Lebensdaten
1845 – 1903
Geburtsort
Berlin
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Brauereibesitzer
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 11753420X | OGND | VIAF: 64786806
Namensvarianten
  • Roesicke, Richard

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Zitierweise

Roesicke, Richard, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11753420X.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Adolf ( 1886), Kaufm., Inh. d. Leinenhandelsfa. Goschenhofer & Roesicke in B.;
    M Pauline Goschenhofer;
    B Gustav (s. 2);
    1872 Luise N. N.

  • Biographie

    R. wuchs in einer liberalen großbürgerlichen Umgebung auf. Er besuchte das Franz. Gymnasium in Berlin bis zur Prima, um dann eine kaufmännische Lehre bei Ferdinand Heuer in Frankfurt/M. zu beginnen. Noch vor deren Abschluß wurde er 1864 nach Berlin zurückgerufen Der Vater hatte die nach dem bisherigen Inhaber (Jobst) Schultheiss benannte Brauerei mit einer Gaststätte und einem weiteren Gartenausschank in der Schönhauser Allee günstig erworben und R. die Geschäftsführung übertragen. Den mit 10 hl Jahresausstoß noch vorindustriell produzierenden Betrieb stellte R. seit 1867, als er Mitinhaber geworden war, konsequent um. Die Umwandlung der Schultheiss-Brauerei in eine AG 1871 schuf die für weitere Entwicklung nötigen finanziellen Voraussetzungen.

    Auch in der folgenden Wirtschaftskrise konnte sich das Unternehmen behaupten. 1877 kaufte R. die Brauerei „Waldschlößchen“ in Dessau hinzu. Betriebe wie die 1891 erworbene „Tivoli-Brauerei“ in Berlin folgten. Stets wurden sofort neue technische Verfahren, etwa die von Linde entwickelte Kältetechnik, industriell genutzt und ein besonderes Augenmerk auf das Flaschenbiergeschäft gelegt. Als der Dessauer Betrieb 1896 in den Konzern eingegliedert wurde, war die Schultheiss-Brauerei mit 630 000 hl jährlichem Absatz zur größten Brauerei Deutschlands geworden. Um 1900, als der Ausstoß bereits 850 000 hl umfaßte, standen für die Bier- und Malzproduktion 9 Doppelsudwerke und 18 Darren in den vier Abteilungen des Konzerns (davon drei in Berlin, eine in Dessau) sowie Malzfabriken in Pankow bei Berlin und in Fürstenwalde mit 11 Darren zur Verfügung. Der Vertrieb geschah über 43 Niederlagen im gesamten Verbreitungsgebiet, dem mittleren und nordostdt. Raum, sowie über 19 eigene Ausschanklokale.

    R. gründete betriebliche Wohlfahrtseinrichtungen (Fam.haus, Kinder- u. Erholungsheim, Spar- u. Unterstützungskassen) und gehörte zu den Unternehmern, die Arbeitsschutz und Sozialversicherungen förderten. Für den Arbeitschutz und den betrieblichen Arbeitsnachweis wurde er auch publizistisch tätig. 1873 gehörte er zu den Mitgründern des „Vereins für Socialpolitik“. 1890-98 war er als Vorsitzender des Verbandes Dt. Berufsgenossenschaften sowie als Vorstandsmitglied der Brauerei- und Mälzerberufsgenossenschaft und der Landesversicherungsanstalt Berlin an der Gestaltung des dt. Arbeitsschutzwesens beteiligt. Auch für die Aus- und Fortbildung wurde er aktiv und gehörte zu den Initiatoren der 1883 gegründeten Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin, deren langjähriges Vorstandsmitglied er war. Sozialistischen Bestrebungen stand er ablehnend gegenüber: Auf den Berliner Böttcherstreik 1890 antwortete er mit Aussperrungen. Anders als sein jüngerer Bruder Gustav blieb R. freisinnig; er wurde 1890 im Wahlkreis Dessau-Zerbst in den Reichstag gewählt, dem er bis 1903 angehörte.

    Nach dem Tod R.s durch Ludwig Boehme weitergeführt, wurde das Unternehmen 1920 durch Fusion zur „Schultheiß-Patzenhofer Brauerei AG“ erweitert; es verfügte zu Beginn des 2. Weltkriegs über 26 selbständige Braustätten und 88 Niederlassungen. 1945 verblieben dem Konzern lediglich die in den Westsektoren Berlins gelegenen vier Braustätten und einige Niederlagen in Westdeutschland. Von West-Berlin aus begann eine neue Expansion. 1972 fand der Zusammenschluß mit der Dortmunder Union-Brauerei zur „Dortmunder Union-Schultheiss Brauerei AG“ mit Firmensitz in Dortmund statt, das Unternehmen firmiert seit 1988 als „Brau- und Brunnen AG“.|

  • Auszeichnungen

    Hzgl. anhaltin. KR;
    Roter Adlerorden.

  • Werke

    u. a. Arbeiterschutz, Eine Antwort auf Wilhelm Oechelhäuser's „Die Arbeiterfrage“ u. d. „soz. Aufgaben d. Arbeitgeber“, 1887;
    Rückblick auf d. Verhh. d. RT betr. d. Brausteuererhöhung am 10./11. Jan. 1893, 1893;
    Das Ende d. Bierboykotts u. d. Arbeitsnachweis d Berliner Brauereien, in: Preuß. Jbb. 79, H. 2, 1995.

  • Literatur

    H. St. Art'l, R. R., Sein Leben u. Wirken d. Volke dargest., [1903];
    E. Borkenhagen, 125 J. Schultheiss-Brauerei, Die Gesch. d. Schultheiss-Bieres in Berlin v. 1842 bis 1967, 1967 (P);
    Th. Barth, in: BJ VIII, S. 6-8 u. Tl.;
    Schwarz, MdR;
    Demokratische Wege.

  • Autor/in

    Felix Escher
  • Zitierweise

    Escher, Felix, "Roesicke, Richard" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 739-740 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11753420X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA