Lebensdaten
um 1430 – nach 1476
Beruf/Funktion
Abschreiberin von Handschriften ; Augsburger Nonne
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118719831 | OGND | VIAF: 27866269
Namensvarianten
  • Hätzlerin, Clara
  • Hätzler, Clara
  • Clara, Hätzler
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Hätzlerin, Clara, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118719831.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Bartholomäus (erw. 1409-44), Notar in Augsburg;
    M N. N. (erw. bis 1448);
    B Bartholomäus (erw. 1451-96), Notar in Augsburg; ledig;
    N Veronika ( Leonhard Pfister, Rechenmeister).

  • Biographie

    Dem Namen H. haftet bis in die neueste Zeit in der deutschen Literatur eine gewisse Pikanterie wegen der oft recht zweideutigen Lieder an, die H. in dem selbst geschriebenen Liederbuch entweder selbst gesammelt oder sogar gedichtet haben sollte. Da in der damaligen Frauenwelt im allgemeinen nur Nonnen des Schreibens kundig waren, hielt man sie für eine solche. Aber als Nonne hätte sie weder im Hause ihres Bruders wohnen noch selbständig steuern können (wie überliefert), und zwar 24 Jahre von 1452-76. Schon die stoffliche Verschiedenheit der gesammelten Lieder beweist, daß sie nicht deren Verfasserin sein kann. Sie hat sie lediglich im Auftrag eines Augsburger Bürgers abgeschrieben. Die Auffindung weiterer inhaltlich verschiedenartiger Handschriften von ihrer Hand hat sie endgültig als Lohnschreiberin enthüllt, wie sie seit dem Ende des 13. Jahrhunderts anzutreffen sind. Es sind durchaus keine gelehrten Frauen gewesen; ihre Kunst bestand lediglich im Schönschreiben. Von H.s Ruhm als Dichterin ist nichts geblieben: Sie war eine für ihre Zeit selten fleißige und gute Schreiberin, die als einziges Verdienst aufzuweisen hat, daß sie ein Liederbuch geschrieben hat, welches eine für die Literatur und Zeit wichtige Sammlung darstellt. Überdies ist es eines der wenigen erhalten gebliebenen überhaupt. Sie schreibt stets auf Papier eine schöne, einfache Fraktur der Zeit, sauber und leserlich, die aus einer guten Schule kommt. Man findet wenig Flüchtigkeiten. Die Ausstattung ihrer Schrift ist einfach, Initialen ohne Verzierung, Überschriften in roter Tinte. Am Schluß zeichnet sie mit ihrem Namen. Das sogenannte Liederbuch gliedert sich in einen ersten Teil, den eigentlichen Liedteil, welchem 27 Tagelieder voranstehen. Die in großer Mehrzahl weltlichen Lieder dieses Teiles sind vorwiegend Liebes- und Situationsdichtung (zum Teil realistisch); er ist (auch für sich) von größerer Mannigfaltigkeit als andere Liederbücher jener Zeit. Die Entstehungszeit der Gedichte reicht vom frühen 14. (Schwerpunkt) bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts. Unter den Verfassern finden sich der Teichner, Suchenwirt, Suchensinn, der Mönch von Salzburg, Oswald von Wolkenstein, Jörg Schiller, Hermann von Sachsenheim und andere, wodurch die Handschrift überlieferungsgeschichtliche Bedeutung erhält.

  • Werke

    Von ihr geschrieben: Die bekrönung kaiser Friedrichs 1442, 1467 (Heidelberg, Univ.bibl.);
    Beizbüchlein, 1468 (Donaueschingen, Fürstl. Fürstenberg. Hofbibl.);
    Liederbuch, 1471 (Prag, Bibl. d. Nat.mus.);
    Heinrich Mynsinger d. puch v. d. Valcken, 1473 (Stuttgart, Württ. Landesbibl.);
    Schwabenspiegel verkürzt, 3. Viertel d. 15. Jh. (Wien, Österr. Nat.bibl.);
    Augsburger Stadtrechtsbuch, o. J. (Augsburg, Staats- u. Stadtbibl.);
    Doctor Joh. Hartlieb, puch aller verpoten kunst, o. J. (Heidelberg, Univ.bibl.).

  • Literatur

    ADB XI;
    C. H., Liederbuch, hrsg. v. C. Haltaus, 1840;
    E. Gebele, in: Lb. a. d. Bayer. Schwaben VI, 1958, S. 26 ff. (L, Beschreibung d. Hss. mit Angabe d. Ausgg.);
    Vf.-Lex. d. MA II.

  • Autor/in

    Eduard Gebele
  • Zitierweise

    Gebele, Eduard, "Hätzlerin, Clara" in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 455-456 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118719831.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Hätzlerin: Clara H., Nonne in Augsburg, welche aus dem Abschreiben von Handschriften ein Gewerbe gemacht zu haben scheint. Ihr Name steht unter mehreren Heidelberger Handschriften des 15. Jahrhunderts, so schrieb sie Hartlieb's Buch gegen den Aberglauben und die Zauberei ab (Palat. 478) und eine Beschreibung der Kaiserkrönung Friedrichs III. (Pal. 677). Am bekanntesten und am interessantesten ist das 1471 geschriebene, in Prag befindliche „Liederbuch“, welches allerdings nur zum kleineren Theile Lieder, zum größeren aber Gedichte der verschiedensten Art, erzählenden und lehrhaften Inhalts enthält. Der Inhalt der Gedichte ist oft so anstößig, daß es als charakteristisch für die Zeit gelten muß, wenn eine Nonne dergleichen ohne Anstoß in eine von ihr veranstaltete Gedichtsammlung aufnahm.

    • Literatur

      Liederbuch der Clara Hätzlerin, herausg. von Haltaus, Quedlinb. u. Leipzig 1840. Vgl. noch Wilken, Geschichte der Heidelberger Büchersammlung, S. 488. 519.

  • Autor/in

    K. Bartsch.
  • Zitierweise

    Bartsch, Karl, "Hätzlerin, Clara" in: Allgemeine Deutsche Biographie 11 (1880), S. 36 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118719831.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA