Lebensdaten
1876 – 1947
Geburtsort
Hamburg
Sterbeort
Hamburg
Beruf/Funktion
Theaterleiter ; Schauspieler ; Bibliothekar
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 117112461 | OGND | VIAF: 8157004
Namensvarianten
  • Ohnsorg, Richard

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Zitierweise

Ohnsorg, Richard, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117112461.html [20.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Herrmann Friedrich (1846–98), Architekt;
    M Bertha Juliane Elisabeth Mary Benthien (1853–1928);
    Hamburg 1901 Anna Marie Glöckner (1877–1951); kinderlos.

  • Biographie

    Nach dem Abitur 1896 studierte O. Neuphilologie in Marburg, Berlin und Rostock, wo er 1900 mit einer Dissertation über drei engl. Theaterstücke zum Dr. phil. promoviert wurde. Nach Hamburg zurückgekehrt, fand er eine Anstellung als Bibliothekar an den Öffentlichen Bücherhallen, die er bis zur Pensionierung behielt. Sein eigentliches Interesse galt aber dem Theater. Einen ersten erfolglosen Versuch als Bühnenschriftsteller unternahm O. mit Henry Schaper bereits 1902. Im selben Jahr gründete er in Hamburg die „Dramatische Gesellschaft“, einen Verein von Laienschauspielern, die auf gemieteten Bühnen ältere volkstümliche Stücke in hauptsächlich plattdeutscher Sprache aufführten (seit 1906 „Gesellschaft für dramatische Kunst“). Aus Anlaß einer Benefizveranstaltung für die mittellose Witwe des Hamburger Dichters Gorch Fock (1880–1916) erhielt der Verein 1916 den Namen „Niederdeutsche Bühne“: Freunde und Kollegen des Dichters hatten im Thalia Theater Hamburg unter der Spielleitung O.s dessen Stücke „Cili Cohrs“ und „Die Königin von Honolulu“ aufgeführt. Im September 1936 erhielt O. eine eigene, noch heute bestehende Bühne in den Großen Bleichen. Der ungewöhnlich kleine Theaterraum mit nur 12 Plätzen in der ersten Reihe für die Zuschauer zwang Regisseure und Schauspieler zu äußerster Konzentration. Seit April 1935 pensioniert, verbrachte O. hier seine letzten Lebensjahre und spielte die für seine gedrungene Gestalt passenden Rollen des Bürgermeisters, des Familienoberhauptes oder des biederen Handwerkers und Bauern. 1945 verlieh die Hamburger Kulturverwaltung zu Ehren O.s der Niederdeutschen Bühne Hamburg den Namen „Richard Ohnsorg-Theater“. Nicht zuletzt dank zahlreicher Fernsehaufführungen ist die Bühne unter dem vereinfachten Namen „Ohnsorg-Theater“ in ganz Deutschland bekannt geworden.

    O. ist es gelungen, Bestrebungen zur Pflege der niederdeutschen Sprache organisatorisch zusammenzufassen. Vorangegangen waren Initiativen von Fritz Stavenhagen (1876–1906), Gorch Fock und Hermann Boßdorf (1877–1921). Da in den Jahren vor dem

    1. Weltkrieg die Hamburger Laienspielergruppen über keine eigene Bühne verfügten und auch passende plattdeutsche Stücke fehlten, ermunterte O. die niederdeutschen Autoren mit Erfolg, geeignete Werke zu schreiben, die dann seit 1916 unter der ständigen Leitung O.s aufgeführt wurden (333 Stücke von ca. 120 Verfassern bis 1945). Durch die Konzentration auf das Plattdeutsche gelang es O. auch, das Mißtrauen der hauptberuflichen Schauspieler gegenüber der Konkurrenz der Laienspielgruppen überflüssig zu machen.

  • Werke

    John Lacy's „Dumb Lady“, Mrs. Susanna Centlivre's „Lovels Contrivance“ u. Henry Fielding's „Mock Doctor“ in ihrem Verhältnis zu einander u. zu ihrer gemeinschaftl. Quelle [d. i. Molières „Le Médecin malgré lui“], Diss. Rostock 1900;
    Rentier Brenzlich's Abenteuer – od. Spreeathen an de Waterkant, Hamburg. Lokalposse mit Gesang (mit H. Schaper, UA 1902);
    Fünfundsiebzig J. Hamburger Thalia Theater, Vergangenheit u. Gegenwart, FS z.|9. Nov. 1918 (mit zahlr. P v. Künstlern d. Thalia-Theaters), 1918;
    Maske u. Schminke, Hamburger Theater Anekdoten, 1946.

  • Literatur

    H. Quistorf u. G. H. J. Scholz, R. O. u. d. Niederdt. Bühne Hamburg, 1948;
    B. Meyer-Marwitz, 50 J. R.-O.-Theater, 1952 (P);
    ders., Niederdt. Theaterspiel, in: Hamburger Anz. v. 6./7.9.1952;
    B. Peyn, R.-O.-Theater, 1965;
    G. Siegmund, in: Programmh. 9, 1976 d. O.-Theaters;
    H. Kabel, R. O. – Liebe zum Platt, in: Hamburger Abendbl. v. 6./7.11.1976;
    Das Ohnsorg-Theater, hg. v. J. Köhlert, 1990 (P);
    Kosch, Theater-Lex.Materialien: StA Hamburg, Kassetten A 531/407e A 531/601, Z 532/156;
    Staats- u. Univ.bibl. Hamburg, Hamburgensien-Slg.

  • Porträts

    in: Programmh. 3, 1952 d. O.-Theaters;
    Büste im Vestibül d. O.-Theaters;
    Gedenkstein auf d. Friedhof Hamburg-Ohlsdorf.

  • Autor/in

    Walter Braeuer
  • Zitierweise

    Braeuer, Walter, "Ohnsorg, Richard" in: Neue Deutsche Biographie 19 (1999), S. 495-496 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117112461.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA