Lebensdaten
1795 – 1818
Geburtsort
Heidelberg
Sterbeort
Rom (im Tiber ertrunken)
Beruf/Funktion
Maler
Konfession
reformiert
Normdaten
GND: 118692097 | OGND | VIAF: 77110139
Namensvarianten
  • Fohr, Carl Philipp
  • Fohr, Karl Philipp
  • Fohr, Carl Philipp
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Zitierweise

Fohr, Carl, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118692097.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus Ladenburger Bürgerfam.;
    V Jacob (1743–1819), Lehrer d. franz.-ref. Gem. in H., S d. Schneidermeisters Joh. Nic. Vohr;
    M Susanna Elis. (* 1769), T d. Küfermeisters Joh. Peter Kling;
    B Daniel (1801–62), Landschaftsmaler (s. ADB VII; ThB); ledig.

  • Biographie

    Den ersten Zeichenunterricht erhielt F. bei F. Rottmann in Heidelberg, dem Vater Karl Rottmanns. Richtunggebend für seine künstlerische und menschliche Entwicklung wurden die Unterweisung durch den Malerdilettanten Georg Wilhelm Issel in Darmstadt, die Freundschaft mit dem Prinzenerzieher Ph.|Dieffenbach und ein Stipendium der Erbprinzessin von Hessen, das ihm ein Studium an der Münchener Akademie ermöglichte. Außer dieser klassizistischen Bildungsstätte, die ihm wenig bot, lernte er durch Vermittlung J. Ch. Mannlichs die altdeutschen Gemälde der Galerie kennen, bewunderte die neu ausgestellte heroische Landschaft Joseph Anton Kochs und ließ sich durch den jungen Kasseler Maler Ludwig Ruhl in die Grundlagen der Ölmalerei einführen, wobei ihn dieser in seiner Schwärmerei für das deutsche Mittelalter bestärkte. Eine 5wöchige Reise über Salzburg und Tirol nach Venedig beschloß die Münchener Studienzeit. 1816 kehrte F. nach Heidelberg zurück. Hier hörte er Vorlesungen bei Wilken und genoß im Kreise der Teutonen das studentische Leben seiner Vaterstadt, als Künstler beschäftigte er sich vornehmlich mit ihrer romantischen Landschaft. Als Höhepunkt seines kurzen Lebens und Schaffens muß man seinen 1½-jährigen Aufenthalt in Rom bezeichnen (1816-18). Er wohnte zuerst mit Ruhl zusammen, bis ein Streit zu einem dauernden Bruch führte. In der Werkstatt J. A. Kochs vervollkommnete er sich in der Kunst der Komposition italienischer Landschaften; im Café Greco lernte er die ganze deutsche Künstlerschaft kennen. Namentlich schloß er sich den Führern der neudeutschen Kunst an, darunter an F. Overbeck und P. Cornelius. Der preußische Gesandte Niebuhr und sein Mitarbeiter Bunsen zogen ihn in ihr Haus, Kronprinz Ludwig von Bayern zeichnete ihn während seines Aufenthaltes in Rom 1818 in auffallender Weise aus. Durch 2monatiges Krankenlager geriet F. vorübergehend in finanzielle Schwierigkeiten. Kurz vor seiner Reise nach Florenz und Neapel fand er beim Baden im Tiber ein frühzeitiges Ende. – Unter den Malern der Heidelberger Romantik, deren Dreigestirn er mit E. Fries und K. Rottmann bildet, steht F. an erster Stelle. Seine Bedeutung als Künstler ist schon zu seinen Lebzeiten erkannt worden, aber bald nach seinem frühen Tod in Vergessenheit geraten, um erst auf der Jahrhundertausstellung von 1906 mit der neuen Schätzung der Romantik wieder ins Bewußtsein zu treten. Dieses so rasche Versinken in eine unfreiwillige Anonymität war nicht nur eine Folge des Emporkommens des malerischen Realismus, sondern lag wohl auch daran, daß die Arbeiten des Künstlers in erster Linie von seinen Freunden gesammelt wurden, während der Kunst des jüngeren Rottmann durch die für die Öffentlichkeit bestimmten Aufträge König Ludwigs I. eine längere und breitere Wirkung beschieden war. – F. hat nur wenig gemalt. Die Öltechnik machte ihm Schwierigkeiten. Erst in seinem letzten, unvollendeten Gemälde, der „Landschaft mit Hirten“, hat er das Handwerkliche gemeistert und sich zu einer ganz persönlichen Farbgebung durchgerungen. Dagegen ist die Zahl der erhaltenen Zeichnungen und Aquarelle beträchtlich. Sein Hauptthema ist die Landschaft. Daneben hat er auch treffliche Bildniszeichnungen geschaffen und sich mit Kompositionen aus Sage und Dichtung beschäftigt. Als Schüler F. Rottmanns war er dem überlieferten Vedutenstil verpflichtet, bald aber gelangte er zu einer freieren realistischen Naturwiedergabe. Als Motive bevorzugte er jetzt im Einklang mit der romantischen Bewegung die heimische Burgenwelt und ihre ritterliche Staffage oder Szenen aus dem Studenten- und Volksleben. Zugleich erreichte er in silberstiftartig dünnen Strichen und einer hauchartig zarten Kolorierung eine Beseelung des Naturvorbildes, wie wir sie vor ihm nur noch aus den Zeichnungen Runges kennen. Hervorzuheben sind die Zeichnungen zum Nibelungenlied, besonders ein Triptychon, dessen gotisierender Stil schon auf die späten Entwürfe von Cornelius hinweist. In Rom endlich verdichtete sich sein Landschaftsstil unter dem Einfluß der Gemälde Kochs und im Anblick der großen Formen südlicher Natur zu heroischer Auffassung. Die Bildniszeichnungen F.s trieben in Heidelberg ihre erste Blüte, als er seine Freunde aus dem Kreise der Teutonen konterfeite. Sie klingen an altdeutsche Kompositionen an, technisch verraten sie einen graphischen Charakter. In Rom wollte F. für die Landsleute im Café Greco in einer großen Zeichnung ein Gruppenbildnis schaffen, das, im Kupferstich vervielfältigt, von seinen Freunden als Erinnerung in die Heimat mitgenommen werden sollte. Von dieser Komposition sind drei vorbereitende Entwürfe und eine Sammlung von Porträtzeichnungen erhalten. Letztere gehören sicher zu den vorzüglichsten Beispielen der an Bildnissen so reichen deutschen Romantik und haben für die Künstlergeschichte des Nazarenertums dokumentarischen Wert. – F. war ein Frühvollendeter. Bei seinem Tode selbst noch ein Jüngling und mitten in der Entwicklung, hatte er noch keine direkten Schüler. Doch wirkte sich sein Landschaftsstil mittelbar auf jüngere Künstler aus wie Franz Horny, Ernst Fries, Johann Anton Ramboux, August Lucas und Johann David Passavant.

  • Literatur

    ADB VII;
    Th. Dieffenbach, Das Leben d. Malers K. F., 1823, neu hrsg. v. R. Schrey, 1918 (mit Vorwort v. Paul F. Schmidt);
    K. Gf. v. Hardenberg u. E. Schilling, K. Ph. F., 1925;
    K. Lohmeyer, Verz. d. im Kurpfälz. Mus. d. Stadt Heidelberg ausgestellten Werke v. C. F., 1795-1818, 1925;
    L. Grote, Das Antlitz e. Jugendbundes, Zeichnungen v. K. Ph. F., in: Der Kunstbrief, 1944;
    A. v. Schneider, C. Ph. F., Skizzenbuch, Bildniszeichnungen dt. Künstler in Rom, 1952;
    K. Schwarzweller, in: Die Gr. Deutschen II, 1956, S. 464-71 (P);
    G. Poensgen, C. Ph. F. u. d. Café Greco, 1957;
    ThB.

  • Porträts

    Selbstbildnis (lavierte Federzeichnung), 1816 (Heidelberg, Kurpfälz. Mus.), Abb. in: Die Gr. Deutschen, s. L;
    ferner H. Geller, Die Bildnisse d. dt. Künstler in Rom 1800–30, 1952, Nr. 303-20.

  • Autor/in

    Arthur von Schneider
  • Zitierweise

    Schneider, Arthur von, "Fohr, Carl" in: Neue Deutsche Biographie 5 (1961), S. 283-285 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118692097.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Fohr: Karl Philipp F., Landschafts- und Historienmaler, geb. zu Heidelberg 26. Nov. 1795, gest. in Rom 29. Juni 1818. Dieser hochbegabte|Künstler, Zeitgenosse und Mitschüler von Rottmann und E. Fries, erregte durch seine gewöhnlich mit historischer Staffage verbundenen phantastisch großartigen Compositionen bedeutende Erwartungen in München, wohin er sehr früh kam. Ein solcher colorirter Carton in der Karlsruher Kunsthalle, Kastanienwald bei Heidelberg, frappirt auch heute noch durch seine grandiose Auffassung, die den Charakter Poussin's mit Anklängen an Ruysdael verbindet. Von München nach Rom gegangen, lieferte er dort noch mehrere hochromantische Landschaften von gleichem Werth und kühner Genialität. Leider sollte dieser glänzende Anfang vergeblich sein, denn der Künstler ertrank beim Baden in der Tiber.

    Sein jüngerer Bruder Daniel F., Landschaftsmaler, geb. 13. Mai 1801 in Heidelberg, 25. Juni 1862 in Baden, kommt ihm an Talent nicht gleich. Er malte unter dem Einflusse Rottmann's und Morgenstern's allerhand meist der baierischen Hochebene entnommene Stimmungsbilder erst in München, wo er gebildet ward, später in Baden.

  • Autor/in

    Pecht.
  • Zitierweise

    Pecht, Friedrich, "Fohr, Carl" in: Allgemeine Deutsche Biographie 7 (1878), S. 147-148 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118692097.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA