Lebensdaten
1726 – 1763
Geburtsort
Straßburg
Sterbeort
Straßburg
Beruf/Funktion
Gynäkologe ; Professor der Geburtshilfe, Chirurgie und Anatomie in Göttingen
Konfession
evangelisch?
Normdaten
GND: 116580887 | OGND | VIAF: 57370230
Namensvarianten
  • Röderer, Johann Georg
  • Roederer, Johann Georg
  • Röderer, Johann Georg
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Zitierweise

Roederer, Johann Georg, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116580887.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johann Friedrich (* 1686), Goldschmied u. Ratsherr in St.;
    M Marie Ursula, T d. Johann Leonhard Froereissen, Pfarrer zu St. Nikolaus u. Canonicus zu St. Thomas in St.;
    1752 Elisabeth Clara (1734–58), T d. Johann Friedrich Wahl, Hofrat;
    1 S, 2 T u. a. Wilhelmine Dorothea Victoria (1756–91, Justus Christian v. Loder, 1753–1832, preuß. Adel 1809, russ. Adel 1810, Anatom, o. Prof. d. Med. in Jena, s. NDB 15).

  • Biographie

    R. besuchte nach Privatunterricht das Thomas-Gymnasium in Straßburg und immatrikulierte sich 1740 an der dortigen Universität, wo er sich zuerst propädeutischen Studien, seit 1744 ausschließlich der Medizin widmete. Vor allem zog ihn der „geschworene Hebammenmeister der Stadt“ und Leiter der 1728 gegründeten Gebäranstalt, Johann Jacob Fried (1689–1769), an. 1747 brach R. zu einer längeren wiss. Reise auf, die ihn nach Paris, London, Oxford, Leyden und Göttingen führte. Dabei traf er mit so bedeutenden Anatomen und Chirurgen wie Antoine Louis (1723–93), William Hunter (1718–85), Albrecht v. Haller (1708–77) und dem engl. Geburtshelfer William Smellie (1677–1763) zusammen. 1749 kehrte er nach Straßburg zurück und wurde im folgenden Jahr mit der Dissertation „De foetu perfecto“ promoviert. Im Dez. 1751 übernahm R. als ao. Professor die Leitung des neuerrichteten „Accouchierhauses“ der Univ. Göttingen mit Unterrichtsräumen für Studenten und Hebammen. Zusätzlich hatte er das Amt des Prosektors inne. 1754 wurde er zum o. Professor für Anatomie und Chirurgie und 1759 zum kgl. Leibmedicus ernannt (1760/61 Prorektor). Er initiierte auch in privaten Räumen und auf eigene Kosten ein Collegium Clinicum, in dem er Studenten in praktischer Arbeit an ambulatorisch betreuten Patienten aller Art unterrichtete. Auf dem Weg zu einer Konsultation nach Paris starb R. in seiner Heimatstadt an einem Fieberanfall.

    In seinem Bemühen, die Geburtshilfe auf ein wiss. Fundament zu stellen, forderte R. eine „ars obstetricia“, die auf anatomischen Kenntnissen und biologischem Verständnis gründete. Die Geburt war für ihn ein natürliches Geschehen, das man möglichst nicht stören sollte, weshalb er auf die Anwendung der Geburtszange weitgehend verzichtete. Im Zusammenhang mit dem Geburtsmechanismus galt sein Augenmerk besonders dem Bau und den Funktionsmöglichkeiten der Gebärorgane. R. erkannte die Bedeutung der Beckenachse (conjugata vera obstetrica) bei der Beckenmessung und deren Einfluß auf eine praktische Geburtsprognose. Weitere Schwerpunkte seines Schaffens bildeten die Bestimmung der Schwangerschaftsdauer, die Wertung der Schwangerschaftszeichen, die unterschiedlichen Techniken (Wendung d. Foetus, Unterbindung d. Nabelschnur etc.) beim Geburtsvorgang, die Frage der Möglichkeit des Erstickungstodes durch eingesogenes Fruchtwasser und v. a. auch spekulative Überlegungen, inwieweit heftige Gemütsbewegungen bei Schwangeren eine formende Wirkung auf die Frucht ausüben.|

  • Auszeichnungen

    Mitgl. d. franz. Ac. des Chirurgiens (1760), d. Ak. d. Wiss. in Göttingen (1760), Petersburg (1756) u. Stockholm (1757).

  • Werke

    u. a. De axi pelvis programma, sub professoris munere auspiciis, 1752;
    Elementa artis obstetriceae in usum praelectionum academicarum, 1753;
    De vi imaginationis in foetum negata, quando gravidae mens a causa quacunque violentiore commoventur, 1756;
    De temporum in graviditate et partu aestimationes, 1757;
    De infantibus in partu suffocatis observationibus, 1760;
    Opuscula medica collecta, 2 Bde., hg. v. A. Kästner, 1763/64.

  • Literatur

    ADB 29;
    L. Ramsauer, J. G. R., d. Begr. d. wiss. Geburtshilfe, in: Vorarbb. z. Gesch. d. Göttinger Univ. u. Bibl. 22, 1937, S. 1-30 (P);
    V. Zimmermann, Die akad. Geburtshilfe u. d. Accouchierhaus. in: Niedersächs. Ärztebl. 10, 1987, S. 14-16 (P);
    BLÄ;
    NDBA;
    Göttinger Gel., S. 26 f. (P).

  • Porträts

    Ölgem. v. J. W. Hauwiler, 1751 (Göttingen, Univ.-Frauenklinik), Abb. in: Göttinger Gel., S. 27, hierzu K. Arndt (Hg.), Kat. d. Bildnisse im Bes. d. Georg-August-Univ. Göttingen, 1994, Nr. 181;
    Gem. v. H. W. Dietz, 1760 (Göttingen, Univ.rektorat);
    Kupf. v. Kaltenhofer, 1756, Abb. in: M. Voit (Hg.), Bildnisse Göttinger Professoren aus zwei Jhh., 1937.

  • Autor/in

    Volker Zimmermann
  • Zitierweise

    Zimmermann, Volker, "Roederer, Johann Georg" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 709-710 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116580887.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Roederer: Joh. Georg R., geboren am 15. Mai 1726 in Straßburg, studirte zuerst in seiner Vaterstadt, namentlich bei Fried dem Vater, ging 1747 nach Paris zu Grégoire und später nach London zu Smellie und W. Hunter. Ueber Leyden kam er dann 1750 nach Göttingen, wo er auf Grund seiner Diss. inaugur. de foetu perfecto in demselben Jahre promovirt wurde. Als nun im J. 1751 in der Berliner Charité die erste deutsche Hebammenschule nach dem Vorbilde der in Straßburg bestehenden gegründet wurde, schlug auf Antrag Haller's der Curator der Universität Göttingen G. A. v. Münchhausen dem König Georg III. die Errichtung einer Entbindungsanstalt an der Universität in Göttingen vor und durch Haller's Einfluß wurde J. G. R. mit der Direction dieser ersten deutschen Lehranstalt für Geburtshülfe betraut, welche bereits im November 1751 eröffnet wurde. R., damals erst 25 Jahre alt, hat in rastloser Thätigkeit als Lehrer und Schriftsteller in den verschiedensten Zweigen der Medicin gewirkt. Anfangs Extraordinarius, wurde er 1754 Ordinarius und Leibarzt des Königs von England. Sein Hauptwerk: „Elementa artis obstetriciae in usum praelectionum academicarum“ erschien|1753 in erster, 1759 in zweiter, 1766 in dritter Auflage; es wurde ins Deutsche, Französische und Italienische übersetzt und ist besonders ausgezeichnet durch die knappe Darstellung und vorzügliche Schilderung des Geburtsmechanismus. Nach Haller's Weggang von Göttingen übernahm er auch die Professur der Anatomie und Chirurgie, las ferner gerichtliche Medicin, und hielt Secirübungen und Operationsübungen an der Leiche ab. 1756 erschienen seine: „Observationum medicarum de partu laborioso decades duae“ und 1759: „Icones uteri humani observationibus illustratae“. Dabei hatte er eine ausgebreitete medicinische, chirurgische und obstetricische Praxis. Sein großer Ruf und seine Bekanntschaft mit französischen Officieren während des siebenjährigen Krieges veranlaßten seine Berufung zur Operation einer hochgestellten Dame nach Paris. Auf dem Wege dahin erkrankte er aber in Straßburg am Typhus und starb, noch nicht 37 Jahre alt, am 4. April 1763. Einen Theil seiner Schriften: „Opuscula medica collecta“ gab noch Kästner heraus, Göttingen 1763 und 1764.

    • Literatur

      F. B. Osiander, Lehrbuch der Entbindungskunst. 1799. 1, 322. — E. C. J. v. Siebold, Versuch einer Geschichte der Geburtshülfe. Berlin 1845. II, 435. — H. Häser, Lehrbuch der Geschichte der Medicin. 3. Aufl. 1881, II, 728. — Kleinwächter in Gurlt-Hirsch, Biographisches Lexicon. Wien 1887. V, 56.

  • Autor/in

    F. Winckel.
  • Zitierweise

    Winckel, Franz von, "Roederer, Johann Georg" in: Allgemeine Deutsche Biographie 29 (1889), S. 20-21 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116580887.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA