Lebensdaten
1883 – 1948
Geburtsort
Elberfeld
Sterbeort
Halle/Saale
Beruf/Funktion
lutherischer Theologe
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 118758756 | OGND | VIAF: 37711899
Namensvarianten
  • Schniewind, Julius Daniel
  • Schniewind, Julius
  • Schniewind, Julius Daniel

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Schniewind, Julius, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118758756.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Julius (1847–1902), Kaufm., Seidenfabr. in E., Teilh. d. Fa. H. E. Schniewind, Mitgl. d. Kreis- u. d. Provinzialsynode, S d. Heinrich (1813–95), Seidenfabr. in E., Teilh. d. Fa. H. E. Schniewind, preuß. GKR, Präs. d. Handelsgerichts in E. (s. Einl.), u. d. Mathilde Fuhrmann (1818–92), aus E.;
    M Elisabeth (1854–1924), aus Hamburg, T d. Friedrich Wilhelm Burchard (1824–92), aus Bremen, Mitinh. d. Bankhauses Joh. Berenberg, Goßler & Co. in Hamburg, anhalt. Konsul, u. d. Marianne Goßler (1830–1908);
    Urur-Gvm Johann Heinrich Goßler (1772–1842), Kaufm., Bankier, hawai. Gen.konsul (s. NDB II);
    Ov Heinrich (1842–1928), Seidenfabr., Teilh. d. Fa. H. E. Schniewind, Vors. d. Berg. Bibelges., preuß. GKR;
    Tante-v Emilie (1840–1926, Emil Mittelsten Scheid, 1837–1911, Bandfabr., Teilh. d. Fa. August Mittelsten Scheid in Barmen), Klara (1845–88, Karl Herrmann, 1838–1910, Sup. d. Synode in Barmen);
    Om Heinrich Burchard (1852–1912), Bgm. v. Hamburg (s. NDB III);
    B Ewald H. (1887-1943), Seidenfabr. in New York, Vizepräs. d. Susquehanna Silk Mills (s. Who's who in commerce and industry, ²1938), Emil Georg (1890-1960), Fabr. in Neviges, Dir. d. Gebr. Schniewind AG ebd.;
    Elberfeld 1918 Anna (1884–1956), aus Mitau (Kurland), T d. Otto Gf. v. Keyserling (1848–1919), auf Telsen, Direktionsrat d. Kurländ. Kreditver., u. d. Wanda Gfn. v. Keyserling (1847–1908);
    2 S u. a. Paul-Werner (* 1923, 1] 1949-56/57 Maria v. Wedemeyer, 1924–77, Dipl.-Math. in Boston, Massachusetts, USA, Verlobte v. Dietrich Bonhoeffer, 1906–45, ev. Pfarrer, s. NDB II, T d. Hans v. Wedemeyer, 1888-1942 ⚔, auf Pätzig u. Kl.-Reetz, preuß. Referendar, Oberstlt., Kdr. d. 536 Inf.-Rgt., u. d. Ruth v. Kleist-Retzow, 1897–1985, Schw d. Ruth v. Wedemeyer, * 1920, Klaus v. Bismarck, 1912–97, Intendant d. WDR, 2] 1966 Evangeline Secretan), Jurist, Bankbeamter in d. USA, dann wieder in Dtld.;
    Vt Heinrich (Henry) (* 1869), Seidenfabr. in New York, Präs. d. Susquehanna Silk Mills, Ältester d. Fifth Avenue Presbyterian Church ebd. (s. Who's who in commerce and industry, ²1938), Johannes (* 1872), Seidenfabr. in E., Teilh. d. Fa. H. E. Schniewind, gründete 1900 e. Seidenhandweberei in Otzenrath b. Mönchengladbach, August Mittelsten Scheid (1871–1955), Bandfabr., Teilh. d. Fa. August Mittelsten Scheid & Söhne in Barmen, GKR (s. NDB 17).

  • Biographie

    S. wuchs in einer von der Frömmigkeit des rhein. Pietismus geprägten Familie in Elberfeld auf und besuchte hier das Gymnasium. Er studierte 1901-06 ev. Theologie in Bonn, Halle, Berlin und Marburg/Lahn, u. a. bei Martin Kähler (1835–1912), als dessen bedeutendster Schüler er gilt. Nach der Promotion zum lic. theol. 1910 bei Erich Haupt (1841–1910) in Halle (Die Begriffe Wort u. Evangelium b. Paulus, 1910) und der Habilitation 1914 ebendort (Die Parallelperikopen b. Lukas u. Johannes, 1914) war er – mit Unterbrechung durch Feldpredigertätigkeit im 1. Weltkrieg-Privatdozent, seit 1921 ao. Professor in Halle. 1927 wurde er nach Greifswald auf den Lehrstuhl für Neues Testament berufen und wechselte 1929 nach Königsberg. 1935 aufgrund seiner Aktivität in der|Bekennenden Kirche (S. war seit 1933 Mitgl. d. Pfarrernotbundes) und seiner oppositionellen Haltung zum NS-Regime nach Kiel strafversetzt, wurde er auch dort wenige Monate später vertrieben und kehrte nach Halle zurück, wo er 1937 aus politischen Gründen beurlaubt wurde. Neben seiner Vortragstätigkeit für die Bekennende Kirche betreute er privat seine Studenten weiter und war seit 1939 als Lazarettseelsorger tätig. 1945 wurde S. als o. Professor wiedereingesetzt und 1946 zusätzlich zum Propst von Halle-Merseburg berufen.

    Im Zentrum von S.s exegetischer Arbeit stand die Vermittlung von historisch-kritischer Forschung – exemplifiziert an seinen Studien zum Begriff „Euangelion“ (Euangelion, Ursprung u. Gestalt d. Begriffes Evangelium. 2 Bde., 1927/31, Nachdr. 1970) – und gegenwartsorientierter Bibelauslegung, die den Anspruch des Wortes Gottes in der Schrift zur Geltung bringt. S. lehnte Rudolf Bultmanns (1884–1976) existentiale Interpretation des Neuen Testaments ab (Antwort an Rudolf Bultmann, Hektogr. 1944, gedr. in: Kerygma u. Mythos, hg. v. H.-W. Bartsch, I, 1948, ²1951, S. 77-121), weil er in ihr die Grundbotschaft der Kreuzestheologie gefährdet sah. Seine biblische Theologie zeugt von dem durch Martin Kahler geprägten dogmatischen Interesse an der Rechtfertigungslehre. S.s Bemühungen, die Wissenschaft stets mit der kirchlichen Praxis ins Gespräch zu bringen, zeigen sich auch im ersten Abendmahlsgespräch zwischen Neutestamentlern und Systematikern, das am 30.9. und 1.10.1947 im Auftrag des Rats der Ev. Kirche in Deutschland unter S.s Leitung in Frankfurt/M. stattfand. Die Ergebnisse des Treffens flossen 1957 in die Arnoldshainer Thesen ein. Durch die in seiner theol. Existenz vorgelebte Verbindung der Treue zum biblischen Wort mit der luth. Rechtfertigungslehre und der Praxis der Seelsorge als „mutua consolatio fratrum“ sowie durch seine Begabung zum Prediger prägte er mehrere Pfarrergenerationen. Zu seinen Schülern zählen Hans-Joachim Kraus (1918–2000), Ernst Kähler (* 1914), Johannes Hamel (1911–2002) und Gerhard Heinzelmann (1884–1951).

  • Auszeichnungen

    E. K. II;
    D. theol. h. c. (Halle 1925).

  • Werke

    Weitere W Das Evangelium nach Markus, 1936, 181998;
    Das Evangelium nach Matthäus, 1937, 161986;
    Entmythologisierung, Eine Auseinandersetzung zw. J. S., Rudolf Bultmann u. Karl Barth, 1949;
    E. Schlink (Hg.), J. S. u. Ernst Sommerlath, Abendmahlsgespräch, 1952;
    E. Kahler (Hg.), Nachgelassene Reden u. Aufss., 1952 (W, L);
    Geistl. Erneuerung, 1981;
    Mithg.:
    Das NT Deutsch, seit 1932, 12 Bde.;
    |

  • Nachlass

    Nachlaß: Univ.bibl. Halle.

  • Literatur

    O. Michel, in: Ev. Theol. 8, 1948/49, S. 337-43;
    M. Fischer, in: Dt. Pfarrerbl. 48, 1948, S. 42;
    J. Hamel, in: H. Lilje (Hg.), Begegnungen, 1949, * S. 106-17;
    K. Immer, in: Btrr. z. Gesch. u. Heimatkunde Wuppertals VII, 1962, S. 94-104;
    H.-J. Kraus, J. S., Charisma d. Theol., 1965, ²1990 (W, L);
    H. Eberle, Die Martin-Luther-Univ. in d. Zeit d. NS 1933-1945, 2002, S. 281;
    Gedenktage d. mitteldt. Raumes 1983;
    Personenlex. Drittes Reich;
    Königsberger Professoren (W);
    Lex. Greifswalder Hochschullehrer 1775 bis 2006, III, 2004, S. 207 f.;
    LThK³;
    BBKL (W, L);
    RGG⁴;
    Internet:
    Cat. Professorum Halensis.

  • Autor/in

    Katrin Bosse
  • Zitierweise

    Bosse, Katrin, "Schniewind, Julius" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 323-324 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118758756.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA