Lebensdaten
1916 – 1986
Geburtsort
Dresden
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Verleger
Konfession
-
Normdaten
GND: 11748072X | OGND | VIAF: 32320333
Namensvarianten
  • Spangenberg, Julius Heinrich Berthold
  • Junker, Jörg (Pseudonym)
  • Spangenberg, Berthold
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Zitierweise

Spangenberg, Berthold, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11748072X.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Heinrich (s. 1);
    M Elisabeth Emma West;
    Starnberg 1946 Christa Jung (s. 3);
    2 S Christian (1948–72), Verlagsbuchhändler, Eberhard (* 1952), Kaufm., Publ. (s. W).

  • Biographie

    Nach dem Besuch des Alten Realgymnasiums in München (Abitur 1935) studierte S. Wirtschafts- und Naturwissenschaften in Lausanne, danach seit 1937 Chemie in München bei Heinrich Wieland (1877–1957). Unterbrochen von einer kaufmännischen Lehre in Berlin 1936 sowie Militärdienst, schloß er 1941 das Studium als Diplom-Chemiker ab. Bis Mai 1945 arbeitete er in einem kriegswichtigen Betrieb in Starnberg, wo er eine Widerstandsgruppe unter den Arbeitern gründete („Freiheitsgruppe Bayern“). Er stellte sich am 30.4.1945 den einrückenden Amerikanern zur Verfügung und übernahm das Referat „Ernährung“ im neugegründeten ersten provisorischen Gemeinderat (sog. „Aktionsausschuß“). Von Juni 1945 bis März 1946 war er für die US-Besatzungsbehörde (Information Control Division) als Berater für das Presse- und Verlagswesen tätig. In dieser Funktion befürwortete er u. a. den Lizenzantrag des Piper-Verlages im Jan. 1946; im selben Jahr wurde er für mehrere Jahre zum Treuhänder des Wichmann-Verlags bestellt. Das Vorhaben, eine eigene „Starnberger Verlagsanstalt“ mit einer literarischen Zeitschrift zu gründen, gab er auf zugunsten der von Curt Vinz (1908–2006) und Erich Kuby (1910–94) betriebenen Gründung der „Nymphenburger Verlagshandlung“; diese vollzog S. am 26.7.1946 mit den Mitgesellschaftern C. Vinz und Gerhard Weiß (* 1904). Als erste Buchveröffentlichung erschien „Das Urteil von Nürnberg, Grundlage eines neuen Völkerrechts“ (1946). Um „das schöpferische Wort im gesamtdeutschen Sprachbereich und (85) in Europa zu vermitteln“ widmete sich der Verlag Werken der NS-Emigration und der Inneren Emigration, zeitgenössischer dt. und ausländischer Belletristik, aber auch zeitgeschichtlicher bzw. politischer Literatur und einer ersten, 27bändigen Fontane-Gesamtausgabe; hinzu traten Bücher aus den Bereichen Jazz, Ballett, Alpinistik, Reitsport und Tennis. S. war zunächst für die Zeitschriften „Deutsche Beiträge“ (mit Ernst Penzoldt u. Hermann Uhde-Bernays), „Münchner Tagebuch“, „Frankreich“ und „Der Ruf“, für den 1947 ein eigener Verlag gegründet wurde, sowie das Lektorat verantwortlich. Auf einer dreimonatigen USA-Reise 1949 informierte sich S. über das amerik. Verlagswesen. Der ständig knappen Finanzdecke des Verlags, die den Erwerb teurer Lizenzen verhinderte, suchte er durch den neuen Buchtyp „Nymphenburger Volksbuch“ zu begegnen, die urheberrechtsfreie Werke in guter Ausstattung und zu günstigen Preisen bot.

    Neben seiner kommunalpolitischen Tätigkeit für die SPD (Mitglied 1946, kommunalpolitisch tätig 1946–53; Parteiaustritt 1968) in Starnberg engagierte sich S. 1954 als Mitbegründer der „Gruppe der Neunzehn“, 1960 bei der Neugründung des Deutschen Taschenbuchverlages (dtv) und bei der Gründung der Verwertungsgesellschaft Wort (VG Wort) 1958. 1967 kaufte er zusammen mit seiner Ehefrau den Ellermann-Verlag und führte ihn mit ihr auch nach dem Verkauf der Nymphenburger Verlagshandlung an die Langen-Müller-Gruppe 1974 weiter. Hier erschienen in der „Edition Spangenberg im Ellermann-Verlag“ die Werke von Klaus Mann und Alfred Kubin. S. hatte sich in Westdeutschland als erster für die Werke Klaus Manns eingesetzt und ging im Streit um das Publikationsverbot des Romans „Mephisto“ bis vor das Bundesverfassungsgericht (das sich 1971 in einem Grundsatzurteil für die Begrenzung der künstlerischen Freiheit entschied). Er war maßgeblich beteiligt an der|Errichtung des Geschwister-Scholl-Preises des Verbandes der bayer. Verlage und Buchhandlungen und der Stadt München seit 1979. 1958–61 wirkte S. als Mitglied des geschäftsführenden Präsidiums, danach im Verwaltungsrat der VG Wort, darüber hinaus als Sachverständiger für die Urheberrechtsreform 1965 und in zahlreichen weiteren Buchhandels- und Verlegergremien.

  • Auszeichnungen

    Vorstand bzw. Vors. d. Verbands Schöngeistiger u. Wiss. Verleger (1966–76);
    Goldene Nadel d. Börsenver. (1981).

  • Werke

    Alm. d. Nymphenburger Verlagshandlung 1946–1966, 1966 (Hg.);
    Fünfundzwanzig Erzähler unserer Zeit, ausgew. u. mit e. Nachw. v. B. S., 1971;
    Für Fontane, 1976 (Hg.);
    Bücher wachsen nicht auf Bäumen (v. H. Greenfeld, dt. v. B. S.), 1979;
    Dt. Kulturgesch., 1984 (mit E. Johann u. a.;
    Erstausg. 1970 unter Ps.);
    Brief üb. e. Geheimnis in d. Stunde Null, in: Für Klaus Piper z. 70. Geb.tag, 1981, S. 301–05;
    Das Kopierrecht, e. Vorschlag, in: Gewerbl. Rechtsschutz u. Urheberrecht 82, 1980, H. 7, S. 700–10;
    Nachlaß:
    Teilnachlässe in: Hist. Archiv d. Börsenver. d. Dt. Buchhandels;
    DLA Marbach;
    IfZ;
    Stadtbibl. München;
    Monacensia;
    Theodor-Fontane-Archiv, Berlin: Privatbes. München;
    zu Eberhard:
    So einfach ist Theater, Vom Spaß haben u. Spaß machen vor u. hinter d. Kulissen, 1979, ²1982;
    Karriere e. Romans, Mephisto, Klaus Mann u. Gustaf Gründgens, e. dokumentar. Ber. aus Dtld. u. d. Exil 1925–1981, 1982, ²1984.

  • Literatur

    Stadt Starnberg (Hg.), Heimatbuch Stadt Starnberg, 1972, S. 137–45;
    A. Poldner, in: Der Literat, H. 6, 1976, S. 127;
    J. Vaillant, Der Ruf, 1978;
    W. Flemmer, Verlage in Bayern, 1974, S. 236–40;
    G. Ramsegger, Ein Mann, wie er im Wörterbuch steht, in: Börsenbl. 43, 19. 5. 1981, S. 136 ff.;
    H. Panskus, Ein Verleger braucht Glück u. Mut, ebd. 78, 28. 9. 1984, S. 2330–32 (P);
    Th. Henze, Klaus Manns „Mephisto“ u. d. Publ.verbote d. dt. Gerichte, in: D. Heißerer (Hg.), Thomas Mann in München, Bd. 1, 2004, S. 27–65;
    Hier ruht, was sterblich war, Der Nymphenburger Friedhof in München, Gesch. u. Biogrr., hg. v. d. Gesch.werkstatt Neuhausen, 2004 (z. T. fehlerhaft, P);
    R. v. Reichart, Als d. Amis kamen, 2004;
    Th. Keiderling, Geist, Recht u. Geld, Die VG WORT 1958–2008, 2008.

  • Zitierweise

    Chrambach, Eva, "Spangenberg, Berthold" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 626-627 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11748072X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA