Lebensdaten
1778 – 1845
Geburtsort
Schloß Straupitz (Niederlausitz)
Sterbeort
Neuhaus bei Lübben
Beruf/Funktion
Dichter
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118707280 | OGND | VIAF: 806967
Namensvarianten
  • Houwald, Ernst Christoph Freiherr von
  • Houwald, Ernst Freiherr von
  • Houwald, Ernst Christoph Freiherr von
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Houwald, Ernst Freiherr von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118707280.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Wilibald (1739–99), kursächs. Landrichter d. Mgf.tums Niederlausitz, S d. Wilibald, beide Bes. d. Standesherrschaft St., u. d. Helene v. Dieskau;
    M Auguste (1747–1815), T d. Christian Ernst v. Knoch (1686–1756), auf Pritzen, Konsistorialrat, Landsyndikus u. Landesältester d. Mgf.-tums Niederlausitz, u. d. Auguste Wilhelmine v. Stammer;
    Straupitz 1806 Auguste (1790–1875), T d. Hans Ferd. Moritz v. Haberkorn, auf Sellendorf, Oberamtsgerichtsrat u. Vizepräs. d. Mgf.tums Niederlausitz, u. d. Joh. Christiane v. Sandersleben;
    6 S (1 früh †), 5 T.

  • Biographie

    H. besuchte das Pädagogium in Halle, wo er mit dem späteren Schriftsteller Wilhelm Contessa Freundschaft schloß, und studierte 1799-1802 in Halle Rechts- und Staatswissenschaften. Vom Rittergut Graupe Kreis Calau, das er nach dem Tode des Vaters erworben hatte, siedelte er 1806 nach Sellendorf Kreis Luckau, dem Erbgut seiner Frau, über, das er bis 1821 bewirtschaftete. Bezeichnend für ihn ist, daß er in dieser Kriegszeit zwei Waisen des Freundes Lüdeke und auch seinen verwitweten Freund Contessa mit einem Söhnchen bei sich aufnahm, obwohl er selbst schon 7 Kinder hatte. Am öffentlichen Leben der damals noch sächsischen Niederlausitz war H. seit 1805 als Landesdeputierter des Kreises Luckau tätig. Nach der Schlacht bei Leipzig wirkte er als Geschäftsträger der Landesbewaffnung im Dobrilugk-Sonnewalder Bezirk und leitete auch die Hilfs- und Wiederherstellungsmaßnahmen im Luckauer Kreise. Im November 1821 wurde er von den Niederlausitzer Ständen zum Landsyndikus gewählt; er verkaufte Sellendorf und erwarb den kleinen Herrensitz Neuhaus bei Lübben, wo er bis zu seinem Tode wohnte. In seinem neuen Amt ordnete er die ständische Verwaltung im Gefüge des preußischen Staatswesens und begründete unter anderem 1824 mit dem Landesbestallten Mothes als ständisches Institut die Hauptsparkasse der Niederlausitz, die sich zu einer der bedeutendsten Einrichtungen dieser Art in der Provinz Brandenburg entwickelte und bis 1945 bestand.

    Die größten Erfolge als Dichter erreichte H., in dem schon die Zeitgenossen nicht nur einen Vertreter der sogenannten Schicksalsdramatik sahen, durch seine Dramen, die er in verhältnismäßig schneller Folge zwischen 1817 und 1827 schrieb. Sie gelangten an zahlreichen Bühnen, vor allem in Dresden und Berlin, zur Aufführung und wurden von einem breiten Publikum begeistert aufgenommen, weil sie, gestaltet aus weicher, gemütvoller Stimmung und abgefaßt in einer an den Klassikern deutscher Dichtung geschulten Sprache, Ausdruck des Zeitgeistes waren, kurz vor dem Aufsteigen der industriellen Epoche, die zu einer immer stärkeren äußeren und inneren Wandlung der Gesellschaft führte. H. war für einen begrenzten Zeitabschnitt ein Sprecher der Empfindungen seiner Mitwelt, aber kein wirklicher Dichter, der neue Bahnen beschritt. So gehört er heute zu den Vergessenen. Dieses Urteil gilt auch für seine Erzählungen und Kindermärchen, wenn auch einzelne wohl noch heute lesbar sind.

  • Werke

    Romant. Akkorde, 1817;
    Erzählungen, 1819;
    -Dramen: Das Bild, Der Leuchtturm, Die Heimkehr, 1821;
    Fluch u. Segen, 1823;
    Der Fürst u. d. Bürger, 1823;
    Die Feinde, 1825;
    Die Seeräuber, 1931;
    - Buch f. Kinder gebildeter Stände, 3 Bde., 1819-24;
    Bilder f. d. Jugend, 3 Bde., 1829-32;
    Abendunterhaltungen f. Kinder, 1833;
    - Sämtl. Werke, 5 Bde., 1851 (biogr. Einl. v. F. Adami), ²1858/59.

  • Literatur

    ADB 13;
    O. Schmidtborn, Ch. E. Frhr. v. H. als Dramatiker, in: Btrr. z. dt. Lit.wiss. 8, 1909;
    R. Daenicke, in: Lübbener Kreiskal., 1928 (P);
    Rud. Lehmann, Aus d. literar. Briefwechsel E. v. H.s, in: ders., Die Niederlausitz in d. Tagen d. Klassizismus, d. Romantik u. d. Biedermeier, 1958, S. 160-253 (P);
    Goedeke VIII, XI,1, XII.

  • Porträts

    Gem. v. F. Matthäi, ca. 1808, Abb. b. Lehmann, s. L, u. Genealog. Hdb. d. Adels 39,|1967;
    v. F. Krüger, 1824, Abb. in: Denkschr. 100 J. Hauptsparkasse d. Niederlausitz, 1924.

  • Autor/in

    Rudolf Lehmann
  • Zitierweise

    Lehmann, Rudolf, "Houwald, Ernst Freiherr von" in: Neue Deutsche Biographie 9 (1972), S. 662-663 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118707280.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Houwald: Ernst Christoph Freiherr von H., Dichter, geb. am 28. Nov. 1778 zu Straupitz, am 28. Jan. 1845 zu Lübben. Der Sohn des Landgerichtspräsidenten und Besitzers der Standesherrschaft Straupitz, verlebte H. seine Jugend auf diesem Besitzthum seiner Familie, umgeben von dem seltsamen, eigenartigen Zauber des Spreewaldes. Privatlehrer leiteten seine früheste Ausbildung und kaum 13 Jahre alt regte sich in ihm die dichterische Productionskraft, so daß er nicht nur kleine ansprechende Lieder, sondern auch ein fünfaktiges Trauerspiel „Der Tod des schwedischen Generals Lilienhöck“ in Anlehnung an Schiller's Geschichte des 30jährigen Kriegs verfaßte. Das J. 1793 trennte ihn von der Heimath und er vertauschte das waldumrauschte Straupitz mit dem nüchternen Halle, wo er das Pädagogium bezog. Der Vorsteher dieses Instituts, Niemeyer, wurde ihm ein treuer guter Lehrer, der dem einstigen Zögling auch ins weitere Leben hinaus Liebe und Freundschaft bewahrte. Aber zugleich fand H. auch in Halle einen dem Alter nach ihm nahe stehenden Freund in Contessa, mit dem ihn bald die innigsten Beziehungen verbanden. Seit 1799 studirte H. auf der Halleschen Universität Kameralwissenschaften, erwarb sich drei Jahre, später von dem Vermögen, das ihm sein Vater hinterlassen hatte das Landgut Craupe, wurde Landesdeputirter der Niederlausitzer Stände und heirathete 1896 die Tochter des Oberamtsregierungsrathes von Haberkorn. Durch diese Ehe wurde er Besitzer des Gutes Sellendorf, ohne dadurch besonders günstig pecuniär gestellt zu werden, denn die üblen Zeitläufte entwertheten das Grundeigenthum nur zu sehr und zwangen ihn schließlich Craupe zu verkaufen und Sellendorf zu verpachten. Von 1816—1824 lebte Contessa im Hause Houwald's, der durch diesen litterarisch erfahrenen Freund vielfache Anregung erfuhr. Inzwischen war H. 1821 auch von den Ständen der Niederlausitz zum Landsyndikus ernannt worden und lebte seitdem in Neuhaus bei Lübben, wo ihn 1845 plötzlich und unerwartet der Tod abrief. H. war zunächst unter den Namen Ernst oder Waludho in Zeitschriften und Gedichtsammlungen mit poetischen Beiträgen litterarisch ausgetreten; diesen Kleinigkeiten folgten 1817 die von W. Contessa herausgegebenen Erzählungen „Romantische Akkorde", die in den „Erzählungen“ (1819) eine Fortsetzung fanden. Mehr aber als durch diese Erzählungen und eine Reihe höchst anmuthiger und liebenswürdiger Kinderschriften, wie das „Buch für Kinder gebildeter Stünde“ (Leipzig 1819—24, 3 Bde. 1849), „Bilder für die Jugend“ (Berl. 1828, 2 Bde. Neue Aufl. 1849), „Abendunterhaltungen für Kinder“ (ebd. 1833) erhielt Houwald's Name einen guten, jetzt freilich fast ganz verhallten Klang durch verschiedene Dramen, die ihrer Zeit das Publikum in seltener Weise für sich einzunehmen wußten, aber nachmals von einer geistreichen und durchaus|berechtigten Kritik ziemlich erbarmungslos ihres strahlenden Ruhmeskranzes entkleidet wurden. Namentlich waren es Tieck und Börne, deren Federn die dramatischen Leistungen Houwald's auf ihren natürlichen Werth gegenüber den übertriebenen Lobpreisungen eines thränenseligen Publikums zurückführten. Die Schicksalsidee fand durch H. bereits eine sehr verwässerte und verweichlichte Verwendung, die grell absticht von der mächtigen Wirkung, welche sie bei Zach. Werner hervorbringt. Nicht mit Unrecht hat ein bilderreicher Literarhistoriker von H. in Bezug auf dessen Dramen „Das Bild", „Der Leuchtthurm", „Die Freistatt", „Die Heimkehr“, „Die Freunde“ u. A. gesagt: er sei unser dramatischer Matthisson, zu unkräftig um andere Gestalten zu schaffen, als solche die Glasbläserei des Gefühls aus zierlichen Fäden für weibliche Nipptische zurechtspinnt. Die genannten und sonstigen Werke Houwald's liegen gesammelt vor in den fünf Bänden von „E. v. Houwald's sämmtlichen Werken“ (Neue Aufl. Leipzig 1858—66), denen Friedrich Adami eine eingehende Biographie des Dichters vorausschickt, die freilich auch in zu einseitiger Weise die dichterische Produktion des als Menschen so tadellosen Dramatikers lobt und preist.

  • Autor/in

    Jos. Kürschner.
  • Zitierweise

    Kürschner, Joseph, "Houwald, Ernst Freiherr von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 13 (1881), S. 212-213 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118707280.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA