Lebensdaten
um 1455 – um 1533
Geburtsort
Markgröningen (Württemberg)
Sterbeort
Straßburg
Beruf/Funktion
Drucker in Straßburg
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118698451 | OGND | VIAF: 285637120
Namensvarianten
  • Gruninger, Johann
  • Gruninger, Johannes de
  • Grüninger, Johannes de
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Zitierweise

Grüninger, Johann, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118698451.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    B od. naher Verwandter Markus Reinhard (s. 3);
    N. N.;
    S Bartholomäus (s. 1), Wolfgang, Christoph (druckt Ausg. d. Eulenspiegel v. 1531), alle 3 Gehilfen G.s; - ein Georg Grüninger heiratete (Straßburg 1548) die Wwe d. Druckers Joh. Schott ( 1548).

  • Biographie

    G. ließ sich 1481 in der Schlauchgasse in Straßburg als Buchdrucker nieder. 1482 kaufte er das Bürgerrecht. Später verlegte er das Geschäft an den Sandplatz, in das Haus Nummer 2, das er erworben hatte und das nach seinem Tode seine Söhne Wolfgang und Bartholomäus 1533 an den Buchdrucker Peter Schöffer verkauften.

    1483 erschien sein erster datierter Druck: die „Historia scholastica“ des Petrus Comestor, in Gemeinschaft mit dem im übrigen völlig unbekannten Drucker Heinrich von Ingweiler. G. trat als einziger Straßburger Drucker der Reformation nicht bei und veröffentlichte, fast als einziger, auch Werke katholischer Schriftsteller, insbesondere Geilers und Murners, von letzterem unter anderem die Schrift „Von dem großen Lutherischen Narren“ (1522). Er entfaltete eine außergewöhnlich rege Tätigkeit: Ausgaben von Klassikern, Sammlungen von Predigten in lateinischer und deutscher Sprache, Volksbücher, Legenden, Romane, Werke aus der populären Medizin, Wörterbücher und so weiter. Charles Schmidt weist nicht weniger als 254 Drucke G.s nach, und ich habe eine größere Anzahl weiterer G.-scher Drucke festgestellt, trotzdem ist bei weitem noch keine Vollständigkeit erreicht. Die Holzschnitte, mit denen G. seine Bücher ausstattete, sind in den ersten Jahren noch ziemlich primitiv und handwerksmäßig hergestellt. Bedeutende Fortschritte sind 1496 in den 725 Bildern der Terenzausgabe zu verzeichnen, sowie 1500 in den 297 Bildern des Distillierbuches von Brunschwig, sodann 1501 in denjenigen des Boethius „De philosophico consolatu“ in der Ausgabe Sebastian Brants. Am bedeutendsten jedoch sind die 214 Holzschnitte der Virgilausgabe von 1502, sowie diejenigen, die ihm vorübergehend Künstler wie Hans Baldung Grien, J. Schäufelin, Urs Graf und Hans Wechtelin besorgten. Leider benützte G. in späteren Jahren oft planlos die alten Holzstöcke, obwohl sie manchmal nicht zum Texte des Buches paßten. G. verkehrte mit verschiedenen auswärtigen Druckern, unter anderem mit Conrad Hist und Peter Drach in Speyer, Anton Koberger in Nürnberg, Johann Haselberger in Reichenau, Johann Amerbach und Martin Flach in Basel. – Trotz aller Mängel und Druckfehler, besonders in den Drucken der letzten Jahre, bleibt G. einer der hervorragendsten Buchdrucker Straßburgs gegen Ende des 15. und in den ersten dreißig Jahren des 16. Jahrhunderts.

  • Literatur

    W. Cohn, Einblattdrucke d. Straßburger Druckerei J. G., Straßburg 1937;
    J. Daillon, Jean G., imprimeur-éditeur à Strasbourg, in: Arts et métiers graphiques 65, Paris 1938, S. 41-46.

  • Autor/in

    François Ritter
  • Zitierweise

    Ritter, François, "Grüninger, Johann" in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 201 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118698451.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Gruninger: Johannes G. (Grüninger), Straßburgischer Buchdrucker zwischen 1484—1528. Sein eigentlicher Name war Johann Reinhard, er nannte sich jedoch zufolge der Sitte der damaligen Zeit nach seinem Geburtsorte Grüningen in Schwaben, unterzeichnete sich aber auch als Greninger, Grunynger, Grieninger, Grienunger, Greininger, de Gruninger, auch zuweilen „Johann Reinhard alias Gruninger“, oder „cognomento Gruninger.“ Ueber sein äußeres Leben ist uns wenig bekannt, ein Schicksal, das fast alle Buchdrucker jenes Zeitalters betroffen hat, und wir wissen nur von ihm, daß er, wie nicht wenige Druckherren seiner und der folgenden Zeit Magister und (Jul. Rathgeber in Sybel's histor. Zeitschr. 1877, S. 460) ein Gesinnungsgenosse Thomas Murner's war, dessen Pamphlet „Nova Germania“ gegen Wimpfeling er auch in Druck nahm. Auch ist er nicht zu verwechseln mit einem gleichzeitigen Straßburger Drucker „Marcus Reinhardi“ (Schöpflin, Vindiciae typogr. p. 104—5) so wie mit einem Magister Heinrich Grininger (Groninger), welcher (Waldau, Beytr. zur Gesch. d. Stadt Nürnberg IV, S. 237) zu Ende des 15. Jahrhunderts in Nürnberg als öffentlicher Lehrer der Oratorie und Poesie angestellt war und im J. 1500 eine „Epitome de generibus nominum“ edirte; Hans Müller in seiner Zimmern’schen Chronik (III, 280, 9—10) gedenkt eines Mannes zu Heudorf in der Grafschaft Möskirch, genannt „Claus Grieninger“, der möglicherweise zu der Sippe des Buchdruckers gehörte. Seine Officin hatte G. (K. Schmidt, Straßb. Gassen-Namen S. 147) in der Schlauchgasse und sie bestand noch unter seinem Namen gegen das Ende des 16. Jahrhunderts, wo (Röhrich, Gesch. der Reformation im Elsaß III, S. 127) einer seiner Nachkommen „Johannes Grüninger, der Buchdrucker“ zugleich mit Cyriacus Spangenberg (1590) u. A. als Mitglied der Straßburger Meistersängerzunft genannt wird. Der Sohn des Gründers dieser Firma jedoch, Bartholomäus, war nach Colmar ausgewandert, aus dessen Presse (Schöpflin, Vindiciae typygr. p. 117) die „Missa secundum veterem usum Ecclesiae Constantinopolitanae“ 1540 in 4. und „Ambrosii Kempfii Evangelia ac Epistolae“ (deutsch) 1543 in Fol. hervorgingen. Der jetzige Inhaber der ursprünglichen Firma ist der Buchdrucker Karl Heitz. Ueber Gruninger's Buchdruckerzeichen aus den Jahren 1499 und 1509 vergl. Roth-Scholz, Insignia Typograph. Sect. IV, 51. Unter den Buchdruckern Straßburgs zeichnet sich G. auf das vortheilhafteste aus durch die beträchtliche Anzahl von Werken, die aus seiner Presse hervorgingen und von denen die meisten ihrer charakteristischen Holzschnitte wegen, die er von tüchtigen Meistern, wie Pilorin, Urs Graf, Baldung, Weyditz, H. Schäuffelin u. A. in einer eigenen Werkstätte für Holzschneidekunst anfertigen ließ, noch heute geschätzt werden. Man hat früher und noch bis in die neueste Zeit (Marchand bis Falkenstein) die Zahl seiner|Druckwerke stabil auf 44—45 angegeben, aber schon Schöpflin (Vindiciae typogr. p. 107) bemerkte, daß das Marchand’sche Verzeichniß lange nicht vollständig sei und daß G. von allen Straßburger Druckern am längsten und am fleißigsten gearbeitet habe. Und in der That hat, nachdem schon Eschenburg (Denkmäler S. 93—94) diese Zahl vermehrt hatte, Weller allein (Repertor. typogr. S. 462—65 und Supplem. S. 61) 52 Drucke verzeichnet und es dürfte wol kaum einem Zweifel unterliegen, daß weitere Forschungen zu Wien, Helmstädt und Wolfenbüttel diese Zahl noch erhöhen werden. Wenn jedoch die meisten Werke Gruninger's durch äußere Eleganz sich auszeichnen, so sind dieselben doch nicht immer frei von Druckfehlern und namentlich von solchen, die sich auf das Druckjahr beziehen, und gerade solche Versehen haben in den Annalen der Buchdruckergeschichte Epoche gemacht und große litterarische Fehden hervorgerufen. So trägt die Biblia aurea veteris et novi testamenti die Jahreszahl M. CCCC. LXVI. anstatt 1496 und das Buch: Von dem cirurgicus (Bl. 128 a) gar die Jahrzahl 1397 statt 1497. Indessen zeichnet sich Gruninger's Presse nicht allein durch solche Fehler aus, denn viele andere Drucke anderer Pressen des 15. und des ersten Viertels des 16. Jahrhunderts sind überreich an falschen Jahrzahlen. Das Reformatorium vitae morumque clericorum, Basil. 8. trägt als Druckjahr 1444 statt 1494; Tondalus vysioen. Antw. 4. 1472 statt 1482; Decor. Puellarum. Venet. N. Jenson 1461 statt 1471; Libellus de modo confitendi, Antw. 1400 statt 1490 oder 1500 und des Ulmischen Druckers H.' Varnier „Paracelsi wundtartzney“ entziffert sogar als Druckjahr 1036 (D. D. XXXvj) anstatt 1536 und so noch mehrere andere. Gruninger's erstes 1483 gemeinschaftlich mit einem andern gedrucktes Werk ist: „Petri Comestoris Historia Scholastica Veteris et Novi Testamenti“, gr. Fol. Unter den folgenden zeichnen sich besonders zwei aus, das erstere durch seine vortrefflichen Holzschnitte, das andere (durch Jac. Locher besorgte), weil es nicht nach bereits gedruckten Texten abgedruckt, sondern nach in Deutschland aufgefundenen Manuscripten bearbeitet wurde: „Terentius cum directorio vocabulorum et sententiarum ... et commentariis D. J. Ascencii“, 1496. Fol. rep. 1499. Fol.; „Horatii Flacci Uenusini poete lirici opera“, 1498. Fol. Auch sein „Cl. Ptolemaei Geographia (communibus Joh. Koberger). Anno M. D. XXV.“, gr. Fol. mit vielen Holzschnitten kann als eins seiner Hauptwerke bezeichnet werden. Bemerkenswerth ist bei G., daß, während seit 1519 die meisten Straßburgischen Druckherren (Joh. Knoblauch, M. Flach, Joh. Herwagen und vor Allem Wolf Köpfel [Cephalaeus] u. A.) die reformatorischen Schriften mittels ihrer Pressen zu verbreiten suchten, G. der einzige war, welcher die Gegenschriften in Verlag nahm; bei ihm namentlich und ausschließlich erschienen die groben Schmähschriften gegen Luther, welche Th. Murner, Hier. Gebwiler u. a. ausgehen ließen. Daß er des ersteren Buch „Nova Germania“ gegen Wimpfeling druckte, wurde bereits erwähnt, aber er hatte sich auch deshalb (Strobel, Gesch. des Elsasses, III, S. 528. 564) am 21. Aug. 1502 bei dem Rathe mit einem Eide zu verpflichten, die ganze Edition zu Hause zu behalten und bei Verlust seiner ganzen Existenz nichts davon zu verkaufen ohne des Rathes Wissen und Willen, „wenige nur waren abgegeben und sechshundert vorräthige wurden confiscirt und hierauf zernichtet“ (Jung, Beiträge zur Gesch. der Reformation, II, S. 246—47). Eine der allergröbsten aber von ihm gedruckten theologischen Schriften ist die des Cochlaeus (datirt vom November 1524): „Ein heilsamer Tractat S. Cypriani ... (Weller, Repert. typogr. S. 320), worüber Röhrich a. a. O. S. 230 nachzulesen ist. Daß aber deßungeachtet bei G. der mercantile Vortheil seiner religiösen Anschauung die Wage hielt oder die letztere noch überstieg, beweist, daß zu gleicher Zeit auch ein Theil von S. Brant's und Geiler's|Schriften, auch J. Pauli's Schimpff und Ernst (1522) so wie der Freidank und sogar Bebel's Facetien 1508 ff. (vgl. meinen Aufsatz über Bebel in Herrig's Archiv Bd. 40 S. 47—87) aus seiner Presse hervorgingen, und daß ebenso 1520 die gegen Murner selbst gerichtete und später sogar auf den bairischen Index (Mon. 1569. 4. Bl. Ea.) gesetzte derbe Spottschrift „Karsthans“ bei ihm und nicht bei Prüß gedruckt worden ist, hat Röhrich (a. a. O. I, S. 120) mehr als wahrscheinlich gemacht. Freilich „Mag doch ein ieder frumer wol bedencken, das ich mit meiner hantierung dis vn and'er trück mein narung suchen muß“ — entschuldigt er sich am 4. Novbr. 1522 im Kolophon der Murner’schen Schrift „Ob der Kunig vß engelland ein lügner sey oder der Luther“, 1522. 4. (Berlin).

    • Literatur

      Vgl. außerdem Marchand, Diction. histor. I. p. 288—294. Biographie Univers. T. 18. p. 566—67. Stöber, Die Emeis G. v. Kaisersb. S. 6.

  • Autor/in

    J. Franck.
  • Zitierweise

    Franck, Jakob, "Grüninger, Johann" in: Allgemeine Deutsche Biographie 10 (1879), S. 53-55 unter Gruninger, Johannes [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118698451.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA