Lebensdaten
1761 – 1833
Geburtsort
Augsburg
Sterbeort
Dublin (Irland)
Beruf/Funktion
Schauspieler ; Theaterdichter ; Mineraloge ; Grönland-Forscher
Konfession
lutherisch?
Normdaten
GND: 116620153 | OGND | VIAF: 25358474
Namensvarianten
  • Metzler, Johann Georg (eigentlich)
  • Giesecke, Karl Ludwig von
  • Giesecke, Karl Ludwig
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Giesecke, Karl Ludwig, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116620153.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joh. Gg. Metzler ( 1805), Schneider, S d. Gg. Melchior in Edelfingen;
    M Sybilla Magdalena (1735–94), T d. Joh. Gg. Götz u. d. Sybille Magdalena Hinninger; ledig.

  • Biographie

    G. besuchte – noch unter dem Namen Metzler – das Gymnasium in Augsburg, studierte 1781-83 zuerst Theologie, dann Mineralogie (bei Blumenbach) und die Rechte in Göttingen. 1783 schloß er sich der Abtschen Schauspieltruppe in Bremen an, spielte – nun unter dem Namen Giesecke – in Mainz, Frankfurt/Main, Regensburg, 1786 in Augsburg, bis 1787 in Salzburg – wo er ein Theaterjournal herausgab –, 1788 in Linz/Donau, dann in Graz und ging 1789-1800 zu Schickaneder nach Wien. Dort mehr als Theaterdichter beschäftigt, verlegte sich G. auf Travestien und Ritterstücke. Er übersetzte und bearbeitete auch zahlreiche Libretti, darunter Mozarts „Figaros Hochzeit“ (1793) und „Schule der Liebe“ (Cosi fan tutte) (1794). Seine (Mit-)Verfasserschaft des Textbuches der Zauberflöte (1791) wurde viel diskutiert, aber nicht erwiesen.

    Seiner eigentlichen Neigung folgend und auch, um sich einen Nebenverdienst zu schaffen, beschäftigte sich G. eifrig mit Mineralien. Vermutlich als Hilfssekretär Metternichs lernte er die Länder der österreichisch-ungarischen Monarchie kennen. 1800 erhielt er eine Konzession als Mineralienhändler, bereiste Deutschland, Dänemark, Norwegen und Schweden, ordnete Mineraliensammlungen, besuchte die Mineralogen Karsten, Werner, Klaproth und andere, wurde preußischer Bergrat und eröffnete in Kopenhagen eine Mineralogenschule. 1806-13 prospektierte G. in Grönland und sammelte unter anderem Mineralien. In Anerkennung seiner Verdienste wurde er 1814 Ritter des Danebrogordens (1818 Kommandeur). Seine Sammlung gelangte als Beutegut nach Schottland. Nach dieser suchend, kam G. nach Dublin. Hier wurde er Professor der Mineralogie (1813), betreute eine Mineraliensammlung, hielt unter anderem Vorlesungen über grönländische Naturgeschichte und wurde eine hochangesehene Persönlichkeit, unter anderem korrespondierte Goethe mit ihm. G. verschenkte viele seiner Mineralien an die Museen Europas. 1817-19 reiste er nach Kopenhagen, Augsburg und Wien. Über Italien zurückgekehrt, setzte er seine Vorlesungen fort und führte in Irland mineralogische Exkursionen aus. Vermutlich erwarb er den Dr.-Titel. – G. ist der erste deutsche wissenschaftliche Grönlandforscher, und seine mineralogischen Schriften erfreuten sich in England hohen Ansehens. Über die Naturgeschichte von Grönland erfahren wir durch den „Bericht einer mineralogischen Reise in Grönland in Form eines Tagebuchs gehalten“ (1806-13, 2. Auflage herausgegeben von K. J. V. Steenstrup, Kopenhagen 1910, Porträt). Ein zusammengefaßtes Manuskript, der Königlich grönländischen und färöischen Handelskommission 1806 zugesandt, ist verschollen.|

  • Auszeichnungen

    Mitgl. in- u. ausländ. Gesellschaften, Vizepräs. d. Royal Irish Academy;
    Allan benannte nach ihm ein Mineral als „Gieseckite“;
    Gedenktafel in der St. Georgskirche in Dublin.

  • Werke

    Weitere W u. a. Schauspiele: Die 12 schlafenden Jungfrauen, 1788;
    Es gibt noch treue Weiber, 1790;
    Lutz v. Unterstein, 1792;
    - Opern: Oberon, König d. Elfen, 1789;
    Die Pfaueninsel, 1799;
    - Burlesken: Der travestierte Hamlet, 1794;
    Agnes Bernauerin, 1797 (beide in: Wiedener Theater, 1. Bd., 1798);
    Der travestierte Aeneas, 1799. - Mineralogisches: Kat. e. vollst, süstemat. Mineralien-Slg. nach Karstens Grundsätzen geordnet u. beschrieben, 1801 (Ms., Dublin, Nat. Library of Ireland);
    On Cryolite, in: Edinburgh Philosophical Journ. 6, Edinburgh 1822, S. 141-44;
    On the Mineralogy of Disko-Island, in: Transactions of the Edinburgh Royal Society 9, ebd. 1823, S. 263-73;
    On the Norwegian Settlements on the Eastern Coast of Greenland, or Ostergygd, and their Situation, in: Transactions of the Royal Irish Academy 14, 1, Antiquities, Dublin 1825;
    Account of a mineralogical Excursion to the county of Donegal (A descriptive catalogue of the mineral substances found in the County), in: Proceedings of the Royal Dublin Society 63, ebd. 1827, Anhang;
    Account of a mineralogical excursion to the Counties Londonderry, Tyrone and Down, ebd. 67, 1831, Anhang 1;
    List of minerals collected near and at the mines of the County Wicklow, ebd., Anhang 3;
    A descriptive Catalogue of a new collection of minerals in the Mus. of the Royal Dublin Society, to which is added an Irish Mineralogy, Dublin 1832.

  • Literatur

    ADB IX;
    F. Sartori, Vaterländ. Bll. f. d. österr. Kaiserstaat 18, 1819, S. 69-72;
    H. F. Berry, Biographical Sketch of Sir Charles Lewis M. v. G., in: The Dublin University Mgz. 3, Dublin 1834, S. 161 ff., 296 ff.;
    L. J. Fitzinger, Gesch. d. k. k. Hof-Naturalien-Cab. in Wien, in: SB d. Ak. d. Wiss. Wien, math.-naturwiss. Kl., Abt. I, 57, 1868;
    K. J. V. Steenstrup, K. L. G.s Mineralog. Reisejournal üb. Grönland, ²Kopenhagen 1910 (P);
    H. F. Berry, A Hist. of the Royal Dublin Society, London 1915, S. 163 (P);
    G. Waterhouse, Goethe, G. and Dublin, in: Proceedings of the Royal Irish Academy 41, C, Dublin 1932–34, S. 210-18 (Addenda, in: Minutes of Proceedings, Session 1943–44, S. 18);
    ders., Sir Ch. G.s Autograph Albums, ebd. 43, C, 1935-37, S. 291-306;
    ders., Goethes Korrespondent in Irland: Der Mineraloge K. L. Metzler v. G., in: Goethe u. d. Wiss., Vorträge, 1951, S. 159-71;
    E. Castle, Aus Goethes mineralog. Korr., K. L. M. v. G., d. angebl. Dichter d. „Zauberflöte“, in: Chronik d. Wiener Goethe-Ver. 48-50, 1946, S. 84-90 (P);
    O. Rommel, Die Alt-Wiener Volkskomödie, 1952;
    ders., in: Enc. dello Spettacolo V, Rom 1958;
    Die Musikforschung 5, 1954, S. 152 ff.;
    Terence de Vere White, The Story of the Royal Dublin Society, Tralee 1955, S. 85;
    M. Kirchmayer, Sir Ch. L. G., (in Vorbereitung);
    Goedeke V, S. 331, VI, S. 567;
    Pogg. I;
    Wurzbach V;
    Dansk Leks. VIII.

  • Porträts

    Gem. (Royal Dublin Society), Abb. in: E. Dent, Mozart's opera (The Magic Flute), Cambridge 1911.

  • Autor/in

    Gustav Gugitz, Martin Kirchmayer
  • Zitierweise

    Gugitz, Gustav; Kirchmayer, Martin, "Giesecke, Karl Ludwig" in: Neue Deutsche Biographie 6 (1964), S. 383-384 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116620153.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Giesecke (Metzler): Karl Ludw. v. G., berühmter Mineralog, geb. 1761 oder 1775 in Augsburg, gest. 5. März 1833 in Dublin. Nach den bei Wurzbach (s. u.) verzeichneten Quellen wäre sein ursprünglicher Name Metzler und er der Sohn eines wohlhabenden Schneiders. Seines früh bemerkbaren großen Talentes wegen zum Studium bestimmt, sollte Metzler, so wird weiter berichtet, sich auf der Universität Altdorf der Rechtswissenschaft widmen, die ihm aber wenig zusagte; um so mehr wendete er sich der Dichtkunst und Naturkunde zu, mit einer entschiedenen Neigung zur dramatischen Kunst. Nach dürftig vollendeten Studien ging Metzler nach Wien, trat mit Erfolg unter dem veränderten|Namen Giesecke auf der Bühne auf und wurde an dem Wiedner Theater engagirt. Hier schrieb er nun mehrere mit Erfolg aufgenommene Theaterstücke (s. u.), weshalb er auch den Titel eines Theaterdichters erhielt. Nebenbei boten ihm die vorzüglichen Sammlungen in Wien reichliche Gelegenheit, seiner Lieblingsneigung, dem Studium der Mineralogie eifrig nachzugehen. 1804 gab er seine Stellung an der Bühne völlig auf, um nunmehr ganz den mineralogischen Studien zu leben. Zunächst begab sich G. zum Zwecke Mineralien hauptsächlich für das Wiener Naturaliencabinet zu sammeln, auf Reisen und verwendete mehr als sieben Jahre zur Durchforschung von Grönland und Island. Seine Beobachtungen sind in der Abhandlung: „Ueber die mineralogische Beschaffenheit von Grönland“ in Brewster's Encyclopädie erschienen. Ein von ihm in Grönland entdecktes Mineral wurde von Allan und Strohmeyer ihm zu Ehren Gieseckit genannt. Nach seiner Rückkehr 1813 erhielt G. eine Professur der Mineralogie in Dublin und später den Titel eines Baronets und das Ritterkreuz des Danebrogordens. Auch war er Mitglied der Royal Academy. Eine Reihe mineralogischer Abhandlungen in englischen Zeitschriften werden ihres wissenschaftlichen Werthes wegen hochgeschätzt. Es sind darunter namhaft zu machen: „On cryalit" (Edinb. philos. Journ. VI. 1822), „On the geological situation of the Beryll in the County of Down“ (Ann. philos. M. X. 1825); „A geol. excursion to the Counties of Galway and Mayo“ (das. XI. 1826). Als selbständige Werke erschienen 1815 von ihm „Mineral System“ und 1820 eine Beschreibung seiner Reise nach Grönland in den Jahren 1805 bis 1809. (Vgl. Oesterr. Nat. Encyklop. II. 571. Poggendorff, Biogr. I. 894. Wurzbach, Biogr. Lex. V. 180). Gümbel.

    Giesecke's erste dramatische Arbeit war ein Operntext „Oberon" (nach Wieland), welchen Wranitzky componirte (1791): es folgten das Ritterschauspiel „Lutz von Unterstein" (1792); die Burleske „Der travestirte Hamlet" (1798), „Der travestirte Aeneas“ (1799) und die Oper „Die Pfaueninsel“. Endlich ist aber G. auch noch der eigentliche Dichter des Textes der Zauberflöte, den Schikaneder nur geändert und erweitert hat.

    Wir müssen schließlich erwähnen, daß über Giesecke's Herkunft und früheste Schicksale ein gewisses Dunkel herrscht, welches aufzuhellen wir uns vergebens bemüht haben. Die Identität des Geologen mit dem früheren Schauspieler steht zwar außer Zweifel; nicht aber seine Herkunft. Die oben gegebenen Daten scheinen indessen die am besten beglaubigten zu sein. Wenn dagegen G. in anderen Nachrichten als aus Braunschweig stammend, als ein Sohn von Nic. Dietrich Giseke, der als Student in Halle relegirt sei, bezeichnet wird (vgl. u. A. Otto Jahn, Mozart IV. S. 594, 603. Illustr. Familienbuch des östr. Lloyd II. S. 119), so scheint dies auf einer Verwechselung zu beruhen.

    • Korrektur

      S. 163. Z. 21 v. o.: Nach dem Artikel „Ein Augsburger Polarforscher“ in der Augsb. Allg. Zeitung 1880 Beilage Nr. 335 ward Giesecke's Bericht über seine Grönländische Reise (1806—13) nicht gedruckt, bis F. Johnstrup ihn in „Giefecke's mineralogiske Reise in Grönland“, Kopenhagen 1878 (im deutschen Text) veröffentlichte. Nach dem Verfasser des gedachten Artikels wäre Giesecke's ursprünglicher Name Johann Georg Karl Mezler gewesen.

  • Autor/in

    Hyac. Holland.
  • Zitierweise

    Holland, Hyacinth, "Giesecke, Karl Ludwig" in: Allgemeine Deutsche Biographie 9 (1879), S. 162-163 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116620153.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA