Lebensdaten
1790 – 1858
Geburtsort
Leipzig
Sterbeort
Rüdigsdorf (Kreis Borna)
Beruf/Funktion
Landwirt ; Nationalökonom
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 116750316 | OGND | VIAF: 25361908
Namensvarianten
  • Crusius, Heinrich Wilhelm Leberecht
  • Crusius, Wilhelm
  • Crusius, Heinrich Wilhelm Leberecht
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Zitierweise

Crusius, Wilhelm, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116750316.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Siegfr. Leberecht (1738–1824), Buchhändler u. Verleger in Leipzig, S des Gottlieb s. Genealogie (1);
    M Dorothea Charl. Ploss (1760–1836), Apothekers-T aus Kirchheim u. T.;
    Ov Gottlieb s. (1);
    1) Leipzig 1814 Juliane Charl. (1789–1816), T des Rittergutsbesitzers Hillig, 2) Lübeck 1820 Anna Elise ( 1871), T des Organisten Joh. Gg. Witthauer (1750–1802) in Lübeck, komp. Klaviersonaten u. Lieder;
    2 S, 3 T.

  • Biographie

    C. studierte in Leipzig die Rechte und promovierte dort. 1813 übernahm er von seinem Vater das Rittergut Rüdigsdorf und wurde nach dessen Tod dazu mit dem Rittergut Sahlis belehnt. Als Abgeordneter der Ritterschaft des Leipziger Kreises war er ein tätiges Mitglied der ständischen Selbstverwaltung (bis 1848 Mitglied der Ersten Kammer Sachsens). Er war Gründer der Leipziger Hagelassekuranz (1824) und Mitbegründer der Leipzig-Dresdner Eisenbahn (1835). Seine Hauptaufgabe sah er im Aufbau des jungen landwirtschaftlichen Vereinswesens, in welchem er in Leipzig, auf der Kreisebene und im Königreich Sachsen sein Leben lang führend tätig war. Schon 1846 hatte er in Sahlis eine private landwirtschaftliche Versuchsstation eingerichtet, aus der sich 1850 die erste landwirtschaftliche Versuchsstation Deutschlands auf dem Pachtgut der Ökonomischen Sozietät in Möckern entwickelte (1850), deren Kuratorium C. bis zu seinem Tode vorstand. Er nahm an der Schaffung der ersten gesamtdeutschen Vertretung der Landwirtschaft, der „Wanderversammlungen deutscher Land- und Forstwirte“, - zum ersten Male in Dresden 1837 - führenden Anteil und präsidierte der 7. Wanderversammlung in Altenburg 1843. Er gab die Anregung für die Errichtung des ersten Denkmals für Albrecht Thaer in Leipzig (1843). Als Landwirt führte er auf seinen Gütern die Fruchtwechselwirtschaft im Sinne Thaers und verschiedene Neuerungen ein (Rapsbau, veredelte Schweinerassen, eine der ersten „Zuckersiedereien“). Als Gutsbesitzer trat er die erbliche Ober- und Erbgerichtsbarkeit 1834 freiwillig an den Staat ab, womit die Zwangsdienste, Lehngelder und Erbzinsen auf seinen Antrag abgelöst wurden. In seinem Auftrag malte Moritz von Schwind seinen Gartensaal|in Rüdigsdorf mit dem Zyklus „Amor und Psyche“ aus.

  • Werke

    Beschreibung d. Rittergüter Sahlis u. Rüdigsdorf, 1843: Hrsg. v.: Agriculturchem. u. Fütterungsversuche d. Versuchsstation zu Möckern, 8 Hh., 1853-57.

  • Literatur

    ADB IV;
    Ber. üb. d. 7. Versammlung teutscher Land- u. Forstwirthe zu Altenburg, 1843;
    Schöne, in: Sächs. Lb. I, 1930, S. 25-32 (P);
    v. Böhme- Skassa, Die Entstehung d. dt. agrikulturchem. Versuchsstationen, in: Kali-Briefe, Folge 18, 1953.

  • Porträts

    Ölgem. v. Hennig im Besitz d. Leipziger Hagelversicherung, derzeit Hannover.

  • Autor/in

    Heinz Haushofer
  • Zitierweise

    Haushofer, Heinz, "Crusius, Wilhelm" in: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 431-432 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116750316.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Crusius: Wilhelm C., Besitzer der Rittergüter Sahlis und Rüdisdorf im Königreich Sachsen, geb. 19. Juni 1790 in Leipzig, daselbst 26. Aug. 1858. Sein Vater, der Buchhändler Siegfried Leberecht C., ließ ihm die Vorbildung bis zur Universität im Hause geben; seine juristische Ausbildung, welche er mit der Erwerbung der Doctorwürde beschloß, erlangte er in Leipzig. Im J. 1813 überließ ihm sein Vater das Rittergut Rüdigsdorf; nach dessen Tode im J. 1826 wurde er auch mit dem Rittergute Sahlis belehnt. Von dem König Anton von Sachsen zum ritterschaftlichen Abgeordneten des Leipziger Kreises berufen, betheiligte er sich lebhaft an der Begründung der neuen Verfassung und blieb bis zum J. 1848 Mitglied der ersten Kammer. C. war Mitbegründer der Leipziger Hagelassecuranz im J. 1826 und vieler anderer wohlthätiger Institute, sowie der Leipzig-Dresdener Eisenbahn, in deren Interesse er im J. 1835 England und Belgien bereiste. Allen diesen Anstalten widmete er viele Jahre die größte Theilnahme. Seinen hauptsächlichsten Beruf fand er aber, sowol im öffentlichen wie im Privatleben, in dem Bestreben der Beförderung der Landwirtschaft. Als Mitglied der ersten Kammer war er bemüht, die Nothwendigkeit der kräftigen Unterstützung der Landwirtschaft aus Staatsmitteln darzulegen; er wirkte ferner für Centralisation des landwirtschaftlichen Vereinswesens und war bei der Ausführung überall auf das lebhafteste betheiligt. Er führte während 27 Jahren den Vorsitz in der Leipziger ökonomischen Societät, war Vorstand des landwirthschaftlichen Bezirksvereins der Amtshauptmannschaft Borna und des Directoriums des landwirthschaftlichen Hauptvereins für das Königreich Sachsen und als letzterer im J. 1848 durch die veränderte Organisation aufgelöst wurde, berief ihn das Ministerium des Innern zum Vorsitzenden des Leipziger landwirthschaftlichen Kreisvereins und des Landesculturrathes. Letztere Function legte er aus Rücksicht auf seine Gesundheit später nieder, erstere bekleidete er dagegen bis zu seinem Tode. C. war unermüdlich in diesen seinen Aemtern und wie er in allem die Bedürfnisse der Zeit richtig ergriff, so bot er auch bereitwillig die Hand, auf dem im allgemeinen Interesse erpachteten Gute der Leipziger ökonomischen Societät zu Möckern die erste landwirtschaftliche Versuchsstation in Deutschland im J. 1831 zu begründen. Er erwarb, um die Zwecke dieser Anstalt vollständig zu erreichen, ein Haus mit einer Anzahl von Grundstücken und brachte dieser Anstalt bis an sein Lebensende die ansehnlichsten pecuniären Opfer. Auch hier wurde ihm der Vorsitz im Curatorium bis zu seinem Tode und noch auf seinem Krankenlager beschäftigte ihn das Interesse für die Sache auf das angelegentlichste. C. war ferner der erste, welcher durch Versuche die große Wichtigkeit der Fettfütterung der landwirthschaftlichen Huftiere nachwies. Wie an der sächsischen, so beteiligte er sich auch an den Bestrebungen der gesammten deutschen Landwirtschaft auf das lebhafteste. Er war eifriger Theilnehmer an der Versammlung deutscher Land- und Forstwirte, zweiter Vorstand der Versammlung deutscher Land- und Forstwirthe in Altenburg und ihm ist die Gründung des Thaerdenkmals in Leipzig zu verdanken. Als Bewirthschafter seiner Güter war er stets bestrebt, den Bedürfnissen der Zeit gerecht zu werden. Schon frühzeitig führte er die Fruchtwechselwirthschaft ein; ferner war er der erste, welcher den Raps in seiner Gegend zur Anerkennung brachte und ihn drillte; er führte wiederholt edle Rindviehstämme aus der Schweiz, dem Allgäu und Vorarlberg ein, verpflanzte die edlen englischen Schweineracen nach Sachsen und scheute hierbei kein Opfer. Auch zweckmäßige Maschinen und Geräthe führte er in großer Zahl bei sich ein und dadurch wurden seine Güter weithin bekannt und es verbreiteten sich von ihnen aus viele Verbesserungen überall hin (Leipziger Zeitung 1858). Auch als Schriftsteller trat C. auf. Außer vielen Aufsätzen in landwirtschaftlichen Zeitschriften gab er bei Gelegenheit der Versammlung deutscher Land- und Forstwirte in Altenburg eine „Beschreibung der Rittergüter Sahlis und Rüdigsdorf“ heraus; und beförderte die „Agriculturchemischen und Fütterungsversuche der Versuchsstation zu Möckern“, 8 Hefte, 1853—57, zum Druck.

  • Autor/in

    Löbe.
  • Zitierweise

    Löbe, William, "Crusius, Wilhelm" in: Allgemeine Deutsche Biographie 4 (1876), S. 635-636 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116750316.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA