Lebensdaten
1879 – 1964
Geburtsort
Wien
Sterbeort
New York
Beruf/Funktion
Komponistin
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 11857633X | OGND | VIAF: 34578412
Namensvarianten
  • Schindler, Alma (geborene)
  • Gropius, Alma (in zweiter Ehe)
  • Mahler, Alma (in erster Ehe)
  • mehr

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Zitierweise

Mahler-Werfel, Alma, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11857633X.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Emil Jacob Schindler (1842–92), Landschaftsmaler (s. L), S e. Spinnereibes. in Fischamend;
    M Anna Bergen ( 1938), aus Hamburg;
    Stief-V (seit 1895) Carl Moll (1861–1945), Maler u. Kunsthändler in W. (s. ThB; ÖBL);
    Groß-Ov Julius Schindler (Ps. Julius v. d. Traun, 1818–85), Gen.-sekr. d. Staatsbahnges., Politiker, Schriftsteller (s. ADB 31);
    - 1) Wien 1902 Gustav Mahler (s. 1), 2) Berlin 1915 ( 1920) Walter Gropius (1883–1969), Architekt, 3) 1929 Franz Werfel (1890–1945), Dichter;
    2 T aus 1), u. a. Anna (* 1904), Bildhauerin (s. L), 1 S (früh †), 1 T aus 2) (jung †).

  • Biographie

    Seit 1884 bewohnte die Familie Schloß Plankenberg bei Tulln, wo M. eine idyllische Kindheit verbrachte. Sie wurde von Hauslehrern unterrichtet und besuchte nur 3 Monate eine Schule. 1892, auf einer Urlaubsreise der Familie nach Sylt, starb der von M. sehr geliebte Vater; seine Stellung im Haus nahm sein langjähriger Freund und Schüler Carl Moll ein. 1898 zog die Familie nach Wien. Die nach dem Tod des Vaters sich stark ausprägenden musikalischen Neigungen (Gesang, Klavierspiel) und literarischen Interessen M.s wurden zunächst vor allem von Burgtheaterdirektor Max Burckhard gefördert, dem ersten jener „höchst verwirrten Gefährten“, von denen in den Augen Gustav Mahlers ihre „ganze Jugend … ständig bedroht, geleitet, gelenkt“ wurde. Ihrer Schönheit und Intelligenz wegen sah sie sich bald von zahlreichen Verehrern umgeben. Sie nahm Kunstunterricht an der von Moll mitbegründeten Wiener Sezession und befreundete sich mit Gustav Klimt, der einige Porträts von ihr schuf (Pallas Athene, 1898); hauptsächlich aber studierte sie Kompositionslehre bei Alexander v. Zemlinsky, dem Lehrer der „Wiener Schule“. Die leidenschaftliche Neigung des gnomenhaften Komponisten wurde von M. nicht voll erwidert, eine Situation, die Zemlinsky später in seiner Oper „Der Zwerg“ gestaltete. Im Nov. 1901 lernte sie Gustav Mahler kennen, Ende Dez. fand die Verlobung, im März 1902 die Hochzeit statt. Der 19 Jahre ältere Mahler wies ihr die Rolle „der liebenden Gefährtin und verständnisvollen Partnerin“ zu und bat sie, das eigene Komponieren aufzugeben. Die Unterordnung etwa auch unter den streng geregelten Tageslauf Mahlers fiel M. zeitweise schwer; sowohl Mahler als auch seine Musik waren ihr, wie sie später berichtete, anfangs fremd. Nach dem Tod der Tochter Maria stellte sich der gefährlich labile Gesundheitszustand Mahlers heraus, der 1907 die Stellung als Operndirektor aufgab und seit Herbst desselben Jahres jeweils drei Monate im Jahr in New York dirigierte. Das Leben der Familie war in den letzten Jahren hektisch und wechselhaft. Während der Konzertsaison 1910/11 in New York erkrankte Mahler schwer und starb bald nach der Rückreise. 1910 hatte er noch die Veröffentlichung von 5 frühen Liedern M.s veranlaßt, die stilistisch Zemlinsky nahestehen. 1915 veröffentlichte M. 4 weitere Lieder, die jedoch kaum beachtet wurden.

    Nach kurzen Freundschaften mit dem Biologen Paul Kammerer, der sie bei der Gründung der Gustav-Mahler-Stiftung beriet, und dem Komponisten Franz Schreker begann M. ein heftiges Liebesverhältnis mit Oskar Kokoschka, der Carl Moll porträtiert hatte. Kokoschka stilisierte sie in zahlreichen Zeichnungen (u. a. „Der gefesselte Kolumbus“, „Bach-Kantate“) und Gemälden („Die Windsbraut“) zum Prototyp der Frau; seinem Versuch der vollkommenen Inbesitznahme des „wilden Geschöpfs“ verweigerte sie sich schließlich. Während Kokoschka seit Febr. 1915 als Kriegsfreiwilliger diente, näherte sie sich erneut Walter Gropius, den sie bereits 1910 kennengelernt hatte, und besuchte den Kriegsverletzten in Berlin; im August fand die (ein Jahr geheimgehaltene) Hochzeit statt. Während der „müden Dämmerehe“ mit dem meist entfernt von ihr lebenden, nüchternkorrekten Gropius lernte sie im Herbst 1917 Franz Werfel kennen, zu dem sie sich trotz des anfänglichen Versuchs, die Ehe mit Gropius fortzuführen, entschieden hingezogen fühlte. 1919 starb nach wenigen Monaten ihr frühgeborener Sohn Martin, dessen Vater ihren Versicherungen zufolge nicht Gropius sondern Werfel war. Seit der Übersiedelung von Gropius nach Weimar lebte M. mit Werfel in Wien, auf dem Semmering oder in Italien; sie half ihm bei der Arbeit am „Verdi“-Roman und gab 1924 die erste Briefsammlung Mahlers (Gustav Mahler, Briefe 1879-1911, 1925, Nachdr. 1978) heraus. Die erst 1929 geschlossene Ehe empfand M. auch als eine Beschränkung ihrer Freiheit, zeitweilig beklagte sie sich über Werfels „Monologe“, doch fand sie sich von ihrem „Mannkind“ weniger „gehetzt“ als von ihren anderen Männern. Werfel hat in seinem bedeutendsten Roman „Die 40 Tage des Musa Dagh“ (1933) mit der Figur der Juliette Bagradian ein psychologisches Porträt seiner Frau gezeichnet.

    M.s Verhältnis zum Judentum, das sie als „Stigma“ ansah, war ambivalent; unter dem Einfluß des Theologieprofessors Johannes Hollnsteiner wandte sie sich 1932 dem Katholizismus und zeitweise einem unklar verstandenen „Faschismus“ zu. 1935 starb ihre Tochter Manon, für die Alban Berg im selben Jahr sein Violinkonzert („Dem Andenken eines Engels“) schrieb. 1938 emigrierten Werfel und M. nach Frankreich, 1940 nach abenteuerlicher Flucht über Spanien und Portugal in die USA, wo sie sich in Kalifornien niederließen Der 1940 veröffentlichte Band „Gustav Mahler, Erinnerungen und Briefe“ (Neuausg. u. d. T. „Erinnerungen an Gustav Mahler“, hrsg. v. D. Mitschell, 1971) gilt als der am wenigsten von fremder Hand redigierte Band ihrer Memoiren. Der Erfolg von Werfels „Bernadette“-Roman (1941) ermöglichte ihnen die Fortsetzung ihres repräsentativen, geselligen Lebensstils. Bei M. machten sich fortgeschrittene Schwerhörigkeit und ein zunehmender Alkoholismus bemerkbar. 1946, nach Werfels Tod, erwarb sie die amerikan. Staatsbürgerschaft. 1947 besuchte sie auf einer Europareise zum letzten Mal Wien, um ihre z. T. zerstörten Besitztümer zu retten. 1952 übersiedelte sie nach New York, wo sie ihre letzten Lebensjahre verbrachte. Von ihren Erinnerungen, die erzählende Abschnitte und Auszüge aus ihren umfänglichen Tagebüchern enthalten und subjektiver Entstellungen wegen etwa von Kokoschka als „verheerend“ empfunden wurden, erschien 1958 eine englische („And the bridge is love“, stark redigiert von E. B. Ashton) und 1960 eine deutsche Fassung („Mein Leben“, bearbeitet und gegenüber dem Urtext gekürzt von Willy Haas).

  • Literatur

    L. B. Foltin, Franz Werfel, 1972;
    W. Sorell, Three Women: Lives of Sex and Genius, 1975;
    K. Monson, A. M. -
    Muse to Genius, 1983 (dt. u. d. T. A. M.-W. -
    Die unbezähmbare Muse, 1985, P);
    B. W. Wessling, Alma, 1983 (P);
    O. Kokoschka, Briefe 1905–19, 1984;
    F. Xenakis, Frau Freud ist wieder einmal vergessen worden, 5 fast erfundene Biogrr., 1986;
    I. Bode, Die Autobiogrr. z. dt. Lit., Kunst u. Musik 1900–65, S. 219;
    Kosch, Lit.-Lex.³; s. a. L zu 1).|

  • Nachlass

    Nachlaß: Hauptteil in d. C. P. Van Pelt Library, Philadelphia, Pennsylvania, s. P. Raabe u. G. Ruppelt, Qu.repertorium z. neueren dt. Lit.gesch., ³1981. - Zu V Emil Jacob Schindler:ADB 54; C. Moll, E. J. Sch., 1930; NÖB 13 (P); ThB; - zu T Anna: E. H. Gombrich, A. M., 1975; BHdE II; ThB.

  • Porträts

    Zeichnung v. O. Kokoschka, 1913, Abb. in: A. M.-W., Mein Leben, 1960;
    Phot. ebd.

  • Autor/in

    Uwe Laugwitz
  • Zitierweise

    Laugwitz, Uwe, "Mahler-Werfel, Alma" in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 688-689 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11857633X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA