Lebensdaten
1906 – 1967
Geburtsort
Königshütte (Chorzów, Oberschlesien)
Sterbeort
Los Angeles (Kalifornien, USA)
Beruf/Funktion
Komponist ; Dirigent
Konfession
-
Namensvarianten
  • Wachsmann, Franz (bis etwa 1934)
  • Waxman, Franz
  • Wachsmann, Franz (bis etwa 1934)
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Zitierweise

Waxman, Franz, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz139207.html [24.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Otto Wachsmann (1870–1940, jüd.), aus Siemianowitz b. Kattowitz, Kaufm. in Groß Chelm (Kr. Pless) u. K., zuletzt in L. A., S d. Samuel, Gastwirt in d. Hugokolonie in Laurahütte (Oberschlesien), u. d. Caroline Neumann, in K.;
    M Rosalie (1866–1949, jüd.), zuletzt in L. A., T d. Markus Perl (1821–96), Handelsmann, Pferdehändler in Peiskretscham b. Gleiwitz (Oberschlesien), u. d. Johanna Leubuscher (1823–1907);
    7 ältere Geschw 5 B (1 B früh †) Paul (1895–1982), Kaufm. in Oppeln, zuletzt in Sydney (Australien), Fritz (1897–1945, Charlotte Wiener, 1905–1941), Elektriker in Oppeln, ab 1943 im KZ Buchenwald, verstorben in Hannover, Max (1898–1918 ⚔), Ernst (1904–66), zuletzt in Rio de Janeiro (Brasilien), 2 Schw (1 früh †) Elfriede (Frieda) (1896–1988, 1] 1918–21 Isidor Drucker, * 1891, Kaufm. in Bengel b. Wittlich, Südeifel, 2] 1924 Markus Karliner, 1895–1950, Kaufm. in Oppeln), zuletzt in Burbank b. L. A.;
    1) Hollywood, Los Angeles 1934 Alice Pauline (1905–57, 1] Alfred Apfel, 1882–1941), aus Berlin, emigrierte in d. USA, zuletzt in L. A., T d. Julius Schack(h)mann (1871–1905) u. d. Elisabeth Weiss (1879–1917), 2) Rom 1958 1965 Magdalene (Lella, Le[e]la, Lela Simone, Lala Sorell) (1907–91), aus Berlin, Pianistin, emigrierte 1933 in d. USA, zuletzt in San Diego, T d. Samuel Saenger (Junius) (1864–1944), aus Saagar, Dr. phil., Prof., Journ., Schriftst., Dipl. (s. L), u. d. Irmgard (Irma) Sèthe (1876–n. 1958), aus Brüssel, Violinistin, 1 S aus 1) John (* 1940), arbeitete W.s musikal. Nachlaß auf, übergab diesen d. Syracuse Univ. Library;
    Tante-m d. 2 Ehefrau Alice Adolphine Sèthe (1869–1944, Paul Dubois, 1859–1938, Bildhauer, Medailleur, Prof. f. Bildhauerei an d. Ak. v. Mons u. Brüssel, s. NDB 26*), Marie-Louise (Maria) Sèthe (1867–1943, Henry van de Velde, 1863–1957, Maler, Designer, Architekt, s. NDB 26), Pianistin, Designerin;
    Schwägerin Elisabeth (Lilli) G. Saenger-Sèthe (1898–1990, 1] Eugen[e] Spiro, 1874–1972, aus Breslau, Maler, Graphiker, emigrierte n. New York, 2] Joseph [José] Chapiro, 1893–1962, aus Kiew, Dr. phil., Schriftst., Kritiker, Journ., Übers., Dramaturg, korrespondierte mit Gerhart Hauptmann, emigrierte n. New York), aus Berlin, Pianistin.

  • Biographie

    W. besuchte die Schule in Königshütte und absolvierte auf Wunsch des Vaters zunächst eine Banklehre. Danach begann er eine Musikausbildung an der Dresdner Musikakademie und studierte anschließend am Berliner Konservatorium Komposition und Dirigieren. Parallel dazu trat er als Pianist und Arrangeur der von Stefan Weintraub (1897–1981) gegründeten Formation „Weintraub Syncopators“ in Erscheinung.

    Dabei kam W. erstmals in Kontakt mit dem Medium Film und erhielt 1930 das Angebot, Friedrich Holländers (1896–1976) Musik zu Josef v. Sternbergs (1894–1969) „Der blaue Engel“ zu instrumentieren und auch zu dirigieren. Die erste von W. komponierte Filmmusik entstand 1934 zu „Liliom“ (Regie: Fritz Lang), eine Produktion Erich Pommers (1889–1966), die aufgrund der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten in Paris verwirklicht wurde und dem als Juden verfolgten W. die Flucht aus Deutschland ermöglichte. Das phantastische Sujet der Molnárschen Vorlage bot ihm Gelegenheit, ein breites musikalisches Ausdrucksspektrum einzusetzen. Entsprechend zeichnet sich die „Liliom“-Musik durch opulente symphonische Passagen aus, jedoch auch durch die Verwendung des frühen elektronischen Instruments Ondes Martenot. Die hier erreichte Balance fand ihre Fortsetzung in „The Bride of Frankenstein“ (1935; Regie: James Whale).

    W. konnte mit dieser Musik nicht nur seine Karriere in den USA begründen, wohin er 1934 emigriert war, sondern legte zugleich eine der (neben Max Steiners Musik für „King Kong“, 1933) prägendsten Partituren der Gattung Horrorfilm vor.

    Sukzessive gelang es W., mehrjährige Verträge mit Universal, MGM und Warner Bros. abzuschließen. Auf diese Weise in das US-amerik. Studiosystem eingebunden, konnte W. mit einer Reihe bedeutender Regisseure Hollywoods zusammenarbeiten: Alfred Hitchcock („Rebecca“, 1940, „Suspicion“, 1941, „The Paradine Case”, 1947, u. „Rear Window”, 1954), Billy Wilder („Sunset Boulevard“, 1950, „The Spirit of St. Louis“, 1957) sowie George Stevens („A Place in the Sun”, 1951) und Fred Zinnemann („The Nun’s Story“, 1957). Den Schwerpunkt von W.s filmmusikalischer Produktion stellten allerdings Beiträge zum spezifischen Gattungskino dar, wobei seine Wandlungsfähigkeit bemerkenswert war. So reichte die Bandbreite der von ihm vertonten Filme von den Genres Horror, Kriegsfilm und Suspense über Historienfilm und Biopic bis hin zu biblischem Epos und Melodrama.

    Wie die zeitgleich tätigen Filmkomponisten Miklós Rózsa und Bernard Herrmann schrieb auch W. parallel zu seiner Arbeit in Hollywood Musik für den Konzertsaal. Hervorzuheben sind die Sinfonietta für Streicher und Pauken (1955) und ein unvollendet gebliebenes Cellokonzert. Den Höhepunkt seines Schaffens abseits des Filmes markiert das Oratorium „Joshua“ (1959, Libretto: James Forsyth), das W. dem Gedenken an seine verstorbene Frau widmete. 1966 folgte noch ein weiteres Werk oratorischen Charakters, „The Song of Terezin“, auf der Grundlage von Kindergedichten aus dem Ghetto Theresienstadt.

    Als Dirigent und Initiator des „Los Angeles International Music Festival“ setzte sich W. seit 1947 außerdem für zeitgenössische Musik ein und ermöglichte zahlreiche US-amerik. Erstaufführungen von Kompositionen der internationalen Moderne.

    Die Auseinandersetzung mit der neueren Konzertmusik spiegelt sich in W.s stilistischer Entwicklung wider. Waren die Filmpartituren der 1930er und 1940er Jahre noch weitgehend den Paradigmen der Spätromantik verpflichtet, sind die Werke der letzten zwei Jahrzehnte seiner Laufbahn deutlich vom Neoklassizismus der europ. und amerik. Nachkriegszeit beeinflußt. Kennzeichnend für die Arbeiten W.s ist ein ausgesprochenes Formbewußtsein, das sich in der Vorliebe für kontrapunktische Satzarten (Fuge, Passacaglia) äußert.

  • Auszeichnungen

    |Academy Awards f. d. Musik d. Filme „Sunset Boulevard“ (1951) u. „A Place in the Sun“ (1952);
    Golden Globe Award f. „Sunset Boulevard“ (1951);
    insgesamt 12 Nominierungen f. d. Academy Award, weitere f. d. Golden Globe Award u. d. Grammy Award;
    BVK;
    Honorary Degree of Doctor of Letters and Humanities d. Columbia College (1957);
    Ehrenmitgl. d. Internat. Gustav-Mahler-Ges.

  • Werke

    |Musik zu insgesamt etwa 170 Filmen, u. a. zu Dr. Jekyll and Mr. Hyde, 1941;
    Destination Tokyo, 1943;
    Objective, Burma!, 1945;
    Sorry, Wrong Number, 1948;
    Prince Valiant, 1954;
    The Silver Chalice, 1954;
    Demetrius and the Gladiators, 1954;
    The Virgin Queen, 1955;
    Sunrise at Campobello, 1960;
    Taras Bulba, 1962;
    Hemingway’s Adventures of a Young Man, 1962;
    The Story of Ruth, 1960;
    Sayonara, 1957;
    Peyton Place, 1957;
    – Metro-Goldwyn-Mayer-Fanfare, 1936;
    Nachlaß: Syracuse Univ. Library.

  • Literatur

    |H. Martin, R. Usaczyk, F. W. – „Die Musik ist in seiner Seele geboren“ sowie Gegenwart u. Zukunft d. Filmmusik, Gespräch mit W. v. A. Holde, aus Aufbau v. 10. Dez. 1943, in: Filmharmon. Bll., H. 8, 1988, S. 8–21;
    D. Neumeyer u. N. Platte, F. W.s Rebecca, A Film Score Guide, 2011;
    J. T. Thomas, Music for the Movies, 1997, S. 92–102;
    W. Darby u. J. Du Bois, American Film Music, Major Composers, Techniques, Trends, 1915–1990, 1990, S. 116–56;
    St. Schmidl, Blaupausen f. Hollywood, Zum 100. Geb.tag d. Filmkomponisten F. W., in: ray|Filmmagazin, Dez. 2006, S. 104–07;
    Kosch, Theater-Lex.;
    Metzler Kabarett-Lex.;
    MGG²;
    New Grove;
    Lex. emigrierte Filmschaffende;
    CineGraph;
    Concise Cinegraph;
    ANB;
    K. Weniger, Zwischen Bühne u. Baracke, Lex. d. verfolgten Theater-, Film- u. Musikkünstler 1933 bis 1945, 2008;
    zu Samuel Saenger: Dt. Gesandtschaftsberr. aus Prag, T. 1: Von d. Staatsgründung bis z. ersten Kab. Beneš 1918–1921, Berr. d. Gen.konsuls v. Gebsattel, d. Konsuls König u. d. Gesandten Prof. Saenger, Ausgew., eingel. u. kommentiert v. M. Alexander, ²2003;
    NDB 26*.

  • Autor/in

    Stefan Schmidl
  • Zitierweise

    Schmidl, Stefan, "Waxman, Franz" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 460-462 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz139207.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA