Lebensdaten
1902 – 1955
Geburtsort
Helmbrechts (Oberfranken)
Sterbeort
Starnberg (Oberbayern)
Beruf/Funktion
Verleger ; Schriftsteller
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 118547976 | OGND | VIAF: 35248289
Namensvarianten
  • Heimeran, Georg Arthur Ernst
  • Heimeran, Ernst
  • Heimeran, Georg Arthur Ernst
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Zitierweise

Heimeran, Ernst, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118547976.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Adalbert (1866–1949), KR, Fabrikbes. in H., S d. Christian (1836–1911), KR, Großkaufm. u. Fabrikbes., Mitgl. d. bayer. Landtags, u. d. Friederike Harrer;
    M Hedwig (1874–1933), T d. Rektors Gg. Dötsch u. d. Katharina Marg. Krauß;
    Tante-v Rosa ( Hans Graessel, 1939, Baumeister, s. NDB VI);
    - St. Gallen 1936 Margrit (* 1906), Kochbuchautorin, T d. Kaufm. Otto Diethelm in St. Gallen u. d. Helene Ruth;
    1 S, 2 T.

  • Biographie

    Bereits H.s 1917-18 in München publizierte Schülerzeitschrift „Der Zwiestrolch, eine Schrift jugendlicher Offenbarung, Zweimonatsschrift der Unmündigen für Literatur, Musik und Originalgraphik“, die er ohne nennenswertes Kapital veröffentlicht hat, ist Thomas Mann, Hans von Weber (dem Verleger der Zeitschrift „Zwiebelfisch“) und anderen Fachkennern als originelle Leistung aufgefallen. – „Mangels Volljährigkeit“ ist H. durch seinen verständnisvollen Vater als Verleger (München 1922) ins Handelsregister eingetragen worden. Bis 1933 hat er seine Verlegertätigkeit zumeist als Nebenberuf aufgefaßt. Zunächst studierte er in Erlangen und München Kunstgeschichte und Philosophie (Promotion Erlangen 1924 mit einer Arbeit über „Michelangelo und das Porträt“). Als H. und Penzoldt 1928 ihre einzige gemeinsam publizierte Tageszeitung auf den Markt brachten – sie erschien unter dem Titel „Die Kuhhaut“ in nur einer Ausgabe als Faschingsparodie auf die „Münchner Neuesten Nachrichten“ –, führte das zu einem Rechtsstreit. Am Ende der Auseinandersetzung wurde H. von der unterlegenen, einflußreichsten bayerischen Tageszeitung gebeten, als Feuilletonist in ihre Lokalredaktion einzutreten. Gemeinsam mit Eugen Roth hat sich H. bis 1933 dem in München seit den Anfängen des „Simplicissimus“ und der „Jugend“ zwar großstädtisch, doch allzeit gemütvoll geschriebenen Feuilleton gewidmet. Im April 1933 wurden H. und Roth durch die politische Polizei aus der Redaktion entfernt. Humorvoll genug hat er jene Begegnung mit dem Dritten Reich als höheren Wink aufgefaßt, der seinem Leben neue Richtung gegeben habe. Von da an erst datiert nämlich der Ausbau des H.-Verlages zu seiner vielseitigen Produktion.

    In den 20er Jahren hatte H. seine ersten Erfolge durch die bis in die Gegenwart erfolgreich fortgesetzten Tusculum-Bücher errungen. Damit traten an die Stelle lieblos ausgestatteter Übersetzungen, die bei Schülern beliebt, in den Augen der Pädagogen aber unerwünscht waren, Übertragungen von Fachleuten. H.s Idee war, die klassischen Texte zweisprachig herauszugeben. Durch diesen Einfall hat H. Liebhaber-Editionen allmählich in wissenschaftlich einwandfreie Werke umgewandelt, deren bisher 90 Titel weltweites Echo fanden.

    Als H. seinen Verlag gründete, hatte er nicht daran gedacht, zeitgenössische Belletristik zu verlegen. Von 1933 an stellte er sich zunächst mit seinen feuilletonistischen Einfällen dem Publikum gleichsam als sein eigener Autor vor. Aus H.s Ideen – und wiederum dank des Mitwirkens Ernst Penzoldts als Illustrator (unter dem Pseudonym Fritz Fliege) – entstand ungeachtet aller politischen Schwierigkeiten das „Dritte Reich“ mit sich brachte, die Fülle der Verlagsschöpfungen. Sie reichen von Kunst- und Musikliteratur über die kulturgeschichtlichen Kuriosa bis zu Kochbüchern. Dazwischen finden sich Werke namhafter Autoren, die geistes- und kulturgeschichtliche Themen auf feuilletonistische Weise vermitteln.

    Als Verleger wie als Autor war H. einfallsreich. Er ist nicht als Geschäftsmann auf die Welt gekommen, spielerisch hat er seinen Verlag begonnen. Doch arbeitete er ernsthaft und unermüdlich, als es galt, Kulturwerte gegen politischen Druck zu verteidigen und sie vor Vernichtung durch den Krieg zu bewahren. Alle Bücher des Hauses H., von seinem oder von Penzoldts Humor geprägt, sprachen im Sinne von Matthias Claudius und Jean Paul die häuslich-familiäre Atmosphäre an. Sowohl H. wie Penzoldt wünschten den humanen Geist beider Klassiker der „kleinen Form“ fortzusetzen. Das stete Auffrischen dieser Tradition hat das Verlagsprogramm befruchtet. In seinem Rückblick „Büchermachen, Geschichte eines Verlages, von ihm selbst erzählt“ (1947, ²1959) hat H. bescheiden gesagt, daß es ihm nur darum gegangen sei: „… Bücher, die ich selbst gerne besäße und die es so noch nicht gibt, in die Welt zu setzen.“

  • Werke

    u. a. Schaubuch berühmter dt. Zeitgenossen in Werken bildender Kunst, 1925, ²1929 u. d. T. Werde berühmt;
    Echter Hundertj. Kal., Aufgefunden u. nach d. eigenhändigen Konzept d. Abtes Mauritius Knauer v. 1652 u. d. ältesten Hss. z. ersten Male vollst. hrsg., verdeutscht u. f. d. 20. Jh. erl., 1934;
    Unfreiwilliger Humor, Ein Kompendium unfreiwilliger Komik, 1935;
    Das stillvergnügte Streichquartett, Ein Lern-, Lese- u. Nachschlagebuch f. Freunde häusl. Musik, 1936 (mit B. Aulich);
    Der Vater u. s. erstes Kind, Fröhliche Betrachtungen u. wohlmeinende Ratschläge, 1938;
    Grundstück gesucht, Ein Traum u. seine Wirklichkeit, 1947, ²1950;
    Lehrer, die wir hatten, 1954;
    Sonntagsgespräche mit Nele, 1955.

  • Literatur

    Franz Schmitt, Der H.-Verlag, in: Sonntagsbl. d. Staats-Ztg. u. Herold, New York, v. 27.6.1954;
    W. Drews, Ein Schwabinger mit bürgerl. Tüchtigkeit, in: Frankfurter Allg. Ztg. v. 3.6.1955;
    R. Goldschmidt, Büchermachen als Steckenpferd, Porträt e. Verlegers, Zur Erinnerung an E. H., in: Der Tagesspiegel, Berlin, v. 11.6.1955;
    C. Meissner, in: Verlagspraxis 3, 1955, H. 7-8;
    H. Schallinger, in: Das Antiquariat 11, 1955, Nr. 13/16;
    w. e. S[üskind], in: Süddt. Ztg. v. 1.6.1955;
    E. Ultsch, in: Junge Musik, 1955, H. 6;
    Sondernr. E. H. d. Schülerztg. am Alten Real-Gymnasium, München, „Der Schmierfink“, hrsg. v. G. Fleischmann, 1961 (P);
    K. Schleucher, Liebhaberverleger E. H., in: Behaim-Bll., 1963, H. 1 (P);
    W. Haacke, E. H., Verleger u. Autor, in: Verlagspraxis 12, 1965, S. 130 f.

  • Porträts

    Zeichnung v. E. Penzoldt, 1931 (Marbach, Schiller-Nat.mus.);
    weitere Zeichnungen v. dems. (München, Archiv E. H. Verlag).

  • Autor/in

    Wilmont Haacke
  • Zitierweise

    Haacke, Wilmont, "Heimeran, Ernst" in: Neue Deutsche Biographie 8 (1969), S. 275-276 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118547976.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA