Lebensdaten
unbekannt
Beruf/Funktion
Textilfabrikanten
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 118609777 | OGND | VIAF
Namensvarianten
  • Schniewind

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Zitierweise

Schniewind, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118609777.html [19.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Die Vorfahren der Elberfelder Fabrikantenfamilie stammen aus Lüdenscheid, wo sie seit der 2. Hälfte des 17. Jh. als „Reidemeister“ (Unternehmer u. Händler) im Eisengewerbe und als Beamte nachgewiesen sind. Ludwig (1766–1823) kam als Kaufmannslehrling nach Elberfeld und gründete dort 1799 mit seinem Bruder Heinrich Ernst (1778–1842) die stetig expandierende Seidenmanufaktur „Gebrüder Schniewind“, die sich auf die Herstellung glatter und gemusterter Seidenstoffe und deren Handel spezialisierte; 1847 wurden 610 heimgewerbetreibende Weber beschäftigt. Die Handelsbeziehungen erstreckten sich bereits 1827 nach Nord- und Südamerika. Das 1850 gegründete Geschäft unter der Firma „Schniewind & Co.“ mit Sitz in Philadelphia und New York brach 1857 wieder zusammen.

    Die wirtschaftliche Aufwärtsentwicklung setzte sich fort unter der Leitung von Heinrich Ernst (1813–95), Sohn von Heinrich Ernst, der 1858 das Unternehmen allein übernahm und 1859 in die Firma „H. E. Schniewind“ überführte, sowie seinem Sohn Heinrich Ernst (1842–1928), seit 1867 Teilhaber. Dieser war 1912-17 Präsident der Handelskammer zu Elberfeld, Mitglied des Hauptausschusses des Dt. Handelstages und des Bezirkseisenbahnrates, auch stark engagiert im kulturellen, kirchlichen und sozialen Leben seiner Heimatstadt. In der Hochkonjunktur der „Gründerjahre“ arbeiteten ca. 1700 Weber für das Unternehmen. Nachdem die Technik der mechanischen Webstühle, die im Wuppertal erstmals 1844 zur Woll- und Halbwollweberei eingesetzt worden waren, ausgereift war, gründete die Firma 1884 in Haan ihre erste mechanische Seidenweberei. Die Einführung der Verdol-Jacquard-Maschinen für gemusterte Gewebe förderte den weiteren Ausbau (1890 über 600 Mitarbeiter in Haan). Seit 1890 wurden weitere Seidenwebereien in Birgden, Viersen und Heek sowie seit 1902 Bandfabriken in Haan, Otzenrath und Legden gegründet, 1896 eine mechanische Seidenstoffweberei als Aktiengesellschaft unter der Firma „Susquehanna Silk Mills“ in Sunbury (Pennsylvania) errichtet; weitere Fabrikgründungen in den USA folgten. 1909/10 betrug der Gesamtumsatz 34 Mio. Mark, woran die amerik. Fabriken allein mit ca. 19 Mio. beteiligt waren.

    Auch die Seidenweberei „H. E. Schniewind“ litt unter den schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen nach dem 1. Weltkrieg. Die zwischenzeitliche Gründung der „Seidenindustrie Schniewind AG“ in Elberfeld blieb Episode. 1927 wurde die Fabrikation seidener Bänder in Haan wieder eingestellt. Der New Yorker Börsenkrach 1929 bedeutete praktisch das Ende der Tochtergesellschaft in den USA. Zur Konzentration der Kräfte verlegte das Unternehmen 1932 seinen Firmensitz von Wuppertal-Elberfeld nach Haan. Nach 1945 wurde die Produktion zunächst im unzerstörten Werk Haan, dann in Birgden und Heek wieder aufgenommen. Von dem|allgemeinen wirtschaftlichen Aufschwung profitierte auch das von Willy (1890–1978, Präs. d. dt. u. europ. Golf-Verbandes), Sohn von Friedrich Wilhelm (1861–1932), gemeinsam mit seinen Vettern Hermann (1892–1955) und Hans Karl (1904–80) geleitete Unternehmen. 1962 belief sich die Jahresproduktion auf ca. 9 Mio. Meter textiles Gewebe. Das Hauptgewicht lag wie in der Vorkriegszeit auf der Herstellung von Kleider-, Mieder-, Futter- und Krawattenstoffen sowie von faserverstärkten Kunststoffprodukten; das Unternehmen zählte nach wie vor zu den führenden dt. Seidenwebereien. Trotz verstärkter Automatisierungs- und Rationalisierungsmaßnahmen nahmen seit Ende der 1960er Jahre v. a. wegen des zunehmenden Importes billiger textiler Gewebe und des gleichzeitig zurückgehenden Exportgeschäftes die Produktions- und Mitarbeiterzahlen kontinuierlich ab. 1975 beantragte die Seidenweberei H. E. Schniewind, die seit ihrer Gründung ausschließlich von Familienangehörigen als Teilhaber oder Gesellschafter geführt worden war, den Vergleich.

    1900 übernahmen Walter (1870–1927) und Emil (1874–1959), Söhne von Heinrich Ernst (1842–1928), die mechanische Weberei „Triep & Gronemeyer“ in Neviges, 1920 umgewandelt in die Aktiengesellschaft „Gebr. Schniewind“, die sich nach 1945 auf die Herstellung kunstseidener Stoffe spezialisierte. 1976 wurde auch dieses Familienunternehmen aufgegeben.

  • Literatur

    E. Strutz, Gesch. d. Fam. S., 1927;
    ders. (Bearb.), in: Dt.GB 83, 1935, S. 397-501;
    Westdt. Rdsch. v. 16.6.1949;
    W. Köllmann (Bearb.), Ind.- u. Handelskammer Wuppertal 1831-1956, S. 240 f.;
    E. Heinson, Die Haaner Wirtsch. – einst u. jetzt, in: Haan, Werden u. Wachsen e. berg. Stadt, 1959, S. 145-204, bes. S. 165-68;
    G. Schniewind, Die Stammväter d. Fam. S., in: Der Märker 17, 1968, H. 2, S. 32-35;
    E. Girszewski, Die S., Kgl. Preuß. Postwärter u. Reidemeister in Lüdenscheid bis 1825, ebd. 12, 1963, H. 9, S. 213-17;
    G. de Weerth, Nachkommen d. Ludwig S. u. seiner Frau Emma Wülfing, in: Dt. Fam.archiv 40, 1970, S. 139-80 (auch Separatdr.);
    F. Schniewind, Ahnenliste d. Willy S. u. seiner Geschwister Tilla u. Alex, bearb. v. G. Schniewind, ebd. 75, 1980, S. 247-340 (auch Separatdr.);
    Heinrich Ernst S. 1813-1895 u. seine Nachkommen, bearb. v. dems., ebd. 79, 1982, S. 1-138 (auch Separatdr.);
    Rhein. Post v. 12.11.1975;
    Rhdb.

  • Autor/in

    Uwe Eckardt
  • Familienmitglieder

  • Zitierweise

    Eckardt, Uwe, "Schniewind" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 322-323 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118609777.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA