Wolff, Martin
- Dates of Life
- 1872 – 1953
- Place of birth
- Berlin
- Place of death
- London
- Occupation
- Jurist ; Professor der Rechte in Berlin ; Hochschullehrer
- Religious Denomination
- keine Angabe
- Authority Data
- GND: 117441805 | OGND | VIAF: 61533965
- Alternate Names
-
- Wolff, Martin
- Vol'f, M.
Linked Services
- Katalog des Bibliotheksverbundes Bayern (BVB)
- * Katalog der Bayerischen Staatsbibliothek München (BSB)
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- Gemeinsamer Verbundkatalog (GBV)
- * Bibliothek des Instituts für Zeitgeschichte München - Berlin
- Index Theologicus (IxTheo)
- * Jahresberichte für deutsche Geschichte - Online
Relations
Genealogical Section (NDB)
Life description (NDB)
- Beyerle, Konrad
- Brunner, Heinrich
- Caemmerer, Ernst von
- Dölle, Hans
- Enneccerus, Ludwig
- Gierke, Otto von / seit 1911
- Goldschmidt, Levin
- Hallstein, Walter
- Heymann, Ernst
- Kahl, Wilhelm
- Kipp, Theodor
- Kohler, Josef
- Krawielicki, Robert
- Kronstein, Heinrich
- Mann, Frederick Alexander
- Preußen, August Wilhelm von
- Rabel, Ernst
- Raiser, Ludwig
- Schmitthoff, Clive M.
- Triepel, Heinrich
- Wengler, Wilhelm
Personen in der GND - familiäre Beziehungen
Places
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Wolff, Martin
| Jurist, * 26.9.1872 Berlin, † 20.7.1953 London, ⚰ London, Golders Greene Crematorium, Garden of Remembrance (Asche verstreut). (jüdisch)
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Genealogy
V →Wilhelm (1842–1921), aus Swarzedz (Posen), Kaufm., Bankier in B., Mitinh. d. Bankhauses „Wolff &
Kuczynski“, zuletzt in B.-Wilmersdorf, S d. Meyer, Kaufm. in Posen, u. d. Pauline Borchert;
M Selma (1853–1913), T d. →Jakob Ball, Kaufm. in B., u. d. Louise Bramson;
Ov →Julius (1844–88), Bankier in B.;
Schw Pauline (1874–1942 KZ Theresienstadt, ⚭ →Richard Joseph Meyer, 1865–1939, Dr. phil., ao. Prof. f. anorgan. Chemie an d. Univ. Berlin, s. NDB 17);
– ⚭ London-Marylebone 1906 →Marguerite (Margaret Elizabeth) (1883–1964), aus London, Anglistin, Mitarb. am KWI f. ausländ. u. internat. Privatrecht, Mitarb. v. W., Übers. u. a. b. d. Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen (s. L), T d. →Hermann Jolowicz (1848–1934), aus Pleschen, Seidenfabr. in L., u. d. Marie Bertha Henriette Litthauer (1864–1948), aus Neutomysl;
2 S →Konrad (1907–89, ⚭ →Ilse Bing, 1899–1998, Photogr., s. Frankfurter Personenlex.), Dr. iur., Pianist, Prof. f. Klavier an d. Drew Univ. in New York, Nachlaß in d. Internat. Piano Archives at Maryland d. Univ. of Maryland (s. W, L), →Victor Karl (1911–1944, ev.), Dr. iur., Barrister in L., Aircraftsman 2nd Class d. Royal Air Force;
Schwager →Herbert Jolowicz (1890–1954), Regius Prof. f. Röm. Recht am Univ. College London (s. Oxford DNB);
N →John Anthony (Tony) Jolowicz (1926–2012), Barrister, Queens Counsel, Prof. of Comparative Law in Cambridge, 1986–87 Präs. d. Soc. of Public Teachers of Law, 1994 Vizepräs. d. Internat. Ac. of Comparative Law, 2002 Mitgl. d. franz. Ehrenlegion. -
Biography
W. absolvierte 1890 das Abitur am Franz. Gymnasium in Berlin und studierte anschließend Rechtswissenschaften an der Univ. Berlin, unterbrochen durch jeweils ein Semester 1891 in Freiburg (Br.) und 1893 in München. 1894 bestand er vor dem Kammergericht die erste jur. Staatsprüfung und wurde bei →Levin Goldschmidt (1829–1897) mit einer Arbeit zur Geschichte des Pfandrechts zum Dr. iur. promoviert. Während des anschließenden preuß. Referendariats 1894–99 in Berlin und Rixdorf veröffentlichte er zur Rechtsgeschichte und zum Handelsrecht. Als Assessor am Amtsgericht Köpenick ließ er sich 1899 für eine von →Heinrich Brunner (1840–1915) und →Otto Gierke (1840–1921) betreute Habilitationsschrift „Der Bau auf fremden Boden“ (1900) beurlauben; 1900 wurde W. Privatdozent in Berlin.
Wegen antisemitischer Ressentiments 1902 nicht als Nachfolger von →Konrad Beyerle (1872–1933) in Freiburg (Br.) berufen, wurde er 1903 apl. Professor für Dt. Privatrecht, Dt. Rechtsgeschichte und Dt. Bürgerliches Recht|in Berlin; Prinz →August Wilhelm von Preußen (1887–1949) hörte bei ihm private Vorlesungen. Eine Besonderheit war eine Lehrveranstaltung zum franz. Recht. 1914 wurde W. in Nachfolge →Ernst Heymanns (1870–1946) auf den Lehrstuhl für Dt. Rechtsgeschichte, Dt. Privatrecht, Handelsrecht und Bürgerliches Recht nach Marburg berufen (Dekan 1916/17), 1918 unter ausdrücklicher Nichtbeteiligung der Fakultät nach Bonn auf einen Lehrstuhl für Dt. Rechtsgeschichte, Dt. Privatrecht, Bürgerliches Recht und Handelsrecht versetzt. 1921 kehrte W. als Nachfolger von →Josef Kohler (1849–1919) nach Berlin zurück (1922/23 Dekan). 1926 wurde er zusätzlich „wissenschaftlicher Berater“ am im selben Jahr gegründeten KWI für ausländisches und Internationales Privatrecht in Berlin und arbeitete eng mit dessen Direktor →Ernst Rabel (1874–1955) zusammen.
Ab 1933 war W. antisemitischen Studentenkrawallen durch die SA ausgesetzt, blieb aber zunächst als „Altbeamter“ im Amt (1934 Diensteid auf Hitler); 1935 wurde er entpflichtet. 1938 emigrierte W. zu den Schwiegereltern nach London, wo seine Ehefrau und der jüngere Sohn seit 1935 lebten. Im Rechtskreis des Common Law konnte er nicht an seine Bedeutung in Deutschland anknüpfen, erhielt aber ein bescheidenes Stipendium des „All Souls College“ in Oxford und setzte seine Forschungen v. a. zum Internationalen Privatrecht fort. 1941 wurde ihm die dt. Staatsangehörigkeit entzogen und die Zahlung seiner Bezüge eingestellt. Nach 1945 kehrte W. nie mehr nach Deutschland zurück; 1947 erhielt er die brit. Staatsangehörigkeit. 1952 wurde er auf Betreiben von →Wilhelm Wengler (1907–1995) als emeritierter Professor aus Versorgungsgründen an die FU Berlin berufen.
W. war einer der bedeutendsten dt.sprachigen Zivilrechtslehrer im 20. Jh. Sein wichtigstes Werk ist das „Lehrbuch des Sachenrechts“ (1910, ⁹1932; ¹⁰1957 mit L. Raiser) in dem von →Ludwig Eneccerus (1843–1928) begründeten „Lehrbuch des bürgerlichen Rechts“, lange das „konkurrenzlos führende Werk seiner Zeit“ (Ulrich Falk), in der letzten Bearbeitung seines Schülers →Ludwig Raiser (1904–1980) bis in die Bundesrepublik hinein. Ein weiteres, mit →Theodor Kipp (1862–1931) entstandenes Lehrbuch behandelt „Das Familienrecht“ (1912, ⁷1931). In das Verfassungsrecht hinein strahlt W. bis heute mit seiner erstmals 1923 in der Festschrift für →Wilhelm Kahl (1849–1932) formulierten Beschreibung des Eigentumsrechts als Institutsgarantie, die 1924 von →Heinrich Triepel (1868–1946) und 1925 vom Reichsgericht (RGZ 111, 322) aufgegriffen wurde. Empirische Studien galten dem Aktienund Privatversicherungsrecht. Zahlreiche Veröffentlichungen waren enzyklopädisch angelegt: Für Holtzendorff-Kohlers „Enzyklopädie der Rechtswissenschaft“ bearbeitete W. das Privatversicherungsrecht, für Victor Ehrenbergs „Handbuch des gesamten Handelsrechts“ die Stichworte „Geld“ und „Ware“.
Für die „Enzyklopädie der Rechts- und Staatswissenschaft“ behandelte er das „Internationale Privatrecht“ monographisch; das 1945 fertiggestellte „International Private Law“ (²1950, Neudr. 1962 u. 1977) ist ein eigenständiges Werk aus Sicht des Common Law.
Über seine Schüler, neben Raiser die Habilitanden →Walter Hallstein (1901–1982) und →Robert Krawielicki (1905–1966), ferner die Doktoranden →Hans Dölle (1893–1980), →Ernst v. Caemmerer (1908–85), →Heinrich Kronstein (1897–1972), zudem die gleichfalls nach Großbritannien emigrierten →Frederick Alexander (eigtl. Friedrich) Mann (1907–1991) und →Clive M. Schmitthoff (eigtl. Maximilian Schmulewitz, 1903–90) ist W. bis in die Gegenwart von großem Einfluß, insbesondere auf die Dogmatik des Sachenrechts. Nicht nur stilistisch gilt W. als einzigartiger „Meister an Klarheit“ (Dieter Medicus).
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Awards
A preuß. Roter Adler-Orden 4. Kl. (1911);
Gr. BVK mit Stern (1952);
Dr. h. c. (Oxford 1952). -
Works
W Das beneficium excusionis realis, Diss. iur. Berlin 1894;
Witwenehe, in: MIÖG 17, 1896, H. 3, S. 369–88;
§ 344 Abs. 2 d. Handelsgesetzbuchs u. seine Tragweite, insbesondere b. d. Veräußerung d. Handelsgeschäfts, in: Zs. f. d. gesamte Handelsrecht u. Wirtsch.recht 47 (NF 33), 1898, S. 247–66;
Der Mitbesitz n. d. Rechte d. BGB, in: Iherings Jbb. 44, 1902, S. 143–206;
Die Neugestaltung d. Fam.fideikommißrechts in Preußen, 1904;
Kriegsverschollenheit u. Wiederverheiratung u. Todeserklärung, in: FS Karl Bergbohm, 1919, S. 116–33;
Reichsvfg. u. Eigentum, in: FS W. Kahl, 1923, S. 1–30;
Zivilrechtsfälle, 1924, ²1928 (mit T. Kipp);
Die Satzungen d. dt. Aktiengesellschaften, 1929 (mit J. Flechtheim u. M. Schmulewitz);
Internat. Privatrecht, 1933;
Traité de droit comparé, 1950/51 (mit P. Aminjon u. B. Nolde);
W-Verz. in: FS f. M. W., 1952, S. 401–30;
- zu Konrad: Klavierpädagogik in Amerika unter d. Einfluß d. Hitler-Emigration, in: Musiktradition im Exil, Zurück aus dem Vergessen, hg. v. J. Allende-Blin, 1993, S. 96–105;
The Writings and Letters of K. W., hg. v. R. Gillen, 2000. -
Primary Sources
Qu einzelne Dok. in d. Univ.archiven d. HU Berlin, d. FU Berlin, d. Univ. Bonn u. Marburg; Staats- u. Univ.bibl. Göttingen (Nachlaß Rudolf Smend u. Nachlaß Otto v. Gierke); Staatsbibl. Berlin (Hss.abt.).
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Literature
L H. Triepel, Goldbilanzenverordnung u. Vorzugsaktien, 1924;
H. Lewald, M. W. z. Gedächtnis, in: NJW 1952, S. 1253;
H. Dölle, in: Rabels Zs. f. aus|länd. u. internat. Privatrecht 18, 1953, S. 680 f.;
E. Koffka, Zum Gedächtnis v. M. W., in: Jur. Rdsch. 1953, S. 419;
W. Hallstein, in: JZ 1953, S. 580 f.;
L. Raiser, in: Archiv f. d. civilist. Praxis 172, 1972, S. 489–97;
D. Medicus, M. W. (1872–1953), Ein Meister an Klarheit, in: H. Heinrichs u. a. (Hg.), Dt. Juristen jüd. Herkunft, 1993, S. 85–99 u. 543–53 (P);
A. v. Lösch, Der nackte Geist, Die jur. Fak. d. Berliner Univ. im Umbruch v. 1933, 1999, S. 360–66;
T. Hansen, M. W. (1872–1953), Ordnung u. Klarheit als Rechts- u. Lebensprinzip, 2009 (W-Verz.);
A. Klopsch, Die Gesch. d. jur. Fak. d. Friedrich-Wilhelms-Univ. im Umbruch v. Weimar, 2009, S. 33, 75, 118 f., 141, 143 f., 161 u. 167;
G. Dannemann, in: FS 200 J. Jur. Fak. HU, 2010, S. 561–82;
C. Maus, Der o. Prof. u. sein Gehalt, 2013, S. 201 f., 249–53;
F. Kraushaar, Aufbruch zu neuen Ufern, Die privatrechtl. u. rechtshist. Dissertationen d. Berliner Univ. im ersten Drittel d. 20. Jh. im Kontext d. Rechts- u. Fak.gesch., 2014, S. 150–61, 166–69, 340–47, 354 ff., 405–12 u. 436–49;
M. Schmoeckel u. T. Düppe, Die Rechts- u. Staatswiss. Fak., in: T. Becker u. P. Rosin (Hg.), Gesch. d. Univ. Bonn, Bd. 3, 2018, S. 193–472, v. a. 320–25;
M. Schönwald, Walter Hallstein, Ein Wegbereiter Europas, 2018;
– Wi. 1928;
Rhdb.;
Kürschner, Gel.-Kal. 1931–35;
Göppinger;
Cat. professorum academiae Marburgensis II, 1979, S. 149;
F. H. Lawson, in: DNB;
BHdE II;
U. Falk, in: M. Stolleis, Juristen, 1995, S. 658;
R. Rürup, 2008 (s. L zu Marguerite W.);
L. Breunung u. M. Walther, Die Emigration dt. sprach. Rechtswissenschaftler n. 1933, Bd. 1, 2012, S. 550–73 (P);
G. Kleinheyer u. J. Schröder (Hg.), Dt. u. Europ. Juristen, ⁶2017, S. 566 f.;
– zu Marguerite: R. Rürup, Schicksale u. Karrieren, Gedenkbuch f. d. v. d. Nat.sozialisten aus d. KWG vertriebenen Forscherinnen u. Forscher, 2008;
Juristinnen;
Wissenschaftlerinnen KWI;
– zu Konrad: J. Allende-Blin, in: FAZ v. 30.10.1989;
BHdE II;
LexM. -
Author
Martin Otto -
Citation
Otto, Martin, "Wolff, Martin" in: Neue Deutsche Biographie 28 (2024), S. 447-449 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117441805.html#ndbcontent