Lebensdaten
1848 – 1910
Geburtsort
Breslau
Sterbeort
Gotha
Beruf/Funktion
Schriftsteller ; Naturwissenschaftler
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118569961 | OGND | VIAF: 83318
Namensvarianten
  • Velatus (Pseudonym)
  • Laßwitz, Kurd
  • Velatus (Pseudonym)
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Zitierweise

Laßwitz, Kurd, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118569961.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Karl, Eisengroßhändler in B., Abgeordneter im preuß. Landtag;
    M Emma Brier;
    Breslau 1876 Jenny (1854–1936), T d. Kaufm. B … Landsberg in B.;
    2 S, u. a. Erich (1880–1959), Redakteur d. „Techn. Bll.“ d. Frankfurter Ztg. (bis 1943), 1946 Gründer d. Zs. „Orion“, deren Chefredakteur bis 1950.

  • Biographie

    Schon als Schüler des Elisabeth-Gymnasiums in Breslau betrieb L. astronomische Studien in einer Sternwarte der Stadt. Seit 1866 studierte er Mathematik, Physik und Philosophie in Breslau und Berlin. Nach der Teilnahme am deutsch-franz. Krieg 1870/71 nahm er das Studium in Breslau (u. a. bei Wilhelm Dilthey) wieder auf und wurde 1873 mit der Arbeit „Über Tropfen, welche an festen Körpern hängen und der Schwerkraft unterworfen sind“ zum Dr. phil. promoviert. 1874 legte er das Staatsexamen für das höhere Lehramt in Mathematik, Physik, Geographie und Philosophie ab. Nach Kandidatenjahren in Breslau und Ratibor erfolgte 1876 die Berufung ans Ernestinum nach Gotha, wo er 1884 zum Professor und 1909 zum Hofrat ernannt wurde. – Hinter dieser Standard-Vita eines Staatsbeamten zeichnet sich jedoch von Anfang an ein vielfältiges Spannungsfeld zwischen Pflicht und Neigung ab. Die naturwissenschaftlich-philosophischen Interessen L.s, deren Umfang sich an der Untersuchung „Atomistik und Kritizismus, Ein Beitrag zur erkenntnistheoretischen Grundlegung der Physik“ (1878), der Preisschrift „Die Lehre Kants von der Idealität des Raumes und der Zeit“ (1883) und der zweibändigen „Geschichte der Atomistik vom Mittelalter bis Newton“ (1890) ablesen läßt, verbinden sich jahrelang mit dem Wunsch nach einer Universitätsprofessur, die ihm aber versagt blieb. Seine Reputation als Gelehrter bezeugen gleichwohl die positive Aufnahme vornehmlich der „Geschichte der Atomistik“ durch die Kritik, seine Mitgliedschaft in zahlreichen gelehrten Vereinigungen sowie die Mitarbeit an der Edition der vorkritischen Schriften Kants durch die Preuß. Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Ein eigenes Forum schuf sich L. in der 1884 gegründeten „Mittwochs-Gesellschaft zu Gotha“, wo er bis 1909 60 Vorträge zu Themen aus dem Bereich der Philosophie, der Literatur, der Naturwissenschaften und der Psychologie hielt sowie aus eigenen Werken las.

    Alle Bemühungen von L. als Wissenschaftler, als Essayist, der komplizierte philosophische und naturwissenschaftliche Sachverhalte leicht verständlich darbieten möchte, und als Autor phantastisch-utopischer Prosawerke wie naturwissenschaftlicher Märchen – erhalten ihren Antrieb aus einem neukantianischen Selbstverständnis, wonach in der Ausbildung der sich selbst bestimmenden Persönlichkeit mittels der Vernunft und Ethik Kants allein eine human geprägte Gesellschaft denkbar erscheint. Hinzu kommen Goethes und vor allem Schillers Anschauungen über die Erziehung des Menschen. In späteren Jahren beschäftigte sich L. eingehend mit Person und Werk von G. Th. Fechner, mit einer Monographie über diesen eröffnete er 1896 die Reihe „Frommanns Klassiker der Philosophie“. 1899 edierte er Fechners „Nanna oder über das Seelenleben der Pflanzen“, 1901 dessen „Zend-Avesta oder über die Dinge des Himmels und des Jenseits: Vom Standpunkt der Naturbetrachtung“. Die Spannungen freilich, die sich zwischen den stark irrational geprägten Lehren Fechners und dem zeitlebens favorisierten Vernunftideal Kants ergeben, vermochte L. nicht zu überwinden. Im literarischen Oeuvre ergibt sich das Vermittlungsproblem und damit auch die Frage des poetischen Gelingens aus der Schwierigkeit, naturwissenschaftlich-technische Thematik, philosophisch-ethische Partien und dichterische Ansprüche in einem Werk zu integrieren. Schon in der frühen Sammlung „Bilder aus der Zukunft: 2 Erzählungen aus dem 24. und 39. Jahrhundert“ (1878) greift L. zu bewährten Prosa-Klischees, die er utopisch-phantastisch variiert: In einer Dreiecksgeschichte katapultiert sich der überflüssige Dritte in den Weltraum. Die verschiedenartigen Problemkomplexe führen dazu, daß in den naturwissenschaftlichen Märchen (Homchen, Ein Tiermärchen aus der oberen Kreide, 1902), aber auch in den phantastischen Romanen (Aspira, Der Roman einer Wolke, 1905) pathetisch-affektive und klarstellend-satirische Passagen alternieren. Zum „Klassiker“ des utopischen Genres und unbestrittenen Vorläufer der Science Fiction ist L. durch „Auf zwei Planeten: Roman in zwei Büchern“ (1897) geworden, dessen Wirkung im Werk von Arno Schmidt einen Höhepunkt erreicht (Zettels Traum, 1970; Die Schule der Atheisten, 1972). In Umkehrung bisheriger Marsvisionen kommen hier die Außerirdischen in friedlich-konstruktiver|Absicht auf die Erde. Menschliche Hybris ist es, die feindseligeres Verhalten der Martier provoziert. Am Ende kommt es jedoch zur Verständigung zwischen den beiden Planeten, wobei der Neukantianer L. nicht versäumt, den Blick des Lesers auf den Weg zu lenken, „den die Welt nun wandeln kann zu Freiheit und Frieden“. Auf diesem Marsroman, der zahlreiche Neuauflagen erlebte und in mehrere Sprachen übersetzt wurde, beruht vor allem L.s literarische Bedeutung.|

  • Werke

    s. K. I., Handschriftl. Nachlaß u. Bibliogr. s. Werke, bearb. v. H. Roob, mit Einl. v. H. Schlösser, 1981.

  • Literatur

    K. G. Just, in: Schlesien 15, 1970, S. 1-15;
    ders., Aspekte d. Zukunft, Zwei Essays, 1972, S. 32-65;
    F. Ratensteiner, Polaris 1, Ein Science Fiction Alm. 1973, S. 133-64;
    R. Schweikert, Von Martiem u. Menschen, Von geraden u. schiefen Gedanken in: K. L., Auf zwei Planeten, Roman in zwei Büchern, 1979, S. 903-1074;
    Brümmer;
    Ziegenfuß Überweg IV.

  • Porträts

    in: Nord u. Süd, 1903.

  • Autor/in

    Walter Dimter
  • Zitierweise

    Dimter, Walter, "Laßwitz, Kurd" in: Neue Deutsche Biographie 13 (1982), S. 681-682 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118569961.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA