Genealogy

V →Albert Z. (1794–1854), aus D., Rat im sächs. Min. d. Kgl. Hauses, Privatsekr. d. sächs. Kg., GHR, S d. →Christian (1766–1819), kgl. sächs. Hoffuttermarschall, Geh. Finanzsekr., Entomol., u. d. →Johanne Friederike Hauschild (1770–1821);
M →Emilie (1797–1876), T d. →Karl Christan Kohlschütter (1763–1837), Jur., kgl. sächs. Geh. Kab.rat (s. ADB 16), u. d. →Christiane Louise Kreysig (1776–1846);
UrurGvv →Tobias Z. (1664–1720), Verw., später Pächter d. gfl. gersdorff. Schloßgutes in Kauppa (Oberlausitz);
Ur-Gvv →Johann Z. (1717–71), Kauf- u. Handelsherr, Schiffsherr in D. u. Warschau;
Om →Otto Kohlschütter (1807–1853), Dr. med., Arzt in D. (s. BLÄ; NDB XII* u. 26*), Tante-m →Agnes (1790–1848, ⚭ →Friedrich Carl Trübsbach, † 1836, Kriegsger.rat in D.);
3 B →Robert Z. (1823–1908), kgl. sächs. Kreissteuerrat u. Oberfinanzrat in D., →Julius Z. (1829–86), kgl. sächs. Zoll- u. Steuerdir., Bundesratsbevollmächtigter, Geh. Finanzrat, →Albert (1833–1889), Anstaltssekr. in d. Haftanstalt Colditz, 1 Schw →Marie Z. (1838–1929, ⚭ →Traugott Bernhard Heymann, 1826–97, Dir. im kgl. sächs. Finanzmin. in D., GR);
– ⚭ Tempzin 1860 →Henriette (1830–1911), aus Zahrensdorf, T d. →Jacob Heinrich Friedrich Zarncke (1794–1877), aus Bützow b. Rostock, 1822–73 Prediger im Kloster Tempzin, Kirchenrat, u. d. →Sophia Luise Wilhelmine Scheel (1801–1881);
3 S →Rudolf Friedrich Z. (1862–1941), o. Prof. f. roman. Philol. an d. Univ. Rostock (s. Romanistenlex.), →Heinrich Albert Z. (1863–1952), Dr. med., Assistent, 1909–43 Leiter d. Privataugenheilanstalt Hzg. Carl Theodor in München, Geh. Hof- u. Med.rat, →Ernst Gustav Konrad Z. (1865–94), Dr. med., Assistent am Pathol.-Anatom. Inst. d. Univ. Erlangen, 2 T (beide früh †);
Schwager →Friedrich Zarncke (1825–1891), 1858 o. Prof. f. dt. Sprache u. Lit. an d. Univ. Leipzig, 1869/70, 1870/71 u. 1881/82 Rektor, 1854 Mitgl. d. Sächs. Ges. f. Wiss. (s. ADB 44; Professorenkat. Univ. Leipzig; Internat. Germanistenlex.).

Biography

Nach Privatunterricht besuchte Z. seit 1836 die Kreuzschule (Gymnasium) in Dresden.

Im Anschluß an das Abitur studierte er 1843–49 an den Universitäten Leipzig und Heidelberg Medizin. 1851 wurde er an der Univ. Leipzig mit der Arbeit „De genetico affectionis renum in cholera connexu cum ceteris hujus morbi partibus“ zum Dr. med. promoviert und habilitierte sich 1853 für Pathologische Anatomie. Seit 1849 Assistent am Georgen-Hospital in Leipzig, wechselte er 1851 für kurze Zeit nach Wien, wo er sich unter →Karl v. Rokitansky (1804–78) in der Pathologischen Anatomie fortbildete, und wurde im selben Jahr zum Prosektor am Städtischen Krankenhaus in Dresden ernannt. Als Privatdozent unterrichtete er hier seit 1853 an der Medizinisch-Chirurgischen Akademie (1855 o. Prof. f. Allg. Pathol. u. Pathol. Anatomie). 1862 auf eine o. Professur für Staatsarzneikunde und Pathologische Anatomie an die Univ. Erlangen berufen, wirkte er hier als Dozent und Forscher, Leiter des Universitätsmuseums Pathologico-anatomicum sowie seit 1873 als Vorstand des neuen Pathologischen Instituts (Rektor 1869/70, em. 1895). Er verstarb während eines Besuchs bei Verwandten auf Gut Reppentin. 1860 erschien Z.s Aufsatz „Ueber die Trichinenkrankheit des Menschen“ (in: Virchows Archiv 18, 1860, S. 561–72), in dem er seine Entdeckung der Gefährlichkeit der Trichinen als Krankheitserreger bekanntmachte, die man seit ihrer Erstbeschreibung 1835 durch den engl. Mediziner →Richard Owen für harmlose Schmarotzer gehalten hatte. Dieser Beitrag, der Z. weltberühmt machte, war der Beginn der intensiven medizinischen Erforschung der Trichinen. Grundlage für diese Publikation war der Fall einer 20jährigen Angestellten, die im Jan. 1860 mit hohem Fieber und Muskelschmerzen sowie der Diagnose „Typhus abdominalis“ in das Städtische Krankenhaus Dresden eingeliefert wurde und bald darauf verstarb. Bei der mikroskopischen Untersuchung von unmittelbar nach dem Tod entnommenen Muskelgewebe stellte Z. einen schweren Trichinenbefall (Trichinose) fest, den er ursächlich für den Tod hielt. In der Arbeitsstätte der Frau, einer Metzgerei, fand sich trichinöser Schinken eines kurz zuvor geschlachteten Schweins. Z. versandte Muskelproben der Verstorbenen zur Überprüfung des Befunds an die renommierten Pathologen →Rudolf Virchow (1821–1902) und →Rudolf Leuckart (1822–1898), die seine Entdeckung des Infektionswegs bestätigten. Daraufhin setzte sich u. a. Virchow für eine amtliche Fleischbeschau ein, die 1877 in Preußen und 1900 für das gesamte Dt. Reich eingeführt wurde.

Weitere Forschungsgebiete Z.s waren die Lungenkrankheiten (Btrr. z. normalen u. pathol. Anatomie d. Lunge, 1862), speziell die für die Arbeitsmedizin bedeutende Pneumokoniose (Staublunge) (Ueber Staubinhalationskrankheiten d. Lungen, in: Dt. Archiv f. klin. Med. 2, 1867, S. 116–72). Besonders intensiv erforschte er die Eisenstaublunge bei Arbeitern, die|Roststäube (Eisenoxid) in metallverarbeitenden Fabriken einatmeten. Weitere wegweisende Studien betrafen die Erforschung des Abdominaltyphus, wobei er neue Obduktionstechniken zur Differentialdiagnose einführte, ferner die Entdeckung des Cysticercus racemosus im menschlichen Gehirn (Zystizerkose, Befall mit Larven des Schweinebandwurmes) sowie die Leberinsuffizienz bei akuter „gelber Leberatrophie“ (Leberschwund).

Dabei beschrieb Z. erstmals detailliert und systematisch die pathologischen Veränderungen an der Leber, die von dieser Erkrankung ausgelöst werden. Mit →Hugo Wilhelm v. Ziemssen (1829–1902) gründete Z. 1866 die Zeitschrift „Deutsches Archiv für klinische Medizin“, die sich zu einer der bedeutendsten medizinischen Zeitschriften des 19. und 20. Jh. entwickelte.

Awards

|Mitgl. d. Physikal.-med. Soz. Erlangen (1863, Vorstand 1865–67) u. d. Leopoldina (1873);
Montyon-Preis (1865);
Rr. d. bayer. Verdienstordens v. Hl. Michael, 1. Kl. (1873) u. d. Verdienstordens d. Bayer. Krone (1887);
Ehrenphilister d. Burschenschaft Bubenruthia, Erlangen (1883);
– Z.-Divertikel;
Z.str., Erlangen (1949).

Works

Weitere W Zur gerichtsärztl. Lehre v. d. Kopfverletzungen, e. Vortr., gehalten in d. Ges. f. Natur- u. Heilkde. z. Dresden d. 28. Jan. 1860, in: A. Henke’s Zs. f. d. Staatsarzneikde. 3, 1860, S. 101–46;
Über d. Veränderungen d. willkührl. Muskeln in Typhus abdominalis, 1864;
Btrr. z. Lehre v. d. Trichinenkrankheit, in: Dt. Archiv f. klin. Med. 1, 1866, S. 90–124;
Zur pathol. Anatomie d. acuten gelben Leberatrophie, ebd. 10, 1872, S. 166–88;
Krankheiten d. Oesophagus, 1877 (mit H. W. v. Ziemssen);
Ueber d. Cysticercus racemosus d. Gehirns, 1882.

Literature

|ADB 45;
Btrr. z. pathol. Anatomie, experimentellen Pathol. u. prakt. Medicin, F. A. v. Z. z. Feier seines 25jährigen Prof.-Jub. gewidmet v. seinen Freunden u. Schülern, 1887;
FS Herrn Prof. Dr. F. A. v. Z., Prof. d. pathol. Anatomie in Erlangen, z. Vollendung seines 70. Lebensj. gewidmet, 1895;
G. Hauser, in: Münchner med. Wschr. 27, 1898, S. 1–6;
H. Schröder, Ein Erinnerungsbl. f. F. A. v. Z., ebd. 72, 1925, S. 436 f.;
J. Heurich, Das Leben u. Wirken F. A. v. Z.s, 1938;
H. Schmidt, Über d. Entdeckung d. Trichinenkrankheit, z. 50. Todestage F. A. Rr. v. Z.s, Diss. med. Erlangen 1949;
V. Becker u. ders., Die Entdeckungsgesch. d. Trichinen u. d. Trichinosis, 1975;
A. Wendehorst u. G. Pfeiffer (Hg.), Erlangen, Gesch. d. Stadt in Darst. u. Bilddok., 1984, Tafelt. Nr. 117 (P);
R. Wittern, Aus d. Gesch. d. Med. Fak., in: H. Kößler (Hg.), 250 J. Friedrich-Alexander-Univ. Erlangen-Nürnberg, FS, 1993, S. 360 f.;
J. Justus, Entdeckungsgesch. d. Trichinen, Erstbeschreibung d. Trichinenkrankheit (Trichinose) b. Menschen durch F. A. Z. 1860 in Dresden-Friedrichstadt, in: Ärztebl. Sachsen 19, 2008, S. 222–24;
Pagel;
BLÄ;
BJ V, Tl.;
Erlanger Professoren II;
– Qu Archiv d. Univ. Erlangen;
Bayer. HStA.

Portraits

|Photogr. (Wellcome Trust, London);
Ölgem. (Porträtslg. d. Univ.bibl. Erlangen, Pathol.-Anatom. Inst. Erlangen).

Author

Citation

Gerabek, Werner E., "Zenker, Friedrich Albert von (bayerischer Personaladel 1887)" in: Neue Deutsche Biographie 28 (2024), S. 652-653 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118636464.html#ndbcontent