Lebensdaten
1906 – 1975
Geburtsort
Berlin
Sterbeort
New York (USA)
Beruf/Funktion
Schriftsteller ; Journalist
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118591150 | OGND | VIAF: 46914130
Namensvarianten
  • KOP (Pseudonym)
  • Paetel, Karl Otto
  • KOP (Pseudonym)
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Zitierweise

Paetel, Karl Otto, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118591150.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Otto (1876–1949), aus Friedrichshof (Brandenburg), Kaufm.;
    M Wilhelmine Biel ( vor 1945), Schneiderin;
    New York 1943 Elisabeth (Liesl) (1905–1984, isr.). Sozialistin (s. BHdE I), T d. Wiener Arztes Theodor Zerner (1868–1921) u. d. Sara Susanne Brecher; kinderlos; Schwager Fritz Zerner (1895–1951), Dr. phil., Physiker, Alfred Magaziner (* 1902), Journalist (beide s. BHdE I).

  • Biographie

    P. besuchte in Berlin die Hindenburg-Realschule und die Siemens-Oberrealschule, studierte ohne Abschluß in Berlin Germanistik, Philosophie und Geschichte und hörte zugleich an der Deutschen Hochschule für Politik. Er wurde 1927 Volontär, dann Redakteur am Berliner „Deutschen Tageblatt“; 1928-30 arbeitete er gleichzeitig als Schriftleiter bzw. Herausgeber mehrerer Zeitschriften aus dem Umfeld der bürgerlichen Jugendbewegung. 1933 mit Berufsverbot belegt und mehrmals inhaftiert, floh P. 1935 vor einem Prozeß wegen Vergehens gegen das „Heimtückegesetz“ nach Prag. Das unter äußerster Armut in der Tschechoslowakei, in Dänemark, Schweden und Frankreich verbrachte Exil, Reisen nach Belgien, Österreich und in die Schweiz und illegale Aufenthalte in Deutschland nutzte er zur Organisation von Widerstandsgruppen und zur Verbreitung von Informationen und Pamphleten gegen die nationalsozialistische Regierung. Am 17.4.1939 wurde ihm als „Hochverräter“ die deutsche Staatsangehörigkeit aberkannt. Aus franz. Internierungslagern gelang ihm die Flucht nach Portugal und die Ausreise nach Nordamerika. Seit dem 13.1.1941 in New York ansässig, unterstützt von Flüchtlingskomitees, seit 1952 US-Staatsbürger, arbeitete P. zunächst als Lektor und Sprachlehrer, 1946/47 als Redakteur der Exilzeitschrift „Deutsche Blätter“ und 1947-49 als Mitherausgeber des Nachrichtenblattes „Deutsche Gegenwart“, schließlich als freier Schriftsteller und Mitarbeiter zahlreicher amerik., deutscher und österr. Zeitungen und Zeitschriften. Er war Mitgründer und Geschäftsführer des Deutschen Presseklubs (1956–58) und des Deutschsprachigen Forums (1959–73) in New York. Mit den Periodika „Blätter der Dritten Front“ (1946-52) und „Gesprächsfetzen“ (1963-73) hielt er Kontakt mit deutschen Freundeskreisen.

    Lebensprägend waren für P. Aktivitäten in der Jugendbewegung mit der Verknüpfung von jugendbündischer Gemeinschaft und „freier Religiosität“ zunächst in den vom Wandervogel beeinflußten Bibelkreisen, dann in dem von dem Religionswissenschaftler Jakob Wilhelm Hauer (1881–1962) geleiteten Bund der Köngener, schließlich in der Deutschen Freischar, die ihn 1933 wegen radikaler politischer Äußerungen ausschloß. Die frühe Tätigkeit P.s als Autor und Redner kreiste vor allem um die Stellung der jungen Generation in der Gesellschaft der Weimarer Republik und um den Begriff der Nation. Als Schriftleiter der vom Reichsausschuß der deutschen Jugendverbände verantworteten Zeitschrift „Das junge Volk“ (1928-30) und der von Ernst Jünger (1895–1998) und Werner Laß (* 1902) herausgegebenen Zeitschrift „Die Kommenden“ (1930) schuf er die theoretische Basis der radikalen Gruppen „Arbeitsring Junge Front“ (1930), „Gruppe Sozialrevolutionärer Nationalisten“ (1930), dann „Gruppe Sozialistische Nation“ („Nationalbolschewisten“). In deren Organen „Die Sozialistische Nation“ (1931-33), „Politische Zeitschriftenschau“ (1930-34) und „Antifaschistische Briefe“ (1932/33) versuchte P. eine Synthese von revolutionärem Nationalismus und Sozialismus, die zur Gegnerschaft zur Weimarer Demokratie wie zum Nationalsozialismus führte. Seine am 30.1.1933 veröffentlichte Programmschrift „Das Nationalbolschewistische Manifest“ wurde sofort beschlagnahmt und führte zum Berufsverbot.

    Der Versuch einer Vermittlung zwischen extrem rechten und extrem linken Positionen und die Hoffnung auf Unterwanderung der|Hitlerjugend führte P. im Exil mit Ernst Niekisch, Werner Laß, Harro Schulze-Boysen, Theo Hespers und Hans Ebeling zu Widerstandsgruppen aus der ehemaligen bündischen und konfessionellen Jugendbewegung zusammen. Sein zeitgeschichtliches Hauptwerk „Versuchung oder Chance? Zur Geschichte des deutschen Nationalbolschewismus“ (1965) wurde zur kritischen Auseinandersetzung mit den Strukturschwächen und dem politischen Irrationalismus der Weimarer Republik und der eigenen Vergangenheit. In der Autobiographie „Reise ohne Uhrzeit“ (hg. v. W. D. Elfe u. J. M. Spalek, 1982) analysierte er die Ursachen der Entstehung der deutschen Diktatur und die Irrwege eines Außenseiters zwischen den politischen Fronten. Hauptthemen von P.s schriftstellerischer Arbeit nach 1945 bildeten außerdem Widerstand und Exil, Jugend- und Protestbewegungen sowie das Lebenswerk Ernst Jüngers. Zahllose Aufsätze befaßten sich mit kulturellen, sozialen und politischen Themenkreisen aus Amerika und Deutschland, wobei P. das Aufkommen restaurativer Tendenzen kritisierte und das „Andere Deutschland“ des antifaschistischen Widerstands hervorhob. Für seine Bemühungen um die Verständigung der Völker und um eine differenzierte Sicht der jüngsten deutschen Geschichte wurde er vielfach geehrt.|

  • Auszeichnungen

    BVK I. Kl. (1967).

  • Werke

    Weitere W u. a. Die Struktur d. nat. Jugend, 1930;
    Die Hitlerjugend, Bund dt. Arbeiterjugend, 1930;
    Nazi-Deutsch, A Glossary of Contemporary German Usage, 1944 (Mithg);
    Dt. Innere Emigration, Anti-nat.soz. Zeugnisse aus Dtld., 1946;
    Ernst Jünger, Weg u. Wirkung, 1949;
    Ernst Jünger, Eine Bibliogr., 1953;
    Das Bild vom Menschen in d. dt. Jugendführung, 1954;
    Jugendbewegung u. Pol., 1961;
    Beat, Eine Anthologie, 1962, ²1968;
    Ernst Jünger in Selbstzeugnissen u. Bilddokumenten, 1962;
    Jugend in d. Entscheidung 1913-1933 – 1945, 1963;
    Ein dt. Tageb., hg. v. F.-J. Wehage, 1995.

  • Literatur

    W. Wille u. H. Sperl (Hg.), Aufrecht zw. d. Stühlen, Grüße z. 50. Geb.tag am 23.11.1956, 1956 (P);
    O. E. Schüddekopf, Linke Leute v. rechts, Nat.bolschewismus in Dtld. v. 1918 bis 1933, 1960, ²1972;
    H. Sperl u. a. (Hg.), Don Quichotte en miniature, Grüße z. 65. Geb.tag am 23.11.1971 f. K. O. P. v. Freunden in Dtld. u. anderswo, 1971 (P);
    W. D. Elfe, Weimar aus d. Sicht d. „Linken Leute von rechts“: K. O. P., in: Weimars Ende, Prognosen u. Diagnosen in d. dt. Lit. u. pol. Publizistik 1930–33, hg. v. Th. Koebner, 1982, S. 205-22;
    C. Vollnhals, K. O. P., Widerstand u. Exil e. Nat.revolutionärs, in: Revue d'Allemagne 3, 1984, S. 499-509;
    L. Dupeux, „Nat.bolschewismus“ in Dtld. 1919-1933, Kommunist. Strategie u. konservative Dynamik, 1985;
    F.-J. Wehage, K. O. P., Leben u. Werk e. Lit.-kritikers, 1985 (W-Verz.);
    BHdE I (W). |

  • Nachlass

    Nachlaß: Witzenhausen, Burg Ludwigstein, Archiv d. dt. Jugendbewegung; München, Inst. f. Zeitgesch. (Kopien); Albany, State Univ. of New York at Albany, Dep. of Germanic Languages and Literatures.

  • Autor/in

    Winfried Mogge
  • Zitierweise

    Mogge, Winfried, "Paetel, Karl Otto" in: Neue Deutsche Biographie 19 (1999), S. 757-758 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118591150.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA