Lebensdaten
1903 – 1990
Geburtsort
Coombe House bei Kingston upon Thames (England)
Sterbeort
Starnberg
Beruf/Funktion
Großindustrieller ; Mäzen
Konfession
-
Normdaten
GND: 117365858 | OGND | VIAF: 8163771
Namensvarianten
  • Siemens, Ernst Albrecht von
  • Siemens, Ernst von
  • Siemens, Ernst Albrecht von

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Zitierweise

Siemens, Ernst von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117365858.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Carl Friedrich (s. 6), S d. Werner v. S. (s. 1);
    M Auguste Bötzow;
    Gr-Ov Wilhelm (s. 2), Friedrich (s. 3);
    Ov Wilhelm v. S. (s. 5); ledig.

  • Biographie

    S. besuchte das Realgymnasium in Potsdam. Nach dem Abitur 1922 studierte er bis 1929 Physik an der TU München und trat noch im selben Jahr als Volontär in die Sozialpolitische Abteilung des Hauses Siemens ein. Seit 1934 arbeitete er im Wernerwerk für Telegraphie, Fernsprechwesen und Signalanlagen der „Siemens & Halske AG“ (S & H). Nach verschiedenen Leitungspositionen war er seit 1937 als Direktor der Abteilung für Rundfunkgeräte und Kleinfabrikate v. a. für Vertriebsfragen zuständig. Im Rahmen einer Umstrukturierung der Produktionsbereiche von S & H übernahm S. 1941 die Leitung des neu gebildeten Wernerwerks für Rundfunkgeräte und Bauelemente. Im April 1943 wurde er zum Leiter der Auslandsabteilung des Wernerwerks und wenig später zum stellvertretenden Vorstandsmitglied von S & H ernannt; seit 1945 war er zusätzlich Mitglied im Vorstand der „Siemens-Schuckertwerke AG“ (SSW).

    Die im Herbst 1944 von seinem Vetter Hermann, dem damaligen „Chef des Hauses“, getroffene Entscheidung, Teile der Firmenspitze noch vor Kriegsende nach Westdeutschland zu verlagern, um Handlungsfähigkeit und Überlebenschancen des Elektrokonzerns für den Fall einer russ. Besetzung sicherzustellen, wurde von S. in jeder Weise unterstützt: Ihm kam seit Febr. 1945 als Chef der Gruppenleitung West in München eine führende Rolle zu. Als Hermann im Frühsommer 1945 wegen seiner Mitgliedschaft im Aufsichtsrat der Deutschen Bank von den Alliierten in der amerik. Besatzungszone für 2 ½ Jahre interniert wurde, übernahm S. als Repräsentant der Siemens-Familie die treuhänderische Leitung des gesamten Unternehmens. 1949 zum Vorsitzenden des S & H-Vorstands ernannt, war S. seit der unmittelbaren Nachkriegszeit maßgeblich an allen strategischen Entscheidungen des Hauses beteiligt. Im Febr. 1956 folgte er Hermann im Amt des Aufsichtsratsvorsitzenden beider Siemens-Stammfirmen.

    Nachdem das Unternehmen infolge des 2. Weltkriegs 80 % seiner Substanz sowie alle Namens-, Marken- und Patentrechte verloren hatte, betrieb S. die Rückkehr des Unternehmens auf den Weltmarkt durch die Errichtung von Niederlassungen in allen wichtigen Elektromärkten der Welt. Parallel schöpfte er alle Möglichkeiten zum Rückkauf beschlagnahmter Siemens-Gesellschaften einschließlich der Sicherung gewerblicher Schutzrechte aus. In Kombination mit innovativen Produkten und der Erschließung neuer Arbeitsgebiete wie der Halbleitertechnik und Datenverarbeitung sowie der Kerntechnik trugen die Exporte und Eigenleistungen der ausländischen Fabriken entscheidend dazu bei, daß das Unternehmen seine frühere Weltmarktposition bis Mitte der 1960er Jahre|zurückgewinnen konnte. Gleichzeitig schuf S. die Grundlage für eine erfolgreiche Neupositionierung des expandierenden Elektrokonzerns, indem er die S & H, die SSW und die Siemens-Reiniger-Werke AG im Okt. 1966 zur heutigen Siemens AG vereinigte. Seit 1967 hatte S. den Vorsitz im Aufsichtsrat der Siemens AG inne; 1971 gab er dieses Amt an seinen Großneffen Peter weiter.

    Neben seinen Aufgaben im Unternehmen nahm S. zahlreiche weitere Funktionen innerhalb der dt. Wirtschaft wahr: So stand er dem Aufsichtsrat der Deutschen Grammophon GmbH vor (1953–63) und war Mitglied in den Aufsichtsräten der Allianz-Versicherungs AG (1956–72) und der Deutschen Bank AG (1957–72). Seit 1961 war er Mitglied des Präsidiums des Bundesverbands der Deutschen Industrie.

    Parallel zu seiner unternehmerischen Tätigkeit engagierte sich S. zeitlebens als Mäzen. Sein besonderes Interesse galt der Botanik, der Musik und dem Theater; einen Großteil seines Privatvermögens stiftete er für die Förderung des künstlerischen und wissenschaftlichen Nachwuchses. Wesentliche Impulse gab er der nach seinem Vater benannten „Carl Friedrich von Siemens-Stiftung“, die 1958 als gemeinnützige Organisation zur Förderung der Wissenschaften in München gegründet wurde. 1972 gründete S. die „Ernst von Siemens-Stiftung“ in München, die zu den weltweit bedeutendsten Stiftungen für Musik gehört. Anläßlich seines 70. Geburtstags 1973 stiftete er den „Ernst von Siemens-Musikpreis“, der zu den höchstdotierten Preisen der Musikwelt zählt. 1983 initiierte er die „Ernst von Siemens-Kunststiftung“ zur Förderung der bildenden Kunst, zwei Jahre später das „Ernst von Siemens-Stipendium“ zur Postgraduierten-Förderung außergewöhnlicher Forschungsleistungen auf den Gebieten der Elektrotechnik, Biotechnik und Informationstechnik.

  • Auszeichnungen

    Mitgl. d. Aufsichtsrats d. Siemens AG (bis 1978, danach Mitgl. d. Ehrenpräsidiums);
    Ehrensenator (TH Karlsruhe 1950, TU München 1952;
    Univ. München 1967);
    Dr.-Ing. E. h. (TU München 1954);
    bayer. Verdienstorden (1959);
    Goldmedaille „München leuchtet“ (1963);
    Ehrenmitgl. d. Bayer. Ak. d. Schönen Künste (1967);
    Goldene Ehrenmünze d. Stadt München (1973);
    – Gründer d. Ges. d. Freunde d. Botan. Gartens München (1956).

  • Werke

    Forsch. u. Entwicklung in d. Siemens & Halske AG, Vortr. z. Feierstunde anläßl. d. Fertigstellung d. Laboratoriumsgebäudes f. Nachrr.technik, 1955;
    Die lohnpol. Situation, Referat gehalten in e. Veranstaltung d. Gemeinsamen Beirates d. Allianz-Vers. AG u. d. Allianz-Lebensvers.-AG, 1956;
    Reden auf d. Hauptverslgg. d. Siemens & Halske AG 1956–57, 1959, 1963 u. d. Siemens AG 1967–71;
    Jubilarsreden 1956–65, 1967–71;
    Vortrag vor d. Vorstandsmitgll. u. Gen.bevollmächtigten v. S & H, SSW u. SRW über d. Neugestaltung d. Organisation d. Hauses, 1966;
    Festrede aus Anlaß d. Eröffnung d. Werner-von-Siemens-Inst., 1966;
    Wir prägen alle d. Bild d. Unternehmens in d. Öffentlichkeit, in: Siemens-Mitt., Nr. 10, Okt. 1969, S. 7–14, z. T. Sonderdrr. in versch. Zss.

  • Literatur

    SZ v. 9. 4. 1963, 9. 4. 1968, 7. 4. 1978, 8. 4. 1983 u. 8./9. 4. 1988;
    Siemens-Mitt., Mai/Juni 1963;
    Münchner Merkur v. 10. 4. 1963 u. 7. 4. 1983;
    FAZ v. 9. 4. 1973;
    Elektrotechn. Zs. B 11, 1978, S. 404;
    Stammbaum d. Fam. S., 1985, S. 239 f.;
    Abendztg. v. 8. 4. 1988;
    W. Feldenkirchen u. E. Posner, Die Siemens-Unternehmer, 2004, S. 128–47 (P);
    N. Grunenberg, Die Wundertäter, Netzwerke d. dt. Wirtschaft 1942 bis 1966, 2006 (P);
    Klimesch (P);
    Munzinger;
    Qu
    Archiv d. Siemens AG, München (P).

  • Porträts

    P Ölgem. v. A. Oberniedermayr, 1977 (Archiv d. Siemens AG, München);
    Gedenktafel in dem nach S. benannten Alpinenhaus d. Botan. Gartens, München.

  • Autor/in

    Sabine Dittler
  • Zitierweise

    Dittler, Sabine, "Siemens, Ernst von" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 379-380 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117365858.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA