Lebensdaten
1906 – 1983
Geburtsort
Gerstetten (Württemberg)
Sterbeort
Göttingen
Beruf/Funktion
Pädagoge
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118603124 | OGND | VIAF: 108316051
Namensvarianten
  • Roth, Heinrich
  • Eckardt, Heinrich
  • Rōto, H.

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Roth, Heinrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118603124.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V N. N.;
    M N. N.;
    Ov u. Adoptiv-V Karl, Postbeamter;
    Adoptiv-M Margarethe Eckhardt;
    1934 Jolanthe Schmid (1913–92); 1 Pflege-S Volkhard Rothe (* 1938).

  • Biographie

    Von Onkel und Tante adoptiert, wuchs R. in Ulm auf, besuchte dort bis 1920 die Mittelschule und absolvierte bis 1926 das Lehrerseminar in Künzelsau. Anschließend arbeitete er als Hauslehrer und studierte in Erlangen mit „kleiner Matrikel“ u. a. Pädagogik und Psychologie. 1928 erwarb er die Hochschulreife. Nachdem er in Ulm drei Jahre als Volksschullehrer tätig gewesen war, setzte er in Tübingen sein Studium fort. 1933 legte er das Lehrerexamen ab und wurde mit einer|Arbeit zur „Psychologie der Jugendgruppe“ (gedr. 1938) bei Oswald Kroh zum Dr. phil. promoviert. Als Landesführer der „Dt. Freischar“ kam er 1934 kurzzeitig in Haft. Bis 1942 war R. in der „Heerespsychologie“ – einer Einrichtung der Wehrmacht zur psychol. Überprüfung von Bewerbern für die Offizierslaufbahn – in München und Salzburg tätig, u. a. mit Philipp Lersch, Hubert Rohracher und Otto Tumlirz. Danach arbeitete er ein Jahr als Berufsberater am Arbeitsamt Wien und war zwei Jahre Soldat. 1947 wurde er Dozent am Päd. Institut in Künzelsau, 1951 in Esslingen.

    1949 wirkte R. am „Esslinger Plan“ zur Umgestaltung der Lehrerbildung mit; er war aktives Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Dt. Lehrerverbände (später GEW). Bekannt in Ost- und Westdeutschland wurde er in diesen Jahren durch Veröffentlichungen zur Päd. Psychologie, v. a. durch die Adaption amerik. Forschungsergebnisse, die er 1950 während eines längeren Studienaufenthalts in den USA kennengelernt hatte. 1956 wurde R. o. Prof. für Päd. Psychologie an der Hochschule für Internationale Päd. Forschung in Frankfurt/M., wo er sich verstärkt der empirischen päd. Forschung zuwandte. 1961 wechselte er auf Betreiben Erich Wenigers (1894–1961) nach Göttingen (em. 1973) und trat in seiner bekannten Antrittsvorlesung „Die realistische Wendung in der Päd. Forschung“ (1962) für eine Neuorientierung der Erziehungswissenschaft ein. R. versuchte den Streit zwischen idealistischer Pädagogik und empirischer Erziehungswissenschaft zu überwinden, indem er zur Integration erfahrungswissenschaftlicher Methoden und zur Kooperation mit allen „Wissenschaften vom Menschen“ sowie den Sachwissenschaften aufrief. Die Gründung der Dt. Gesellschaft für Erziehungswissenschaft 1963 und die Einführung des universitären Diplomstudiengangs Pädagogik 1969 gehen auf R.s Betreiben zurück.

    Durch seine Auffassung, daß Begabung ein Prozeß sei, in dem ein ererbtes Potential individual und sozial entwickelt werde (Begabung u. Begaben, 1952), und v. a. durch die Herausgabe von Gutachten namhafter Vertreter verschiedener Disziplinen zum Thema „Begabung und Lernen“ (1969, 121980), die in der Epoche der Bildungsreform eine interdisziplinäre Grundschrift darstellten, regte R. eine breite Diskussion um den „dynamischen Begabungsbegriff“ an und setzte Akzente für die Bildungsreform. Zugleich leistete er damit eine wichtige Vorarbeit für die Veröffentlichung des „Strukturplans für das Bildungswesen“ 1970. Seit 1965 Mitglied des Dt. Bildungsrats, gehörte R. zu dessen prägenden Persönlichkeiten und forderte die Ermöglichung sozialer Chancengleichheit durch eine reformierte Schulbildung. Für die Gesamtschule trat er zögernd ein, da er mehr auf eine innere als auf eine äußere Reform setzte: Ziele und Inhalte, Mittel und Wege des Lernens sollten geändert werden; die Frage nach den Institutionen hielt er für zweitrangig. In seiner „Päd. Anthropologie“ (2 Bde., 1966/71) integrierte er unter der päd. Fragestellung nach den Voraussetzungen und Bedingungen einer optimalen Entwicklung des Menschen die entsprechenden Erkenntnisse der anthropologischen Wissenschaften. Obwohl R. keine Schule begründete, setzte sich sein Konzept einer realistisch-integrativen Erziehungswissenschaft weitgehend durch.|

  • Auszeichnungen

    Kulturpreis d. DGB (mit H. Rodenstein, 1970).

  • Werke

    Weitere W Autoritär od. dem. erziehen?, 1955;
    Kind u. Gesch., Psycholog. Voraussetzungen d. Gesch.unterr. in d. Volksschule, 1955;
    Päd. Psychol. d. Lehrens u. Lernens, 1957;
    lugend u. Schule zw. Reform u. Restauration, 1961;
    Erziehungswiss., Erziehungsfeld u. Lehrerbildung, Ges. Abhh. 1957-1967, hg. v. H. Tütken u. H. Thiersch, 1967;
    Der Lehrer u. seine Wiss., Biogr. Interview v. D. Friedrich, 1976.

  • Literatur

    D. Hoffmann u. H. Tütken (Hg.), Realist. Erziehungswiss., 1972;
    H. Thiersch, in: SZ v. 16./17.7.1983;
    H. v. Hentig, in: Die Zeit v. 22.7.1983;
    Hellmut Becker, Die Bedeutung H. R.s f. d. Bildungspol., in: Die Dt. Schule 76, 1984, S. 347-53;
    H.-G. Herrlitz. H. R., „Begabung u. Lernen“, ebd. 93, 2001, S. 89-98;
    F. E. Weinert. Vom stat. zum dynam. zum stat. Begabungsbegriff, ebd. S. 353-65;
    D. Hoffmann, H. R. od. d. andere Seite d. Päd., Erziehungswiss. in d. Epoche d. Bildungsreform, 1995 (P), Lex. d. Päd.

  • Autor/in

    Dietrich Hoffmann
  • Zitierweise

    Hoffmann, Dietrich, "Roth, Heinrich" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 113-114 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118603124.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA