Schmiedeberg, Oswald
- Lebensdaten
- 1838 – 1921
- Geburtsort
- Laidsen (Kurland)
- Sterbeort
- Baden-Baden
- Beruf/Funktion
- Pharmakologe ; Arzt ; Chemiker
- Konfession
- lutherisch
- Normdaten
- GND: 116794720 | OGND | VIAF: 59844880
- Namensvarianten
-
- Schmiedeberg, Johann Ernst Oswald
- Schmiedeberg, Oswald
- Schmiedeberg, Johann Ernst Oswald
- Schmiedeberg, O.
- mehr
Biografische Lexika/Biogramme
- * BBLD - Baltisches biografisches Lexikon digital [2012-]
- * Neue Deutsche Biographie (NDB) [2007] Autor/in: Bäumer, Beatrix (2007)
- * Wissenschaftsbeziehungen im 19. Jahrhundert zwischen Deutschland und Russland auf den Gebieten Chemie, Pharmazie und Medizin [2007-]
- Essays and Resources on the Experimentalization of Life [1993-2007]
- J. Pagel (Hg.): Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. 1901 (zeno.org) [1901]
Quellen(nachweise)
- * Kalliope-Verbund
- Archivportal-D
- Historische Mitglieder der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW) [2005-]
- Personendaten-Repositorium der BBAW [2007-2014]
- * Wissenschaftsbeziehungen im 19. Jahrhundert zwischen Deutschland und Russland auf den Gebieten Chemie, Pharmazie und Medizin [2007-]
Literatur(nachweise)
- Katalog des Bibliotheksverbundes Bayern (BVB)
- Deutsche Digitale Bibliothek
- Normdateneintrag des Südwestdeutschen Bibliotheksverbundes (SWB)
- Österreichischer Bibliothekenverbund (OBV)
- Gemeinsamer Verbundkatalog (GBV)
- Isis Bibliography of the History of Science [1975-]
- * Literaturnachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
- * Werknachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
- Personen der wissenschaftsgeschichtlichen Sammlung des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte
Objekt/Werk(nachweise)
Verknüpfungen
Von der Person ausgehende Verknüpfungen
Personen in der NDB Genealogie
Verknüpfungen auf die Person andernorts
Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.
Orte
Symbole auf der Karte
Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.
-
Genealogie
V →Wilhelm Ludwig (* 1809), Amtmann in L., später Oberförster in Paggar (Estland), S d. Johann Ernst, Fuhrmann in Libau, u. d. Gertruda Borchert;
M Lucie, Kammerjungfer, T d. Johann Bern(h)ardt, Uhrmacher in Lausanne;
B →Johann Julius Rudolph (* 1840), Forstmeister in Estland; – ledig. -
Biographie
In Dorpat besuchte S. 1852-54 die Kreisschule und 1855-59 das Gymnasium. Seit 1860 studierte er hier Medizin und wurde 1866 bei →Rudolf Buchheim (1820–79) mit der Arbeit „Über die quantitative Bestimmung des Chloroforms im Blute und sein Verhalten gegen dasselbe“ zum Dr. med. promoviert. 1866-68 Assistent am Pharmakologischen Institut und 1867 zum Privatdozent ernannt, wurde er 1869 – als Nachfolger Buchheims – ao. und 1871 o. Professor der Pharmakologie, Diätetik und Geschichte der Medizin sowie Direktor des pharmakologischen Instituts. 1869 ging er für ein Jahr zu →Karl Ludwig (1816–95) nach Leipzig, um seine Kenntnisse in der experimentell-physiologischen Methodik zu vertiefen. 1872 folgte er einem Ruf an die neu gegründete dt. Reichsuniv. Straßburg als Ordinarius der Pharmakologie und Direktor des Pharmakologischen Instituts. 1876-83 gehörte S. der einzigen dt. „Commission zur Prüfung von Geheimmitteln“ an, die seit der Zeit der franz. Medizinschule in Straßburg existierte. Ferner beschäftigte er sich mit Fragen der medizinischen Gesetzgebung und war beratendes Mitglied im Reichsgesundheitsamt.
Ausgehend von der Vorstellung des Körpers als „chemischem Laboratorium“ untersuchte S. die Vorgänge im tierischen Organismus. Seine Untersuchungen zur Bildung von Hippursäure in den Nieren zeigen die engen Verbindungen zur physiologischen Chemie und der Chemie der Stoffwechselvorgänge. In seinen Forschungen über Schlaf- und Betäubungsmittel wie Chloroform, Paraldehyd und Urethan beschäftigte er sich immer wieder mit der Frage nach dem Zusammenhang zwischen der Wirkung eines Arzneimittels und seinem chemischen Aufbau. Mit seinen Arbeiten zum Digitalin leistete S. einen wesentlichen Beitrag zum Verständnis der Digitalischemie und der Anwendung von Glykosiden in der Herzmedizin. Wie auch schon bei seinen früheren Forschungen zum Theophyllin arbeitete er mit der Firma Boehringer in Mannheim zusammen, mit der er in den 1890er Jahren ein neues Medikament gegen Blutarmut, das „Ferratin“, entwickelt hatte.
1873 gründete S. gemeinsam mit dem Leiter der Straßburger Inneren Klinik, →Bernhard Naunyn (1839–1925), und dem Würzburger Pathologen →Edwin Klebs (1834–1913) das „Archiv für experimentelle Pathologie und Pharmakologie“, welches heute seinen Namen trägt (Naunyn-Schmiedeberg's Archives of Pharmacology). Es war das erste größere pharmakologische Fachorgan und wurde zum Symbol der Verbindung von physiologischer Chemie, Pathologie und Klinik in der wissenschaftlichen Erforschung der Wirkung von Arzneimitteln. Ungeachtet seines interdisziplinären Ansatzes verfolgte S. das Ziel einer Verselbständigung der Pharmakologie zu einer von der Klinik und der praktischen Medizin unabhängigen Wissenschaft. 1883 veröffentlichte er einen „Grundriß der Arzneimittellehre“, der seit 1902 (4. Aufl.) unter dem Titel „Grundriß der Pharmakologie in Bezug auf Arzneimittellehre und Toxikologie“ in weiteren Auflagen und in zahlreichen Übersetzungen erschien (⁸1921, niederl. 1885, engl. 1887). Zu S.s Schülern bzw. Mitarbeitern zählten u. a. →Erich Harnack (1852–1915), →John J. Abel (1857–1938), →Hans Horst Meyer (1853–1939), →Heinrich Dreser (1860–1924) und →Edwin Stanton Faust (1870–1928).
-
Auszeichnungen
LL. D. (Edinburgh 1884);
Dr. h. c. (Bologna 1888);
korr. Mitgl. d. Ak. d. Medizin, Paris, d. Acc.|dei Lincei, Rom, u. d. Preuß. Ak. d. Wiss., Berlin (1910);
Ehrenmitgl. d. Kgl. Ak. d. Med., Brüssel;
14 Nominierungen f. d. Med.-Nobelpreis;
O. S.-Plakette d. Dt. Ges. f. Pharmakol. u. Toxikol. -
Werke
Weitere W Über d. Muscarin, 1869;
Über d. Pharmaka in d. Ilias u. Odyssee, 1918;
Über Oxydationen u. Synthesen im Thierkörper, in: Archiv f. Experimentelle Pathol. u. Pharmazie 14, 1881, S. 288-312;
Über d. Digitaliswirkung am Herzmuskel d. Frosches (Festgabe Carl Ludwig), 1875. -
Literatur
Archiv f. Experimentelle Pathol. u. Pharmakol., Suppl. 1908 (W-Verz. 1867-1907, P);
H. H. Meyer, ebd. 92, 1922, S. I-XVII (W-Verz. 1908–21);
J. Koch-Weser u. P. J. Schechter, S. in Strasbourg 1872-1918, The Making of Modern Pharmacology, in: Life Sciences 22, 1978, S. 1361-72;
B. Bäumer, L'interdisciplinarité en chimie physiologique et en pharmacologie avec Felix Hoppe-Seyler et O. S., in: E. Crawford u. J. Olff-Nathan (Hg.), La science sous influence, L'université de Strasbourg enjeu des conflits franco-allemands, 1872-1945, 2005, S. 107-15;
Ostdt. Gedenktage 1988, 135-37 (L, P);
Dt.balt. Biogr. Lex.;
BLÄ;
Pogg. III, IV, VI, VII a Suppl.;
NDBA; | -
Quellen
Qu Hist. StA Lettlands; Kirchenbuch d. St. Trinitatisgde. zu Libau; Kirchenbuch Talsen, 1836-60.
-
Autor/in
Beatrix Bäumer -
Zitierweise
Bäumer, Beatrix, "Schmiedeberg, Oswald" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 227-228 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116794720.html#ndbcontent