. Anna von der Bretagne; erst im Vertrag von Senlis 1493 wurde der verstoßenen M. die Heimreise in die Niederlande gestattet. 1495 wurden sie und ihr Bruder Philipp mit dem Infanten Juan bzw. mit der Infantin Juana (später „die Wahnsinnige“ genannt) von Spanien per procuram vermählt. 1497 reiste M. auf dem Seeweg nach Spanien. Juan starb wenige Monate nach der Hochzeit, und M. brachte ein totes Kind zur Welt; 1499 erhielt sie die Erlaubnis, in die Niederlande zurückzukehren. 1501 heiratete M. Hzg. Philibert von Savoyen; sie gewann großen politischen Einfluß im Herzogtum und förderte insbesondere die Künste. Nach dem frühen Tod Philiberts 1504, den M. nie verwand, wurden ihre Witwenansprüche im Vertrag von Straßburg geregelt. Sie ließ sich in Brou nieder, wo sie den Bau einer Kirche als Grabstätte und Denkmal für ihren Gatten begann, die aber erst nach ihrem Tod vollendet wurde.

    Nach dem Tod ihres Bruders in Spanien übertrug ihr Maximilian I. 1507 die Regentschaft der Niederlande und die Vormundschaft über die Kinder Philipps, deren Erziehung sie sich hingebungsvoll widmete. Wichtige Berater aus Savoyen begleiteten M. nach Mecheln, unter ihnen Mercurino Gattinara, der spätere Kanzler Karls V. Ihre Regentschaft war gekennzeichnet durch die Bemühungen, die Politik ihres Vaters zu unterstützen, durch eine frankreichfeindliche Einstellung und durch enge Anlehnung an England (Gegnerschaft zu den frankreichfreundlichen niederländ. Räten wie Wilhelm von Croy, Herr von Chièvres). Ihre Reformen führten zu einer wesentlichen Stärkung der landesfürstlichen Zentralgewalt in den Niederlanden. Eine schwere politische Belastung stellte der Geldernkrieg dar; Hzg. Karl von Egmont führte einen durch Jahre sich hinziehenden Krieg um das Hzgt. Geldern als sein väterliches Erbe und wurde dabei von Frankreich unterstützt. 1508 erreichte M. in den Verhandlungen mit Frankreich, die sie als Vertreterin Maximilians I. in Cambrai führte (Liga von Cambrai), einen Waffenstillstand mit Geldern, der aber nicht lange eingehalten wurde. 1510 versuchte sie, die Beilegung des Krieges durch eine Heirat ihrer Nichte Isabella mit Karl von Egmont zu erreichen, das Projekt scheiterte aber; der Geldernkrieg wurde erst 1513 durch einen Friedensvertrag weitgehend beendet. Mit großem Nachdruck bemühte sich M. um eine Einigung zwischen Maximilian I. und Kg. Ferdinand von Aragon, insbesondere im Hinblick auf die Erbfolge ihres Neffen Karl in Spanien. Das Bündnis mit England sollte durch eine Heirat zwischen Karl und Prinzessin Maria von England gefestigt werden; sie selbst lehnte eine Heirat mit Kg. Heinrich VII. – wie alle weiteren Heiratsprojekte – strikt ab. M. erwarb sich große Verdienste um das Zustandekommen des Vertrags von Mecheln vom 5.4.1513 zwischen Maximilian, Heinrich VIII. von England und Kg. Ferdinand von Aragon gegen Frankreich. Auch die Zusammenkunft zwischen dem Kaiser, Heinrich VIII. und ihr selbst im September 1513 in Lille war ein Erfolg ihrer Politik. Am 5.1.1515 wurde Karl auf Wunsch der niederländ. Stände aus der Vormundschaft entlassen, und damit endete die erste Regentschaft M.s.

    Bevor Karl 1517 nach dem Tod Kg. Ferdinands nach Spanien aufbrach, übertrug er seiner Tante wieder einen Teil der Regierungsgewalt. M. sah ihre wichtigste Aufgabe nunmehr in der Sicherung der Wahl Karls zum Röm. König, die nach dem Tod Kaiser Maximilians I. 1519 tatsächlich erfolgte; die Teilnahme an seiner Krönung in Aachen war zweifellos ein Triumph für die Statthalterin. Karl V. erneuerte hierauf die Regentschaft M.s in den Niederlanden, die sie bis zu ihrem Tod führte. Sie unterstützte die Politik Karls V., insbesondere seine Kriege gegen Frankreich, bemühte sich intensiv um die Wohlfahrt der Niederlande, vergrößerte sie um das Hochstift Utrecht und um Friesland, schloß im Vertrag von Gorcum 1528 endgültig Frieden mit Geldern und versuchte – allerdings vergeblich -, das Vordringen des Protestantismus in den Niederlanden aufzuhalten. Ihre letzte große politische Leistung war der Abschluß des Friedensvertrages zwischen Karl V. und Franz I. von Frankreich 1529 in Cambrai mit der Königinmutter Luise von Savoyen (sog. Damenfrieden).

    M., eine bedeutende Mäzenatin, war künstlerisch begabt; sie schrieb Gedichte und malte. Ihre Residenz in Mecheln war das kulturelle Zentrum der Niederlande und zog Künstler und Gelehrte an (Conrat Meit, Bernart van Orley, Pierre de la Rue, Jean Lemaire de Belges, Erasmus von Rotterdam, Johannes Ludovicus Vives und Adrian von Utrecht). Das bedeutendste Zeugnis ihres Mäzenatentums stellt die Kirche in Brou dar. M.s Hauptinteresse aber galt der Politik. Sie fühlte sich als Burgunderin und diente als|gebildete, kluge, willensstarke Fürstin ihrem höchsten Ziel, der Größe ihres Hauses.

  • Werke

    Gedichte: Albums poétiques de Marguerite d'Autriche, ed. M. Francon, 1934;
    Gedichte M.s v. Ö., hrsg. v. J. Strelka, 1954.

  • Literatur

    ADB 20;
    Correspondance de l'empereur Maximilien Ier et de M. d'Autriche, sa fille, gouvernante des Pays-Bas, de 1507 à 1519, ed. A. J. Ghislain Le Glay, 2 Bde., 1839;
    Correspondance de M. d'Autriche, gouvernante des Pays-Bas, avec ses amis sur les affaires des Pays-Bas de 1506 à 1528, ed. L.P.C. van den Bergh, 2 Bde., 1845;
    L. M. G. Kooperberg, M. van Oostenrijk, Landvogdes d. Nederlanden, 1908;
    M. Bruchet, M. d'Autriche, Duchesse de Savoie, 1927;
    A. Chagny u. F. Girard, Une princesse de la Renaissance, M. d'Autriche - Bourgogne, Fondatrice de l'église de Brou, 1480–1530, 1929;
    K. Brandi, Kaiser Karl V., 2 Bde., ⁴1937;
    J. de Jongh, M. d'Autriche, 1944;
    J. Dumont, M. d'Autriche, Une grande dame de chez nous, 1953;
    J. Strelka, Der burgund. Renaissancehof M.s v. Österreich u. s. lit. hist. Bedeutung, 1957;
    E. Winker, M. v. Österreich, 1966;
    G. Königsberger, Erzhzgn. M. im pol. Dienst ihres Vaters, Kaiser Maximilians I. 1506–15, Diss. Graz 1980 (ungedr.);
    H. Wiesflecker, Kaiser Maximilian I., 5 Bde., 1971-86;
    Biogr. Nat. Belge 13, 1894 f., Sp. 582-601;
    NNBW;
    B. Hamann (Hrsg.), Die Habsburger, 1988 (P);
    Wurzbach VII.

  • Porträts

    Gem. v. B. van Orley, 1515 (Brüssel, Kgl. Schloß);
    Plastik v. C. Meit, 1531, am Grabmal in Brou.

  • Autor/in

    Inge Friedhuber
  • Zitierweise

    Friedhuber, Inge, "Margarethe" in: Neue Deutsche Biographie 16 (1990), S. 159-161 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118730983.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Margaretha von Oesterreich, Tochter von Kaiser Maximilian und von Maria von Burgund, geb. am 10. Januar 1480, wurde als dreijähriges Kind mit Ludwig's XI. ältestem Sohne, dem Dauphin Karl von Frankreich, in Folge des Friedens von Utrecht (1482) verlobt und nach Frankreich gebracht, um am dortigen Hofe erzogen zu werden. Die Hochzeit mit dem Dauphin fand in Amboise statt; als aber letzterer König geworden war, sandte er die 13jährige M. an ihren Vater zurück und heirathete Anna von Bretagne, mit deren Hand er zugleich auch letztere Provinz, die von der französischen Krone bis dahin noch unabhängig gewesen war, erhielt. Die Erbitterung des Kaisers über den ihm zugefügten Schimpf war groß und auch in den Niederlanden dürstete man nach Rache und dies um so mehr, als Anna von Bretagne mit Maximilian durch Procuration schon verheirathet gewesen war. Als Bundesgenosse Maximilians fiel Heinrich VII. mit einem Heere in Frankreich ein, ließ sich aber vor Boulogne im November 1492 den Frieden von Estaples abkaufen, und Maximilian, dem es an den nöthigen Mitteln zur energischen Kriegführung fehlte, mußte sich am 23. Mai 1493 zum Frieden von Senlis bequemen. Bald darauf verlobte sich M. mit Johann, dem Sohne Ferdinands und Isabellas von Castilien (1493), aber erst 1497 trat sie von Vlissingen aus die Reise nach Spanien an, wo die Hochzeit im April desselben Jahres gefeiert wurde. Bekannt ist die von ihr auf sich selbst während eines heftigen Sturmes auf der See und angesichts eines drohenden Schiffbruches gemachte Grabschrift:

    Cy git Margot la gentile Damoiselle Deux fois mariée et morte Pucelle.

    Aber noch in demselben Jahre wurde sie Wittwe und kehrte kaum 18 Jahre alt wieder in die Niederlande zurück. Im J. 1501 vermählte sie sich mit Herzog Philibert II. von Savoyen, der aber schon 1504 starb. Eine Werbung Heinrichs VIII. von England um ihre Hand schlug sie ab und nach dem Tode ihres Bruders, Philipps des Schönen, wurde sie von ihrem Vater zur Statthalterin der Niederlande ernannt, nachdem Maximilian zuerst den Kurfürsten von Trier und dann den Markgrafen von Baden für diesen Posten in Aussicht genommen hatte. Am 17. Juli 1507 wurde ihr in Dordrecht von den daselbst versammelten Staaten gehuldigt und wiewol diese auf Erweiterung der Privilegien andrangen, verstand sie sich zu keinen weiteren Concessionen als die, welche die früheren Herrscher aus dem Hause Burgund ebenfalls bewilligt hatten. Als Statthalterin wußte sie sich schnell die Liebe und Zuneigung ihrer Unterthanen zu erwerben, und daß sie die internationalen Beziehungen trefflich wahrzunehmen verstand, beweist der Vertrag von Cambrai, den sie 1508 mit dem Cardinal von|Amboise gegen Venedig und der Friedensvertrag, den sie ebendaselbst 1509 mit Louise von Savoyen, der Herzogin von Angoulême (Mutter von Franz I.) schloß und der deshalb auch Damenfrieden genannt wird. Sie genoß das volle Vertrauen ihres Vaters und als Karl V. zur Herrschaft gelangt war, wurde sie in der Statthalterschaft bestätigt und die Umsicht, welche sie während der französischen und geldernschen Kriege an den Tag legte, sowie die Energie, mit der sie stets Truppen und Geld zu schaffen wußte, um die Provinzen gegen feindliche Einfälle zu schützen, machten sie für Karl V. bald unentbehrlich. Der Reformation gegenüber mußte sie sich natürlich an die strengen Weisungen und Plakate des Kaisers halten, sie selbst jedoch mißbilligte jede gewaltsame Unterdrückung der neuen Ideen; dagegen war sie mit großem Eifer darauf bedacht, den schreiendsten Mißbräuchen in der katholischen Kirche selbst so viel als möglich entgegenzutreten und namentlich sorgte sie für eine strengere Handhabung der Zucht in den Klöstern. Außerdem war sie eine eifrige Beschützerin von Künsten und Wissenschaften, sie selbst war Malerin und Dichterin, schrieb einen „Discours de ses infortunes et de sa vie“, und Gerardus Noviomagus widmete ihr sein Werk: Philippus Burgundus Episcopus Trajectensis. Sie starb am 1. December 1530 in Mecheln, wo ihre Eingeweide begraben liegen, während ihr Herz in Brügge bewahrt wird und der übrige Leichnam in der von ihr gestifteten Kirche bei Bourg ruht. Jean le Maire hat in der „Couronne Margueritique“ ihre Reden und Gedichte gesammelt (1549). Im J. 1850 wurde ihr in Mecheln ein Denkmal errichtet.

  • Autor/in

    Wenzelburger.
  • Zitierweise

    Wenzelburger, Theodor, "Margarethe" in: Allgemeine Deutsche Biographie 20 (1884), S. 323-324 unter Margaretha [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118730983.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA