Lebensdaten
1911 – 1999
Geburtsort
Budapest
Sterbeort
Zürich
Beruf/Funktion
Sängerin
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118616552 | OGND | VIAF: 71579371
Namensvarianten
  • Molnár, Maria (geborene)
  • Müller, Maria (1921-28)
  • Erismann, Maria (verheiratete)
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Stader, Maria, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118616552.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Janos Molnár ( 1928), Metallarb.; seit 1928 Adoptiv-V Julius S. ( 1956), Fischer, zeitweise Inh. d. Restaurants Thurgauerhof in Romanshorn (Kt. Thurgau);
    M Juliane N. N. (1878-mind. 1969), Dienstmädchen (?); seit 1928 Adoptiv-M Anna N. N. ( 1928/30);
    4 Geschw;
    - 1939 (?) 1969 (?) Hans (1911–88, 1] Gertrud Peyer), aus Aarau (Kt. Aargau), absolvierte 1934 d. Konservatorium in Basel, 1936/37 Schüler v. Clemens Krauss u. Georg Schünemann in Berlin, 1937 Musikdir. in Weinfelden (Kt. Thurgau), 1940–77 Chordir. am Stadttheater/Opernhaus in Z., 1952–84 Dir. d. Sängerver. Harmonie ebd., 1979–87 Leiter d. Orchesterges. ebd., Präs. d. Mozartges. in Z., 1969–81 Redaktor d. Schweizer. Chorztg., Musikschriftst., Begleiter v. S. als Dirigent u. am Klavier, Hans-Georg-Nägeli-Medaille d. Stadt Z. (s. Kürschner, Theater-Hdb. 1956; Schweizer Lex), S d. Paul Erismann, u. d. Hedwig Berner;
    2 S Roland (* 1940), techn. Kaufm., Martin (* 1944), techn. Kaufm.

  • Biographie

    S. stammte aus einer Arbeiterfamilie, deren Armut durch den 1. Weltkrieg noch verschärft wurde. Wegen Unterernährung kam S. im Sommer 1919 durch das Rote Kreuz zu|Pflegeeltern in die Schweiz (bis März 1920 u. erneut im Juni 1920). Vor der drohenden Abschiebung wurde sie von einer weiteren Pflegefamilie nach Romanshorn (Kt. Thurgau) geholt, und 1928 schließlich auch adoptiert. Ende 1921 als Marie Müller (dt. f. Molnár) eingeschult, mußte S. aus aufenthaltsrechtlichen Gründen vorübergehend in Konstanz untergebracht werden, wo sie die Höhere Töchterschule besuchte. Wegen ihrer Musikalität erhielt sie seit 1922 Klavierunterricht und seit Sommer 1926 Gesangsstunden bei Mathilde Bärlocher in St. Gallen, 1930–34 bei deren Vater Hans Keller in Konstanz. Ihre Bühnenreifeprüfung legte S. im Sommer 1933 an Kellers ehemaligem Stammhaus in Karlsruhe ab. Ein Engagement am Stadttheater Augsburg kam jedoch wegen ihrer Kleinwüchsigkeit (1,44 cm) nicht zustande. Über die Bekanntschaft mit dem Künstlerehepaar Walter Schulthess/Stefi Geyer gelangen der erste wichtige Konzertauftritt (16.11.1934, Gr. Saal d. Limmathauses, Zürich) und die Einschreibung am Zürcher Konservatorium (Jan. 1935). Nach kurzzeitigem Unterricht bei der Altistin Ilona Durigo (seit Herbst 1935), danach bei Therese Schnabel-Behr (1937/38 Tremezzo, Comer See) kam S. 1938 zu der dramatischen Sopranistin Giannina Arangi Lombardi nach Mailand, die sie als ihre bedeutendste Lehrerin ansah. 1939 errang S. den 1. Preis beim Genfer Concours internationale d'exécution musicale, doch schränkte der 2. Weltkrieg, mit Ausnahme eines Konzerts im Jan. 1940 in Berlin, ihren Wirkungskreis auf die Schweiz und Radio Beromünster ein. Von Tonmeister Rolf Liebermann verschickte Bänder des Senders halfen, erste Kontakte im Nachkriegsdeutschland und in Europa zu knüpfen (4. Symphonie v. G. Mahler, Dirigent Bruno Walter, Zürich u. Mailand, 1946; Paris, 1947). Die regelmäßige Teilnahme am Internationalen Bach-Fest in Schaffhausen seit 1946 festigte S.s Ruf als Bachsängerin. Ihre Auslandsauftritte konzentrierten sich zunächst auf England, Frankreich, Deutschland und Österreich, weiteten sich jedoch zunehmend auch auf Italien und v. a. die Niederlande sowie seit 1954 die Vereinigten Staaten aus. Tourneen führten die „Schweizer Kunstbotschafterin“ außerdem nach Israel (erstmals 1956), Japan (1960), Südafrika (1963) und Südamerika (1968). Ihren Abschied nahm sie am 7.12.1969 in New York (Mozart-Requiem, Dir. Abraham Kaplan, Philharmonic Hall). S.s Repertoire erstreckte sich vornehmlich auf Lieder, Oratorien, Messen und Orchesterwerke. Außer als Spezialistin für Bach galt sie als ideale Mozartinterpretin (exemplarisch die Motette KV 165 „Exsultate, jubilate“), deren Stil maßgeblich unter dem Einfluß Bernhard Paumgartners (1887–1971) stand. Höchstleistungen erreichte ihr hoher, koloraturensicherer, technisch perfekt und stilsicher geführter Sopran von großer Leuchtkraft und berückender Schönheit insbesondere unter den Dirigenten Bruno Walter, Carl Schuricht und Ferenc Fricsay. S.s seltene szenische Auftritte erfolgten nur, wenn die Rolle mit ihrer Körpergröße in Einklang zu bringen war: als Olympia (Hoffmanns Erzählungen v. J. Offenbach, Stadttheater Zürich, 1940), als Yniold (Pelléas et Mélisande v. C. Debussy, Junifestwochen, Zürich, 1941/45), als Königin der Nacht (Die Zauberflöte v. W. A. Mozart, Staatsoper, Wien, 1948; 1949 auch an Covent Garden, London). Wichtige Einstudierungen erfolgten unter Ferenc Friscay, so die der Titelrolle in „Lucia di Lammermoor“ (v. G. Donizetti, 1953 RIAS Berlin; Israel-Tournee, 1956, konzertant), die der Mozart-Partien Konstanze (Die Entführung aus dem Serail), Gräfin (Le Nozze di Figaro), Donna Elvira (Don Giovanni) und Pamina (Die Zauberflöte) für die Schallplatte (Dt. Grammophon).

  • Auszeichnungen

    Lilli-Lehmann-Medaille (1950) u. Silberne Mozart-Medaille (1956) d. Internat. Stiftung Mozarteum, Salzburg;
    Hans-Georg-Nägeli-Medaille d. Stadt Zürich (1962);
    österr. Ehrenkreuz f. Wiss. u. Kunst 1. Kl. (1964);
    österr. Prof.titel (1977).

  • Werke

    Zusammenarbeit mit Ferenc Fricsay, in: F. Herzfeld (Hg.), Ferenc Fricsay, 1964, S. 20 ff., wieder abgedr. u. d. T. Ferenc Fricsay, in: M. Müller u. W. Mertz (Hg.), Diener d. Musik, 1965, S. 114–20;
    Wie Meister üben, 3: M. S.s Gesang, 1967;
    Nehmt meinen Dank, Erinnerungen, nacherz. v. R. D. Abraham, ²1979 (P, Diskogr.);
    – zu Hans Erismann: Johannes Brahms u. Zürich, 1974;
    Das fing ja gut an . . . , Geschichten u. Gesch. d. Opernhauses Zürich, 1984;
    Der Sprung in die Pauke, Anekdoten aus d. Zürcher Stadttheater, 1987;
    Richard Wagner in Zürich, 1987.

  • Literatur

    W. Pfister, „Fricsay? Wie buchstabiert man denn das... ?“, in: Musik & Theater 11, 1991, H. 11, S. 24–27;
    J. M. Fischer, Gr. Stimmen, 1995, S. 374 ff.;
    G. R. K[och], in: FAZ v. 30. 4. 1999;
    P. Suter, Sängerlex., Sängerinnen u. Sänger in d. Schweiz v. 1900 bis heute, 1989;
    A. Pâris, Klass. Musik im 20. Jh., ²1997;
    J. Kesting, Die gr. Sänger d. 20. Jh., 1993;
    Kosch, Theaterlex.;
    Schweizer Musiker-Lex.;
    Schweizer Lex.;
    Kutsch-Riemens;
    New Grove²;
    MGG².

  • Autor/in

    Ralph-Günther Patocka
  • Zitierweise

    Patocka, Ralph-Günther, "Stader, Maria" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 785-786 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118616552.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA