Lebensdaten
1869 – 1924
Geburtsort
Innsbruck
Sterbeort
Innsbruck
Beruf/Funktion
Indogermanist
Konfession
keine Angabe
Namensvarianten
  • Walde, Alois

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Zitierweise

Walde, Alois, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz138450.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus Innsbrucker Seifen- u. Kerzenfabrikantenfam.;
    V Ludwig (1830–1917), Kaufm.;
    M Anna Filz ( 1923), aus Pitten b. Wiener Neustadt;
    New York 1901 Mia Camphausen, aus Köln;
    3 S, 1 T.

  • Biographie

    Nach Schulbesuch und Abitur in Innsbruck studierte W. ab 1888 ebenda Indogermanistik (v. a. bei Friedrich Stolz, 1850–1915), Klassische Philologie und Germanistik; nach Studien in Leipzig 1893 / 94 v. a. bei dem Indogermanisten Karl Brugmann (1849–1919) und dem Slavisten August Leskien (1840–1916) erfolgte in Innsbruck aufgrund der Dissertation „Das litauische Futurum seinem Baue nach dargestellt“ (unveröff.) die Promotion zum Dr. phil. 1893–1907 war W. an der Universitätsbibliothek Innsbruck als Bibliothekar tätig. 1896 habilitierte er sich in Innsbruck für vergleichende indogerman. Sprachwissenschaft mit einer Arbeit („Die Verbindungen zweier Dentale und tönendes z im Indogermanischen“, in: Zs. f. Vergleichende Sprachforsch. 34, 1896, S. 461–536). Diese war durch ein Seminar Brugmanns angeregt, suchte das Lautsystem der rekonstruierten indogerman. Grundsprache als solches zu verstehen und vertrat u. a. auch die (sich allerdings nicht bewährende) These, daß die dieser Grundsprache gemeinhin zugeschriebenen stimmhaften aspirierten Verschlußlaute vielmehr stimmhafte Reibelaute gewesen seien. 1904 erhielt W. den Titel eines ao. Prof., 1907 erfolgte seine Ernennung zum etatmäßigen ao. Professor für indogerman. Sprachwissenschaft. 1909 folgte er einem Ruf nach Gießen als o. Professor des Sanskrit und der vergleichenden indogerman. Sprachwissenschaft. Nach dem krankheitsbedingten Rücktritt seines Lehrers Stolz kehrte W. 1912 als o. Professor nach Innsbruck zurück (1914 / 15 Dekan, 1916 / 17 Rektor). Im Frühjahr 1922 ging er nach Königsberg (Pr.), von wo er im Herbst desselben Jahres nach Breslau berufen wurde; Bestrebungen, W. nach Innsbruck zurückzuholen, scheiterten, und nach schwerer Krankheit starb er mit 54 Jahren.

    In seinen frühen Jahren trat W. durch Arbeiten zum Baltischen, Germanischen, zur indogerman. Lautlehre und zu Tiroler Ortsnamen hervor, aber bis heute ist sein Name hauptsächlich mit zwei großen etymologischen Wörterbüchern verbunden. Das als Zusammenfassung des damaligen Forschungsstands gedachte „Lateinische Etymologische Wörterbuch“ (1906, ²1910, 3 Bde., ³1938–56, bearb. v. Johann Baptist Hofmann) sollte den gesamten Erbwortschatz erfassen. Als erstes Werk dieser Art nach den durch die sog. Junggrammatiker ausgelösten Umwälzungen kodifizierte es umfassend die lautgeschichtlichen Erkenntnisse. Ausgehend von der Überzeugung, daß jedes Wort zum Zeitpunkt seiner Bildung durchsichtig war, berücksichtigte W. v. a. in der 2. Auflage auch die Wortbildung stärker und versuchte, die dem jeweiligen Wort zugrundeliegenden Anschauungen zu ermitteln, indem er die bedeutungstragenden Elemente (die Wurzel als den Begriffskern und die sie modifizierenden Wortbildungssuffixe) herauslöste. Das Werk galt zu seiner Zeit als das beste etymologische Wörterbuch einer indogerman. Sprache.

    Bei seiner Rückkehr nach Innsbruck 1912 faßte W. den Plan zu einem „Vergleichende(n) Wörterbuch der indogerman. Sprachen“, das auf gesicherter lautgeschichtlicher Grundlage das (auch methodisch) veraltete Werk von August Fick (1833–1916) ersetzen und dem großen „Grundriß der vergleichenden Grammatik der indogerman. Sprachen“ von Karl Brugmann und Berthold Delbrück (1842–1922) (5 Bde. in 7 T., 1893–1916) das Pendant zur Wortforschung hinzufügen sollte. Bis zu seinem Tod konnte W. das Material für das in seinem Aufbau dem „Lateinischen Etymologischen Wörterbuch“ vergleichbare Werk, das die Grundlage für alle weiteren Studien zur indogerman. Wortforschung werden sollte und auch die Bedeutungslehre gebührend berücksichtigte, weitestgehend zusammentragen. Den Torso hat Julius Pokorny (1887–1970) aus dem Nachlaß herausgegeben und bearbeitet (3 Bde., 1927–32). Als Materialsammlung ist das „Vergleichende Wörterbuch“ noch heute wertvoll, wenngleich in der Konzeption partiell überholt.

    In seiner ersten selbständig erschienenen Schrift, „Die german. Auslautgesetze“ (1900), untersuchte W. erstmals systematisch die Wirkungen des ererbten Akzentunterschieds von Stoß- und Schleifton auf den Wortauslaut im Urgermanischen und in den german. Einzelsprachen, bes. auch in chronologischer Hinsicht. In seiner Rektoratsschrift „Über älteste sprachliche Beziehungen zwischen Kelten und Italikern“ (1917) wandte W. sich der Erforschung der Verwandtschaftsverhältnisse der indogerman. Sprachen und der Frage von deren Ausbreitung in vorhistorischer Zeit zu. Dabei kam er aufgrund sprachgeographischer Argumentation zu einer Neuinterpretation der Gemeinsamkeiten von Italisch und Keltisch (die vorher zum Ansatz einer Zwischengrundsprache „Italokeltisch“ geführt hatten). W.s methodisch überzeugende, aber auf zu schmaler Basis fußende Untersuchung ergab, daß Latein und Gälisch (Irisch) einen einheitlichen Dialekt bildeten, der sich ebenso vom Sabellischen (Oskisch-Umbrischen) wie vom (Gallo-)Britannischen unterschied, daß die Vorfahren von Latinern und Gälen also wohl benachbarte Wohnsitze hatten und gemeinsame sprachliche Neuerungen ausbildeten. Aus diesen ursprünglich drei Dialektgruppen seien erst sekundär nach der Trennung von Latinern und Gälen sowie der Südwanderung der Latiner und Sabeller im Laufe der Zeit die Kelten und die Italiker jeweils zu einer Einheit geworden. Wichtig war W.s methodische Forderung, bei solchen Forschungen über sprachliche Verwandtschaftsverhältnisse neben gemeinsamen Archaismen und Neuerungen auch auf alte Unterschiede zwischen den Sprach(zweig)en zu achten.

  • Auszeichnungen

    |Mitgl. d. Österr. Ak. d. Wiss. (1917).

  • Werke

    Weitere W Über d. Grundsätze u. d. heutigen Stand d. nordtirol. Ortsnamenforsch., 1901;
    Die ital. Sprachen, in: W. Streitberg, Die Erforsch. d. indogerman. Sprachen, I: Griech., Ital., Vulgärlatein, Kelt., 1916, S. 127–230;
    O-farbige Reduktionsvokale im Indogerman., in: Stand u. Aufgaben d. Sprachwiss., FS f. Wilhelm Streitberg, 1924, S. 152–99.

  • Literatur

    |P. Kretschmer, in: Alm. d. Ak. d. Wiss. in Wien 76, 1926, S. 259–63;
    W. Porzig, A. W., Sein Lebensgang, v. ihm selbst dargest., in: Indogerman. Jb. 10, 1926, S. 421–28 (W-Verz.; P ebd. 11, 1927, Frontispiz);
    ders., in: Bursian-BJ 47, 1927, S. 44–53;
    Dokumente z. Gesch. d. indogerman. u. allg. Sprachwiss. sowie d. altind. Gesch. (Philol.) u. Altertumskde. an d. Univ. Innsbruck, Von d. Anfängen (1861) bis 1945, 1984, passim;
    Lex. grammaticorum.

  • Autor/in

    Rüdiger Schmitt
  • Zitierweise

    Schmitt, Rüdiger, "Walde, Alois" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 289-290 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz138450.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA