Lebensdaten
1825 – 1910
Geburtsort
Blankenhain Kreis Weimar
Sterbeort
London
Beruf/Funktion
Politiker ; Sozialist
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 11857213X | OGND | VIAF: 42630001
Namensvarianten
  • Leßner, Friedrich

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Zitierweise

Leßner, Friedrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11857213X.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Friedrich Läsner ( ca. 1828), sachsen-weimar. Unteroffizier;
    M Friederike Blüthner (1800- n. 1884), Wäscherin aus Jena;
    1) London 1858 N. N. (Engländerin) (1839–68), 2) ebd. 1869 Marie Breitenbach (um 1845 - n. 1909);
    11 K aus 1) u. 2).

  • Biographie

    Armut und Entbehrung bestimmten Jugend und Kindheit L.s. Nach Abschluß einer Schneiderlehre begab er sich 1842 auf Wanderschaft, die ihn im Herbst 1843 nach Hamburg führte. Durch das soziale Elend der frühindustriellen Umbruchszeit wurde er ein Anhänger der Ideen des utopischen Sozialismus und trat 1846 dem ein Jahr zuvor gegründeten Hamburger Arbeiterbildungsverein bei. Dieser stand ganz unter dem Einfluß des Londoner Bundes der Gerechten – des späteren Bundes der Kommunisten – unter Wilhelm Weitling. Dessen „Garantien der Harmonie und der Freiheit“ hatten L. besonders beeindruckt. 1847 emigrierte er nach London, um dem Militärdienst zu entgehen. Dort lernte er Karl Marx und Friedrich Engels kennen. Unter ihrem Einfluß löste sich L. von Weitlings Utopien und entwickelte sich zu einem fanatischen Anhänger der Marxschen Ideen. Sein zukünftiges politisches Wirken stellte er ganz in den Dienst dieser Ideen. „Ich trug das kommunistische Manifest zum Drucker“, charakterisierte er später seine Tätigkeit als die eines einfachen Arbeiters, der sich unter den ihm gegebenen Möglichkeiten voll und ganz für die Verbreitung der Theorien von Marx und Engels einsetzte. Während der Revolution von 1848 kehrte er nach Deutschland zurück und profilierte sich als einer der rührigsten Agitatoren des Bundes der Kommunisten. Neben journalistischer Mitarbeit an der von Marx redigierten „Neuen Rheinischen Zeitung“ reorganisierte er den Kölner Arbeiterverein, begründete den Wiesbadener Arbeiterverein und war dessen Präsident. Das Wiedererstarken restaurativer Tendenzen und die verschärfte Verfolgung politischer Gegner durch die Staatsgewalt führte im Juni 1851 zu L.s Verhaftung. Im Kölner Kommunistenprozeß, zu dessen Angeklagten auch Ferd. Freiligrath zählte, wurde L. im Herbst 1852 zu drei Jahren Festungshaft verurteilt. Nach seiner Freilassung ging er 1856 erneut nach London und nahm bald wieder eine führende Stellung im Londoner Arbeiterbildungsverein ein. Er fungierte dort als Verbindungsmann zu Marx und Engels, mit denen ihn im Laufe der Jahre eine herzliche Freundschaft verband. Da deren Kenntnis der Arbeiterbewegung fast ausschließlich theoretisch war, schätzten sie den Umgang mit L., von dem sie glaubten, er könne ihnen Denken und Empfinden der Arbeiter vermitteln. Die 1884 in London gegründete Internationale Arbeiter-Assoziation (IAA) litt von Anfang an unter der Unvereinbarkeit anarchistischer Positionen (Pierre Proudhon, Michael Bakunin) mit den kommunistischen Ideen von Marx und Engels. An diesen – auch national eingefärbten – Richtungsstreitigkeiten zerbrach die IAA schließlich. Der Ausschluß der Bakunisten auf dem 5. Kongreß der IAA 1872 in Den Haag führte zur Spaltung und bedeutete faktisch das Ende, welches 1876 offiziell besiegelt wurde. Als Mitglied des Generalrates der IAA verfocht L. entschieden die Positionen von Marx und Engels. Auch im sog. Revisionismusstreit innerhalb der deutschen Sozialdemokratie sprach L. sich getreu der marxistischen Theorie gegen die Ansichten Ed. Bernsteins aus. Er engagierte sich in den 80er und 90er Jahren hauptsächlich in der engl. Arbeiterbewegung und wirkte u. a. in der Independent Labour Party. Für die dt. Sozialdemokraten war er bereits um 1890 eine Symbolfigur der Arbeiterbewegung, ein Vertreter der „alten Garde“, dem das ärmliche Leben im Alter durch finanzielle Zuschüsse der SPD etwas erleichtert wurde. L. bestritt zeit seines Lebens den Unterhalt für sich und seine Familie durch seinen Schneiderberuf und andere bescheidene Einkünfte. Als Ehrengast nahm er an mehreren Parteitagen der SPD sowie an einigen Kongressen der 1889 begründeten Zweiten Internationale teil. Die Revolution von 1905 in Rußland erschien ihm als ein Beweis für die Richtigkeit seines Weges. Er glaubte an den nahe bevorstehenden Sieg der internationalen Arbeiterbewenung über den Kapitalismus.

  • Werke

    Erinnerungen e. Arbeiters an Karl Marx, in: Die Neue Zeit 11, 1892-93, S. 748;
    Gelernte u. ungelernte Arbeiter, ebd. 13, 1894-95, S. 149;
    Aus d. Entstehungszeit d. kommunist. Manifestes, in: Sozialist. Mhh. 1, 1897, S. 556;
    Vor 1848 u. nachher, Erinnerungen e. alten Kommunisten, in: Dt. Worte 18, 1898, H. 3-5, wieder in: Ich brachte d. kommunist. Manifest zum Drucker, 1975 (P);
    Vor d. neuen Revolution, in: Schwäb. Tagwacht, 25. Jg., 27.2.1905;
    Erinnerungen e. Arbeiters an Friedrich Engels, in: Mohr u. General, Erinnerungen an Marx u. Engels, 1970.

  • Literatur

    F. L., In: K. G. L. Wermuth u. W. Stieber, Die Communisten-Verschwörungen d. 19. Jh., 1853 f.;
    Volksbl. f. Hessen u. Waldeck, 5. Jg., 17.10.1894;
    F. Mehring, in: Die Neue Zeit, 23. Jg., 1904-05, S. 677;
    K. Kautsky, Notizen, ebd., 28. Jg., 1909-10, S. 733;
    Vorwärts, 22. Jg., 26.2.1905;
    F. L., in: Vorwärts, 27. Jg., 3.2.1910;
    K.-U. Tetzlaff, F. L. -
    ein Kampfgenosse v. Karl Marx, in: Btrr. z. Gesch. Thüringens, 1968;
    I. Sinelnikowa, F. L., Eine Biogr., Moskau 1975 (P), dt. Ausg. 1980;
    H. J. Friederici, Einer v. d. alten Garde, in: Btrr. z. Gesch. d. Arbeiterbewegung, 23. Jg., 1981, H. 6;
    Gesch. d. dt. Arbeiterbewegung, Biogr. Lex., 1970.

  • Porträts

    Phot. (Bonn, Archiv d. soz. Demokratie).

  • Autor/in

    Eberhard Flessing
  • Zitierweise

    Flessing, Eberhard, "Leßner, Friedrich" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 353-354 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11857213X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA