Schoetensack, Otto
- Lebensdaten
- 1850 – 1912
- Geburtsort
- Stendal (Altmark)
- Sterbeort
- Ospedaletti bei San Remo (Italien)
- Beruf/Funktion
- Chemiker ; Anthropologe ; Anatom
- Konfession
- evangelisch
- Normdaten
- GND: 116889977 | OGND | VIAF: 79389524
- Namensvarianten
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- Schoetensack, Otto Karl Friedrich
- Schoetensack, Otto
- Schoetensack, Otto Karl Friedrich
- Schötensack, Otto
- Schoetensack, Otto Carl Friedrich
- mehr
Biografische Lexika/Biogramme
Literatur(nachweise)
- Katalog des Bibliotheksverbundes Bayern (BVB)
- Deutsche Digitale Bibliothek
- Normdateneintrag des Südwestdeutschen Bibliotheksverbundes (SWB)
- * Landeskunde Entdecken Online - Baden-Württemberg (LEO-BW) [2015-]
- Österreichischer Bibliothekenverbund (OBV)
- Gemeinsamer Verbundkatalog (GBV)
- * Literaturnachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
- * Werknachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
- * Jahresberichte für deutsche Geschichte - Online
Objekt/Werk(nachweise)
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Genealogie
Aus thür. Fam.;
V →Heinrich August (1812–91), Dr., Gymn.prof. in St.;
M Julie Würger; 4 ältere B u. a. →August (um 1843–1902), studierte Wasserwirtsch.|in Berlin, preuß. Baurat, arbeitet an d. Weichselregulierung mit (s. BJ VII, Tl.), →Hermann (* 1845), Teilh. d. Fa. Saame & Co. in Göttingen, später selbst., Georg, Inh. e. Geschäfts in London;
– ⚭ 1878 Marie Schneider (1856-n. 1912), T e. Arztes in Ludwigshafen;
2 S Otto, RA in H., August (1880–1957, ⚭ Luise, * 1878, T d. →Oskar v. Bülow, 1837–1907, o. Prof. f. Röm. Recht u. Zivilprozeßrecht in Tübingen u. Leipzig, 1892 em., lebte danach in H., GHR, s. NDB II), Prof. f. Straf- u. Prozeßrecht 1906 in Würzburg, 1913 in Basel, 1922 in Tübingen u. 1935 erneut in Würzburg (s. Kürschner, Gel.-Kal. 1926-61; Wi. 1928-55). -
Biographie
S. besuchte bis 1867 das Gymnasium in Stendal, absolvierte 1868-70 eine Drogerielehre und war anschließend kaufmännischer Angestellter in Hamburg. 1873 wurde S. mit Ludwig Toepke und dem Chemiker Dr. Panajota Hofmann, einem Neffen des Teerfarbenchemikers August Wilhelm v. Hofmann,Teilhaber der Fa. „Saame & Co.“ in Göttingen, welche nach einem neuen Verfahren Chloralhydrat herstellte. 1877 gründete S. die Fa. „Hofmann & Schoetensack oHG“, aus der im selben Jahr die „Chemische Fabrik vormals Hofmann u. Schoetensack AG“ mit Hauptsitz in Mannheim und dem Werk in Ludwigshafen hervorging. Aus gesundheitlichen Gründen verkaufte S. sein Werk, zog 1883 als Privatier mit seiner Familie nach Freiburg (Br.) und widmete sich fortan dem Studium der Geologie, Mineralogie, Anatomie, Paläontologie, Ethnologie und Anthropologie an den Universitäten Straßburg und besonders Freiburg, wo er 1885 mit einer Arbeit über „Die Nephritoide des Mineralogischen und Ethnolographisch-Praehistorischen Museums der Universität Freiburg“ zum Dr. phil. promoviert wurde. 1886 übertrug ihm die Univ. Freiburg die Leitung dieses Museums. Zwei Jahre später übersiedelte S. nach Heidelberg und bearbeitete, zunächst als Privatgelehrter, in einer Reihe von Publikationen neolithische und paläolithische Funde vorwiegend Deutschlands. Angeregt durch den ihm befreundeten Anthropologen →Hermann Klaatsch (1863–1916) beschäftigte S. sich insbesondere mit der Frage nach der Urheimat des Menschen. 1904 habilitierte sich S. an der Naturwiss.-Math. Fakultät in Heidelberg für Urgeschichte des Menschen mit einer Arbeit über die Säugetierfauna des Neolithikums, die im wesentlichen auf den Ergebnissen seiner Forschungen in der Umgebung von Heidelberg basierte. Nach einer fast zwei Jahrzehnte anhaltenden sorgfältigen Überwachung der fossilführenden Sandgrube „Grafenrain“ bei dem Dorf Mauer nahe Heidelberg wurde im Okt. 1907 durch Arbeiter der Unterkiefer des mit ca. 600 000 Jahren ältesten bekannten Hominiden in Mitteleuropa entdeckt, von dem Grubenpächter Josef Rösch an S. und von diesem 1909 dem Stratigraphisch-Paläontologischen Institut (seit 1911; Geol.-Paläontol. Inst.) der Univ. Heidelberg übergeben (hsl. Übergabeprotokoll v. 11.1.1909). In seiner bis heute maßgeblichen Monographie „Der Unterkiefer des Homo heidelbergensis aus den Sanden von Mauer/Elsenz bei Heidelberg, Ein Beitrag zur Paläontologie des Menschen“ (1908, Nachdr. 2006, auch im Internet, Niedersächs. Staats- u. Univ.bibl. Göttingen, 2006), die als „Markstein der Palaeoanthropologie“ (K. D. Adam) gilt, beschrieb S. diesen Fund und ordnete ihn als Typus-Exemplar einer eigenständigen Spezies zu, welche er als „Homo heidelbergensis“ benannte. Bestimmte anatomische Merkmale unterscheiden den Homo heidelbergensis vom Homo erectus, dem Homo neandertalensis und dem Homo sapiens. In späteren Jahren gelangen durch Funde an anderen Orte weitere Aufschlüsse, die S.s Befunde bestätigten.
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Auszeichnungen
Titularprof. (1909);
korr. Mitgl. d. Anthropol. Gesellschaften v. Brüssel (1909), Florenz (1909), Moskau u. Paris;
Ehrenmitgl. d. Soc. odontologique de France. -
Werke
Weitere W Die megalith. Gräber (Steingrabkammern) Dtld.s in: Zs. f. Ethnol. 25, 1893, S. 105 ff. (mit E. Krause);
Diluviale Funde v. Taubach b. Weimar, eine erste Mitt. über e. in d. dortigen Kalktuff aufgefundenen Milchzahn, ebd. 27, 1895. S. 92 ff. u. 338 ff.;
Unterss. d. Tierreste aus d. Gräberfeld d. jüngeren Steinzeit b. Worms, in: Verhh. d. Berliner Anthropol. Ges. 29, 1897, S. 470 ff.;
Die neolith. Niederlassung b. Heidelberg, ebd. 31, 1899, S. 566 ff.;
Über d. paläolith. Funde in d. Gegend v. Heidelberg, in: Burr. d. Oberrhein, geol. Ver. 35, 1902;
Der durchlochte Zierstab (Fibula) aus Edelhirschgeweih v. Klein Machnow, in: Globus 84, 1903, S. 107 ff.;
Die Australier in ihrer Beziehung z. Urgesch. des Menschen, in: Verhh. d. naturwiss.-med. Ver. Heidelberg NF 7, 1902-1904, S. 105-38;
Btrr. z. Kenntnis d. neolith. Funde mit bes. Berücksichtigung d. Funde am Mittelrhein, ebd. NF 8, 1904, H. 1.;
– W-Verz.;
J. Filip, Encyclopäd. Hdb. z. Ur- u. Frühgesch. Europas, II, 1969;
– Internet:
Homo heidelbergensis (s. L). -
Literatur
E. Fischer, in: Korr.-Bl. d. Dt. Ges. f. Anthropol., Ethnol. u. Urgesch. 44, 1913, S. 23 f.;
R. Kraatz u. H. Querner, Die Entdeckung d. Homo Heidelbergensis durch O. S. vor 60 Jahren, in: Ruperto-Carola 42, 1967, S. 178-83;
K. D. Adam, Ein Blick zurück – Bilder aus d. Forsch.gesch., in: Homo heidelbergensis v. Mauer, hg. v. G. A. Wagner u. K. W. Beinhauer, 1997, S. 31-61 (P);
W. Schoetensack u. J. Schoetensack, Das Leben v. Prof. Dr. O. S., ebd., S. 62-69 (W, L);
BJ 18, Tl.: Der Gr. Brockhaus. 1936;
Drüll, Heidelberger Gel.lex. I;
– Internet:
K. D. Adam, Der Erstbeschreiber O. S., in: Homo heidelbergensis v. Mauer, e. V., o. Dat. (P);
J. M. O. Schoetensack, in: Homo heidelbergensis, 2004 (W, L, P). -
Autor/in
Gerfried Ziegelmayer -
Zitierweise
Ziegelmayer, Gerfried, "Schoetensack, Otto" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 436-437 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116889977.html#ndbcontent