Lebensdaten
1892 – 1963
Geburtsort
Stuttgart
Sterbeort
Koblenz
Beruf/Funktion
Journalist ; Schriftsteller
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118551000 | OGND | VIAF: 20472047
Namensvarianten
  • Hildenbrandt, Alfred
  • Thimmermann, Hermann (Pseudonym)
  • Hildenbrandt, Fred
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Zitierweise

Hildenbrandt, Fred, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118551000.html [24.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Unehel.;
    M Karoline (1870–1935), T d. Jakob Hildenbrandt, aus K., Schriftsetzer in Tübingen, u. d. Emilie Keller.

  • Biographie

    H. war zunächst Volksschullehrer. Als Kriegsfreiwilliger 1914 vor Langemarck verwundet, kam er noch während des Krieges als Feuilletonredakteur zur Presse, zunächst an die „Frankfurter Nachrichten“, anschließend an die „Braunschweiger Neuesten Nachrichten“. 1921 vertraute ihm Theodor Wolff, der Chefredakteur des „Berliner Tageblatts“ (BT), das Feuilleton dieser großen Zeitung an. H. besaß die in Berlin rare Gabe, „alles mit dem Herzen zu sehen“ (Wolff), und eine neue und selbstgewisse Art, das Feuilleton zu verwalten. Er ließ das Kunstreferat unangetastet, verstand sich sogar ausgezeichnet mit dem Kritikerpapst Alfred Kerr, behielt sich aber – eine damals wichtige Neuerung – das Tanzreferat vor und erwies sich überhaupt als ein urmoderner, an allem Tagesstoff interessierter Redakteur, der in das Feuilleton alles einbezog, was gesellschaftliches Fluidum besaß. So fand man im „Berliner Tagblatt“ als „Kultur“ unterm Strich auch Berichte über Verwaltungsskandale, Erlebnisse im Boxring und beim Sechstagerennen, Begegnungen mit Greta Garbo und Jackie Coogan. Für sein Ressort schaffte er das feste Zeilenhonorar und den gedruckten Schemabrief ab.

    Es war vielleicht die Hybris in der Natur dieses glänzenden Journalisten, des ersten wohl in Deutschland, der die seither selbstverständlich gewordene Vereinigung von tagesberichthaftem und literarisch anspruchsvollem Zeitungsschreiben gemeistert hat, daß er über diese seine glückliche Vereinigung von Talenten hinausstrebte. Er wollte sowohl ernst genommener Romanschriftsteller wie beliebter und viel Geld verdienender Erfolgsautor werden. So häuften sich die unter seinem Namen erscheinenden Bücher, zum Teil Sammlungen seiner Feuilletons (Tageblätter, 1925), mehr und mehr aber auch Werke mit romanhaftem Anspruch, mit denen er sich in die Welt etwas seichter gesellschaftlicher Eleganz, des Sports, naturwissenschaftlicher Spekulation und einer forcierten modischen Jugendlichkeit versenkte. Es ist wenig Nachhall von diesen Büchern geblieben, doch spiegeln sie getreu den Glanz der „Goldnen Zwanziger Jahre“. 1932 schied H. beim „Berliner Tageblatt“ aus; nach 1933 ging ein Gerücht, er sei Nazi geworden und schreibe für Parteiblätter. Dagegen spricht, daß von einem Renegaten dieses Talents wohl mehr Aufhebens gemacht worden wäre. Sicher ist, daß er unter dem Pseudonym Thimmermann heroische Erlebnisberichte aus dem 1. Weltkrieg und andere „Tatsachenberichte“ veröffentlichte, über das Geldverdienen in die Filmmacherei der späten NS-Zeit hineinglitt (Unternehmen Michael; Pour le Mérite) und für die Wehrmacht schrieb. Nach dem Krieg lebte er in ärmlichen Verhältnissen in Frankfurt/Main; befreundete Ärzte versahen ihn mit Unterlagen für populärwissenschaftliche Artikel. Mit diesen Arbeiten aus zweiter Hand, immer pseudonym, scheint er eine letzte materiell gute Zeit gehabt zu haben, doch gab er aus, was er verdiente; zuletzt war sein Leben eine einzige Flucht vor den Gläubigern. Er starb verarmt und vergessen. Die Erinnerungen an seine große Zeit (… ich soll dich grüßen von Berlin, 1966) erschienen postum – ein farbiger Abglanz einer hohen und übermütigen journalistischen Begabung, wie sie in Deutschland selten ist.

  • Werke

    Weitere W Briefe an e. Tänzerin, 1922;
    Judas Ischarioth, 1924;
    Kleine Chronik, 1926;
    Hochstapler, 1926;
    Die Tänzerin Valeska Gert, 1928;
    Kinder, 1928;
    Im Irrgarten läuft Bellarmin, 1928;
    Annee u. ihre Leichtathleten, Roman, 1929;
    Der Sand läuft falsch im Stundenglas, Roman, 1930;
    Fritz Freemann wird Reporter, 1931;
    Gwendolin stürzt sich ins Leben, Roman, 1931;
    Erschossen in Braunau, Das trag. Schicksal d. ritterl. Verlagsbuchhändlers Joh. Philipp Palm aus Nürnberg, 1933;
    GPU-Roman, nach d. gleichnamigen Ufa-Film, 1942;
    Nobile, Die Tragödie im Polarkreis, 1955, 1959. -
    Unter Ps. Herm. Thimmermann: Der Sturm auf Langemarck, 1933, ⁸1940;
    Olymp. Siege, 1935;
    An die Herren Europäer!, Japan arbeitet u. lächelt, 1936;
    Verdun! Souville!, Ein Tatsachenber., 1937.

  • Autor/in

    Wilhelm E. Süskind
  • Zitierweise

    Süskind, Wilhelm E., "Hildenbrandt, Fred" in: Neue Deutsche Biographie 9 (1972), S. 133-134 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118551000.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA