Lebensdaten
1886 – 1968
Geburtsort
Berlin
Sterbeort
Chevy Chase (Maryland, USA)
Beruf/Funktion
Verwaltungsjurist ; Ministerialbeamter
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 117249092 | OGND | VIAF: 52462281
Namensvarianten
  • Weigert, Oscar
  • Weigert, Oskar

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Weigert, Oscar, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117249092.html [28.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Waldemar (* 1849), Fabr. in B., S d. Salomon (1813–1903), aus Rosenberg (Niederschlesien), Vorstand e. Grube d. Concordia Bergwerks in Schlesien, KR, u. d. Rosalie Bernhard (1818–52), aus Breslau;
    M Emma (1861–1942 Ghetto Theresienstadt), T d. Jakob (Jacques) Pappenheim (1826–92), aus Kempen (Niederschlesien), Fabr. in B., u. d. Helene Bernhard (1830–1900);
    Om Max Pappenheim (1860–1934), o. Prof. f. dt. Recht u. Handelsrecht in Kiel, GJR, Dr. phil. h. c. (Kiel 1928), Dr. iur. h. c. (Kopenhagen 1930) (s. Göppinger; ZSRGG 55);
    1) 1919 Cläre Übermann, 2) um 1932 Edith (1894–1982, unitar.), Psychoanalytikerin (s. BHdE II; L), T d. Eduard Vowinckel (1847–1916), aus Odenkirchen, Kaufm., Bankdir. in Düsseldorf, u. d. Auguste Pieper (1850–1918);
    1 S aus 2) Wolfgang Oscar (1932–2009), M. D., Psychiater, Psychoanalytiker (s. The Washington Post v. 8. 10. 2009);
    Schwägerin Hedwig Vowinckel ( 1954, 1] 1911 Gustav Marseille, 1865–1917, Dr., Gründer d. Internatsschule Schloß Bischofstein, 2] um 1920 Wilhelm Ripke, 1886–1965, aus Dorpat, Leiter d. Internatsschule Schloß Bischofstein), Päd.

  • Biographie

    Nach dem Abitur 1904 am Askanischen Gymnasium in Berlin und dem einjährigen Militärdienst studierte W. 1905–08 in Berlin, Freiburg (Br.) und Kiel Rechtswissenschaften (1909 Referendar-, 1913 Assessorexamen). Nach verschiedenen richterlichen Tätigkeiten wurde er 1914 dem Magistrat in Guben zugewiesen, wo er auch als Geschäftsführer der Zentralstelle des Roten Kreuzes für den Stadt- und Landkreis Guben amtierte. 1915 wurde er an der Univ. Marburg bei Martin Wolff (1872–1953) zum Dr. iur. promoviert und war als jurist. Hilfsarbeiter, seit 1917 als Landesassessor bei der Provinzialverwaltung Posen tätig, wo er zugleich Geschäftsführer des Provinzialausschusses für Kriegsbeschädigtenfürsorge und Dozent an der Verwaltungsakademie war. Seit Ende 1918 beim Reichsausschuß für Kriegsbeschädigtenfürsorge in Berlin und wesentlich beteiligt am Gesetz über die Beschäftigung Schwerbehinderter von 1920, war er seit März 1919 Referent, seit Juli 1919 Vortragender Rat, seit Jan. 1922 Leiter der Abteilung „Arbeitsmarkt und Erwerbslosenfürsorge“ im Reichsarbeitsministerium, wo er seit 1929 die Abteilung „Arbeitsmarkt, Wohnungswesen, Landwirtschaftliche Siedlung und Sozialpolitik“ leitete und um 1931 Ministerialdirektor wurde. Er war auch zuständig für die internationalen|Beziehungen des Ministeriums: 1922 gehörte er der Delegation zur Konferenz in Genua (Rapallo-Vertrag) an, Ende Nov. 1927 unterzeichnete er in Warschau den „Vertrag über polnische landwirtschaftliche Arbeiter“ und seit 1928 vertrat er die dt. Reichsregierung im Verwaltungsrat der Internationalen Arbeitsorganisation (Genf). Mit dem Präsidenten des Reichsamtes für Arbeitsvermittlung, Friedrich Syrup (1881–1945), war er maßgeblich beteiligt an der Entstehung des Arbeitsnachweisgesetzes (1922) und des Gesetzes über Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung (AVAVG, 1927), nach dem die kommunalen Arbeitsämter und die Landesämter für Arbeitsvermittlung in die dreistufige Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung (RAVAV) eingegliedert wurden, die heutige Bundesagentur für Arbeit.

    W. wurde als der „eigentliche Schöpfer“ des AVAVG bezeichnet. 1925–30 lehrte er auch als Dozent an der Verwaltungshochschule Berlin.

    Da W. wegen seiner jüd. Herkunft und der ihm unterstellten Nähe zur SPD Anfeindungen ausgesetzt war, wurde er im März 1933 – auf eigenen Antrag – in den einstweiligen Ruhestand versetzt. Im Anschluß an eine Studienreise arbeitete er von etwa Okt. 1933 bis Juni 1934 als sozialpolitischer Berater beim US-Arbeitsministerium. 1935 emigrierte er mit seiner Familie in die Türkei und wirkte dort im Wirtschaftsministerium als maßgeblicher Berater an der neuen Arbeitsgesetzgebung mit. 1938 ging die Familie endgültig in die USA. W. lehrte seit 1946 als Professor für vergleichende Sozialgesetzgebung an der American Univ. in Washington D. C. 1943–46 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter im Office of Strategic Services (OSS) und Mitverfasser des „Handbuchs über Verwaltungsangelegenheiten in Deutschland“ für die Militärregierung (Civil Affairs Guide). 1945 wurde er eingebürgert, seit 1946 war er in der statistischen Abteilung des US-Arbeitsministeriums tätig, 1952–57 als Abteilungsleiter für auswärtige Arbeitsbedingungen.

    W. erwarb sich während der Weimarer Republik große Verdienste bei der Einführung einer wertschaffenden Arbeitslosenfürsorge, der Schwerbeschädigtengesetzgebung sowie v. a. bei der Schaffung der Arbeitslosenversicherung, der vierten Säule der dt. Sozialversicherung.

  • Auszeichnungen

    |Mitgl. d. Dt. Ges. (1914) d. Ges. f. soz. Reform, d. Kant-Ges. u. d. Ges. z. Bekämpfung d. Arb.losigkeit.

  • Werke

    |Die Ausgleichung zw. Vorbehaltsgut u. eingebrachtem Gut im gesetzl. Güterstande, Diss. Marburg 1915 (mit Lebenslauf);
    Die Versorgung u. d. soz. Fürsorge f. Kriegsbeschädigte u. Kriegshinterbliebene n. d. geltenden Reichsrecht, 1921 (mit L. Richter);
    Das Arb.nachweisgesetz v. 22. Juli 1922, mit d. Verordnungen v. 30. Sept. u. 19. Okt. 1922 u. Ausführungsvorschrr. d. Reichsamts f. Arb.vermittlung u. d. Länder, 1922;
    Kommentar z. Gesetz über Arb.vermittlung u. Arb.losenvers. v. 16. Juli 1927, 1927 (mit F. Berndt, M. Ehlert, B. Lehfeldt u. F. Syrup);
    Arb.recht u. Arb.schutz (einschl. Versorgung u. Fürsorge f. d. Kriegsopfer), Die soz.pol. Gesetzgebung d. Reichs n. d. Stande v. Aug. 1924, 2 T., ⁴1924, (mit O. Glass u. a.);
    Administration of placement and unemployment insurance in Germany, 1934;
    Die Arb.verw. in d. Vereinigten Staaten, in: Arb.bl. Nr. 4, 1948, S. 125–30;
    zahlr. Aufss. in Fachzss.;
    Mithg.: Bücherei d. Arb.rechts, 1921–31;
    Halbjb. d. Arb.vermittlung u. Arb.losenvers., 1928–32 / 33;
    Qu BA Berlin, Personalakte d. Justizmin. R 3001 / 79786;
    BA Koblenz, Wiedergutmachungsfragen Bundesarb.min. B 149 / 7444;
    Akten d. Reichskanzlei Weimarer Rep., online.

  • Literatur

    |E. Stiefel u. F. Mecklenburg, Dt. Jur. im amerik. Exil (1933–1950), 1991, S. 139 u. 171;
    H.-W. Schmuhl, Arb.marktpol. u. Arb.verw. in Dtld. 1871–2002, 2003, S. 142 f.;
    Dieter G. Maier, Ein Prüfber. v. 1926 führte z. Gründung d. Reichsanstalt, Das AVAVG beseitigte d. „kommunalen Partikularismus“ in d. dt. Arb.verw., in: arb. u. beruf, H. 9, 2006, S. 257–60;
    M. Holmes, Düsseldorf, Berlin, Ankara, Washington, Der Lebenslauf v. Edith W., geb. Vowinckel (1894–1982), in: Luzifer-Amor, Zs. z. Gesch. d. Psychoanalyse 20, 2007, H. 39, S. 7–52;
    R. Möckelmann, Wartesaal Ankara, Ernst Reuter, Exil u. Rückkehr n. Berlin, 2013, S. 41, 88, 245, 252 u. 263;
    U. Schulz, Das Reichsarb.min. 1919–1945, in: A. Nützenadel (Hg.), Das Reichsarb.min. im NS, 2017, S. 33–102, hier S. 62 u. 64;
    M. Münzel, Neubeginn u. Kontinuitäten, ebd., S. 494–550, hier S. 502;
    Wi. 1928;
    BHdE I.

  • Porträts

    |Photogr. (BA, Bilddatenbank).

  • Autor/in

    Dieter G. Maier
  • Zitierweise

    Maier, Dieter G., "Weigert, Oscar" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 603-604 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117249092.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA